BVB: Unternehmen lässt Vorwürfe abklären

  • Staatsanwaltschaft durchleuchtet die Führungsetage der BVB

    Die Basler Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen den gesamten Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung der Basler Verkehrsbetriebe (BVB). Verschiedene Gesetzesverstösse wie «ungetreue Amtsführung» werden in einer Voruntersuchung geprüft.(...)


    http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/basel-st…r-bvb-127535159 (06.01.2014)

  • Also ein Meisterwerk ist es sicher nicht. Zudem hab ich einen (nicht kleinen) Artikel gelesen und hinterher weiss ich nicht viel mehr. Was will der Typ mir sagen??? Ausser vielleicht, dass er ja schon lage nichts mehr über die BVB schreiben konnte :huh: ?(

  • Schreibstil = Trudi Gerster-Manier.
    Alles ein bisschen zusammengewürfelt.

    Der Schreiberling hat wenig Ahnung vom Trämleralltag....

    Aber die 2320 Wörter pro Artikel muss er halt am Abend in der Redaktion abliefern ---


    PS: Nicht für alle Angestellten hat das Fiasko in der Chefetage und das Wirken der Chefen negative Auswirkungen.
    Auch gibt es einige Personen im Betrieb die durch die Umstände sogar zu Vorteilen kamen. Und ich meine hier nicht die im Beziehungsfilz verstrickten....

  • Ich weiss ehrlich gesagt nicht, was ich über den Schreibstil dieses journalistischen Meisterwerkes halten soll ... aber lest doch selbst:

    Quelle: BaZ vom 14.01.2014

    Der Artikel bringt leider nicht viel Neues an den Tag, das Thema musste nach drei Wochen vermutlich wieder aufgegriffen werden. Bis die Staatsanwaltschaft verwertbares herausgefunden hat, werden wir wohl auch nichts weltbewegend Neues erfahren. Mir sieht es eher danach aus, als wolle man weiter im Sinn der Bürgerlichen im Grossen Rat am Stuhl von H.-P.-Wessels sägen. Meiner Meinung nach sollte er sich jedoch rechzeitig überlegen, ob er nicht besser zurücktreten sollte und die SP, ob sie ihn weiter stützen will, bevor die Unregelmässigkeiten und ihr Ausmass auch rechtlich einwandfrei geklärt worden sind. Aber das soll sein Gewissensentscheid bleiben. Vielleicht müsste sein Departement auch reorganisiert werden.

    Als Angestelle/r im Fahrdienst wäre mir das ziemlich Wurst, und ich würde mich dadurch auch nicht durcheinanderbringen lassen. Da sollen sich Politiker, Anwälte etc. mit befassen, denn die werden dafür bezahlt.

    Die zitierten Entgleisungen in der Wolfsschlucht haben mit dem "BVB-Skandal" sehr wenig zu tun. Vor einigen Jahren sprang bereits ein DÜWAG in der Kurve heraus. Die Gleisgeometrie dort scheint dem Wagentyp nicht zu bekommen. Man änderte damals de Überhöhung der Kurve ein bisschen.

    Zu einer Gefährdung der Betriebssicherheit hat das Wirken von Gudenrath/ Baumgartner bestimmt nicht geführt. Es wurde in Bereichen Infrastruktur- und Fahrzeugunterhalt nichts versäumt, sonst liefe der Betrieb ja gar nicht so gut, wie er das tut. Und die DFI ist ja nicht lebenswichtig.

  • Vizedirektor Franz Brunner hat die Konsequenzen des Berichts der Finanzkontrolle gezogen. Sein Arbeitsverhältnis wird einvernehmlich per November 2014 aufgelöst.

    Wegen Pflichtverletzungen, welche die Basler Finanzkontrolle (Fiko) Ende Jahr aufgedeckt hatte, verlässt Vizedirektor Franz Brunner die Basler Verkehrsbetriebe (BVB).
    Er geht spätestens Ende November. Laut einer BVB-Mitteilung hat er angeboten, das Arbeitsverhältnis aufzulösen.Mit diesem Schritt ziehe Vizedirektor Brunner
    die Konsequenzen aus den Ergebnissen und den Diskussionen rund um den Fiko-Bericht, teilten die BVB am Montag mit.

    Brunner habe inzwischen festgestellt, dass das angeschlagene Vertrauen in seine Person trotz allen Bemühungen nicht mehr wiederherzustellen war.

    Gegenüber den Mitarbeitenden habe Brunner erklärt, er habe Fehler gemacht, die er bedaure. Mit seinem Weggang wolle er der BVB und sich selber einen Neustart ermöglichen.
    Der Verwaltungsrat habe den Entscheid Brunners akzeptiert. Brunner beziehe keine Abgangsentschädigung, schreiben die BVB weiter.
    Seine Stelle werde nun neu ausgeschrieben.

    Mehrere Pflichtverletzungen
    Brunner war während mehr als 12 Jahren bei der BVB als Leiter Finanzen angestellt. Anfang 2013 war er zum Vizedirektor befördert worden.
    Im Fiko-Bericht waren mehrere Vorfälle im Verantwortungsbereich von Brunner erwähnt worden. Es ging dabei um einen Dienstwagen,
    Praktika-Stellen für Söhne oder Überzeitauszahlungen. Zudem seien vier Auftragsvergaben von rund 1,7 Millionen Franken ohne Subventionsverfahren erteilt worden.

    Gegen Brunner lief eine disziplinarische Untersuchung. Laut BVB kam diese zum Schluss,
    dass die im Fiko-Bericht beschriebenen Pflichtverletzungen eine fristlose Entlassung des Vizedirektors nicht rechtfertigten.

    BaZ 24.02.2014

  • ohne Subventionsverfahren


    Das Ding nennt sich: "Submissionsverfahren"! :thumbdown: (oder dann auf Deutsch, wenn man schon die Fachausdrücke nicht beherrscht: "Ausschreibungsverfahren" -> keine Kritik an 4402: Er hat korrekt aus der BaZ zitiert!)

    Einmal editiert, zuletzt von 4106 (24. Februar 2014 um 15:16)

  • Die neue alte Führungsriege der BVB

    Nach dem von Skandalen überschattendtem Jahr wollen Paul Blumenthal und Michael Bont wollen die BVB wieder auf Kurs bringen.

    Fünf Monate sind vergangen, seit Paul Blumenthal das Präsidium des Verwaltungsrats der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) Hals über Kopf übernommen hat. Im vergangenen Dezember kam für den ehemaligen Leiter Personenverkehr der SBB eine Hiobsbotschaft nach der anderen am BVB-Sitz am Claragraben an. Die Finanzkontrolle des Kantons überprüfte die BVB und kam dabei zu einem vernichtenden Urteil: Ungerechtfertigte Bezüge und illegale Auftragsvergaben kamen ans Tageslicht. Die Krise gipfelte darin, dass die BaZ Vorwürfe von Mitarbeiterinnen wegen sexueller Belästigung gegen den damaligen Direktor Jürg Baumgartner publik machte, der daraufhin von Blumenthal fristlos entlassen wurde.
    Diese Woche hat die Vergangenheit die BVB wieder eingeholt: Pünktlich zur Jahresmedienkonferenz präsentierte das Unternehmen einen bis dahin streng vertraulichen Bericht einer Revisionfirma, die auf einen Auftrag des Verwaltungsrats hin sämtliche Vergaben mit einem Wert von über 100'000 Franken des Jahres 2013 untersuchte. Die Revisionsfirma kam in ihrem Bericht zu verheerenden Erkenntnissen, die Paul Blumenthal ernüchtert kommentierte: «Diese sind höchst ­unbefriedigend und veranlassen uns zu Massnahmen, die über jene hinaus­gehen, welche die BVB bereits an die Hand genommen haben.

    Illegale Vergaben wegen Zeitdruck

    Von insgesamt 110 überprüften Vergaben, die über dem Schwellenwert lagen, wurden mit 57 etwas mehr als die Hälfte ordentlich ausgeschrieben. Bei den übrigen 53 Vergaben wurde das kantonale Beschaffungsgesetz nicht beachtet – die Vergaben in der Höhe von 25,3 Millionen Franken waren illegal.

    Die Frage der Verantwortung liess Paul Blumenthal an der Jahresmedienkonferenz offen. Klar sei, dass man diese Missstände aufarbeiten müsse, zugleich würden nicht einzelne Mitarbeiter diese Vergaben verantworten, sondern eine breite Schar von Mitarbeitern, die in die Beschaffungsprozesse involviert seien, so Blumenthal. Teilweise hätten Mitarbeiter die Aufträge wegen Dringlichkeit beinahe gesetzeswidrig vergeben müssen, argumentierte er: «Wir hätten Baustellen einstellen müssen, wenn man diese Vergaben nicht so gemacht hätte.» Mitarbeiter hätten schwierige Entscheide in der Abwägung zwischen der Aufrechterhaltung des Betriebs und der gesetzeskonformen Vergabe fällen müssen. Laut dem Verwaltungsratspräsidenten sei dieses Problem aber erkannt und man versuche es mit mehrjährigen Rahmenverträgen zu lösen, von denen bereits einige abgeschlossen wurden.

    Argument zählt nicht für Dienstleistungsvergaben

    Im Gegensatz zum Bereich Infrastruktur könne man bei Dienstleistungsvergaben hingegen nicht mit der Dringlichkeit argumentieren, hielt Paul Blumenthal fest: «Hier gibt es sehr viele Vergaben, die nahe beim Schwellenwert sind. Da diese in der Regel nicht betriebsnotwendig sind, müssen hier sofort Korrekturen erfolgen.»

    Im Bereich der Dienstleistungsvergaben geht es insbesondere um Beratungsdienstleistungen im IT-Bereich, die ohne Submission vergeben wurden. Im vergangenen Dezember machte die BaZ öffentlich, dass Vizedirektor Franz Brunner im Zentrum dieser Vergaben in Millionenhöhe steht: Brunner und der Inhaber einer Informatik kannten sich aufgrund von geschäftlichen Tätigkeiten bei einem früheren Arbeitgeber, zudem sponserten von den BVB beauftragte Firmen ein Sportlager, das Brunner organisiert hatte. Dieser hat in der Zwischenzeit die Konsequenzen aus der Affäre gezogen und verlässt die BVB bis November dieses Jahres.

    Welche Motive bei Vergaben?

    Die Konzentration auf die beiden Bereiche Corporate Services von Franz Brunner und Infrastruktur von Michael Bont, derzeit Direktor ad interim, lassen aufhorchen: Welche Motive standen im Zentrum, als es um die illegalen Vergaben ging? Waren es die von Paul Blumenthal genannten hehren Motive, den Betrieb möglichst aufrechterhalten zu können? Oder waren es andere, wie etwa persönliche Vorteile aus den Auftragsvergaben zu ziehen? All diese Fragen prüft derzeit die Basler Staatsanwaltschaft, die in der Zwischenzeit ein Verfahren eingeleitet hat und sämtliche Verstösse bei den BVB der letzten zehn Jahre untersucht.

    Paul Blumenthal wollte sich zur Frage, seit wann die Missstände im Submissionswesen der BVB bestehen, nicht auf die Äste hinauswagen: «Ich will niemanden in die Pfanne hauen, aber nach meiner Erfahrung kann man sich vorstellen, wie es in der Vergangenheit lief, wenn man eine Situation, wie die jetzige hat.» Damit dürfte Blumenthal wohl vor allem versuchen, sich selber in Schutz zu nehmen: Als langjähriger Verwaltungsrat schaute er nicht allzu genau hin, als es bei den BVB um Auftragsvergaben ging. Und auch Michael Bont ist noch nicht aus dem Schneider: Spätestens wenn der neue BVB-Direktor im Sommer Michael Bont heissen sollte, dürften die illegalen Vergaben im von ihm geleiteten Bereich Infrastruktur wieder zum Thema werden.

    BaZ: http://bazonline.ch/basel/stadt/Di…/story/15170941 (30.05.2014)

  • Die politische Aufarbeitung zeigt: Die Kontrollmechanismen versagten durchs Band.
    Denn keiner ging den Hinweisen nach, die auf die Missstände aufmerksam gemacht hätten.
    Vor allem Hans-Peter Wessels ist nun in Bedrängnis.

    Machtmissbrauch, Gesetzesverstösse, sexuelle Belästigung.
    Das oberste Management der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) überbot sich regelrecht mit Skandalen.

    Im letzten Dezember flog das üble Spiel in einer Serie von Enthüllungen auf. Die Verantwortlichen mussten gehen.

    Zurück blieb die Frage: Wie kann so etwas passieren?
    Immerhin handelt es sich bei den BVB um einen faktischen Staatsbetrieb, der jährlich mit 65 Millionen Steuerfranken unterhalten wird.
    In der Zwischenzeit wurde nämlich klar, dass es genügend Hinweise auf Missmanagement gab. Nur ging diesen niemand nach.

    Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Grossen Rats sollte das Drama politisch aufarbeiten.
    Am Mittwoch veröffentlichte sie ihren Bericht. Das Ergebnis: «Die Aufsicht hat auf allen Ebenen versagt», wie es GPK-Präsident Tobit Schäfer an der Pressekonferenz ausdrückte.

    Über diese Episode wird man reden

    Angefangen beim Grossen Rat selbst. Dieser habe es vor zehn Jahren – als die BVB aus der Kantonsverwaltung ausgegliedert wurde – verpasst,
    ein taugliches Organisationsgesetz zu erlassen. Das, so empfiehlt die GPK, sei schnellstmöglich nachzuholen.

    Weiter gehts mit dem früheren BVB-Verwaltungsrat. Dieser habe seine Sorgfaltspflicht vernachlässigt. Er soll keine kritischen Fragen
    gestellt und dem Management auch sonst alles geglaubt haben. «Ob aus Unfähigkeit oder Unwille konnten wir nicht eruieren», sagt Schäfer.

    Am schärfsten kritisiert wird der Basler Regierungsrat – insbesondere Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels und sein Bau- und
    Verkehrsdepartement (BVD). «Das BVD hat die Aufsicht über die BVB grob vernachlässigt», heisst es im Bericht. Man habe dem früheren
    Verwaltungsratspräsidenten Martin Gudenrath alles geglaubt und Hinweise von anderen Seiten ignoriert.

    Zur «Laisser-faire-Politik» kommt hinzu, dass sich die GPK von Wessels während der Untersuchungen nicht ernst genommen fühlte.
    Davon zeugt folgendes Müsterchen, welches im politischen Basel noch länger zu reden geben dürfte:
    Die GPK wollte Einsicht in die Eignerstrategie der BVB. Wessels liess mitteilen, diese sei geheim. Die 13 GPK-Mitglieder
    unterzeichnete deshalb extra eine Geheimhaltungserklärung, bekamen aber die Eignerstrategie noch immer nicht zu sehen.

    Als sie Wessels fragten, warum dies so sei, stellte sich heraus: Es existiert gar keine Eignerstrategie für die BVB.
    Die Regierung hat eine solche gar nie ausarbeiten lassen. Tobit Schäfer – der wie Wessels SP-Mitglied ist – sagt dazu:
    «Wir fühlten uns an einen Kafka-Roman erinnert.»

    Schliesslich übt die GPK auch Selbstkritik. «Rückblickend muss sich auch die GPK die Frage stellen, ob sie den Hinweisen bei den BVB rechtzeitig nachgegangen ist.»

    Ganzer Katalog an Forderungen

    Die Geschäftsprüfungskommission schliesst mit einem ganzen Katalog von Empfehlungen:
    Sieben für die Regierung und acht für die BVB.
    Der kritisierte Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels – der den Bericht zeitgleich wie Medien erhielt – sagt im bz-Interview, die Regierung werde im Grossen Rat detailliert Stellung nehmen.

    Es zeichnet sich aber schon jetzt ab, dass das Verhältnis der BVB zum Kanton auf eine völlig neue Ebene gestellt werden muss.
    Die aktuellen Gesetze dürften grundsätzlich revidiert werden. Das wird wohl auch Auswirkungen auf die anderen Betriebe des Kantons wie die IWB oder die Basler Kantonalbank haben.

    Persönliche Konsequenzen hat der Bericht vorerst keine. Hans-Peter Wessels akzeptiert zwar die Kritik, sieht sich aber als einer von vielen Mitschuldigen.
    Doch: Seine politische Feinde – von denen es in Basel nicht wenige gibt – werden sich freuen. Der GPK-Bericht liefert ihnen scharfe Munition.

    bz 02.07.2014

  • Wen wundert das? Offen gesagt, mich nicht. Ist in BS ein Skandal am laufen oder sonst ein Versäumnis in der Politik zu untersuchen, fällt doch früher oder später der Name Wessels. Wie war das noch mit der Villa Rosenau? Auch da wurde er erwähnt, untersucht wurde das ganze bis heute nicht, aus politischen Gründen. Zufall? Wohl kaum. Der läuft mit einem arroganten und süffisanten Grinsen durch die Welt, zeichnet sich sonst aus durch Unverschämtheit und Arroganz, aber macht seinen Job nicht.

    Die vielen Bausstellen - Strasse und Schiene - lassen grüssen. Der Unterhalt wurde seit Jahren vernachlässigt. Der Zustand in Muttenz/Pratteln oder auf dem Bruderholz - rostig und verfallen- schrie doch geradezu, dass etwas gemacht werden muss.

    Der Wessels sollte bei den nächsten Wahlen nicht mehr antreten, seiner Partei und allen anderen zuliebe.

  • Der Zustand in Muttenz/Pratteln


    Kleine Korrektur. Die Strecke nach Pratteln gehört ab Kantonsgrenze der BLT und fällt somit in die Zuständigkeit von Baselland. Die letzten Jahre lag das Hauptaugenmerk des Kantons und der BLT darin, die Linien 11 und 10 (Birsecktal) zu sanieren und nun folgen die Linien 10 (Birsigthal) und 14. Alles gleichzeitig zu sanieren, hätte den Kostenrahmen gesprengt.

  • BVB horteten über Jahre Millionen von Franken

    Ein Buchhaltungstrick sorgte für ein dickes finanzielles Polster – nun müssen die BVB transparenter abrechnen. Der Kanton Basel-Stadt erhält als Eigner 35 Millionen Franken zurück.

    Die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) haben seit der Verselbstständigung 2006 einen hohen zweistelligen Millionenbetrag auf die Seite gelegt. Durch die Umstellung auf ein transparenteres Buchhaltungssystem müssen diese Reserven nun aufgelöst werden. Damit steht der Kanton als Eigner der BVB vor einem unverhofften Geldsegen. Allerdings ist noch unklar, wie viel Geld an den Kanton zurückfliesst, bisher vereinbart ist die Summe von 35 Millionen Franken. Im Raum steht nach BaZ-­Recherchen jedoch eine doppelt bis fast dreimal so hohe Summe.

    Möglich wurde das finanzielle Depot der Verkehrsbetriebe durch einen Buchhaltungstrick. Die BVB haben seit ihrer Ausgliederung 2006 zu hohe Abschreibungen auf ihrem Rollmaterial vorgenommen. Dadurch erhöhte sich der Bestand an liquiden Mitteln stetig. Konkret werden Trams über 20 Jahre, Anhänger über 25 und Busse über zehn Jahre abgeschrieben, obwohl die Lebenserwartung höher liegt. Pro Jahr wanderten so jeweils mehrere Millionen ins «Sparkässeli» der BVB. Das Mittel der sogenannten stillen Reserven ist bei privaten Firmen eine gängige Praxis. Das versteckte Eigenkapital dient als «Fettpolster» für wirtschaftlich schlechte Zeiten.

    Was zum Missmanagement beigetragen hat

    «Die BVB haben bei der Ausgliederung 2006 die Bewertungssätze beibehalten», sagt Stefan Popp, neuer Leiter Finanzen bei den BVB. Seit der Auslagerung 2006 wurden ausserdem die kantonalen Mittel aus der Leistungsvereinbarung plafoniert, mit dem Ziel, im Hinblick auf künftige Rollmaterial­beschaffungen das Globalbudget längerfristig stabil halten zu können. «Es war vom Kanton damals gewollt, dass wir Reserven aufbauen können.» Der Vorteil: Die Verkehrsbetriebe konnten dank dem Depot immer ausgeglichene Budgets und Rechnungen präsentieren. Grössere Schwankungen, etwa beim Kauf von neuem Rollmaterial, blieben aus. Der Nachteil: Die BVB entzogen sich dadurch immer mehr der Kontrolle durch den Kanton und konnten unternehmerische Entscheide auch ohne das Einverständnis des Eigners fällen.

    Die bisherige Praxis nach Obligationenrecht liess die Schaffung von stillen Reserven zu. Doch in den letzten Monaten wuchs der Druck auf die BVB. Zuerst kritisierte die Finanzkontrolle das Vorgehen. Nach den Skandalen rund um Missmanagement und Vetterliwirtschaft, die vor einem Jahr im Rausschmiss der BVB-Führungsspitze gipfelten, ist das Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) nun offenbar gewillt, die BVB an die kurze Leine zu nehmen. «Wir werden als Eignervertreter die BVB künftig gemäss der neuen Eignerstrategie führen», sagt José Gonzalez, Leiter Departementsfinanzen beim BVD. «Es war schon immer bekannt, dass die BVB grosszügig mit liquiden Mitteln ausgestattet waren.» Dies habe zum Missmanagement der vergangenen Jahre beigetragen.

    BVB wollen einen Teil behalten

    Gonzalez wurde den BVB auf Wunsch des neuen Verwaltungsrats nach den Skandalen vom Kanton zur Verfügung gestellt. Er sollte die sogenannte Compliance (Einhaltung gesetzlicher und unternehmensethischer Regeln) analysieren und die BVB entsprechend beraten. Mittlerweile hat er sein Mandat wieder abgegeben. «Wir waren an einem Punkt, wo ich gesagt habe, die Initialzündung ist gemacht. Vollziehen müssen es die BVB selber», sagt Gonzalez. Die Doppelrolle als Eignervertreter und interner «BVB-Kontrolleur» sei nie langfristig geplant gewesen. Eine der wichtigsten Änderungen: Die BVB stellen ab 2016 ihre Buchhaltung um und rechnen künftig nach dem sogenannten Swiss-GAAP- FER-Standard ab. Der Unterschied ­zwischen einem handelsrechtlichen Abschluss nach Obligationenrecht und einem nach Swiss GAAP FER liegt in der Bewertung der Aktiven und Passiven. Swiss GAAP FER gibt ein realistischeres Bild der Firmenfinanzen ab, stille Reserven werden aufgelöst.

    Unklar ist zurzeit noch, welche Summen bei den BVB dadurch ins Eigenkapital fliessen und worauf das Bau- und Verkehrsdepartement An­spruch erhebt. Klar ist, dass die sogenannten «Rücklagen kantonale Vorgaben», wie das Finanzpolster in der Bilanz offiziell heisst, in Zukunft nicht mehr möglich sind und an den Kanton zurückbezahlt werden. Ende 2013 betrugen die Rücklagen 35,7 Millionen Franken. Dieses Geld soll der Kanton im laufenden Jahr zurückerhalten, das sei schon nach der Kritik der Finanzkontrolle so abgemacht worden, betont BVB-Finanzchef Popp.

    Weitere stille Reserven?

    Ein weiterer Punkt, welcher durch den Systemwechsel wohl wegfällt, sind die sogenannten Life Cycle Costs. Dabei handelt es sich um Rückstellungen für künftige Revisionen am Rollmaterial. Insgesamt 18,5 Millionen Franken haben die BVB dafür zurückgelegt. Auch dies sei eine branchenübliche Praxis, betont Popp. «Das Geld ist für die Hauptrevision der Combino-Flotte vorgesehen, welche in den nächsten Jahren anfällt.» Entsprechend gehe er davon aus, dass die dafür reservierten Gelder auch dafür verwendet werden können. «Bei einer Rückzahlung dieser Mittel müsste der Kanton vermutlich die anteiligen Kosten für die Hauptrevisionen in Zukunft über höhere Beiträge in der Leistungsvereinbarung zur Verfügung stellen.»

    Die grosse Frage bleibt, welche weiteren stillen Reserven noch in der Rechnung auftauchen werden – etwa durch die höhere Bewertung der Bestände. Bei der Umstellung des Rechnungslegungsstandards von OR auf Swiss GAAP FER werden bei den meisten Unternehmen stille Reserven aufgedeckt. Bei investitionsintensiven Unternehmen wie den BVB seien Bewertungsdifferenzen im Millionenbereich nicht ungewöhnlich, sagt Popp. Er erwartet allerdings keine weiteren Ansprüche des Kantons: «Ich gehe davon aus, dass die durch den Systemwechsel entstehenden Bewertungsdifferenzen ins Eigenkapital fliessen.»

    BaZ: http://bazonline.ch/basel/stadt/BV…/story/25075377 (10.01.2015)