Streit um ähnliche Logos hielt deutschen Wissenschaftszug von Basel fern
Der spektakuläre «Science Express», eine fahrende deutsche Wissenschaftsausstellung, hätte auch in Basel haltmachen sollen. Ein Logo-Streit mit Sunrise liess die Sache platzen. Vorgestern noch war er in Freiburg im Breisgau, seit gestern macht er in Tübingen Station, 300 Meter lang ist der «Science Express» und nicht nur seiner Länge wegen eine Attraktion für Besucher. 62 deutsche Städte besucht der weisse, mit bunten Mustern bemalte Zug voller Hightech. Unter dem Titel «Forschungsexpedition Deutschland » wirbt die fahrende Schau unter der Ägide der Max-Planck-Gesellschaft und des Ministeriums für Forschung und Bildung (BMFB) für topmoderne Wissenschaft und Forschung. Vom 9. bis 11. Juli hätte der Schauzug auch in Basels Badischem Bahnhof haltmachen sollen. Das Schweizer Staatssekretariat für Bildung und Forschung freute sich schon. Doch der Besuch fiel ins Wasser. Ein Streit mit dem Telekommunikationsunternehmen Sunrise um das Logo hielt den Zug auf deutschem Boden.
Gelb-Rot-Schwarz. Tatsächlich haben die Wortbildmarken der «Forschungsexpedition» und von Sunrise eines gemeinsam: Als Hintergrund wird der rot-gelbe Teil des Lichtspektrums verwendet. Die deutsche Version ergänzt durch Schwarz und rechts mit Gelb endend, während das Sunrise-Spektrum links mit Gelb beginnt. Peter Steiner, Projektmanager des «Science Express», erklärt, dass im Logo-Hintergrund die Frauenhoferlinien im Spektrum und die deutschen Nationalfarben symbolisiert werden sollten. Für Sunrise, die seit 2007 auf das gelbseitige Spektrum als Logo-Farben setzt, stossend ähnlich. Vor deutschem Gericht versuchte Sunrise, eine Verfügung zu erreichen. Doch trotz festgestellter Ähnlichkeit erlitt Sunrise eine Abfuhr, weil sie ihr Logo in Deutschland nicht geschützt hatte. Auf deutschem Boden durfte die Wortbildmarke also bleiben. «Das Wissenschaftsjahr 2009 nutzt sie ohnehin nur für ein Jahr», sagt Peter Steiner dazu, «dann wird sie nicht mehr verwendet.» Ein Grund mehr, alle Fünfe grad zu lassen?
Nicht mit Sunrise. «Wir haben ganz gewiss nichts gegen Wissenschaft und der ‹Science Express› ist sicher eine gute Sache », sagt dazu Sunrise-Sprecher Gottardo Pestalozzi. «Aber wir haben sehr viel Geld in unseren Auftritt gesteckt und haben mit unseren Farben noch viel vor. Da mussten wir uns gegen eine Verwässerung wehren. » Es gehe auch darum, einen Präzedenzfall zu vermeiden, der es anderen dann erlaube, «auf den Zug aufzuspringen» und sich des Sunrise-Spektrums zu bedienen.
Abgelehnt. Sunrise habe Kompromissvorschläge gemacht, die vom BMFB allerdings abgelehnt worden seien. Sie bestanden im Wesentlichen in der Forderung, das BMFB müsse die Rechte von Sunrise auf die Farbmarke anerkennen, erhalte dann kostenlos eine «Lizenz» für 2009. Zudem hätte das BMFB auf seiner Website und allem Werbematerial den Vermerk «mit freundlicher Genehmigung von Sunrise» anbringen müssen. Ein Vorschlag, den das deutsche Bundesministerium wohl nur ablehnen kann. Es wurde darum nach Aussagen der Projektleitung beschlossen, auf einen Halt in Basel zu verzichten, «um angedrohte Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden». Basel schaute statt in den Zug in die Röhre. © Basler Zeitung / 23.07.09 / Martin Hicklin