Petition gegen Tempo 30

  • Als Ergänzung zu schnellen E-Bikes: In der Schweiz gilt leider die Radwegbenutzungspflicht, in Deutschland hingegen nicht. Die CH-Regierung hat zuletzt 2014 gegen die Aufhebung entschieden. Das ASTRA und TCS hätten es in der Hand, wenn sie es wollten. Seit 2014 hat die Zahl schneller E-Bikes bekanntlich massiv zugenommen. In Deutschland dürfen schnelle E-Bikes die Radwege meiden, wo Kinder, Cargo-Bikes, gemütliche Pedaleure und Gemischtverkehr Velo-Fussgänger anzutreffen sind.

    Fazit: Solange die Radwegbenutzungspflicht gilt, bleibt Tempo 30 die beste Massnahme, Verkehrsunfälle zu reduzieren. Falls Drämmli nicht ausgenommen werden, liegt das an der Trägheit derselben Gesetzgeber, die auch an der Radwegbenutzungspflicht festhalten.

    Last but not least: Bei Tempo 50 wären diese Baumkronen sicher nicht so nahe an den Fahrleitungen erlaubt, bei Tempo 30 schon (Bild: Aeschenvorstadt).

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    Ich finde eine Radbenutzungspflicht für schnelle E-Bikes schlicht den falschen Ansatz. Bis Tempo 50 macht eine solche Regelung ja noch teilweise Sinn. Aber ab dann wird es schon sehr kritisch. Auf einer Überlandstrasse mit einem Velo neben vorbeirasenden Autos, LKWs etc. mit teils mehr als 80 km/h ist schon eine Nummer. Dies stellt in meinen Augen eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Aber auch bei Tempo 50 sehe ich die Pflicht kritisch. Dies dürfte der Beschränkung der E-Bikes auf 45km/h geschuldet sein. Damit ist man mit dem E-Bike automatisch ein Fremdkörper im Verkehr. Für die normalen Velos ist man zu schnell, für die Strasse mit Autos aber zu langsam. Denn für viele Autofahrer bedeutet ein Tempo 50 Schild ja grundsätzlich nicht eine Höchstgeschwindigkeit von 50, sondern dass 50 (oder mehr) gefahren werden muss. Dies führt dann wiederum zu teils "spannenden" Überholversuchen bei nur knappen 5 km/h Unterschied.

  • Daraus müsste man den Schluss ziehen, dass E-Bikes mit 45 km/h verboten werden sollten.

    Schnelle e-Bikes sind die einzige Möglichkeit in der Stadt Basel noch halbwegs rasch vorwärts zu kommen.

    Autos sind in der Innerstadt verbannt.

    Der ÖV ist viel zu langsam und macht zu oft Probleme, da kann man gleich laufen.

    Mit dem normalen Velo braucht man ordentlich Kondition um auf 40 zu kommen.

    E-Scooter sind auch relativ langsam.

    Wir können uns natürlich auch in der Entwicklung ein paar hundert Jahre zurückschreiben, mit dem Eselkarren oder dem Rösslitram fahren.

    Komisch das mache Menschen gegen den Fortschritt sind, und zurück zum Höhlenmenschen entwickeln.

  • Höhlenmenschen? :) Wenn man den Fortschritt der Mobilität an der Geschwindigkeit bemisst, dann mag das stimmen. Es gibt unterschiedliche Ansichten, was modern sein soll, die Geschwindigkeit ist es für mich nicht. Es würde z.B. weniger wehtun, wenn der Weg zur Arbeit der Arbeitszeit angerechnet werden könnte. Man sähe viele freundliche Menschen im Auto sitzen und lächelnde Fahrgäste im ÖV.

    Mehr darüber: https://velop.ch/entry/warum-ge…-als-autofahren

  • Das von jemandem zu lesen, der stets betont, wie früher alles besser und schöner war, erstaunt mich...

    Das hat den Hintergurnd das ich den ÖV in Basel noch als wesentlich schneller, besser und zuverlässiger kenne.

    Heute ist ein klarer Abwärtstrend zu erkennen.

    Ja für mich zählt Schnelligkeit, da ich nicht immer viel Zeit habe.
    Lange Anreisewege gehen zwangsläufig von meiner Fotozeit ab, was bedeutet das ich dann einen Flexity mit dunkler Frontanzeige weniger föttele kann... :P

  • Das hat den Hintergurnd das ich den ÖV in Basel noch als wesentlich schneller, besser und zuverlässiger kenne.

    Das ist eine Frage der Betroffenheit und Perspektive:

    Bei bestimmten Tram- und Buslinien trifft es zu, dass diese früher etwas schneller und zuverlässiger waren (was meinst du mit besser?). Hingegen gibt es heute aber auch zahlreiche neue und teilweise häufigere Verbindungen, die es früher nicht gab und die bestimmte ÖV-Reisen schneller oder überhaupt erst möglich machen (z. B. Buslinie 38 nach Grenzach, Tramlinien 10/11 via Bahnhof SBB, Abtausch Tramlinien 8 und 14 in Kleinbasel, Tramlinie 21, Buslinie 46, etc.). Für mobilitätseingeschränkte Personen war der ÖV früher kaum zugänglich und ist für diese heute somit viel besser.

    Dass das ÖV-Angebot heute insgesamt wesentlich langsamer, schlechter und unzuverlässiger sei als früher, ist also eine sehr einseitige Betrachtung.

  • Ja ich kenne den ÖV in Basel als westentlich schneller, besser und zuverlässiger als heute.

    Schneller weil kaum mehr ein Anschluss klappt, der vor einigen Jahren noch geklappt hat, und sich die Fahrzeiten dadurch deutliche verlängert haben.

    Zuverlässiger weil wir so viele Fahrzeugpannen und Ausfälle wie noch nie haben.

    Besser weil wir früher deutlich bessere Fahrzeuge mit besseren Sitzen, bessere Heizung, besserer Lüftung - dafür ohne Pannen hatten.

    Demos, Baustellen, Umleitungen tun ein weiteres für langsameren ÖV.

    Vielleicht hilft es mal wenn man nicht den Fahrplan anschaut, sondern die tägliche Realität sieht, die weichen immer mehr voneinander ab.

    Thema Betroffenheit:

    Ich bin so froh das ich vom Abo aufs e-Bike umgestiegen bin. Nach nur etwas über einem Jahr hatte ich den Kaufpreis vom Velo durch eingesparte Abokosten raus.

    Zwei Beispiele meine oft benutzen Routen:

    Bahnhof SBB - Wohnung:

    ÖV: Tram - Bus - Wanderung - gut 40 Minuten - wenn der Anschluss klappt, ansonsten gut 55 Minuten.

    Gleiche Route mit dem Velo: etwa 17 Minuten

    Wohnung - Fotostandort Pratteln:

    ÖV: Wanderung - Bus - Tram - S-Bahn - Wanderung - gut 60 Minuten - wenn die Anschlüsse klappen, ansonsten 75 Minuten.

    Gleiche Route mit dem Velo: etwa 20 Minuten

    Ich wandere ja ganz gerne, aber dann doch lieber in den Bergen mit schöner Aussicht.

    Lange warten auf verpasste Anschlüsse und ausgefallen Trams, gehören dagegen nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.

    Das bezieht sich ausschliesslich auf die BVB, da die BLT leider nicht auf meinen Routen liegt.

  • Dass man mit dem Velo (selbst ohne Motor) im Innerortsbereich inbesondere bei Umsteigeverbindungen schneller ist als mit dem ÖV war ja wahrscheinlich auch schon in der Mitte bis Ende des letzten Jahrhundert so, oder was auch immer für dich die "goldene" Zeit ist.

    Ob die ÖV-Reisezeit nun ist 40 oder 42 oder 38 Minuten beträgt, ist verglichen mit einer Velofahrzeit von 17 MInuten wohl absolut belanglos.

    Weitere sehr berechtigte Punkte bezüglich Zuverlässigkeit finde ich hingegen absolut nachvollziehbar, haben aber wenig aussschliesslich mit der Höchstgeschwindigkeit zu tun.

    Ich sehe mich ja bei vielen solchen Fragen als etwas in der Mitte ein.

    Aber in der heutigen aufgeheizten Zeit, wo es nur noch um Vereinfachung und Polarisierung geht ist diese Position halt schwer vermittelbar.

  • Und wie war denn die ÖV-Reisezeit auf deinen beiden Routen früher zu besseren Zeiten?

  • Wohnung - Fotostandort Pratteln:

    ÖV: Wanderung - Bus - Tram - S-Bahn - Wanderung - gut 60 Minuten - wenn die Anschlüsse klappen, ansonsten 75 Minuten.

    Gleiche Route mit dem Velo: etwa 20 Minuten

    Von Grenzach nach Pratteln ist es mit dem Velo über das Stauwehr Wyhlen-Augst ja ein Katzensprung, während das mit dem ÖV über Basel ein grosser Umweg ist.

    Nur war ja das auch schon früher so. (Sofern damals das Stauwehr überhaupt befahrbar war).

    Ob z.B. das Tram über die Mittlere Brücke nun (im Idealfall) mit 50 oder 30 fahren darf, ist damit verglichen fast vernachlässigbar.

    Gegen zusätzliche ÖV-Verbindungen (Bahn oder zumindest längere Regionalbuslinie und nicht ein Ortsbus im Stundentakt oder so) über den Rhein hätte ich aber natürlich selbstverständlich überhaupt nichts einzuwenden.

  • Und wie war denn die ÖV-Reisezeit auf deinen beiden Routen früher zu besseren Zeiten?

    Ja das waren sie. Ein Blick in die alten Fahrpläne zeigt das.

    Stabiler, Zuverlässiger, Sicherer, und etwas schneller.

    Man konnte sich auf die Verbindungen besser verlassen wenn man auf den Zug musste.

    Über Jahre hinweg wurde der ÖV in Basel immer etwas schneller, in den letzten Jahren hingegen ist ein deutlicher Rückwärtstrend zu erkennen.

    Und um aufs Thema 30 zurückzukommen: Wer rechnen kann, wird zwangsläufig erkennen müssen, das eine herabsetztung der Höchstgeschwindigkeit auch eine veringerung der Durchschnittsgewschwindigkeit bedeutet.

    Und wer schon mal tram oder Bus gefahren ist, wird auch wissen das die Trams und Busse auf vielen Abschnitten mehr als auf 30 Beschleunigen um die jetzigen Fahrzeiten halten zu können.
    Ansosnten empfehle ich dirngen eine Mitfahrt mit Blick auf den Tacho.

  • Vielleicht hilft es mal wenn man nicht den Fahrplan anschaut, sondern die tägliche Realität sieht, die weichen immer mehr voneinander ab.

    Ja das waren sie. Ein Blick in die alten Fahrpläne zeigt das.

    Stabiler, Zuverlässiger, Sicherer, und etwas schneller.

    Für die guten alten Zeiten gilt der Fahrplan als Referenz, heute aber der Betrieb draussen?

    Ein Blick in die alten Fahrpläne zeigt vor allem, dass es von Grenzach keine Busverbindung nach Basel gab. Wenn es zeitlich passte, konnte man die Buslinie 7301, die im Wesentlichen auf den Schülerverkehr ausgerichtet war und keinen attraktiven Takt bot, bis zur Haltestelle vor der Grenze nutzen, von dort aus zu Fuss in die Schweiz gehen und dann in den Trolleybus der Linie 31 umsteigen.

  • Massiv beschleunigt wird das Ganze wirklich mit der zumindest grob angedachten Rheinbrücke bei Stein-Säckingen - dann muss der Grenzacher für die Güterzugfotos nicht mehr die Rheinseite wechseln, sondern kann direkt vor der Haustür knipsen :D

    Eine solche Rheinquerung wurde verworfen, siehe Seiten 107 und 109 im Schlussbericht Konfiguration Knoten Basel:

    Rheinquerung Ost bei Schwörstadt, Betriebswechselpunkt in Basel Bad Bf: Bei dieser Variante werden die Güterzüge, die keine Behandlung in Basel SBB RB erfordern, zwischen Basel Bad Bf und Mumpf über die Hochrheinstrecke geführt. Die Angebotsziele und Durchbindungsanforderungen können nicht erfüllt werden. Die erforderliche Flexibilität in der Trassennutzung ist nicht gewährleistet, weil die eine Hälfte der Trassen über die Oberrheinstrecke nach Basel Bad Bf und die andere Hälfte über die Fricktalstrecke nach Basel SBB RB geführt wird. Die baulich-geometrische Machbarkeit der erforderlichen Infrastrukturen im Raum Basel Bad Bf (Betriebswechselpunkt und Entflechtung) ist nicht gegeben. Die Fahrzeit ist zu prüfen. Die politische Akzeptanz dieses Vorhabens scheint zudem sehr fraglich.

    Rheinquerung Ost bei Schwörstadt, Betriebswechselpunkt entlang der Strecke Basel Bad Bf – Mumpf: Bei dieser Variante werden die Güterzüge, die keine Behandlung in Basel SBB RB erfordern, zwischen Basel Bad Bf und Mumpf über die Hochrheinstrecke geführt. Die Angebotsziele und Durchbindungsanforderungen können nicht erfüllt werden. Die erforderliche Flexibilität in der Trassennutzung ist nicht gewährleistet, weil die eine Hälfte der Trassen über die Oberrheinstrecke nach Basel Bad Bf und die andere Hälfte über die Fricktalstrecke nach Basel SBB RB geführt wird. Die baulich-geometrische Machbarkeit und die Fahrzeit sind zu prüfen. Die politische Akzeptanz dieses Vorhabens scheint zudem sehr fraglich.

  • Der Kollateralschaden bei Tempo50 ist gross. Beim Einsteigen muss es dann ebenso geschwind gehen. Das ist einfach gesagt, funktioniert aber nicht immer, auch wenn der Kopf es will. Neulich sprach ich mit einem älteren Herrn darüber, der regelmässig das Grab seiner verstorbenen Frau auf dem Hörnli besucht. Er selber verfügt über die Fahrausweise aller möglicher Kategorien, auch den zum Fahren eines Reisecars. Anyway: Der Man wollte letzte Woche um 10 Uhr beim Otto-Wenk-Platz den 31er besteigen. Den Fuss bereits auf die Schwelle gestellt, da schliesst sich die Türe. Ein kurzes Zögern wird ihm zum Verhängnis. Er fällt. Zum Glück eilte eine aufmerksame Frau herbei und hilft dem Mann wieder auf die Beine. Beide fahren mit dem 31er davon, beim Bus-Depot vorbei, wo der Chauffeur seine Schicht beendet.

    Der Mann bleibt unverletzt, trotzdem ist er fassungslos, wie es möglich ist, die Gäste wie Waren befördert werden. Es braucht Aufmerksamkeit auch Ende der Schicht. Wie kann man da gegen Tempo 30 sein?

  • ... Dies führt dann wiederum zu teils "spannenden" Überholversuchen bei nur knappen 5 km/h Unterschied.

    Und wie "spannend" der Überhohlversuch dann erst wird, wenn auf dem knapp 1m breiten Radweg ein E-Bike mit 45km/h angebraust kommt und davor ein Mutti und ihr 6 Jahre altes Kind mit knapp 15 km/h und etwas schwankend unterwegs sind.