Tramleitung bringt Gitarren zum brummen

  • Warten auf Proberäume
    Tramleitung bringt Gitarren zum Brummen

    Ende Jahr wollten das Baudepartement Basel-Stadt und der Rockförderverein (RFV) an der Voltastrasse 30 zehn Proberäume eröffnen. Dieser Termin wird nicht einzuhalten sein – teure Schalldämpfungen sind nötig. Der Mangel an Proberäumen hat sich derart akzentuiert, dass sich die Regierung seiner angenommen hat. «Für die Populärmusik werden in Zusammenarbeit mit dem Rockförderverein bis Ende 2008 mindestens zehn Proberäume für regionale Bands realisiert», steht im Politikplan. Dafür stellt der Kanton 1,5 Millionen Franken zur Verfügung. Im Januar atmeten der RFV und das Hochbau- und Planungsamt des Baudepartementes, das mit der Suche nach einem Standort beauftragt ist, auf: An der Voltastrasse 30, einer Liegenschaft, die den Industriellen Werken Basel gehört, sollten bis Ende Jahr zehn Räume für Bands eingerichtet werden. «Noch nie standen wir so nahe am Abschluss des Projektes », sagte Tobit Schäfer vom RFV damals der BaZ.

    ABSCHIRMUNG. Nun müssen die Planer einen Rückschlag hinnehmen: Akustische Tests haben ergeben, dass die Fahrleitung der nahe gelegenen Tramlinie 1 auf die Tonabnehmer verschiedener Gitarrenmodelle wirkt: Es brummt. Tobit Schäfer: «Die Proberäume sollen den heutigen Bedürfnissen der Bands entsprechen, und darum müssen dort auch Aufnahmen möglich sein.» Das Brummen muss weg. Es sei politisch schwierig vertretbar, 1,5 Millionen in ein Projekt investieren, das nur eingeschränkt nutzbar wäre. In den nächsten Wochen prüfen der RFV und das Baudepartement, ob die Räume partiell gegen die Interferenzen abgeschirmt werden können. Weil sich die Störgeräusche auf einer Höhe von 300 Hertz bewegen, ist eine Gesamtabschirmung finanziell nicht machbar. Auf dieser Frequenzhöhe sei das nur mit mehreren Metallschichten aus Eisen, Silizium und Aluminium möglich. «Das kostet rund 500 Franken pro Quadratmeter », sagt Schäfer. Reicht die Teilabschirmung aus, werden die Räume mit ein paar Monaten Verzögerung eröffnet. Wenn nicht – daran mag Schäfer nicht denken. «Die Suche würde von vorne beginnen.»

    © Andreas Schneitter / Basler Zeitung / 02.10.2008

    2 Mal editiert, zuletzt von Stefan (2. Oktober 2008 um 10:46)

  • Wieso versucht man, den 300Hz-Filter in die Wand einzubauen, wenn man ihn doch viel günstiger in die gitarre oder in den Verstärker einbauen könnte? Und wo kommen die 300Hz in der Fahrleitung her? Die BVB fährt doch nicht mit Wechselstrom, oder?

  • Da kommen immer Schwinigugne von den Motoren, oder wenn der Strom abnehmerh irgewon funkt, und noch krasse andere Effekte.

    Wärhend dem Studium haben wir uns mal als Idee überlegt, Intenet über die Oberleitung von Zügen zu machen. Wir haben uns ziemlich schnell davon verabschiedet, da man zu viele Störfaktoren in so einer Leitung hat. (Das war noch bevor Wimax, UMTS usw. erfunden waren)

  • Zitat

    Original von Dany
    Wieso versucht man, den 300Hz-Filter in die Wand einzubauen, wenn man ihn doch viel günstiger in die gitarre oder in den Verstärker einbauen könnte?


    Ich denke, so müssten die Besitzer der Gitarren und Verstärker selber dafür aufkommen. Das ist nun schon etwas zumutend. ;)

  • Keine Zumutung, sondern eine doofe Idee. Die 300Hz kommen nämlich auch in der Musik vor, nur nicht permanent. Also kann man sie auch nicht filtern, ohne die Musik erheblich zu verändern. Zudem: schon mal was vom Verursacherprinzip gehört?

    Es braucht auch keine Schalldämpfung (wieder mal ein Journalist...), sondern eine elektrische Abschirmung, und da 300 Hz eine relativ tiefe Frequenz ist, braucht sie eine viel dickere Abschirmung als z.B. Radiofrequenz.

    Ergo: Lokal verlegen, auch mit teurer Abschirmung wird das Problem nicht wirklich verschwinden.

    PS: Die BVB fahren mit Gleichstrom. Ich vermute, dass es sich bei den 300 Hz um die Wandlerfrequenz der Combinos handeln könnte.

  • Die BVB fährt - wie andere Strassenbahnbetriebe auch - mit Gleichstrom. Wie kommt dieser auf die Oberleitung? Man transformiert in der Gleichrichterstation den meist mit 2,3 kV angelieferten Wechselstrom herab auf eine Spannung, die - dreiphasig gleichgerichtet - den Nennwert von 600 V ergibt. Weil die drei Phasen um 120 ° versetzt mit 50 Hz pulsieren, ergibt sich nach sogenannter "Vollweggleichrichtung" eine der Gleichspannung überlagerte Wechselspannung mit einer Grund-Frequenz von 6 * 50 Hz = 300 Hz. Diese "koppelt" auf die Tonabnehmer vor allem auf magnetischen Weg ein. Die Schleife umschlossen von Gleichrichterstation - Oberleitung - Fahrzeug und Schienen wirkt, wenn bei Fahrbetrieb von Strom durchflossen, wie die Primärwicklung eines Transformators. Magnetfelder in diesem Frequenzbereich sind ganz schwer abzuschirmen. Am besten versucht man es mit einem steilflankigen 300 Hz-Bandpass im Eingangsverstärker, um das Störgeräusch zu unterdrücken. Hat vermutlich einige Nachteile ...
    Man könnte auch den Tonabnehmer, wie das bei Mikofonübertragern gemacht wird, in sogenanntem Mu-Metall kapseln, welches Magnetfelder hervorragend abschirmt. Wie gelangen dann aber die Schwingungen der Gitarrensaiten auf den Tonabnehmer?
    Das Lokal verlegen wäre sicher die kostengünstigste Lösung.