Zukunft Waldenburgerbahn (WB) Projektierung u. Realisierung Infrastrukturmassnahmen

  • nö, finde Deine Kommentar absolut legitim.

    Was ÖV-mässig in BL momentan abgeht, ist jenseits von gut und böse.
    Und die BaZ, nun ja, ist halt nunmal die BaZ.

  • Danke 4106 fürs Einstellen. Habe schon lange keinen so unqualifizierten Artikel mehr gelesen, nicht einmal in der BaZ. Nur ein paar Müsterchen:

    "Die unbestritten notwendige Erneuerung der Verkehrserschliessung durch ein öffentliches Verkehrsmittel [...] muss in erster Linie als gezielte Wirtschaftsförderung betrachtet werden."
    Seit wann gelten Erhaltungsmassnahmen als Wirtschaftsförderung? Es wird lediglich sichergestellt, dass der Status quo unter Berücksichtung der aktuellen gesetzlichen Vorgaben erhalten bleibt.

    "Das Waldenburgertal hat nur dann eine Zukunft, wenn es durch das beste, kosteneffizienteste und und flexibelste Verkehrssystem erschlossen wird. [...] Unter dieser Prämisse ist es klar, dass ein Bussystem diesen Kriterien am Besten entsprechen würde."
    Was ist das "beste" Verkehrssystem? Offenbar weiss Herr Weibel, was für das Waldenburgertal das Beste ist. Was ist am Busbetrieb flexibler? Wenn die Kantonsstrasse gesperrt ist kann man den Bus höchstens noch umleiten (auf vielen Abschnitten nicht möglich), wenn die Bahn gesperrt ist kann man jedoch einen Bahnersatz mit Bussen anbieten. Kosteneffizenz: siehe nächster Abschnitt.

    "Betriebskosten dürften jährlich um drei bis fünf Millionen höher sein als für den Busbetrieb."
    Das tönt etwa so wie Abstimmungsslogans in der Art "25'000 Arbeitsplätze verloren!". Der Personalaufwand, welcher im laufenden Betrieb einen der grössten Kostenstellen ausmacht, wird mit der Doppelführung von Kursen sicher nicht geringer. Und auch die Unterhaltskosten fallen nicht einfach weg: Die Kantonsstrasse wird den dichten Busverkehr früher oder später spüren.

    "Fragt man heute Fachleute, [...] würde niemand mehr eine Bahn bauen."
    Was für Fachleute? Jörg Jermann, Leiter Geschäftsbereich Mobilität würde ich zum Beispiel zu den Fachleuten zählen. Nur sieht er die Sache mit dem Busbetrieb leider anders.

    "Diese Investitionen lohnen sich nur bei integrierten Systemen mit hoher Verkehrsnachfrage. Beides ist hier nicht der Fall. Einerseits ist es eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung, und andererseits ging in den vergangenen Jahren die Auslastung laufend zurück."
    Gerade die Punkt-zu-Punkt-Verbindung ermöglicht einen sehr rationellen Betrieb auf der Schiene. Die Umstellung auf Busse würde zudem einen weiteren Nachfragerückgang bewirken (soviel zur Wirtschaftsförderung). Die Buslösung wurde übrigens bereits untersucht. Das Ergebnis ist in der Landratsvorlage 2010-237 zusammengefasst:

    Zitat

    Weiter würden die Varianten mit einer Buslösung zwischen Waldenburg und Liestal (Varianten 3 und 4) im Waldenburgertal selber einen Nachfrage-Rückgang bewirken, und dies unabhängig davon, ob die Buslinie in Liestal enden (Variante 3) oder direkt bis Salina-Raurica fahren würde (Variante 4). Dieses Ergebnis alleine sprach gegen einen Ersatz der WB durch eine Buslösung, denn eine Reduktion des ÖV-Anteils widerspricht dem übergeordneten verkehrspolitischen Ziel.

  • Ich frage mich, wie dieser Schreiberling in der BaZ die Fahrgäste einer gutbesetzten 4teiligen WB Komposition in einen Bus zwängen will. So eine Schnapsidee einer Buslösung kann nur vertreten, wer nie mit dem ÖV reist. Am liebsten würde dieser Herr wohl den ÖV ganz abschaffen. Das kostet ja nur. Was er sich aber nicht überlegt hat, ist dass dann die Benutzer des ÖV gezwungen werden auf das Auto umzusteigen und so die Strassen noch mehr verstopfen und er selber dann auch nicht mehr vorwärts kommt.
    Die Idee einer Buslösung war ja schon mal Anfang der 50iger Jahren ein Thema, als es darum ging die WB zu elektrifizieren. Es gab mal einen Versuchsbetrieb, der sich aber glücklicherweise nicht bewährte.
    Die beste Lösung ist, dass man die Bahn so lässt wie sie ist. Eine Umspurung macht ja auch keinen Sinn, weil die Bahn ja für sich abgeschlossen ist und keine Verbindung zu andern Meterspurbetrieben hat. Zudem wäre das mit immensen Kosten verbunden. Das heisst das gesamte Rollmaterial und die Gleisanlagen müssten ersetzt werde. Vorteile gäbe es nur wenige.


  • Quelle: Basellandschaftliche Zeitung, 29.10.2015

  • Halt so eine typische BaZ-Kampagne aus dem Nichts. Jede Wette, diese Woche gibt es jeden Tag mindestens einen Artikel darüber (heute hat es schon wieder einen, zum Glück hinter der Pay-Wall). Wenn es nicht verfängt, was anzunehmen ist, da die Waldenburgerbahn wohl bis ziemlich weit rechts Rückhalt hat ("Teil der Identität"), wird nächste Woche wieder kein Wort mehr darüber geschrieben.

    Dass ein Bus günstiger wäre, dürfte wohl ohnehin nicht stimmen. Wie die BZ feststellt, bräuchte es in den Stosszeiten mindestens doppelt so viele Bus-Kurse pro Stunde als heute Züge. Wenn die Fahrzeiten gleich blieben, würde das heissen, es bräuchte doppelt so viel Personal. Da die Fahrzeiten wohl nicht gleich wären, bräuchte es wohl sogar etwa dreimal so viel Personal.

    Ein gutes Beispiel dafür, dass Bus keineswegs immer günstiger als Bahn sein muss, befindet sich ja gleich in der Nähe auf der anderen Seite des Oberen Hauensteins. Bei der Oensingen-Balsthal-Bahn wurden ja mal fast alle Kurse auf Bus umgestellt. Als wegen geänderter SBB-Anschlüsse in Oensingen ein Halbstundentakt eingeführt wurden sollte, stellte man aber fest, dass es aufgrund der Fahrzeit gerade noch reicht, den Umlauf mit einem Zug sicherzustellen, während es zwei Busse und damit doppelt so viel Fahrpersonal gebraucht hätte, was die Bahn gerettet hat. Da heute die Personalkosten ja sehr viel ausmachen, fallen dem gegenüber die Infrastrukturkosten nicht mehr so sehr ins Gewicht.

    "Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „4106“ (Vor einer Stunde) aus folgendem Grund: "BZ" in "BaZ" korrigiert (zwischen diesen beiden Zeitungen gibt es grosse journalistische Unterschiede!!) :-)"

    4106: "BaZ" wieder zu "BZ" zurück korrigiert. Ich bezog mich mit "Wie die BZ feststellt, bräuchte es in den Stosszeiten mindestens doppelt so viele Bus-Kurse pro Stunde als heute Züge" auf die Aussage "Somit werden also zu Stosszeiten bis zu acht zusätzliche Busse stündlich vom und zum Liestaler Bahnhof fahren." auf den hier zitierten Artikel der BaselLANDSCHAFTLICHEN Zeitung und NICHT auf die "Basler" Zeitung.

    3 Mal editiert, zuletzt von Baragge (29. Oktober 2015 um 12:23)

  • Eigentlich könnte man den 75cm-Dampfbetrieb in der Region auch so erhalten:

    Wenn ein Dreischienengleis in Betracht gezogen wird, könnte man dieses statt auf der Waldenburgerbahn vielleicht einfacher auf dem Läufelfingerli erstellen. Auf dieser Strecke gibt es viel weniger (Aus-)Weichen und keine Strecken im Strassenbereich. Falls es Holzschwellen hat, wäre es ja vielleicht auch einfach möglich, innerhalb des bestehenden Gleis eine dritte Schiene zu montieren, ohne alles auswechseln zu müssen (vielleicht ist das eine naive Vorstellung ohne grosse Kenntisse vom Schienenbau). Das Oltener Bahnhofvorfeld oder evtl. auch der Tunnel könnte ausgespart werden, indem das Dreischienengleis nur bis Trimbach oder Läufelfingen ginge. Falls das Dreischienengleis bis Läufelfingen ginge, wären nur etwa drei Weichen betroffen.

    Da es auf dem Läufelfingerli wohl nie einen Viertelstundentakt geben wird und ein gelegentlicher Busersatz eines einzelnen fahrplanmässigen Kurses (solange es diese hoffentlich gibt) verschmerzbar wäre, wäre wohl auch langfristig ein häufigerer Dampfbetrieb möglich. Zudem könnte für den Unterhalt die Syngergien mit den bestehenden Nostalgie-Infrastrukturen in Sissach genutzt werden.

  • Das Problem bei dieser Lösung ist, dass das Läuferfingerli nachwievor im Besitz der SBB ist und diese die alte Strecke als Reserve sieht, auf die man zurückgreift, wenn der Basistunnel ausfällt. Und die SBB wird kein Interesse an dritten Gleisen haben.

    Zitat

    Nun ja, der Artikel an sich ist relativ harmlos. Wenn nun aber auch noch Exponenten der FDP, GLP und der Grünen (!) die Bahn zum Abschuss freigeben, dann ist das sehr beunruhigend...


    Lokalpolitiker mit Profilierungsdrang fürchte ich weniger. Und die Idee, auf Bus umzustellen, die Strecke aber für die Dampfbahn zu erhalten hat was naives.
    Das Problem dürfte das Parlament in Bern sein, wo SVP/FDP seit neustem eine Mehrheit im Nationalrat haben. Lehnen diese die Umspurübung als zu teuer ab, stünde die WB vor einem Scherbenhaufen, da man sich zu sehr auf die Umspurungslösung konzentriert und die Infrastrukturerneuerung daraus folgend offensichtlich absichtlich verzögert hat (O-Ton WB: "Von 13 Kilometer Gleise müssen wir deren 12 erneuern, dann können wir gleich umspuren).

  • Wenn der Kanton BL schon so stark am Sparen ist, hätte ich dan noch einen weiteren Sparvorschlag: Statt Umstellung auf eine andere Spur, Umstellung auf Busbetrieb!


    Damit hab ich mir jetzt wieder viele neue Freunde im Forum gemacht... :S

    Das mit der Umstellung auf Busbetrieb ist schon rein kostenseitig absoluter Stumpfsinn. Hat den jemand mal eine neutrale Gegenüberstellung der Betriebskosten und Fahrgast- sprich der Erlösspotenziale zwischen Bahn- und Busbetrieb gemacht? Pauschal den Busbetrieb als günsitger zu bezeichenen, ist sehr wahrscheinlich eine Milchmädchenrechnung. Alleine schon durch die längere Fahrzeit, die kleinere Transportkapazität und die deutlich sinkenden Fahrgastzahlen und die zwangsläufige Sonderabschreibung von bestehenden Werten ist der Busbetrieb deutlich teurer. Die Expertise zur Bewertung genau dieses Szenarios beim Bipperlisi kam zum Schluss, dass eine Umstellung auf Busbetrieb wegen der o.g. genannten Ursachen viel teurer kommt.
    Diesem Umstand verdanken einige heute noch existierenden Bahnen ihr Überleben in der Stilllegungseuphorie der Nachkriegszeit. Lediglich finanziell gut dastehende Bahnen, wie z.B. die Bahn von Leuk nach Leukerbad konnten sich eine Umstellung auf Bus aus eigener Kraft leisten.

  • Zitat von DüWag <woltlab-metacode-marker data-name=

    " data-link="'https://www.tramforum-basel.ch/wbb4/index.php…hmen/?%5B/quote">


    Das mit der Umstellung auf Busbetrieb ist schon rein kostenseitig absoluter Stumpfsinn. Hat den jemand mal eine neutrale Gegenüberstellung der Betriebskosten und Fahrgast- sprich der Erlösspotenziale zwischen Bahn- und Busbetrieb gemacht? Pauschal den Busbetrieb als günsitger zu bezeichenen, ist sehr wahrscheinlich eine Milchmädchenrechnung. Alleine schon durch die längere Fahrzeit, die kleinere Transportkapazität und die deutlich sinkenden Fahrgastzahlen und die zwangsläufige Sonderabschreibung von bestehenden Werten ist der Busbetrieb deutlich teurer.


    Ganz zu schweigen von den Kosten für den Abbau der Bahninfrastruktur und den Neubau einer Businfrastruktur (Garage für die Fahrzeuge). Die hohe Nachfrage würde gleich den Aufbau eines kleineren Busbetriebes mit ca. einem Dutzend Bussen verlangen.

    Ich werde den Eindruck nicht los, dass viele der Pro-Bus-Votanten diese Variante gar nicht durchdacht haben und wohl der Ansicht sind, man könne "einfach" die AAGL oder andere Betreiber mit ein paar Bussen ins Waldenburgertal schicken.

    Zitat

    Diesem Umstand verdanken einige heute noch existierenden Bahnen ihr Überleben in der Stilllegungseuphorie der Nachkriegszeit. Lediglich finanziell gut dastehende Bahnen, wie z.B. die Bahn von Leuk nach Leukerbad konnten sich eine Umstellung auf Bus aus eigener Kraft leisten.


    Im Gegenteil. Die Bahn von Leuk nach Leukerbad wurde nicht eingestellt, weil man finanziell gut dastand, sondern weil man eben kein Geld mehr hatte, um die Bahn zu unterhalten, bzw. die dringend anstehende Modernisierung anzugehen. Der Busbetrieb auf bestehenden Strassen war bedeutend billiger. Abgesehen davon hatte diese Bahn massiv weniger Fahrgäste als die WB, heute fährt der Bus ja "nur" stündlich nach Leukerbad hoch.

    Die meisten solcher kleinerer Bahnen sind erhalten geblieben, weil a) sich der Kanton für sich einsetzte, b) die Nachfrage zu gross war, um sie mit einem Bus abzudecken oder c) die Lage in den Alpen/Voralpen mangels leistungsfähiger Strasse einen gleichwertigen Busbetrieb gar nicht zuliess.

    Ein Busbetrieb macht wenig Sinn, das dürften wohl auch die baselbieter Ortspolitiker so sehen. Mir fehlt aber eine kostengünstige Alternative zum Monsterprojekt Umnagelung für die Viertelmilliarde. Denn nachdem der Kanton BL offensichtlich das öV-Angebot massiv zusammenstreichen und sparen will, fehlt mir im Moment der Glaube, dass der gleiche Kanton das Gegenteil von Sparen, sprich die Grossinvestition in die WB absegnet.

  • Mir fehlt aber eine kostengünstige Alternative zum Monsterprojekt Umnagelung für die Viertelmilliarde.

    Bis zu diesem Satz gehe ich mit dir einig, aber:
    Die Umspuhrung kostet lediglich ca. 122 Millionen mehr. Der ganz grosse Rest muss so oder so investiert werden, soll die WB als Bahn weiterfahren. Bitte auch hier bei den Fakten bleiben ;)

    Edit:
    Korrektur, es sollte 12 Milionen heissen und nicht 122

    Einmal editiert, zuletzt von Fantasio (14. November 2015 um 21:51)

  • Quelle: Basellandschaftliche Zeitung, 10.11.2015


  • Bis zu diesem Satz gehe ich mit dir einig, aber:
    Die Umspurung kostet lediglich ca. 122 Millionen mehr. Der ganz grosse Rest muss so oder so investiert werden, soll die WB als Bahn weiterfahren. Bitte auch hier bei den Fakten bleiben ;)


    Und genau diese 122 Mio. sind das Problem. Hätte sich die Waldenburgerbahn von Anfang konsequent für eine Modernisierung ohne Umspurung entschieden - was gemäss deinen Angaben wesentlich günstiger als die Umnagelung gekommen wäre - hätte die Vorlage kaum diesen Wind ausgelöst. Langfristig mag die WB als Meterspur günstiger zu betreiben sein, doch die Politik denkt selten langfristig. Die sieht nur die aktuellen hohen Kosten von den 200 Mio. und hat nun sogar die Anhänger der Dampflok auf ihrer Seite. Dazu kommt die bürgerliche BaZ mit ihrem "Feldzug" gegen die Bahn. Das wird eng. Und so haben wir nun den Schlammassel, dass die Politik ernsthaft über eine Stillegung der Bahn nachdenkt... :S

    Einmal editiert, zuletzt von oberländer (14. November 2015 um 20:58)

  • Und genau diese 122 Mio. sind das Problem.


    Ups, du hast mich auf einen eigenen Fehler hingewiesen.

    ES SOLLTE 12 Mil. HEISSEN!
    Was ich damit sagen wollte ist, dass es keinen grossen Unterschied macht ob man neu 1000 fährt oder bei 750 bleibt.
    Aber diese Diskussion ist ja nun in den Hintergrund getreten.

    Wenn diese leidige von Bahn zu Bus Debatte wirklich Erfolg haben sollte, gäbe es auch ein Rezept um unliebsame Bahnen gekonnt auf Busse umzustellen....
    Man zögere alle nötigen Instandhaltungsarbeiten bis zum geht nicht mehr hinaus und warte auf den grossen Kostenschock... et voila der Bus ist plötzlich günstiger und besser und sowieso...

  • Die nächsten paar Episoden dieser Geschichte sind voraussehbar: Es wird wohl eine Studie in Auftrag gegeben werden, welche zum Schluss kommen wird, dass der Busbetrieb ein kleines Bisschen günstiger ist als der Bahnbetrieb, aber der finanzielle Vorteil des Busbetriebs in keinem Verhältnis zum Attraktivitätsverlust, den er gegenüber dem Bahnbetrieb darstellt, steht. Grosse Teile der SVP und der FDP werden dann sagen, dass wegen der gegenwärtigen Finanzlage des Kantons jede Sparmöglichkeit ausgenützt werden muss, auch wenn die Konsequenzen schmerzhaft sind... Mal schauen, wie es danach weitergeht. Ob sich die SVP und die FDP wohl besinnen, dass sie im Waldenburgertal viel Rückhalt haben und ihre Wähler zu vergraulen drohen?