Zukunft Waldenburgerbahn (WB) Projektierung u. Realisierung Infrastrukturmassnahmen

  • Bei den extremen Kapazitätsengpässen auf der WB wäre ich mir nicht sicher, ob bei eine allfälige Studie wirklich der Bus gewinnen würde. Alleine schon deswegen, weil eine Erneuerung der Bahn (Infrastruktur inkl. Fahrzeuge) zu einem guten Teil vom Bund subventioniert würde. Und bei den Betriebskosten steht die Bahn gar besser da, da eine Zugskomposition mit einem Fahrer mindestens zwei Gelenkbussen mit zwei Fahrern gegenüber stehen würde. Vom medialen Scherbenhaufen ganz zu schweigen. Ich habe so meine Zweifel, ob die bürgerlichen Ortspolitiker wirklich den Zorn eines ganzen Tals auf sich ziehen und am Ende ihre Wiederwahl gefährden wollen.

    Zitat

    Wenn diese leidige von Bahn zu Bus Debatte wirklich Erfolg haben sollte, gäbe es auch ein Rezept um unliebsame Bahnen gekonnt auf Busse umzustellen....Man zögere alle nötigen Instandhaltungsarbeiten bis zum geht nicht mehr hinaus und warte auf den grossen Kostenschock... et voila der Bus ist plötzlich günstiger und besser und sowieso...


    Dieses Rezept hat in der Vergangenheit Erfolg gehabt und dürfte dies auch in Zukunft haben. Umso saurer macht es mich, dass gerade die WB, wo Mittel für Unterhalt/Instandhaltung vorhanden gewesen wären, dieses "Rezept" auch angewendet hat und so wohl ungewollt am eigenen Ast gesagt hat. Es hat etwas von einem Armutszeugnis, wenn die Bahn heute hinstehen und sagen muss, dass 12 km von 13.1 km Strecke erneuert werden muss.

    In ihrem "Wahn" die Umspurung endlich bewiligt und finanziert zu bekommen haben die Waldenburger ganz unterschlagen, dass die nun komplett veraltete Bahn für die Bahngegner nun ein einfaches Ziel für eine Stilllegung ist. Wenn das nur gut geht...

  • Nun hat sich auch das SRF der Sache angenommen und im Radio einen kleinen Bericht veröffentlicht, wo alle Beteiligten zur Sprache kommen. Bedenklich ist an der Sache die Haltung von Frau Pegoraro, welche ihre Ansicht für die Umspurung einzig an der Behauptung festmacht, es gäbe in Zukunft keinen Hersteller mehr, der 75cm Züge bauen kann, darum müsse man die Bahn umspuren.
    Diese Behauptung wurde glaube ich schon zu Genüge als widerlegt, wie diverse neue Züge im Ausland in dieser Spurweite zeigen. Ich bin nicht sicher, ob Frau Regierungsrätin sich wirklich bei diesem Thema auskennt, oder nur das Vorgegebene von BLT/WB übernommen hat...
    Link zum Beitrag: http://www.srf.ch/news/regional/…aldenburgerbahn

  • Die landrätliche Bau- und Planungskommission fordert eine Umspurung der Waldenburgerbahn, die von Liestal nach Waldenburg führt. Ein wichtiger Vorentscheid. Doch das letzte Wort wird in den kommenden Wochen der Landrat haben.

    Das ist ein wichtiger Vorentscheid zur Zukunft der Waldenburgerbahn: Die vorberatende Bau- und Planungskommission (BPK) empfiehlt dem Landrat, bei der WB eine Umspurung vorzunehmen von der heutigen, exotischen 75 Zentimeter- auf die gängigere 1-Meter-Spur. Das neu zu beschaffende Rollmaterial für die WB soll gegenüber heute um 20 Zentimeter breiter sein und eine Breite von 2.40 Meter aufweisen. Dies geht aus einer Mitteilung der BPK von Donnerstagnachmittag hervor.

    Die Debatte um die künftige Spurbreite der WB ist derzeit eines der umstrittensten Themen im Landkanton: Die Dampfbahn mit der historischen Lok Gedeon Thommen kann ohne äusserst aufwändige Umbauten nur auf der bisherigen 75-Zentimeter-Spur zirkulieren; bei einer Umspurung ist der Dampfbetrieb im Tal wohl Geschichte. Demgegenüber bringt eine Umspurung auf die für Schweizer Trams gängige 1-Meter-Spur Synergien bei der Rollmaterialbeschaffung, zumal die WB in die Baselland Transport AG (BLT) überführt werden soll. Die Erneuerungsinvestitionen für die WB werden auf total 270 Millionen Franken geschätzt.

    Neben der Spurbreite diskutierte die BPK auch über einen möglichen Busbetrieb als Alternative zum Bähnli im Waldenburgertal. Gemäss einer Mitteilung ist die BPK überein gekommen, dass ein Wechsel von Bahn auf Bus keine gewichtigen Vorteile bringe. Die Alternative für einen Busbetrieb war jüngst vom Bottminger SVP-Landrat Hanspeter Weibel wieder ins Spiel gebracht worden.

    Ein ausführlicher Bericht folgt.

    Quelle: basellandschaftlichezeitung.ch

  • Frage: Wozu dient die gelbe Abdeckplatte (siehe Bild oben im ersten Artikel), die an der Kuppung angebracht ist? Ich habe diese, an einem führenden Steuerwagen, am Mittwoch selbst in Liestal gesehen ...

  • Damit die Kupplung nicht vereist, rsp. zu geschneit wird
    (Du kannst das bei den BVB und BLT Trams sehen, wenn es schneit oder bei sehr kalten Temperaturen regnet).

  • Heute wurde auch der Bericht der Bau- und Planungskommission, betreffend Systementscheid Spurweite Waldenburgerbahn, zu Handen des Landrates publiziert:

    https://www.baselland.ch/fileadmin/base…15/2015-352.pdf

    Der Bericht lässt alle Fakten pro 750mm aussen vor. Er spricht von zukünftig (Jahrzehnte später) erheblich teureren Maschine und angeblich nicht mehr erhältlichem Rollmaterial. Die Gleisbaumaschinen für Meterspur sind in der Regel modular und es gibt in Europa massenweise Bahnen mit dieser Spurweite. Die Mariazellerbahn hat gerade wunderbare, preislich mit Meterspurwagen vergleichbare Wagen erhalten. Die Umspurung kostet nur und bringt keine Kostenersparnis. Im Gegenteil, ein Jahr Bahnersatz will finanziert werden, ganz zu schweigen vom Verlust an Kundschaft und Einnahmen.

  • Die Umspurung kostet nur und bringt keine Kostenersparnis. Im Gegenteil, ein Jahr Bahnersatz will finanziert werden, ganz zu schweigen vom Verlust an Kundschaft und Einnahmen.


    Kostet nur? Woher hast du das? Die aufgezählten Einsparungen sind also frei erfunden? Ich bin anderer Meinung.
    Übrigens, der Bahnersatz von ca. einem Jahr ist nicht der Umspurung sondern dem Bahnhofneugestaltung der SBB geschuldet, hat also mit der Umspurung nix zu tun. Deshalb ist es ja eine einmalige Gelegenheit dazu....

    Man kann durchaus Argumente finden, die für eine Beibehaltung der 750mm Spur sprechen. Diese beiden lasse ich aber nicht gelten ;)

  • Für Fahrgäste von/nach dem Bahnhof Liestal, was wohl die meisten bei der WB sind, ist ein durchgehender Bus sicher angenehmer, als am Altmarkt zusätzlich umsteigen zu müssen, zumal die grössten Verkehrsbehinderungen ohnehin auf dem Abschnitt Liestal-Altmarkt anfallen dürften. Auf dem Abschnitt Altmarkt-Waldenburg wird die Fahrzeiteinsparung der Bahn gegenüber dem Bus die benötigte Umsteigezeit kaum wettmachen können.

  • Die Frage mag blöd klingen, aber wieso muss die ganze Strecke ein Jahr lang stillgelegt werden, wenn nur der Bahnhof Liestal umgebaut wird?


    Weil die WB gemäss eigenen Angaben 10 von 13.1 Kilometern Strecke erneuern muss, da die Gleise das Ende der Lebensdauer erreicht haben. Ich erlaube mir, aus dem Bericht der Planungs- und Baukommission zu zitieren (Seite 5):

    Zitat

    Abgesehen davon müssten 10 von 13 Streckenkilometern der WB bis 2022 sowieso erneuert werden, da sie das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Die übrigen 3 Kilometer müssten bis 2033 erneuert werden.


    Dazu plant die WB zwei neue Doppelspuren in Lampenberg und Niederdorf.

    Die WB muss die Gleise sowieso erneuern. Die Frage ist nur, in welcher Spurweite diese verbaut werden.


  • Kostet nur? Woher hast du das? Die aufgezählten Einsparungen sind also frei erfunden? Ich bin anderer Meinung.
    Übrigens, der Bahnersatz von ca. einem Jahr ist nicht der Umspurung sondern dem Bahnhofneugestaltung der SBB geschuldet, hat also mit der Umspurung nix zu tun. Deshalb ist es ja eine einmalige Gelegenheit dazu....

    Man kann durchaus Argumente finden, die für eine Beibehaltung der 750mm Spur sprechen. Diese beiden lasse ich aber nicht gelten ;)

    Auch in diesem Fall werden 20 Prozent der Infrastruktur unnötig entsorgt.
    Und: als Alternative denkt niemand darüber nach, für die S-Bahn-Züge in Altmakrt einen provisorischen Perron zu errichten. Kosten minimal, Bahnersatz hat sich erledigt.
    Verlust der Kundschaft: Sobald auf meiner S-Bahnlinie Bahnersatz ist, fahren die, die ein Auto haben mit dem Auto. In der Regel lässt sich so ein Flirt durch einen Gelenkbus ersetzen. Und das ist schon bei kurzen Bausperrungen so. Bei langen Bausperrungen sind die Kunden defitniv weg und müssen erst mühsam wieder gewonnen werden. --> Einnahmeverlust hoch!
    Einsparungen: lese mal bitte die Argumentation auf http://www.waldeburgerli.ch/wp/vorteile_75cm/

    Aus Kundensicht haben die Zusatzinvestitionen zur Umspurung keine Vorteile: es gibt keine Erhöhung der Vmax (und wenn sie notwendig wäre, wäre sie auch mit 750mm machbar), es gibt keine Erhöhung der Kapazität. Im Gegenteil: Nur Nachteile: Streckensperrung (Gesamtstrecke) Im gleichen Atemzug ist der Kanton noch nicht mal gewillt, die bestehende Infrastruktur in Allschwil zu unterhalten.

  • Lieber DüWag 656

    Also ich habe mir nochmals die Mühe gemacht, alle auf der von dir verlinkten Seite aufgebrachten Argumente mir nochmals zu Gemüte zu führen. Aber wirklich überzeugen kann mich keines:

    "Keine Umspurung für einen Inselbetrieb."
    Hier wird fest angenommen, dass mittel und kurzfristig die WB ein Inselbetrieb bleibt. Ja sehe ich auch so, aber ich gebe der Möglichkeit durchaus eine Chance, dass das in 40-50 Jahren vielleicht ganz anders ist.
    Aber es spielt im Grunde überhaut keine Rolle. Der Inselbetrieb oder eben ein möglicher Anschluss an ein anderes Netzt wird ja auch nicht als PRO Argument angeführt.

    "Augenmass bei den Kosten halten. Den Umspurungskosten (inklusive Rollmaterial) von 200 – 300 Millionen CHF stehen prognostizierte Einsparungen bei den Betriebskosten von wenigen Prozenten gegenüber!"
    Da wird wieder einmal mit falschen Zahlen Polemik betrieben. Die eigentlichen Umspurungskosten sind bei weitem nicht so hoch. Die Infrastrukturerneuerung und Fahrzeugbeschaffung muss so oder so getätigt werden. Das alles kostet dann die ca. 280 Mio. Ohne Umspurung wären es dann eben lediglich etwas weniger. Aber auch bei der Beibehaltung von 750mm wären das immer noch weit über 200 Mio.

    "Keine Streckensperrung für ein ganzes Jahr. So lange dauert es nämlich, die Bahn komplett zu erneuern."
    Das haben wir schon diskutiert, ich mag mich nicht wiederholen....

    "Keine unnötigen baulichen Eingriffe für eine Umspurung"
    Auch hier geht man wieder von falsche Angabe aus. Das Lichtraumprofil ist ja schon vorhanden. Hochbauten müssen nicht wegen der Umspurung erneuert werden, sondern aus konzeptionellen oder betrieblichen Gründen.
    Das Trasse der noch nicht erneuerungsbedürftigen Teilen sind schon auf Meterspur ausgelegt worden. Hier muss man lediglich die Schienen "umnageln". Es kann also nicht so vollmundig behauptet werden, dass Infrastruktur unnötig "entsorgt" wird. Klar kann es vorkommen, dass das Eine oder Andere angepasst werden muss, dass sind dann aber nicht grosse Kostentreiber, die als Argument für oder gegen die Umspurung herhalten könnten.

    "Modernes, komfortables und sicheres Rollmaterial gibt es auch für 75 cm Spurweite."
    Auch das wurde hier schon zu genüge behandelt...

    "Flottenerneuerung jetzt und nicht erst in 10-15 Jahren! Die Umspurung könnte erst irgendwann ab 2020 vorgenommen werden. Die Flottenerneuerung ist aber jetzt fällig..."
    Hmm, kann ich nun nicht mehr rechnen, oder ist es bis 2020 nur noch 5 Jahre???
    Soviel ich weiss (korrigiert mich bitte, sollte es anders sein) ist das jetzige Rollmaterial ca. 30 Jahre alt. Ich denke, die halten noch durch bis ins Jahre 2020. Und wie lange haben z.B. die Düwags gehalten? Und fahren jetzt in Belgrad nochmals ein paar Jahre?
    Und auch wenn man jetzt gleich damit beginnen würde, Fahrzeuge zu evaluieren, die wären nicht viel vor 2020 da.
    Und sobald der Systementscheid gefällt wurde (Bahn/Bus, 750/1000) wird wohl so oder so gleich mit der Evaluation auch von den Fahrzeugen begonnen...


    Das einzige für mich wirklich gewichtige Argument ist die lange Zeit der Streckensperrung. Da gebe ich dir recht, das wird Kunden/Fahrgäste kosten, aber... Diejenigen, die sich dann mit den vollgestopften Bussen auf den vollgestopften Strassen herumschlagen müssen, werden die Bahn danach umso mehr schätzen. Und diejenigen die dann im Auto bleiben werden die Strasse zusätzlich zustopfen, was auch wieder zu einer Verlagerung auf die Bahn nach sich zieht.

    Ich möchte auch noch zu bedenken geben, dass nicht nur Einsparungen durch die Meterspur in diese Diskussion einfliessen sollen sondern auch Planungssicherheit. Damit meine ich, dass der Unterhalt der ganzen Anlage auf lange Frist gesichert ist und die Kosten "marktüblich" sind.
    Z.B. die Unterhaltsmaschinen für den Gleisbau. Diese werden von Fremdfirmen eingemietet. Wer garantiert, dass die jetzigen verfügbaren (und schon in die Jahre gekommenen) Maschinen durch diese Firmen wieder durch solche ersetzt werden, die auch 750mm können? Es wäre sehr ungünstig, wenn die 13km von Hand gekramt werden müssten.
    Dass der Unterhalt kostengünstig ausgeführt werden kann, kommt schlussendlich auch dem Fahrgast wieder zu Gute, denn damit ist der langfristige Erhalt der Bahn gesichert, und daran ist und sicher allen gelegen.Damit hat die Umspurung auch aus Kundensicht seine Vorteile.


    Ich möchte dich hiermit nicht zur Meterspur "bekehren", sondern nur meine Sicht der Dinge mit Argumenten unterstreichen. Du darfst das natürlich auch machen, tu das aber bitte nicht mit Polemik und mit "nicht ganz korrekten" Zahlen.
    Ich bedaure auch, dass die Umspurung zur Folge hat, dass der Dampfzug nicht mehr fahren kann, aber hier geht für mich der tägliche Betrieb und Unterhalt vor...

    Liebe Grüsse, Fantasio

  • Fantssio, danke für deine umfangreiche Gegenargumentation. Du argumentierst zu grossen Teilen mit den Zahlen der Regierung.
    Alle Mehrkosten und Unwägbarkeiten, die aufgeführt werden sprechen von dereinst. Wenn aber die Spur so speziell ist, warum habe dann die Gleisbaufirmen dann jetzt überhaupt Gleisbaumaschinen für 750mm? (Antwort: weil es jetzt und in Zukunft hunderte Streckenkilometer 750mm-Strecken gibt) Ich sehe keine Streckensfilllegungswelle, im Gegenteil, die jetzigen habe eine grosse Zukunft vor sich, immerhin wurden in Schlüsselnetze in Österreich massiv Gelder investiert und deren Attraktivität massiv gesteigert.

    2 Mal editiert, zuletzt von 4106 (9. Dezember 2015 um 20:44) aus folgendem Grund: Eingriff Moderation: Nicht objektiv-belegter Wertungssangriff gegenüber der Arbeit der Regierung gelöscht. Bitte sachlich bleiben und keine Kämpfe austragen, die an parteipolitischem Manöver erinnert betreiben. Danke!