Fahrzeugerneuerungs-Welle bei den VBZ - künftig wird gestaffelte Beschaffung angestrebt
Jahrelang fuhren immer die gleichen Fahrzeuge auf dem VBZ-Busnetz. Doch jetzt sind innert weniger Jahre verschiedene neue Modelle beschafft worden. Neuster Zugang im Wagenpark ist der Trolleybus der Firma Hess. Künftig wollen die VBZ ihre Flotte vermehrt in Etappen erneuern.
mju. Für Nostalgiker ein Genuss, für Technikfans ein Graus: Über die letzten rund fünfzehn Jahre verkehrten auf dem Busnetz der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) immer die gleichen Fahrzeugmodelle. Die letzte grosse Erneuerungswelle fand 1988/89 statt; damals wurde eine Reihe neuer Bus-Modelle beschafft, wie Jack Rosenberger, Objektmanager Bus bei den VBZ, erklärt. Diese Busse müssen nun bereits wieder ersetzt werden. Neuster Zugang im Fahrzeugpark der VBZ sind dabei die Trolleybusse der Firma Hess; das erste Exemplar ist soeben in Zürich eingetroffen.
Auch eine Version mit zwei Gelenken
Der Trolleybus hat in der Stadt bereits für Furore gesorgt - allerdings nicht die jetzt gelieferte Version mit einem Gelenk. Die Firma Hess baut auch Trolleybusse mit zwei Gelenken. Ein Test verlief Anfang Jahr so erfolgreich, dass 17 Exemplare bestellt wurden. Während der kleinere Trolleybus 18,7 Meter misst, kommt der Doppelgelenker auf 25 Meter; er soll ab Sommer 2007 ausgeliefert werden.
Die neuen Niederflur-Trolleybusse der VBZ basieren im Gegensatz etwa zum Cobra-Tram auf bewährter Technologie, wie die VBZ betonen; Anpassungen gab es vor allem beim Design. Trotzdem: Ein Trolleybus fährt zwar mit Strom, er kann aber nicht einfach wie ein Elektrogerät eingesteckt werden. Zuerst muss das Gefährt getestet und auf das 600-Volt-Netz der VBZ eingestellt werden. Das nimmt einige Wochen in Anspruch. Anfang September wird der neue Bus dann auf der Linie 32 eingesetzt - in den Genuss der serienmässig eingebauten Klimaanlage kommen die hitzegequälten Zürcher damit vorerst also nicht. Die neuen Trolleybusse ersetzen Busse der Marke Mercedes. Von den insgesamt 78 alten Trolleybussen werden 35 ersetzt. 20 der alten Busse werden voraussichtlich als Ersatzteillager dienen. Für die vorerst verbleibenden 43 älteren Modelle muss zwischen 2011 und 2013 für Ersatz gesorgt werden.
Der am Donnerstag vorgestellte Bus ist erst der Vorbote, die serienmässige Auslieferung der restlichen 15 von insgesamt 16 bestellten Fahrzeugen beginnt im Januar 2007. Ein Exemplar des Typs Swisstrolley 3 kostet 1,17 Millionen Franken. Für die im solothurnischen Bellach beheimatete Hess ist der Auftrag «ein Beweis des Vertrauens in den Produktionsstandort Schweiz», wie CEO Alex Naef erklärte. Die Firma Hess beschäftigt 300 Mitarbeiter, darunter 25 Lehrlinge. Sie produziert das Fahrgestell und den Aufbau, die elektrischen Teile stammen von der Firma Vossloh Kiepe GmbH.
Rund 20 Prozent des Streckennetzes werden laut VBZ-Direktor Hans-Peter Schär mit Trolleybussen abgedeckt, die sechs entsprechenden Linien transportierten 2005 täglich 170 000 Fahrgäste - fast so viele wie die Tramlinien 3, 5, 6, 8, 10 und 15 zusammen. Trolleybusse sind in der Anschaffung teurer als Dieselbusse. Dafür überzeugen sie in Sachen Umweltfreundlichkeit.
Gestaffelt beschaffen
In diesen Tagen abgeschlossen wird bei den VBZ zudem die Beschaffung von 87 Dieselbussen der Firma Neoplan, wovon 47 Gelenkbusse sind. Bereits 2008 müssen die nächsten Busse ersetzt werden, wie Jack Rosenberger sagt. Künftig sollen die Gefährte aber nicht mehr blockweise, sondern gestaffelt eingekauft werden. Dies nicht nur, um den Kunden immer wieder einmal ein neues Fahrzeug auf dem Netz zu präsentieren, sondern weil so auch technische Innovationen rascher bei den Verkehrsbetrieben eingeführt werden können - beispielsweise die unterdessen zum Standard gehörenden Klimaanlagen.
Quelle: nzz (beim heutigen Rückflug aus dem kühlen Stockholm im Flugzeug gelesen!!)