Pro Trolleybus

  • kurduvadi

    Es gab einmal eine gescheite Doktrin, die besagte, dass für das Einrichten von neuen Linien mit einem Autobusbetrieb die Frequenzen "abgetastet" werden sollen. Je nach Entwicklung wird dann auf Trolley umgestellt und später, wenn die Frequenzen noch mehr steigen auf das Tram. Für die Erlenmatt hat bis jetzt niemand die Einrichtung einer Trolleybuslinie verlangt. Sollte eine provisorische Autobuslinie erfolgreich sein, kann man ja im Sinn dieser Doktrin weitermachen. Was an der Erlenmatt-Planung gut ist, ist, dass gleich das Trassee fürs Tram reserviert wird.

    Um was es eigentlich geht: Die Linienänderungen der letzten Zeit verlagern den Verkehr von elektrischen Linien auf Diesellinien. Für mehr Geld (ein Kleinbus mit 30 Plätzen braucht gleichviel Fahrpersonal wie ein Tramzug mit 300 Plätzen) und für mehr Umweltbelastung gleichviel Fahrgäste, das kann's nicht sein!

    Der einzige "Ausbau" des Tramnetzes seit 1934 ist die Linie von der Münchensteinerbrücke zum Bahnhof. Wenn die ganzen Überlegungen, das knappe Geld in das Tram zu investieren anstatt in den Trolleybus wirklich zuträfen, wären ja schon längst mindestens eine neue Linie finanziert. Einer Regierung, die 40 Millionen für ein privates Stadtkasino findet, 3 Million für das Zuteeren des Rütimeyerplatzes, 3 Millionen für das Entgrünen der Claramatte, Millionen für einen Boulevard Clara und ähnliche die Wohnlichkeit fördernde Massnahmen, aber keine 400'000 Franken für die Sanierung der Kindergärten, die für Kürzungen von Tramlinien einsteht, eine Verschlechterung der Qualität des ÖV-Angebots zulässt, so einer Regierung soll ich dann glauben, wenn sie von neuen Tramlinien spricht?

  • @Grenzdrämmler

    Weshalb kann man einen Dieselbus nicht auch so bauen?

    PS: Auch Trams kann man ruppig fahren (s. Tram2000, aber auch Combino, auch bei den handradgefahrenen Be4/4 überträgt sich die innere Stimmung des Wagenführers bislang in alle Knochen), und Trolleys kann man zwar nicht ruppib beschleunigen, doch ruppig abbremsen geht (das kann ja auch mal nötig sein). Und das ist schon fast ein "Volkssport" in Lausanne, wo sich die Fahrer gerne in einer slowmotion-Version der Stotterbremse üben. Wer die ersten beiden Bremsstösse heil überlebt hat, fällt spätestens beim dritten hin...

  • Es gibt aber auch VIELE Wagenführer und Buschauffeure, die fahren butterweich und sanft, egal welchen Fahrzeugtyp sie gerade steuern. Und können totzdem den Fahrplan einhalten.
    Dass es in Lausanne ein bisschen ruppiger zugeht liegt daran, dass diese Stadt noch viel mehr hügelig ist als Basel. Wobei dort das "Ruppige" sich mehrheitlich auf die Talwärtsfahrten bezieht, da muss der Fahrer eben öfters die Bremse brauchen.
    Denk doch bitte auch daran, dass ein tonnenschweres Gefährt nicht so einfach zu bedienen ist wie eine Vespa.

  • Nicht ganz so, Dante Schuggi: Das ruppige Bremsen findet vorallem beim Einfahren in Haltestellen statt, insbesondere wenn der Fahrer genau 3 cm hinter dem vorderen Fahrzeug anhalten will. Und das ob es nun bergauf, bergab geht oder eben ist. Man könnte es etwas weniger genau nehmen und etwas mehr Abstand halten (die Basler Trams lassen auch soviel Platz, dass es auf den Zentimeter nicht ankommt).

    Und übrigens: ich wollte keinesfalls unterstellen, dass alle Basler Drämmler ruppig sind (sonst fände ich das ja normal). Es tut einfach weh, wenn einer so reisst und rupft. Ich war mal mit einem unterwegs, der beim Abbremsen eine lange Pause machte, dann alle Bremsstufen so ziemlich auf einmal aufschaltete und dann notgedrungen versuchte zu sanden. Weil das offenbar sein normaler Farstil war, war der Sand aber längst versiegt... Auch das schmerzt den feinfühligen Fahrgast ;( Schliesslich gibt es auch diese, welche einem vergessen machen, dass man in einem stufengeschalteten Gefährt sitz, und das ist dann das echte Hochgefühl.

  • Ja, ich weiss, in Sachen Fahrstil sind wir alle Fachwissenschaftler und Experten. Nach meiner Meinung ist es aber doch eine Tatsache, dass jedenfalls in Basel (seitens der BVB) ein durchwegs ruhiger Fahrstil herrscht.
    Ich mag mich an einen Fall erinnern, der liegt aber Jahre zurück, als ich mich in einem 3er befand (Baracke), der den Kohlenberg hinunter fuhr. Ausgerechnet in der relativ scharfen Kurve bremste der Wagenführer sehr viel stärker, so dass ich mit der rechtsseitigen Achsel auf den Türöffnungs-Anmeldeknopf schlug. Dem Knopf hat es nichts getan, wohl aber meiner Achsel.

  • Ich beharre wie früher erwähnt darauf, dass ihr als Fahrgäste weit, weit weniger allfällige Charaktereigenschaften oder Feingefühle der "Triebfahrzeugführenden" spürt als vielmehr das Verhältnis der Fahrplanzeiten zur Fahrplanabweichung.

    Anders gesagt: Wenn dieses Sklavengerät minus zwei oder drei Minuten anzeigt, dann werden auch Feinfühlige im Führerstand zu Angespannten, und ab minus vier Minuten kann man im Führerstand nur noch kämpfen, kämpfen und nochmals kämpfen. Fahrgastfreundlichkeit entfällt dann leider. So will es der Sparteufel.

  • Zitat

    Original von Gränzdrämmler
    Ich beharre wie früher erwähnt darauf, dass ihr als Fahrgäste weit, weit weniger allfällige Charaktereigenschaften oder Feingefühle der "Triebfahrzeugführenden" spürt als vielmehr das Verhältnis der Fahrplanzeiten zur Fahrplanabweichung.

    Anders gesagt: Wenn dieses Sklavengerät minus zwei oder drei Minuten anzeigt, dann werden auch Feinfühlige im Führerstand zu Angespannten, und ab minus vier Minuten kann man im Führerstand nur noch kämpfen, kämpfen und nochmals kämpfen. Fahrgastfreundlichkeit entfällt dann leider. So will es der Sparteufel.


    das widerspreche ich Dir jetzt einfach mal...

    Es gibt einige WGFs die auch ohne Verspätung kein Feingefühl haben.
    Andererseits gibt es auch diejenigen, die mit 3 Minuten Verspätung noch butterweich fahren.

    und auch mit Stufenlosen Fahrzeugen gibt es brutale Rüpel unter den WGF. Wie einige WGF mit dem Combinos "Gutzi" geben, ist einfach eine Frechheit.

  • Danke Dome, Du bringst es auf den Punkt.
    Gränzdrämmler
    Im MIV gibt es kein solches "Sklavengerät", und dennoch lassen sich ganz unterschiedliche Fahrstile ausmachen, die doch sehr von der momentanten Befindlichkeit der Person abhängen. Und wie sehr sich diese Befindlichkeit vom "Sklavengerät" beeindrucken lässt ist eben doch eine Charaktereigenschaft.

    Es sind nicht die Beschleunigungen oder Verzögerungen an sich, welche unangenehm wahrgenommen werden, sondern deren Veränderung. Wer Stufe um Stufe aufschaltet kann durchaus rassig fahren, ohne dass dies unangenehm bemerkt wird, und wer immer gleich drei Stufen aufs Mal schaltet mit grossen Pausen dazwischen kann noch so lamatschig rumfahren, es ist dennoch unangenehm.

  • Was die Fahreigenschaften betrifft, so kann man, einmal mehr, sehr gut die Inkonsequenz der BVB-Führung und der Regierung illustrieren: Es wird geklagt, der Erdgasbus beschleunige schlecht. Aber auch ein Dieselbus kann, verglichen mit einem Trolleybus, schlecht beschleunigen.

    Wirklich gut "anziehen" kann nur der Trolleybus, dank seinem Elektromotor, dessen Leistung bei der geringsten Tourenzahl am höchsten ist, während die Leistung eines Verbrennungsmotors (Diesel, Erdgas, Benzin u.s.w.) bei der grössten Tourenzahl am höchsten ist.

    Der Trolleybus könnte also auch einiges zur Fahrplansicherheit beitragen. Zudem ist er bei den Fahrgästen beliebter, deshalb ist eine Trolleybuslinie AUF JEDEN FALL attraktiver als eine Autobuslinie und wird dementsprechend auch mehr Fahrgäste anziehen, besser ausgelastet sein und ergo einen besseren Kostendeckungsgrad aufweisen.

    Die BVB müssen einfach aufhören, ihren Fahrgäste zu belehren. Es wäre viel besser, sie würden endlich einmal auf sie hören ...

  • Ich bin immer wieder überrascht, wie hier keck behauptet wird, dass die Fahrgäste den Trolleybus bevorzugen würden. Mir ist keine diesbezügliche repräsentative Umfrage bekannt.

  • Dann würde ich Ihnen vorschlagen, dass Sie an einem Tag am Claraplatz die ankommenden Fahrgäste befragen, was ihnen denn besser passt. Und voilà, schon haben Sie Ihre gewünschte, repräsentative Umfrage! Und Sie werden staunen, "Ihr" Dieselbus wird nicht an erster Stelle stehen...

    Einmal editiert, zuletzt von BVBär (24. August 2006 um 17:21)

  • Zitat

    Original von Stephan Gassmann
    Ich bin immer wieder überrascht, wie hier keck behauptet wird, dass die Fahrgäste den Trolleybus bevorzugen würden. Mir ist keine diesbezügliche repräsentative Umfrage bekannt.

    Mit leisen und attraktiven Fahrzeugen (und dazu gehören laute und vibrierende Gasbusse nicht dazu) fährt man viel lieber, das ist selbstverständlich. Basel hat in der Vergangenheit ein beliebtes und gut genutztes ÖV System besessen. Leider wird dies durch irgendwelche Diesel- und Gasbusfanatiker kaputt gemacht.
    Technisch betrachtet ist der Verbrennungsmotor eigentlich längst überholt. Dies zeigt sogar der Trend in Richtung Hybridautos.

  • das ist und bleibt eine never ending story hier...


    @S. Gassmann

    Sie können ja mal hier im Forum anfangen mit Ihrer representativen Umfrage:

    Ich fang gleich mal an:

    Als Anwohner: ganz klar Trolleybus

    Als Fahrgast: eben falls Trolley bus.

    Es müssten jetzt nicht unbedingt die NEOPLAN sein, wobei für die kurze Linie 31 diese sicher genügen.

    Die Hess Trolleys sind sehr bequem fahren sehr angenehm und machen fast keinen Lärm. sie fahren sauber an und rucken nicht beim fahren (kein Schaltgerucke).

    Und auch ein Doppelgelenkbus mit zwei Motor hat MEINER MEINUNG NACH ein viel angenehmeres Fahrverhalten als ein Dieselbus.

    Und wenn man bedankt wie jung die MAN Dieselbusse sind, machen sie ja einen extremen Saukrach...

    und in einem MAN hinten zu hocken, ist alles andere als angenehm, da kann man sich nicht einmal unterhalten.

  • Zitat

    Original von Gummikueh 476
    Wirklich gut "anziehen" kann nur der Trolleybus, dank seinem Elektromotor, dessen Leistung bei der geringsten Tourenzahl am höchsten ist, während die Leistung eines Verbrennungsmotors (Diesel, Erdgas, Benzin u.s.w.) bei der grössten Tourenzahl am höchsten ist.
    ...

    Sinngemäss hast Du Recht, doch heisst die Variable nicht Leistung, sondern Drehmoment. Das Drehmoment ist beim Elektromotor u.a. dank elektronischer Ansteuerung konstant, während ein Dieselmotor bei tiefen Drehzahlen nur ein kleines Drehmoment entwickelt. Ergo die Notwendigkeit eines Getriebes. Die Leistung ist das Produkt von Drehmoment und Drehzahl, das heisst sie ist ganz sicher nicht bei der geringsten Tourenzahl am grössten. Daran siehst Du übrigens, dass der Trolley auch bei höheren Geschwindigkeiten im Vorteil ist, solange die Einspeisungen die nötigen Amperes liefern können (denn elektrisch ist Leistung das Produkt aus Spannung und Strom)!

  • Wie naiv muss man eigentlich sein, um solche Pressetexte ungefiltert zu glauben??? Selbst aus dem momentan unhaltbaren Zustand mit der provisorischen Tankanlage wird noch das beste herauspoliert.
    Abgesehen davon: Es wird kein Vergleich mit anderen Fahrzeugen gezogen sondern lediglich die Aussage getroffen, dass es Kunden gibt, die zufrieden mit dem Angebot "Gasbus" sind, nicht mehr und nicht weniger. Wo ist die Meinug derer, die nicht zufrieden sind erwähnt???

  • Ich denke nicht, dass hier irgendjemand bestreitet, dass Gasbusse besser sind als Dieselbusse. In Bern geht es hauptsächlich darum, die Dieselbusse zu ersetzen, nicht die Trolleys (Bernmobil will ja längerfristig auf den Einsatz von Dieselbussen verzichten, behält aber den Trolleybusbetrieb bei). In diesem Kontext sollte man den Zeitungsartikel auch verstehen.

  • Zitat Gummikueh 476: "...in Bern geht es hauptsächlich darum, die Dieselbusse zu ersetzen..., Bernmobil will ja längerfristig auf den Einsatz von Dieselbussen verzichten...)"

    Und das beabsichtigen die BVB langfristig nämlich auch.