Im Dezember 2010 soll die neue Tramlinie zwischen Escher-Wyss-Platz und Bahnhof Altstetten in Betrieb kommen, ein Jahr später als geplant.
Von Jürg Rohrer
Ursprünglich hätte die Tramlinie 18, wie sie früher hiess, die Fussballfans im Juni 2008 zu den drei EM-Spielen im neuen Hardturm fahren sollen. Dieser tollkühne Fahrplan aus dem Jahr 2003 landete jedoch im Papierkorb, als klar wurde, dass der Hardturm bis zur Euro 08 nicht steht. Danach sprachen Stadt- und Regierungsrat stets vom Dezember 2009. Mittlerweile ist auch dieses Datum überholt, neu gilt: Dezember 2010, gleichzeitig mit dem Fahrplanwechsel.
Beschlossen wurde die erneute Verschiebung von der Projektaufsicht Tram Zürich-West/Umbau Pfingstweidstrasse, der je zwei Mitglieder des Stadt- und des Regierungsrates angehören. Eine offizielle Bekanntgabe dieses Beschlusses gab es nicht, höchstens beiläufige Erwähnung. Schwarz auf weiss ist das neue Datum jetzt aufgeführt im «Regenbogen», der Personalzeitschrift der Zürcher Verkehrsbetriebe.
Stadtrat Andres Türler erklärt auf Anfrage, die Projektaufsicht habe Ende September nochmals alle Faktoren des aufwändigen Projekts beurteilt, Rechtsmittel und politische Prozesse inbegriffen, und sei zum Schluss gekommen, dass Dezember 2010 ein realistisches Ziel sei. Ohne Euro 08 im Hardturm fehle ohnehin die Notwendigkeit einer Parforceleistung. Wichtiger als 2009 sei ihm, dass alle in der Projektaufsicht voll hinter dem Vorhaben stünden.
Abstimmung im Juni 2007
Die neue Tramlinie durch den Kreis 5 führt vom Escher-Wyss-Platz über Pfingstweidstrasse, Hardturm, Aargauerstrasse zum Bahnhof Altstetten, wo auf der Nordseite eine Wendeschleife gebaut wird. Die Strecke ist drei Kilometer lang. Wie sie befahren wird, ob mit einer neuen Linie oder der Verlängerung einer bestehenden, ist noch nicht bekannt.
Das neue Tram soll einerseits das Entwicklungsgebiet Zürich-West erschliessen, in dem in einigen Jahren mit 31'000 Arbeitsplätzen und 6000 bis 7000 Einwohnern gerechnet wird; anderseits dient es als Zu- und Wegbringer zum Hardturm-Stadion. Die VBZ rechnen mit täglich 23'000 Fahrgästen.
Gleichzeitig mit der Tramlinie wird die Pfingstweidstrasse zur vierspurigen Nationalstrasse SN 1.4.1 umgebaut, die für täglich rund 50'000 Autos angelegt ist - gleich viele wie heute. Tram und Strasse zusammen kosten 299 Millionen Franken. Von den 149 Millionen für die SN 1.4.1 zahlt der Bund 58 Prozent, der Kanton 42.
Der Bau der Tramlinie kostet 150 Millionen Franken. 90 Millionen zahlt der Kanton aus dem Verkehrsfonds, hinzu kommen weitere kantonale Beiträge für das übergeordnete Strassennetz. Die Stadt zahlt 47 Millionen Franken für Anpassungen der kommunalen Strassen, für eine zusätzliche Haltestelle beim Hardturm, für Wartehäuschen, Zugänge, Grüntrassee und Gestaltung.
20 Einsprachen hängig
Die 47 Millionen der Stadt müssen vom Volk bewilligt werden; die Abstimmung ist auf Juni 2007 angesetzt. Im selben Jahr könnte es auch eine kantonale Volksabstimmung geben, falls gegen den Beitrag, den der Kantonsrat bewilligt, das Referendum ergriffen wird.
63 Einsprachen gingen im letzten Frühjahr gegen das Vorhaben ein. Nach Auskunft von René Guertner, Projektleiter Tram Zürich-West, konnten zwei Drittel davon erledigt werden, entweder mit einer Vereinbarung oder infolge Rückzugs. Rund 20 Einsprachen werden vom Bundesamt für Verkehr weiterbehandelt. Er hofft, Ende 2007 mit den Vorarbeiten beginnen zu können.
Quelle: Tagesanzeiger 16.01.2006