Combino-Krise: Ausland

  • hm, dieses DING erinnert mich mehr an einer dieser neuen Silnrigen Mercedes Panzerwagen, welche nun in der Stadt immer wie mehr anzutreffen sind.

  • Jaja, aber jetzt Moment: So schlimm ist im Prinzip dieses Tram nicht.

    Klar, gäbe es in Sachen Äusserem sicherlich noch Optimierungsmöglichkeiten. Die Leipziger haben sich bei der Gestaltung vermutlich vom "Irvine-Design" des Gelenkbusses beeinflussen lassen, welcher zur Hannoveraner Weltexpo gebaut wurde. Ich finde die Idee der Heiterblick-Werkstätte durchaus ein heiterer Stern auf dem Gerümpelmarkt neuerer Tramwagen!

    Und zum Kleinlaufdrehgestellt: Man soll sich jetzt gar nicht über dies Prinzip ärgern oder mokieren. Schlussendlich müssten Kenner der Tramwagenentwicklung - wenn man schon immer so niederflurfreudig eingestellt ist - wissen, dass einer der ersten Niederflurwagen neuerer Entwicklung genau mit solchen Kleinraddrehgestellen möglich wurde (TPG!).

    Unter Umständen könnten bei einer totalen Neuentwicklung des Wagens auch andere Drehgestelle, welche vielleicht kleiner sind, verwendet werden. Es sagt ja niemand, dass der Leoliner nur mit Tatra-Gestellen konstruiert werden kann. Ich erachte im Leoliner den grössten Vorteil, dass ein kleineres, teilniederfluriges Tram auf den Markt kommt, welches traktionsfähig ist. Es ist doch eigentlich ein Witz, wenn man in der Nacht riesenlange Würmer einsetzt.

    Warum müssen eigentlich Drehgestelle versteckt werden?

  • Quelle: Märkische Allgemeine, 29.04.2004

    Potsdam könnte auf Millionenkosten sitzen bleiben
    Siemens haftet nur bedingt für das Combino-Desaster

    Stadtwerkesprecher Stefan Klotz blieb zurückhaltend: "Mit Interesse" nehme der Vip Verkehrsbetrieb in Potsdam die Erhöhung der Haftungsrücklagen beim Combino-Hersteller Siemens zur Kenntnis, sagte er zu den düsteren Nachrichten aus der Münchener Konzernspitze. Siemens-Chef Heinrich von Pierer hatte gestern kurz zuvor bekannt gegeben, dass die Verluste aus dem Straßenbahndesaster weit größer sind als noch jüngst behauptet: Von Januar bis Ende März seien Sonderbelastungen von 364 Millionen Euro angefallen, die vor allem aus Haftungsschäden an den Niederflurstraßenbahnen resultierten. Bis dato hatte Siemens von "unter 200 Millionen Euro Rückstellungen" für das ganze Jahr gesprochen. Man müsse nun die Risikovorsorge "deutlich erhöhen", sagte von Pierer gestern.

    Indes ist unklar, ob der Potsdamer Verkehrsbetrieb davon profitieren kann. Immer deutlicher wird, dass er bei der Schadensregulierung vom guten Willen des Herstellers abhängig ist. Die vom inzwischen entlassenen Ex-Geschäftsführer Georg Dukiewicz ausgehandelten Kaufverträge über 48 Bahnen sind weit ungünstiger ausgestaltet als anderswo.

    Beispiel Basel. Auch dort hat man die meisten Combinos wegen der Risse im Aluminium-Chassis stillgelegt. Die Schweizer haben für den "Extremfall", dass die Leichtbau-Bahnen gar nicht repariert werden können, vertraglich geregelt, dass Siemens den Kaufpreis zurückzahlt. Das erklärte jetzt Regierungsrat Ralph Lewin auf parlamentarische Anfrage. Der Vip hat eine Klausel im Vertrag, die das Haftungsrisiko für Siemens auf nur fünf Prozent begrenzt. Klotz bestätigt das, will es aber nicht kommentieren.

    Der Baseler Verkehrsbetrieb hat sich vertraglich auch gegen so genannte Reihenschäden abgesichert. Damit gilt die Garantie für alle Bahnen bis zum Ablauf der Garantie für die jüngste. "Da der Mangel vor Ablauf dieser Frist auftrat, muss er gemäß Garantie zu Lasten von Siemens vollständig behoben werden", sagte der Regierungsrat Lewin.

    Dagegen kann Potsdam nur hoffen, mit den drohenden Millionenkosten für Reparaturen und Ersatz nicht im Regen gelassen zu werden. Den Begriff Reihenschaden gebe es im deutschen Recht nicht, sagte Klotz. Für die älteren Combinos des Vip würden nach Ablauf der Garantie zwar "Kosten für Material und Arbeit bei der Schadensbehebung durch Siemens getragen". Dies gelte aber "ohne Anerkennung einer Rechtspflicht".

    Entwarnung gibt es zumindest für die Siemens-Werker in Krefeld und Prag. Sie seien "für längere Zeit" mit Sanierungs- und Konstruktionsproblemen an den 600 ausgelieferten und bestellten Trams beschäftigt, begegnete von Pierer Gerüchten über einen Produktionsstopp. Allerdings habe er sich die Lösung der Auslastungsprobleme "anders vorgestellt". V.Kl./R.M.

  • Quelle: Potsdamer Neuesten Nachrichten, 29.04.2004

    Sechs Combinos überprüft - Schwerer Schaden an einer Bahn / Siemens lädt in Produktionsstätte ein

    Von Günter Schenke und Detlef Gottschling

    Die Combino-Straßenbahnen bleiben in Potsdam weiter im Depot, zu möglichen Reparaturvarianten herrscht Unsicherheit. Hersteller Siemens selbst hat gestern in München erklärt, dass die Combino-Affäre noch zu einer Erhöhung der Rückstellungen im Konzern führen wird. Doch in der Stadt Potsdam wächst der Druck auf Stadtverwaltung, Verkehrsbetrieb und Politik. Das Behindertenproblem im Nahverkehr besteht trotz des Ruf-Busses, das Fahren mit nicht mehr zeitgemäßen Fahrzeugen - nach gut fünf Jahren Niederflurbahn-Erfahrung - erregt die Gemüter.

    Schon im März wollte die CDU-Stadtfraktion erwirken, dass der Oberbürgermeister und die städtischen Vertreter im Aufsichtsrat der ViP in der Stadtverordnetenversammlung einen umfassenden Bericht über das Combino-Desaster geben. Auskunft verlangen sie über konkrete Sicherheitsmängel und darüber, inwieweit tatsächlich Leib und Leben der Fahrgäste gefährdet war. Der Oberbürgermeister wird aufgefordert, alles zur Beseitigung des Schadensbildes zu tun und Regressansprüche durchzusetzen. Auch darüber fordern die CDU-Verordneten einen Bericht. Zunächst hieß es, die Aufsichtsratsmitglieder seien zur Verschwiegenheit verpflichtet, bis auf der Sitzung des Bauausschusses am Dienstagabend klar wurde: Als Mehrheitseigner haben die Stadtvertreter durchaus das Recht, einen Bericht ihrer Aufsichtsratsmitglieder einzufordern. Das widerspreche nicht dem Paragrafen 104 der Gemeindeordnung, der die Verschwiegenheit regele. Allerdings: Auch die Stadtverordneten sind in dieser Sache zur Verschwiegenheit verpflichtet. Daher wird der angemahnte Bericht hinter verschlossenen Türen gegeben. So werden die Stadtverordneten über den Rückruf der gut 400 Siemens-Bahnen, zu denen auch 16 Potsdamer gehören, zwei Monate nach dem unglaublichen Vorfall erstmals einen authentischen Bericht hören.

    Neue Lager und Verstärkungen

    Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz sagte gestern den PNN auf Anfrage, dass man weiter abwarten wolle, was die Tests ergeben. Siemens will mit einer eigens dafür ausfindig gemachten Röntgenmethode die Risse in den Bahnen orten und entsprechend gegensteuern. Nach PNN-Informationen auf mehreren Ebenen: Zum einen hat man offenbar ein Problem mit der zu steifen Kopplung der einzelnen Bahnsegmente, die gerade in Kurven - bei Gleisverwindungen - die Wagenkästen zusätzlich belasten. Dies soll durch neue "Schwenk-Wank-Lager" abgefangen werden.

    Weiter sollen die Wagenkästen verstärkt werden durch zusätzliche Portale am Anfang und Ende der Wagen-Segmente, durch zusätzliche Bleche und auch durch eine Verstärkung der Bodenplatte. Auch die Fensterwände sollen zum Schutz gegen das gefürchtete Verziehen in Fahrtrichtung verstärkt werden. Letzteres führte zu dem Horrorszenario des sich möglicherweise lösenden und herabstürzenden Daches der Bahn.

    Dies alles wird Siemens in der kommenden Woche am 5. Mai live vorführen, wenn zum "Anwendertreffen" in die Produktionsstätte Uerdingen eingeladen ist. Wie Martin Weis, Geschäftsführer des Verkehrsbetriebes in Potsdam (ViP) den PNN gestern sagte, sei dieses Treffen ursprünglich schon für diese Woche anberaumt gewesen - habe sich aber womöglich wegen der gestrigen Siemens-Quartals-Pressekonferenz verschoben. Was die gestern bekannt gegebene Erhöhung der Rückstellungen angeht, zeigte sich Weis erfreut: "Wenn mehr Geld eingesetzt wird, können wir vielleicht auf eine bessere Lösung hoffen."

    Sechs Bahnen getestet

    In Potsdam sind von den am 12. März aus dem Verkehr gezogenen 16 Combino-Bahnen bisher sechs überprüft. Wie der ViP-Geschäftsführer gestern sagte, sei eine davon in der größten Schadensklasse: Stilllegen oder reparieren. Alle weiteren könnten nach Siemens-Auffassung - so wie in Basel - zunächst wieder in den Einsatz. Darauf aber will der ViP verzichten. Die zehn restlichen Potsdamer Bahnen werden mit der analogen Röntgen-Methode noch untersucht.

    Von der Einführung einer völlig neuen Combino-Bahn ist bisher nicht die Rede. Inzwischen ist auch bekannt geworden, dass selbst die in Düsseldorf fahrenden Typen, die mit Drehgestell-Fahrwerken ausgerüstet sind, dasselbe Schadensbild aufweisen: Risse an den Wagenkästen. Somit scheint der Fehler eher in der Summe der Bauteile zu finden sein als in einzelnen Baugruppen.

    Gestern war bekannt geworden, dass Siemens sich mit Kaufabsichten des Alstom-Konzerns trägt, der die sehr stabile Niederflurstraßenbahn "Citadis" im französischen La Rochelle baut.

  • @Martin703

    so gelacht wie heute Abend habe ich schon lange nicht mehr, jetzt macht mein Sixpack total weh! Über meiner Terasse brüten gerade Kohlmeisen. Würden diese dir in Basel irgendwie weiter helfen? Ich bin kein Ornithologe (= Sachverständiger in Sachen Vögeln), aber gibt es nicht Amselarten, die ununterbrochen brüten, sozusagen eine Brut geht fliessend in die nächste über? :D:D:D

    Spass beiseite, das Thema ist viel zu ernst. Ich finde es super, wie du uns dank deinen Kontakten nach Potsdam immer mit den aktuellsten und vor allem spannenden News auf dem laufenden hältst, herzlichen Dank! So macht forümlen wieder total Freude!

  • Quelle: Märkische Allgemeine, 30.04.2004

    Erbe aus Schrott (KOMMENTAR)
    VOLKMAR KLEIN

    Die stolze Combino-Flotte ein teurer Schrotthaufen, die Verträge mit dem Hersteller in den Haftungsfragen das Papier nicht wert. Der entlassene Geschäftsführer des Verkehrsbetriebes hinterlässt ein Erbe, das ein schmalbrüstiges städtisches Unternehmen aus der Spur werfen kann. Da gibt es keine Reserven wie beim Weltkonzern Siemens. Selbst dem hat das Desaster eine sonst traumhafte Bilanz verhagelt. Ob da die Hoffnung auf Kulanz trägt, bleibt abzuwarten. Noch hat der Technologieriese nicht einmal die Konstruktionsfragen im Griff. Der neue Vip-Chef ist daher zu unpopulärer Härte verdammt. So schlimm es ist, dass ausgerechnet die Behinderten bestraft werden; dem Drängen ihrer Vertreter, die Bahnen mit dem niedrigen Einstieg wieder aufs Gleis zu setzen, kann er nicht nachgeben. Wie auch, wenn Siemens indirekt einräumt, dass den Passagieren bei einer Notbremsung das Tonnen schwere Dach auf den Kopf fallen könnte? Potsdam hat das Glück im Unglück, genug von den robusten Tatras zu haben, um wenigstens den Fahrplan zu bedienen. Pech ist, dass andere in der Anwendergemeinschaft diese Notflotte nicht besitzen und daher einknicken. Was die Rechtsposition

  • Quelle: Märkische Allgemeine, 06.05.2004

    Bald Freigabe für Combinos


    Noch im Mai erwartet Oberbürgermeister Jann Jakobs Freigaben des Straßenbahnherstellers Siemens für einige der derzeit stillgelegten Combino-Niederflurzüge Potsdams. Auf die Strecke geschickt würden die Bahnen aber erst bei gleichzeitiger Zustimmung der technischen Aufsicht und des Landes, sicherte er gestern den Stadtverordneten zu. Kurzfristige Reparaturen könnten Ende Mai beginnen und Ende Juni abgeschlossen sein. Die Generalinstandsetzung aller Combinos sei in Krefeld und Prag ab März 2005 geplant und werde etwa ein Jahr in Anspruch nehmen.

    Beim mit 385 494 Kilometern ältesten Combino 401 hatte es im Farbeindringstest einen Riss und sieben Eintrittspunkte gegeben, beim mit 239 664 Kilometern jüngsten Zug Nr. 414 ebenfalls Eintritte.

    Offenbar, so Jakobs, sei Siemens bei der Konstruktion von Fahrzeugbelastungen starrer Bahnen ausgegangen, nicht von Gelenkzügen. R.P

  • Quelle: Potsdamer Neueste Nachrichten, 06.05.2004

    Combinos im Juli wieder in Betrieb?

    Oberbürgermeister Jakobs: Gefahr für Fahrgäste muss ausgeschlossen sein / Zwei Reparatur-Varianten

    Von Günter Schenke

    Die ersten Combino-Straßenbahnen könnten im Juli wieder fahren. Diese Möglichkeit gab Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern in der Stadtverordnetenversammlung bekannt. Voraussetzung sei allerdings, dass der Hersteller Siemens Gefahren für die Fahrgäste in einer schriftlichen Freigabe der Bahnen ausschließe.


    Laut Jakobs habe Siemens eine kurzfristige und eine langfristige Lösung für die Probleme der aus dem Verkehr gezogenen Straßenbahnen angeboten. Bei der kurzfristigen Lösung würde der Hersteller die aufgetretenen Risse beseitigen und Verstärkungen in die Wagen einbauen. Ende Juni könnten diese Reparaturen abgeschlossen sein. Bei der langfristigen Lösung handelt es sich hingegen um eine vollständige Sanierung der Bahnen, die in einem Werk in Krefeld erfolgt. Hierbei würden zusätzliche Dämpfer eingebaut und Gewichtsänderungen vorgenommen einschließlich der Verwendung neuer Bauteile eine Prozedur, die mindestens ein Jahr dauern würde.

    Eine Sanierung aller 16 Potsdamer Combino-Bahnen erscheint auch wegen ihrer langen Laufleistung angebracht. Der älteste Combino ist bereits die sagenhafte :D:D Strecke von 385414 Kilometern, also fast die zehnfache Länge des Erdäquators, gelaufen. Diese Bahn weist Risse in den Aluminiumprofilen und in der Mittelkonsole auf. Die Schäden lassen sich teilweise nur mit Röntgenaufnahmen feststellen. Das jüngste Potsdamer Fahrzeug hat immerhin auch schon eine Laufleistung von 239674 Kilometern und ist ebenfalls schadhaft. Die Ursachen dieser Schadensbilder beruhen auf einem Konstruktionsfehler, wobei die im Fahrbetrieb auftretenden Lasten des neuen Fahrzeugtyps falsch kalkuliert und berechnet wurden.

    Welche praktische Lösung für Potsdam in Frage kommt, ist auch nach dem Bericht des Oberbürgermeisters nicht definitiv klar. Die Kontakte mit Siemens finden auf zwei Ebenen statt. Einmal auf den so genannten Anwendertreffen und zum anderen in bilateralen Gesprächen. In deren Ergebnis sei laut Jakobs alles drin, bis hin zur Beendigung des Vertrages. Letzteres würde bedeuten, dass sich Potsdam nach einem anderen Lieferanten für behindertengerechte Straßenbahnen umsehen müsste.

    Die Stadtverordneten wollen wissen, welcher Schaden der Stadt entstanden sei und ob Schadensersatzansprüche gegenüber dem Hersteller geltend gemacht werden. Jakobs korrigierte Medienberichte, nach denen der Stadt bereits ein Schaden in Höhe von 1,2 Millionen Euro entstanden sei. Es sei vielmehr so, dass die Stadtwerke vorsorglich eine ?Rückstellung? eines Betrages in dieser Größenordnung vorgenommen hätten.

    Ute Platzeck vom Bürgerbündnis beklagte, dass viele Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Rückruf der Combinos auf Kosten der Allgemeinheit gingen und forderte, dass selbst die Fahrkosten zu den Anwendertreffen von Siemens übernommen werden müssten. Beigeordneter Burkhard Exner versicherte, dass alle berechtigten Ansprüche der Stadt eingeklagt werden. Über die weitere Lösung des Combino-Problems werde der Aufsichtsrat unverzüglich informiert. Der Oberbürgermeister sicherte darüber hinaus zu, dass er im Hauptausschuss über die gefundene Lösungsvariante berichten werde.

  • Quelle: Potsdamer Neueste Nachrichten, 13.05.2004

    Combinos sollen wieder fahren

    ViP: Schadensbild in vier Kategorien / Alle Bahnen reparabel und sanierbar

    Potsdams seit dem 12. März aus dem Verkehr gezogene Combino-Straßenbahnen sollen so schnell wie möglich wieder in den regulären Einsatz. Das sagte Martin Weis, Geschäftsführer des Verkehrsbetriebes in Potsdam (ViP), am Dienstag Abend.Das Procedere dazu stelle man sich in sechs Schritten vor: Erstens müssten alle Bahnen auf Schäden überprüft werden. Dies sei in Potsdam abgeschlossen mit dem Ergebnis, dass man Combinos in allen Schadensklassen habe. Dies sei bereits der zweite Schritt - die vorläufige Einklassifizierung. Drittens käme die offizielle Einklassifizierung. Viertens müsse die technische Aufsichtsbehörde diese auch anerkennen. Fünftens müsse man in Potsdam überprüfen, ob dann noch die selben Rahmenbedingungen im Umgang mit den Bahnen wie vorher herrschen. Sechstens sei dann mit ViP-Aufsichtsrat und der Stadt zu entscheiden, ob die Bahnen wieder fahren dürfen oder nicht. Die Schäden - Risse an den Wagenkästen vor allem im Türbereich - seien in vier Kategorien einzuordnen: Unter Eins führe man Combinos mit geringen oder gar keinen Schäden, die aller 7000 Kilometer - einmal in vierzehn Tagen - geröntgt werden müssen. Unter Zwei und Drei verstehe man ein mittleres bis erhöhtes Maß des Schadens, und unter Vier laufe - wie bei der Potsdamer Bahn Nummer 401 - die höchste Schadensklasse. Für die drei höheren Schadensklassen gebe es von Bahnbauer Siemens noch keine Vorschläge zu den Prüfungsmethoden. Den erhöhten Aufwand in der Werkstatt des ViP trage Siemens. Alle Trams aber seien reparabel und auch endgültig sanierbar. Darauf legte Martin Weis Wert. Schlimmstenfalls werde man einen kompletten Umbau der Bahn auf einen Stahlkasten in Kauf nehmen, das sei immer noch wesentlich billiger, als die geflossenen Fördermittel ans Land zurückzahlen zu müssen. Der Förderzweck werde unter allen Umständen erreicht. Im Übrigen könne niemand Interesse daran haben, dass dies nicht so sei. Die komplette Umstellung der Flotte auf Niederflurtechnik und damit die Abschaffung der Tatra-Bahnen bleibe das klare Ziel. Im Übrigen seien die Verträge mit Siemens bei allen Anwendern, die in Potsdam eine Lebensdauer der Combinos von 32 Jahren vorsehen, inhaltlich fast gleich gestaltet und nicht schlecht verhandelt.

  • Quelle: Märkische Allgemeine, 15.05.2004

    Siemens gibt fünf Bahnen frei


    VOLKMAR KLEIN

    Die ersten Combinos können wieder rollen. Hersteller Siemens hat die letzte Bedingung für die Wiederinbetriebnahme von fünf stillgelegten Potsdamer Bahnen erfüllt. Der Konzern erteilte die von der Vip Verkehrsbetrieb in Potsdam GmbH geforderte schriftliche Freigabe, wonach Gefahren für Fahrgäste ausgeschlossen sind. Das teilten gestern die Geschäftsführer der Stadtwerke und der Vip, Peter Paffhausen und Martin Weis, mit. Zuvor hatte die technische Aufsichtsbehörde ihre Zustimmung erteilt, ebenso der Gutachter der Anwendergemeinschaft.

    Die letzte Entscheidung obliegt der Vip-Geschäftsführung. Sie will zuvor den Aufsichtsrat befragen. Das Gremium soll sich erst am 4. Juni positionieren. Danach werde festgelegt, welche Combinos auf die Strecke gehen, erklärten Paffhausen und Weis.

    Beide nahmen gestern auch zu Äußerungen des Vip-Chefs Stellung, die zu Irritationen bezüglich der Nahverkehrsfahrpläne geführt hatten. Es gehe nicht darum, den "Takt 2000" als methodische Grundlage für Linien und Anschlüsse "zu kippen", sondern um eine behutsame Weiterentwicklung.

    Die Rede ist von einem Forschungsprojekt, das der inzwischen entlassene Vip-Chef Georg Dukiewicz im Juni 2003 mit dem Konrad-Zuse-Institut Berlin vereinbart hatte. Das Institut will auf Basis von Vip-Daten ein mathematisches Optimierungsverfahren entwickeln. Weis hatte von einem "großen Wurf" gesprochen, gestern hängte man die Sache tiefer. Sollte das Projekt "in einigen Jahren brauchbare Ergebnisse liefern", werde man diese mit den Potsdamer Besonderheiten abgleichen, doch würde jede Änderung mit der Stadt, den Vip-Gremien, Fahrgastverbänden und Bürgern vorab diskutiert.

    Die Geschäftsführer reagierten damit auch auf Vorwürfe des CDU-Kreisvorsitzenden Wieland Niekisch, Weis trete "in die Fußstapfen seines überforderten Vorgängers Dukiewicz" und unternehme "Alleingänge hinter dem Rücken der Verantwortlichen".

  • Potsdam: Fünf "Combinos" ab Montag wieder im Linieneinsatz

    Linie(n): X98, 90, 92, 93, 94, 95, 96

    Nach eingehender Prüfung und Beratung mit dem Aufsichtsrat hat die Geschäftsführung der ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH heute den Wiedereinsatz von fünf Straßenbahnen vom Typ "Combino" des Herstellers Siemens beschlossen. Ab Montag gehen diese Bahnen wieder in den Linieneinsatz.

    Zuvor waren - wie bereits berichtet - folgende Voraussetzungen erfüllt worden: Der Hersteller Siemens hatte bei den fünf Fahrzeugen mit einer schriftlichen Freigabe Gefahren für die Fahrgäste ausgeschlossen. Die technische Aufsichtsbehörde hatte die Zustimmung erteilt, ebenso der Gutachter der Anwendergemeinschaft. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme werden die fünf Bahnen alle 7.000 Kilometer einer umfassenden Überprüfung unterzogen. Für die anderen nicht eingesetzten Fahrzeuge wurde ein umfassendes, mittelfristig wirkendes Reparaturprogramm vom Hersteller Siemens in Aussicht gestellt.

    Die fünf "Combinos" mit den Fahrzeugnummern 406, 410, 413, 414 und 416 werden vor allem auf den stark frequentierten Linien 92 und 94, aber auch auf den Linien X98, 90, 93 und 95 fahren. Der neue "Fahrplan Tram für Mobilitätsbehinderte" wird im Internet unter https://www.tramforum-basel.ch/www.stadtwerke-potsdam.de/verkehr veröffentlicht.

    Da nicht alle 16 "Combinos" fahren, wird der Rufbus für Schwerbehinderte weiter betrieben. Kunden, die im Besitz eines gültigen Schwerbehindertenausweises mit dem Merkzeichen aG sind, können über die ViP-Telefonnummer 6614-333 oder 6614-0 ihren Beförderungswunsch äußern. Dazu wird die ViP einen behindertengerechten Bus, in dem zugunsten von Rollstühlen zusätzlich Sitzplätze entfernt worden sind, zu einer vereinbarten ViP-Haltestelle schicken. Die ViP wird sich darum bemühen, den Fahrtwunsch so kurzfristig wie möglich zu erfüllen, bittet jedoch um Verständnis, wenn es zu einer Wartezeit kommt oder der Bus auch Umwege fährt, um weitere Fahrtwünsche erfüllen zu können. Die betroffenen Kunden werden gebeten, Ihren Fahrtwunsch möglichst rechtzeitig anzumelden und bereits feststehende Rückfahrwünsche anzugeben.

    Quelle: ViP

  • Bahnen können bald wieder rollen

    NORDHAUSEN (bm). Die zwei Combinos, die die Stadtwerke vor einigen Wochen aus dem Verkehr ziehen mussten, werden demnächst wieder im Straßenbahnnetz eingesetzt. Das bestätigte gestern der Geschäftsführer Mathias Hartung. Der Hersteller Siemens habe angekündigt, die Fahrzeuge noch im Verlaufe des Juni reparieren zu wollen.Stillgelegt wurden die Straßenbahnen, weil Untersuchungen ergaben, dass die Wagenkästen nach einer Laufzeit von 100 000 Kilometern Materialermüdungen zeigen könnten. Siemens konnte nicht ausschließen, dass sich dadurch Unfälle ereignen. Im Interesse der Fahrgäste legten die Stadtwerke deswegen zwei Combinos still. Siemens arbeitete seither an einer Lösung. Geplant war ursprünglich, eine kleinere Reparatur durchzuführen, um die Bahnen wieder einsatzfähig zu machen. Später sollte dann eine endgültige Reparatur folgen. Der Zwischenschritt ist nun aber unnötig. Die Ingenieure wollen gleich ganze Arbeit leisten, kündigte Siemens an. Das Problem könne nun endgültig behoben werden.

    Quelle: Thüringer Allgemeine, 09.06.2004

  • Hallo,
    hier ein Artikel vom Mai 2004

    (Potsdam: Combinoersatz mit Fahrzeugen aus Museumsbeständen !)

    Probleme durch den Rückruf am Beispiel Potsdam
    Bei der einige Jahre zurückliegenden Einführung wurde die Barrierefreiheit der neuen Wagen hervorgehoben. Nach kurzer Nutzungszeit beobachteten jedoch viele Einwohner Potsdams zunehmende Betriebsgeräusche, die schließlich sogar die zuvor genutzten Tatra-Fahrzeuge übertrafen. Im März 2004 bestätigte Siemens dann konstruktionsbedingte Abnutzungsschäden an den Rahmen. Dies führte zu einer unverzüglichen Stilllegung aller Combinos in Potsdam. Als Ersatz wurden neben den noch im Einsatz befindlichen Tatras kurzzeitig auch Fahrzeuge eingesetzt, die bereits an Museen übergeben worden waren. Verschärft wurde der Engpass dadurch, dass die Betreibergesellschaft nur einen Monat vor dem Hinweis von Siemens Tatras an die Ukraine verkauft hatte. Im Mai 2004 werden immer noch keine Combinos eingesetzt

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    Anmerkung:

    Zu was ist man nicht alles fähig, in der Not.
    Man stelle sich vor in Basel würde man auf den Oldtimerbestand zurückgreifen (Linieneinsatz in Stosszeiten)

    mfg

  • Zitat

    Original von Thomas Meyer
    Anmerkung:

    Zu was ist man nicht alles fähig, in der Not.
    Man stelle sich vor in Basel würde man auf den Oldtimerbestand zurückgreifen (Linieneinsatz in Stosszeiten)

    mfg

    Hallo Thomas,

    streng genommen: Man tut's übrigens. Wagen 413, i.d.R. Kurs 5 Linie 15/16, wurde aus der BVB-eigenen historischen Flotte wieder in den täglichen Liniendienst zurück versetzt. Zum Glück ist er so gut im Schuss, dass man ihm den "Museums-Status" gar nicht anmerkt...

    Beste Grüsse,
    Lukas

  • Siemens hat in Potsdam einen Millionenauftrag über die Lieferung von weiteren 32 Strassenbahnen vom Typ Combino verloren.
    Es würden keine weiteren der Niederflur-Strassenbahnen mehr bei Siemens gekauft, erklärten die Potsdamer Verkehrsbetriebe ViP am Freitag nach einer Krisensitzung. Nach Angaben des Unternehmens soll Siemens der Stornierung des Vertrags zugestimmt haben.
    Mitte März hatte der Hersteller weltweit alle Combinos mit mehr als 120'000 Kilometer Laufleistung aus dem Verkehr ziehen lassen, nachdem sich gefährliche Risse zeigten. In Potsdam sind fünf der 16 gelieferten Combinos wieder im Einsatz, da keine Schäden entdeckt wurden. Die übrigen Wagen sollen saniert werden. Die Combino-Wagen waren der schweren Last durch die Elektrik, die bei Niederflurstrassenbahnen auf dem Dach installiert ist, offenbar nicht gewachsen. Teile des Dachs drohten bei scharfen Bremsungen die Passagiere zu erschlagen.

    Die weltweit erste Combino-Strassenbahn hatte Siemens 1998 an seinen Referenzkunden nach Potsdam ausgeliefert. Dort wurde der für den Vertrag mit Siemens zuständige technische Direktor des kommunalen Unternehmens entlassen, nachdem bereits im Dezember erste Berichte über gefährliche Risse bekannt geworden waren, die er der Geschäftsführung jedoch vorenthalten hatte.

    (Quelle: BAZ-Online)