Pendlerin Melanie S.* wurde links liegen gelassen:
Am Dienstagabend vergass ein Lokführer, in Belp Steinbach anzuhalten.
Es ist nicht der erste solche Fall.
Pünktlich um 19.23 fuhr die S31 am Dienstagabend in Belp Steinbach ein. Doch anstelle planmässig anzuhalten, fuhr der Zug ohne abzubremsen weiter in Richtung Bern.
«Ich war völlig perplex, der Lokführer hat mich einfach auf dem Perron vergessen», erzählt Pendlerin Melanie S.*
Etwas verwirrt hätte sie dann rund 20 Minuten auf die nächste Verbindung nach Bern warten müssen.
Matthias Abplanalp, Mediensprecherin der BLS, bestätigt den Vorfall:
«Unser Lokomotivführer hat tatsächlich vergessen, am Bahnhof Belp Steinbach zu halten.»
Erst durch die Nachfrage von 20 Minuten sei der Vorfall intern ans Licht gekommen –
«bis anhin war sich nicht einmal der Lokomotivführer bewusst, dass er eine Haltestelle ausgelassen hat.»
In der Führerkabine gäbe es nämlich kein technisches System, dass planmässige Haltestellen ankündigt oder vergessene Stops registriert.
Die Lokomotivführer hätten sich anhand von Fahrplänen zu orientieren.
«Dennoch kommen solche Vorfälle bei uns nur sehr selten vor», sagt Abplanalp.
Zweiter Vorfall innert zwei Wochen
Doch der letzte ähnliche Vorfall ist noch nicht lange her.
Wie 20 Minuten weiss, vergass bereits am 21. Juni ein BLS-Lokführer auf die Bremse zu treten.
Die S1, die von Bern nach Thun unterwegs war, brauste mitten in der abendlichen Rush-Hour durch Bern Wankdorf –
Pendler warteten vergebens um ein- oder auszusteigen.
«Anders als in Belp hatten wir da viele Kundenrückmeldungen», so Abplanalp.
Bei der BLS hanlde man in solchen Fällen kulant: «Sämtliche uns gemeldeten Umtriebskosten zahlen wir den Fahrgästen zurück.»
Auch intern hätte ein solcher Vorfall Konsequenzen:
«Wir arbeiten den Fehler gemeinsam auf und versuchen, eine Lehre daraus zu ziehen.»
150 vergessene Haltestellen pro Jahr
Auch Lokführer der SBB verschwitzen immer mal wieder an Haltestellen abzubremsen:
«Jährlich kommt dies schweizweit etwa 150 Mal vor», sagt SBB-Mediensprecher Oliver Dischoe.
Was sich auf den ersten Blick nach viel anhöre, sei im Verhältnis gesehen aber wenig:
«Bei 25,5 Millionen planmässigen Halten von Passagierzügen geht im Durchschnitt auf 170'000 Halte einer vergessen.»
Solche Fehler sollten unbedingt verhindert werden, meint Aldo Hänni von Pro Bahn Schweiz.
Fahrplanwechsel oder unterschiedlich bediente Bahnlinien würden den Lokführern etwa zum Verhängnis werden, meint Hänni:
«Schliesslich ist es ein kleiner Flüchtigkeitsfehler des Lokführers.»
* Name der Redaktion bekannt.
20min 07.07.2016