Nachdem der Direktor der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) wegen sexueller Belästigung von Mitarbeiterinnen fristlos entlassen wurde, äussert sich nun der Verwaltungsrat.
«Eine solche Krise habe ich noch nie erlebt», sagte Paul Blumenthal, der designierte Verwaltungsratspräsident der Basler Verkehrsbetriebe (BVB), gestern vor den Medien. Stunden zuvor hatte das Aufsichtsgremium der BVB seinen Direktor Jürg Baumgartner fristlos entlassen.
Am Vorabend teilte das Unternehmen noch mit, dass Baumgartner «aus freien Stücken» gekündigt habe, aber noch bis Ende Januar bleiben würde. Grund waren die Verstösse gegen kantonale Gesetze, welche die Finanzkontrolle in ihrem Bericht festgehalten hatte. Da wurde der Verwaltungsrat bereits von der «Basler Zeitung» mit Vorwürfen konfrontiert, wonach Baumgartner Angestellte mit anstössigen MMS und Textnachrichten sexuell belästigt hat. Auf den Bildern posierte er halbnackt und die Textnachrichten seien eindeutig zweideutig gewesen. «Dafür gibt es keine Worte», sagt Blumenthal. Damit war Baumgartners Schicksal besiegelt. Am Donnerstagmorgen beschloss der Verwaltungsrat die fristlose Entlassung Baumgartners.
Übergangschef gefunden
Interimistisch übernimmt nun der Infrastrukturchef Michael Bont die Geschäftsführung, bis eine Nachfolge gefunden ist. Er hätte aufgrund seiner Betriebserfahrung gute Karten, wenn er sich für den Posten interessieren würde. «Wir wären blöde, würden wir einen Internen nicht berücksichtigen», so Blumenthal. Bont müsse aber, wie alle anderen auch das ordentliche Bewerbungsprozedere durchlaufen. Mit der Suche von Kandidaten will man sich aber noch ein wenig Zeit lassen. Bont wird die interimistische Unternehmensführung voraussichtlich bis zu einem Jahr innehaben. Dabei wird er von externen Fachleuten unterstützt werden.
Politisches Schlachtfeld
Der Reputations-Gau der BVB wird bereits politisch ausgeschlachtet. Die SVP forderte gestern die Demission von Blumenthal und wirft Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels vor, sich eingemischt zu haben. «Geschmacklos» taxiert dieser die Anschuldigungen. Er habe nie Einfluss genommen. Wessels hatte im August der Finanzkontrolle den Auftrag erteilt ordnungswidrige Vorgänge bei den BVB zu untersuchen. Infolge des Berichts, der Rechtsverstösse und Kompetenzüberschreitungen feststellte, demissionierte Anfang dieser Woche Verwaltungsratspräsident Martin Gudenrath. Mittlerweile beschäftigt sich auch die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rats mit den BVB.
Quelle: 20 Minuten