Der SVP-Grossrat Joël Thüring will dem bedeutendsten Basler Platz, dem Barfi, zu mehr Aufenthaltsqualität verhelfen. Schliesslich ist der Barfüsserplatz der Treffpunkt von ganz Basel. Doch er weist grosse Defizite auf, die es zu beheben gilt.
Am Barfüsserplatz trifft sich die ganze Stadt - um im Braunen Mutz oder in der Rio-Bar ein Bier zu trinken, um im Stadtcasino ein klassisches Konzert zu besuchen, um in der angrenzenden Steinenvorstadt ins Kino zu gehen; der Barfi ist Ausgangs- und Endpunkt für ausgedehntes Shopping in der Innenstadt. Und er bildet die Kulisse für die Meisterfeiern des FCB.
Ausgerechnet der bedeutendste Basler Platz weist grosse Defizite auf - was unter anderem an der Führung des Auto- und Tramverkehrs liegt, die den Platz zerschneiden. SVP-Grossrat Joël Thüring nimmt nun einen neuen Anlauf für eine Umgestaltung des Barfi. Konkret fordert er, das Kundencenter der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) und den benachbarten Kiosk aufzuheben sowie die ganze Tramhaltestelle zu verlegen - etwa an den Steinenberg auf Höhe des heutigen Eingangs zum Stadtcasino.
Beizen und Veranstalter profitieren
«Damit würde endlich eine gesamtheitliche Gestaltung sowie eine bessere Bespielung des Barfüsserplatzes möglich», betont Thüring. Das wäre auch im Sinne der Beizen und der Kulturveranstalter. Er wolle den Diskussionen, wo genau die Trams im Raum Barfi halten, nicht vorgreifen, betont Thüring. «Für mich ist wichtig, dass wir nun vertieft über eine Neukonzipierung des Barfi diskutieren.»
Neu sind diese Ideen nicht. Das politische Basel rollt diese Debatte in hübscher Regelmässigkeit immer wieder auf. Allerdings erscheint eine Neubeurteilung nun günstig: Bei der Präsentation der Sanierungspläne für das Stadtcasino Ende Mai forderte der ausführende Architekt Jacques Herzog, dass im Zuge des Umbaus dringend auch der Platz umgestaltet werden müsse. Zwar stellt der Kanton ebendies in Aussicht - allerdings erst nach 2020. Architekt Herzog und Politiker Thüring finden, dass die Probleme rascher angepackt werden sollten.
Der SVP-Grossrat will seine Ideen nicht auf den Barfi beschränkt sehen. «Ich finde, wir sollten uns grundsätzliche Gedanken machen zu den Trams in der Innenstadt und zur Nutzung der Plätze.» Für ihn ist klar: In der Innenstadt verkehren zu viele Trams. Zwischen Bankverein und Schifflände sei man zu Stosszeiten zu Fuss schneller als per Tram.
In einem zweiten Vorstoss fordert er, die Tramhaltestelle Marktplatz aufzuheben. Thüring glaubt, dass damit die Staus verringert und die Attraktivität des Platzes erhöht werden könnten.
Langfristig fordert er überdies eine Reduktion der Anzahl Tramlinien, die durch die Innenstadt verkehren. Möglich werden soll dies mit dem Tramnetz 2020 und dem damit verbundenen Bau einer neuen Linie durch den Petersgraben bei der Universität.
Der Marktplatz ohne Haltestelle - das klingt kühn. Doch Thüring kontert: «Auf dem Bundesplatz hat es auch keine Tramhaltestelle.» Dennoch beschwere sich in Bern kaum jemand darüber. Auch FDP-Grossrat Elias Schäfer findet, dass auf dem Marktplatz die Aufenthaltsqualität durch die «Tramwand» beeinträchtigt werde. Wie Thüring fordert er Massnahmen, die den Plätzen zu mehr Leben verhelfen. Ob die Aufhebung der Marktplatz-Haltestelle die richtige Massnahme sei, stellt er allerdings infrage.
Skeptisch ist auch Grünen-Grossrätin Mirjam Ballmer: Gewiss sei in der Basler Innenstadt das Haltestellennetz sehr dicht - dichter als in anderen Städten. Allerdings frage sich, ob es sinnvoll sei, ausgerechnet diese Haltestelle aufzuheben. Vor diesem Hintergrund würde Ballmer gerne mehr wissen über die Ein- und Aussteigezahlen am Marktplatz.
Versteckte Angriffe auf den öV?
Die Umgestaltung des Barfüsserplatzes hält Ballmer an sich für reizvoll. «Ich befürchte allerdings, dass es sich bei Thürings Ideen um versteckte Angriffe auf den Tramverkehr in der Innenstadt handelt. Dazu will ich nicht Hand bieten.» Zudem müsse man sich genau überlegen, wohin man das BVB-Kundencenter und den Kiosk verlegen könnte. «Dass es diese Angebote im Umfeld des Barfi braucht, steht für mich ausser Frage», sagt sie.
Thürings Vorstösse sorgen bereits vor ihrer Einreichung für Wirbel. Die Debatte um die Umgestaltung des Barfi und anderer Plätze ist - unter neuen Vorzeichen - wieder lanciert.
BZ: http://www.bzbasel.ch/basel/das-tram…haben-128100878 (20.06.2014)