Diesel unter Fahrdraht

  • Gestern Abend ca. 20 h auf der Bahnbrücke Wanderstrasse sah ich wieder mal einen Güterzug mit 26 Wagen aus Rtg. Bs-St.Johann, gezogen von einer SBB Cargo-Diesellok.

    Diesellok unter Fahrdraht - dies ist mir einfach unverständlich. Es regte auch Passanten auf.

    Welche betriebliche Erklärung dafür gibt es, diesen Zug nicht mit E-Lok zu fahren?

  • Jenach dem, wohin das im St. Johann dann geht - resp. von wo es kommt, geht es evt nicht anders..

    Wenn z. Bsp. die Güterwagen zu den chemischen Werken müssen, dann ist Diesel unumgänglich, da dort nichts elektrifiziert ist.

    wobei, 26 Wagen sind fast zu lang für dort in die Areale...


    Edit: Es liegt also daran dass die Strecke elektrisch ans SNCF Netz angeschlossen ist und nicht an das SBB

  • Bei der Diesellok handelt es sich um eine Am 843. Die Güterzüge Basel SBB RB - St. Johann - Basel SBB RB werden seit mehr als einem Jahr mit dieser Traktion geführt. Vorher waren es Zweifrequenzloks der SNCF. Diese werden heute für die direkten Züge Mulhouse - Basel SBB RB - Buchs eingesetzt. SBB Cargo besitzt keine Lokomotiven, welche auf dem Netz der SNCF verkehren können. Zwei elektrische Loks durch SBB Cargo für diesen Verkehr anzuschaffen wäre betriebswirtschaftlich nicht vertretbar und würde die Transporte massiv verteuern. Die Folge wäre, dass diese Transporte von der Schiene auf die Strasse abwandern würden.

  • Zitat

    Original von Gränzdrämmler
    Welche betriebliche Erklärung dafür gibt es, diesen Zug nicht mit E-Lok zu fahren?

    SBB: 15 kV, 16 2/3 Hz

    Strecke Basel SBB - Basel St. Johann = SNCF = 25 kV, 16 2/3 Hz

    10 kV Unterschied, das verkraftet wohl sogar der beste Elektromotor nicht...

  • Zitat

    Original von Stephan Gassmann
    Zwei elektrische Loks durch SBB Cargo für diesen Verkehr anzuschaffen wäre betriebswirtschaftlich nicht vertretbar....

    Wie sich die Argumente und die Folgen gleichen:
    Zu kleines Netz (Trolley) = Nur 2 Loks (Bahn)
    zu teuer (Trolley) = betriebswirtschaftlich nicht vertretbar (Bahn)
    lärmiger Diesel unter dem Fahrdraht (Trolley) = lärmiger Diesel unter dem Fahrdraht (Bahn)

  • Zitat

    Original von Jokurt

    SBB: 15 kV, 16 2/3 Hz

    Strecke Basel SBB - Basel St. Johann = SNCF = 25 kV, 16 2/3 Hz

    10 kV Unterschied, das verkraftet wohl sogar der beste Elektromotor nicht...

    Die Rangierloks E/e 3/3 verkraften dies aber. Man kann sie täglich auf der französischen Seite des Bahnhofs SBB beim Manöver beobachten, wie sie ohne Probleme unter beiden Fahrdrahtspannungen fahren. Vielleicht handelt es sich auch um ein Sondermodell ;)

  • Die Ee 3/3 16501-16506 sind für beide Stromsysteme gebaut. Daher der reibungslose Rangierablauf.

    Und ich muss mich korrigieren: das Stromsystem der SNCF in Basel ist 25 KV 50Hz, nicht 16 2/3 Hz!

  • Zitat

    Original von Waagefiehrer

    Die Rangierloks E/e 3/3 verkraften dies aber. Man kann sie täglich auf der französischen Seite des Bahnhofs SBB beim Manöver beobachten, wie sie ohne Probleme unter beiden Fahrdrahtspannungen fahren. Vielleicht handelt es sich auch um ein Sondermodell ;)

    Auch wenn die SBB (Personenverkehr) solche Ee 3/3 hat, dürften diese Zweifrequenzkisten je nach Anhängelast die Steigung nicht meistern können.
    Theoretisch könnte eine Re 482 unter 25KV fahren, jedoch ist diese Softwaremässig nicht oder nur bedingt ausgerüstet (Systemwechsel zu Dänische Staatsbahnen)und würde, gemäss Bombardier, einen Betrag in 6 bis 7 stelligen Umfang auslösen. Ich zweifle den nutzen an, ob sich dies lohnt, in einem Bereich dessen weitere Zukunft infolge des Campusbaus / Hafenverkleinerung stark unsicher ist.
    Die Am 843 mussten eh angeschafft werden und können, falls der Betrieb dort reduziert werden sollte, mit der Zuglok sogleich die Bedienung der nichtelektrifizierten Geleise sicherstellen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Badbone (18. Juni 2007 um 15:48)

  • Die Staatsbetriebe SBB und BVB sollen sofort damit aufhören, auf dem Buckel der Umwelt zu sparen! Auch im Umweltschutz ist Vorbeugen besser als Heilen. Die Anzahl Menschen mit einer Atemkrankheit nimmt seit Jahren kontinuierlich stark zu. Wers vermag, zieht aufs Land, wer in der Stadt bleibt ist selber schuld. Als Anwohner muss man aus Solidarität den Schmutz der Busse einatmen, damit es ein paar Nichtbetroffene bequemer haben (Aussage von offizieller Seite an einer öffentlichen Veranstaltung)! Wo bleibt die Solidarität mit betroffenen Anwohnern und der Umwelt?

  • Nach erfolgter Trolleybusabstimmung wäre es schön, wenn im Tramforum wieder öV Themen sachlich behandelt würden. Politische Stimmungsmache à la vorstehendem Beitrag von Jää haben hier nichts verloren!

    Einmal editiert, zuletzt von kurduvadi (19. Juni 2007 um 11:30)

  • kurduvadi

    Dann agitiere ich halt als Betroffener für eine bessere Luft.
    Ich lade Dich freundlich dazu ein, Dich während zwei bis drei Stunden an der Tramhaltestelle Zoo Dorenbach aufzuhalten.
    Pointierte Meinungsäusserungen sind das Eine, persönliche Angriffe gegen einzelen Forumsteilnehmer das Andere...

  • Tut mir Leid, kurduvadi, es mag ja sein, dass dies in der Rubrik "Beobachtungen" nichts verlohren hat, aber es ist schon auffällig, wie das Grundrecht auf ein freies Gut wie Luft immer mehr eingeschränkt wird. Wenn ich nicht mehr atmen kann, ist es mir egal, aus welchem Schlot der Dreck kommt, der mich am Atmen hindert (und ob er "Bio" ist oder nicht).

    Besonders im Rangierdienst wird viel angefahren und abgebremst, und das in ziemlicher Nähe zur Bevölkerung. Es wäre sicher besser, die Rangierfahrten und den Rangierdienst so weit wie möglich mit Elektroloks abzuwickeln. Dieselloks sind besser als Lastwagen, das ist klar, aber es ist auch nicht sinvoll, mit Dieselloks unter Fahrdraht zu fahren, wie dies SBB-Cargo mit Regionalgüterzügen tut. Die Schweiz hat nicht umsonst ein fast vollständig elektrifiziertes Eisenbahnnetz.

    Übrigens ist noch lange nicht jede Kritik an der Politik Agitation...

    Einmal editiert, zuletzt von Gummikueh 476 (19. Juni 2007 um 14:03)

  • Also dass Dieselloks nur absolut dort verkehren sollten, wo kein Fahrdraht vorhanden ist, finde ich schon ein Bisschen übertrieben. Oder sollten etwa Verbrennungsbusse nur dort verkehren, wo keine Trolleybusse oder Trams fahren? Das würde keine guten ÖV-Verbindungen, sondern nur mehr Zeitverlust durch Umsteigen bewirken. Beim Güterverkehr ist es genau dasselbe mit den ständigen Lokwechseln. Also: Entweder man elektrifiziert auch die Industriegeleise oder man findet sich halt damit ab, dass eben ab und zu Dieselloks unter dem Fahrdraht verkehren.

    Hat eigentlich noch niemand Gasloks erfunden…? :D

    …oder Bimode-Loks vielleicht…? Die wären sinnvoller… :) ;) :D

  • Zitat

    Original von kriminalTANGO
    Hat eigentlich noch niemand Gasloks erfunden…? :D

    Gott sei Dank nicht, sonst würde man bei SBB-Cargo bald überhaupt nicht mehr mit E-Loks fahren :D :D :D

    Moment mal: Gasturbinenloks/Triebwagen gibt es bezw. gab es.

  • ...und die höheren Produktionskosten werden den Kunden von SBB Cargo abgewälzt und diese wiederum den Konsumenten oder vielleicht wählt der Kunde einen anderen Transporteur der mit seinen Lastwagen quer durch die Quartiere fährt.
    Viele sagen, man soll dies, man soll jenes. Wer ist bereit dafür zu bezahlen? Ist irgendwie eine seltsame Doppelmoral!

    Man hat etwas gegen den Verkehr und trotzdem steigt man in ein Flugzeug, um für unter 100 Franken 2 Nächte eine Stadt besuchen zu können, aber wehe dieses Flugzeug fliegt eine Warteschlaufe über die Dächer. Selbstverständlich ist man froh wenn man bereits im Januar kann Erdbeeren geniessen, welche hunderte von Kilometern quer durch Europa gekarrt worden sind. Man ist stolz auf Unterwäsche der Marke Swiss Made, die aber in Portugal produziert und per LKW in die Schweiz gebracht werden. Abends sitzen wir gemütlich an unserer Pizza Calzone und kümmern uns nicht darum wo wohl die angepriesenen frischen Tomaten herkommen, im Gegenteil man nippt genüsslich an seinen San Pellegrino obwohl Eptingen näher liegt und freut sich über das günstig gekaufte T-Shirt Made in China.
    Natürlich ist man Preisbewusst und kauft Prix- Garantie (oder der gleichen) oder reiht sich Wochenende für Wochenende in eine lange Blechschlange ein um über der Grenze günstiger einzukaufen. Lachende Kühe auf den Wiesen in der Region ist schön und soll so bleiben, doch ist mein argentinisches Entrecote um die hälfte günstiger.

    Im gleichen Atemzug regt man sich über einpaar Am 843 Güterzüge auf (welche nicht lauter sind als mit BB 437000 Bespannung und als sauberste D-Lok weltweit gilt) oder Dieselbusse die alle 8 Minuten verkehren und das Leben in einem Quartier unerträglich macht (der Verkehr zwischen den Bussen ist natürlich nicht das Problem).

    Denk einmal darüber nach, was mich aufregt und bei welcher Aufregung auch ich eine Beteiligung habe.....

  • Badbone

    Offenbar sind Dir die sachlichen Argumente ausgegangen, sonst würdest Du wohl kaum Forumsteilnehmer persönlich angreifen und jede Schandtat unterstellen.
    Ich stehe weiterhin zu meiner Aussage: Staatsbetriebe sollen Vorbilder sein und den elektrischen Betrieb vorziehen. Im Übrigen befinden wir uns hier im Tramforum und nicht im Dieselforum und ebenso befinden wir uns in einem Land, in welchem die Bürger das Recht haben, die Behörden zu kritisieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Jääjä (20. Juni 2007 um 12:19)

  • Eine kleien Rechenaufgabe vorne weg: Wenn eine Buslinie alle 7,5 min. fährt, wieviele Busse pro Stunde sind das (man muss daran denken, dass die Linie in beide Richtungen fährt!!!)?
    Die Autobusse sind einfach einiges lauter als ein Auto.

    Es stimmt, dass die Leute eine Doppelmoral haben. Nach Mallorca fleigen, aber ja kein Fluglärm. Umweltschutz, aber ja kein Geld ausgeben; d.h. lieber ein nutzloser Ettikettenschwindel ("Biogas") als etwas Vernünftiges, das etwas kosten würde. A propos Kosten: Wieso ist es eigentlich billiger, mit Diesellokomotiven unter Fahrdraht zu fahren als mit Elektroloks? Spielen da Industriegleise eine so grosse Rolle?

  • Warum nicht mit Ee3/3 oder Zweikraftloks?

    Ich kann mich noch erinnern, dass auf dieser Strecke durchaus Ee3/3 gefahren sind und zwar mit ziemlich langen Güterzügen. Die Lokomotiven waren allerdings grün und waren eigentlich gar kein Ee3/3. Sie verkehrten jeweils in Doppeltracktion mit Vielvachsteuerung. Tatsächlich hatte die SNCF damals eine kleinere Anzahl solcher Lokomotiven nach dem Vorbild Ee3/3 gekauft um damit ihre Güterzüge bis nach Muttenz zu bringen. Später gingen diese an die SBB und verkehren seither meistens in Basel. Man erkennt sie an den Einholmstromabnehmern Typ SNCF und an den unüblichen Stecker an den Plattformen. Ob die Vielfachsteuerung noch funktioniert weiss ich allerdings auch nicht.

    Natürlich hatte die SBB verschiedene solche Duo-Mode Loks. Die letzten waren die Eem6/6. Sie wurden oft am Ablaufberg eingesetzt, damals gab es auch noch einen solchen auf dem Güterbahnhof Wolf, gerade unter der Grosspeterbrücke. Zudem hatte die SBB verschiedene Zweikraft Rangiertraktoren, einer bediente die Anschlussgleise bei Dornach und Arlesheim. Und schliesslich hat es während des zweiten Weltkriegs sogar Zweikraft Dampfloks gegeben.

  • Jääjä

    Wen hab ich den persönlich angriffen? Ich hoffe niemand! Auch ich habe ein recht auf meine Meinung, auch wenn sich diese nicht mit Deiner deckt! Wenn Du nicht willst über Diesel sprechen, kannst Du einfach die Berichte übersehen oder Du machst einen Antrag, dass nur noch über Themen wie Tram/Bus in diesem Forum diskutiert werden darf.

    @Gummikueh 476

    Die Ironie bei der ganzen Sache sehe ich nicht das eine Am 843 einen Zug in den St.Johann Bhf bringt. Schlimm finde ich all jene Bahnen die mit einer Class66 Diesellok von Rotterdam bis nach Basel fahren und diese Gesellschaften dazu noch günstigere DB Trassen bekommen als ein gleicher Zug mit E-Lok. Dies verstehe selbst ich nicht!
    Teuer wird es dann, wenn SBB Cargo eine weiterer Loktyp bestellen muss der auch diese Bedürfnisse abdeckt.

    Limbo

    Was war das für eine Zweikraftdampflok?Es gibt eine E 3/3 (Tigerli) mit Stromabnehmer. Der Phantograph wurde aber benötigt für das elektrische Vorheizen der Personenzüge.
    Die SBB hatte mit Ihren Zweikraftloks keinen Erfolg. Die unbeliebten exoten Eem 6/6 war mehr in der Werkstatt als draussen am fahren und wurden später wieder in reine Dieselloks umgebaut. Die Traktoren die sich heute noch im Betrieb befinden sind für das verstellen von einzelnen Wagen gut aber nicht für ganze Züge oder Wagengruppen.

  • Badbone

    Den Befürwortern und Verteidigern des elektrischen ÖV Doppelmoral unterstellen ist sehr wohl ein persönlicher Angriff. Nun ist der Abstimmungskampf vorbei und Übertreibungen und Persönlichwerden sind nicht mehr nötig. Sicher hast Du Meinungsfreiheit, das bedingt aber, dass Du auch Widerspruch entgegennehmen musst.
    Zur Sache: Vergleiche einmal einen BVB-Geschäftsbericht von zum Beispiel 1997 mit einem von 2005 oder 2006 und schau nach, viele Fahrgäste 1997 elektrisch befördert worden sind und wie viele 2005. Der Anteil der mit dem Tram (und Trolleybus) elektrisch beförderten Fahrgäste nimmt laufend und stark ab. Das heisst, die teure Infrastruktur des Trams wird immer schlechter genutzt. Da gleichzeitig die Fahrgastzahlen insgesamt stark abgenommen haben, bringt der forcierte Ausbau des Verbrennungsbus-Netzes nichts: Niemand wird zum Umsteigen auf den ÖV animiert, die Belastung der Umwelt nimmt aber zu.