Widerstand im Sankt Johann

  • @Dome

    ich habs bewusst plakativ/provokant geschrieben, daher für dich noch die längere Version ;)


    Jedes Verkehrsmittel hat seine Vor- und Nachteile. Auf dem Land hat das Auto die grössten Vorteile, Eisenbahn oder gar Trams sind sinnlos. Ein dichter Postautotakt macht auch keinen Sinn. Hier soll auf das Auto gesetzt werden und subsidiär ein Grundangebot öV.

    In der Innenstadt jedoch leben und bewegen sich so viele Menschen, dass es einfach keinen Platz hat, wenn da jeder (oder die meisten) mit dem Auto kommen würde. Hier hat der öffentliche Verkehr absolute Priorität, denn nur er ist in der Lage viele Menschen zu transportieren. Dies kann ergänzt resp. teilweise ersetzt werden durch Velos, ggf. Mofas/Vespas.

    In der Agglomeration ist ein Mischverhältnis zwischen den Land- und Stadtbegebenheiten anzustreben.

    Daraus folgt für mich nun tatsächlich, dass wer in der Innenstadt wohnt, nicht erwarten darf, in der Nähe seines Hauses einen Parkplatz zu haben (es sei denn, er baut sich selber eine Einstellhalle!). So wie übrigens in der Peripherie bei jedem Neubau auch jeder Bauherr selbst auf privatem Grund Parkplätze erstellen muss. Wer in der Innenstadt wohnt, hat zahlreiche Vorteile der Innenstadt, aber auch den "Nachteil", dass er sein Auto am Innenstadtrand abstellen muss (hierfür gibt es genügend Parkhäuser!) oder auf ein Auto verzichtet. Dafür hat er alle paar Minuten ein Tram und/oder Bus.

    Dies ist logisch und müsste selbstverständlich sein, denn wenn man umgekehrt aufs Land schaut, ist eben das Gegenteil der Fall: Z.B. in Huggerwald bei Kleinlützel kann man praktisch überall wo man will parkieren. Niemanden störts, man ist sofort beim Auto - und man braucht es auch immer, weil in Huggerwald gibts nichts, und das Postauto fährt werktags zu Schulzeiten nur (aber immerhin) 11x, dafür am Samstag gar nie.
    Auch viele Oberbaselbieter Gemeinden haben nur werktags Busse - und auch die selten.

    Niemandem dort käme es in den Sinn, einen Bus im 7/8-Minuten-Takt zu fordern (sogar der Liestaler Regionalbus, zweifelsohne einigermassen städtisch, hat Halbstundentakt), schon ein Stundentakt wäre das höchste der Gefühle (v.a. dann auch noch am Wochenende). Dort oben hat man ein Auto, muss man ein Auto haben. Es ist selbstverständlich, dass das öV-Angebot schlechter ist als in der Stadt: Es hat viel Land, aber wenig Leute.

    Und in der Stadt ists genau umgekehrt: Es hat wenig Land, aber viele Leute. Nur merkwürdigerweise ist es dort noch nicht selbstverständlich, dass wenig Land = zuwenig Platz = kein Anspruch auf Parkplatz bedeuten muss. Dafür hat man eben ein sehr gutes öV-Angebot.

    Und dass es in der Stadt nunmal nicht für alle Autos Platz hat, ist einfach eine Tatsache. Man kann nicht von allen Annehmlichkeiten der Stadt profitieren wollen und gleichzeitig alle Annehmlichkeiten des Wohnens auf dem Land (eben Parkplatz, aber auch auch ländliche Ruhe) für sich beanspruchen.

  • Autofahren ist wie gesagt kein Menschenrecht. Daher hat auch kein Stadtbewohner ein Anrecht auf einen Parkplatz.

    Und durch solche Begünstigungen die Steuerzahler in Basel behalten zu wollen, ist definitiv nicht der richtige Weg. Dann gibt man Millionen aus, um das Tram nur wegen den paar Parkplätzen in die Spitalstrasse zu verlegen. Und wer zahlt das? Die Steuerzahler. :D

    Also ich weiss nicht, aber mit solch einer Politik wäre ich wohl einer der ersten, der einpackt…

  • Wenn einer einen garantierten Autoabstellplatz haben möchte, soll er in ein Haus mit Tiefgarage/Parkplätzen auf dem Grundstück ziehen. Ich persönlich seh halt nicht ein, wieso das es überhaupt öffentliche Parkplätze für Bewohner geben soll... höchstens für Besucher. Aber jedem das Seine :D

    PS: Alle neueren Häuser müssen ja sowieso die Parkplätze auf dem Grundstück haben...

  • Autofahren ist kein Menschenrecht aber ÖV schon ?!?!

    wo ist da die Logik.

    Langsam macht mir diese einseitige Einstellung hier drin den Spass am Forum kaputt.

    Sorry, aber hier drin hats einfach zuviele Egoisten.
    Wer Autos nicht gut findet, muss nicht damit fahren, aber wie hier drin abschätzig geredet wird...

    Ach ratet mal, wie ein Teil der Menschen des ÖVs zur Arbeit gelangt...

    genau... mit der Fähri... ;)

    Man o Man...

    leben und leben lassen.

    Wie kommen z. Bsp. die Leute Donnerstags von der Disco nach Hause???
    Da fährt ja kein ÖV mehr...

    ach ja stimmt, wenn kein ÖV mehr fährt hat man nichts in der Disco zu suchen...

  • Autofahren ist kein Menschenrecht, öV auch nicht (sonst wäre ja der Fahrplan auf dem Land nicht so mies).

    Wie gesagt, jedem Verkehrsmittel dort den Vorrang, wo es seine Vorteile ausspielen kann (und die Nachteile gering bleiben).

    Disco am Donnerstagabend: Erstens fahren bis Mitternacht Trams/Busse/Züge, zweitens ist man danach nicht mehr unterwegs (zumindest nicht der arbeitende Teil der Bevölkerung ;)), drittens gibts Taxis, viertens ist man von jedem Punkt der Innenstadt innert maximal 15 Minuten (meistens aber viel weniger) bei einem offiziellen Parking ausserhalb der Innenstadt.

    edit: PS. Wer in der Disco war, hat sowieso nicht mehr Auto zu fahren. Alhoholl un Farrdüchdeliggeidd unsssooo ;)

    Einmal editiert, zuletzt von 750 mm (1. Juli 2009 um 22:36)

  • Lieber Dome, lege mir keine Worte in den Mund, die ich nicht gesagt habe. ;)

    Ich schliesse mich an meine beiden Vorredner an.

    Erstens, Mobilität (ÖV und MIV) ist generell kein Menschenrecht, sondern in der heutigen Gesellschaft eher (beinahe) ein Existenzbedürfnis. Da in nun der Stadt der Raum beschränkt ist und die individuelle Mobilität wie wir alle wissen vieeel mehr Platz beansprucht als die öffentliche, ist es logisch, dass der ÖV zu Ungunsten des MIVs gefördert wird und mit verschiedenen Massnahmen davon abgeraten wird, das Auto zu benützen. Denn nur so ist ein Verkehrskollaps zu verhindern.

    Es gibt noch weitere Gründe, die für eine Befürwortung des ÖVs gegenüber dem MIV sprechen, sei es der CO2-Ausstoss, Energieverbrauch, Erdöl-Reserven usw..

    Zweitens hat niemand etwas gesagt von einer Abschaffung des MIVs. Das ist sowieso nicht durchsetzbar, denn den wird es immer brauchen. Es soll selbstverständlicherweise jeder weiterhin Autofahren dürfen, um in die Disco oder auf das Land zu gelangen, oder schwere Sachen zu transportieren. Man muss dann aber mit gewissen Einschränkungen rechnen. Aber auch ohne Tempolimiten oder Parkplatzstreichungen werden solche zustande kommen, nämlich durch die Spritpreise, die irgendwann mal zwingend wieder in die Höhe schiessen werden.

  • Dome, was ich bei deinen Überlegungen vermisse, ist das Stichwort Raumplanung! 750 mm hat etwas weiter oben bereits umschrieben, worum es geht. Entgegen dem Geschwafel der Autolobby geht es dabei nicht darum, den Autofahrer als Unmenschen hinzustellen, sondern Lösungen zu finden, die die Stadt wohnlicher und ruhiger machen. Und übrigens ist man hier mit dem Stichwort Menschenrecht ziemlich auf dem Holzweg.

    Das Grundproblem ist, dass immer mehr Leute immer weiter auf's Land ziehen - nein, nicht etwa, weil man in ihrem Quartier ein paar Parkplätze abgeschafft hat - sondern weil es ihnen in der Stadt zu teuer, zu lärmig und zu verstunken ist (der Trolleybus lässt grüssen). Und weil auf dem Land der öV weniger gut ausgebaut ist, sind sie auf's Auto angewiesen, um in die Stadt zu fahren, wo sie mit ihren Autos noch mehr Lärm und Gestank verursachen. Es handelt sich also um einen Teufelskreis. Und diesen gilt es, zu durchbrechen, fernab von bünzligen Rechnungen, wie weit der nächste Parkplatz liegt. Jedes mal, wenn irgendwo ein paar Parkplätze verschwinden, wittert man eine links-grüne Verschwörung gegen den Autofahrer. Das grenzt an Verfolgungswahn.

    Dass Autofahren für die Gesellschaft nüztlich und schädlich zugleich ist, kann wohl niemand bestreiten. Leider hat man der Nützlichkeit zu lange den Vorrang gegeben und die Schädlichkeit zu lange ausgeblendet.

  • ich rede im allgemeinen, und wollte niemanden speziellen jetzt, rsp. dessen Meinung als Einzelnes angreifen.

  • Eigentlich ists ja ganz einfach: eine Welt ohne Autos kann man vergessen. Man kann nicht überall hin eine Tram- oder Buslinie bauen. Oder wie Dome gesagt hat, zu später Stunde, wenn kein Tram mehr fährt, kann man das Auto nehmen, wobei ich persönlich nach dem Ausgang immer nach Hause laufe. Basel ist eine kleine Stadt und man ist auch zu Fuss immer noch schnell genug. Was ich jedoch nicht verstehe, ist die Einstellung, dass jeder Autofahrer einen eigenen Parkplatz direkt vor der Türe haben soll. Wie 750 mm gesagt hat, kann man ruhig auch ein paar Minuten zum Parkplatz resp. Parkhaus gehen, das ist ja nicht zu viel verlangt, ausserdem ists erst noch gut für die Fitness.

  • Zitat

    [i]
    Ach ratet mal, wie ein Teil der Menschen des ÖVs zur Arbeit gelangt...

    genau... mit der Fähri... ;)

    So ist es! Und da die Fähren keine finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten, freue ich mich, dass alle Forumsteilnehmer Mitglieder beim Fähri-Verein Basel werden oder bereits sind. Anmelden kann man sich unter https://www.tramforum-basel.ch/www.faehri.ch

  • Irgendwie kann ich die Emotionen des Lorenz Egeler, Architekt und Anwohner verstehen. Es geht ihm ja nicht in erster Linie um die Parkplätze, die vom Privatverkehr mit der 4056-Parkkarte ganztags belegt werden, sondern um die Zulieferung des örtlichen Gewerbes mit grösseren Fahrzeugen.
    Meine Lösung sehe ich wie folgt: das stadtauswärtsführende Gleis (nach Voltaplatz) bis zum Donati in die Mitte verlegen und das stadteinwärtsführende Gleis (Richtung Schifflände) ab St. Johanns-Platz nach rechts durch den St. Johanns-Ring und dann nach links durch die Spitalstrasse.
    Das würde bedingen, dass der St. Johanns-Ring zwischen St. Johanns-Platz und Spitalstrasse zur Einbahnstrase (mit Fahrtrichtung Metzerstrasse) würde.
    Kein einziger Parkplatz müsste verschwinden und das Gewerbe hätte nichts mehr zu jammern. Jedenfalls nicht, was die Belieferung und Abfuhr betrifft.

  • Oder man machts wie in Brandenburg an der Havel: Dort wird in einem sehr engen Altstadtbereich zu gewissen Zeiten einspurig gefahren. Es sind dort beidseitig Gleiswechsel und eine entsprechende Signalsicherung eingebaut. Dadurch können die Lieferanten die dortigen Geschäfte auf dem temporär nicht befahrenen Gleis täglich mit Waren etc. beliefern, bzw. "entsorgen" ... ! Einspurige Abschnitte im Vorstadtbereich gibts z.B. auch in Dresden ... und auf Begegnungsverbote trifft man ebenfalls noch in diversen Städten ... funktioniert überall problemlos!!

  • Wo ist da die Verbesserung zur jetzigen Situation ?
    Man will ja mit der Umgestaltung bezwecken, dass dieser Abschnitt in beiden Richtungen befahren werden kann. Sonst würde man es ja so lassen wie's ist.

  • Ich bin ja auch kein Freund von einer Verlegung in die Spitalstrasse. Aber jetzt mal ganz nüchtern betrachtet. Was sind die Nachteile einer Führung in der Spitalstrasse? Was die Vorteile?

    Nachteile:
    - Kosten natürlich. Verlegung wird sauteuer.
    - zwei scharfe Kurven bei Trassee Spitalstrasse - Santihansring - Elsässerstr. und dadurch Fahrzeitverlängerung (?) *
    - Tramlärm direkt vor Spital

    Vorteile:
    - öV und MIV besser getrennt
    - wichtige Spitäler optimal erschlossen, sowie Uni-Institute (u.a. Anatomie)


    :* Dieser Nachteil könnte durch eine kühne Linienführung Spitalstrasse - vis-a-vis Schällemätteli quer Richtung Primarschule Santihans - quer zum und über Santihanspark stark gemildert werden - aber wie gesagt, die Linienführung ist gewagt ;)


    Gibts noch andere Gründe?

  • Jetzt jammern alle über diese laaaauuuuten Dieselbusse - und was nimmt der geneigte Leser nun zur Kenntnis? Tram macht Tramlärm!?!

    Ich denke nicht, dass das Tram mit modern verlegten Geleisen (habt ihrs bemerkt?: Geleisen) sowie neuem Rollmaterial für das Spital ein Problem sein kann...

    2 Mal editiert, zuletzt von stevecam (31. Juli 2009 um 17:25)