ZitatAlles anzeigenAnwohner fürchten eine Tramlinie durch die Grenzacherstrasse
Der Verein «Hauseigentümer & Anwohner Wettsteinquartier» macht sich gegen eine Tramlinie durch die Grenzacherstrasse stark. Der Kanton prüft eine alternative Tramverbindung über die Schwarzwaldbrücke und plant kurzfristig einen Schnellbus zum Bahnhof SBB. von Peter Schenk
Die Anwohner um das neue Roche-Hochhaus und die Grenzacherstrasse lassen nicht locker. Um ihre Interessen besser vertreten zu können, haben sie sich im Verein «Hauseigentümer & Anwohner Wettsteinquartier» (HEAW) organisiert. Die 89 Einsprachen, die Einzelpersonen gegen den Bebauungsplan von Roche erhoben haben, wurden vom Regierungsrat abgelehnt. Voraussichtlich im zweiten Quartal soll das Thema in den Grossen Rat kommen.
Ende letzter Woche hat die HEAW ihre Argumente bei einer Anhörung der Bau- und Planungskommission deponiert. In Kürze folgt ein Termin bei der Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission des Grossen Rats. Vorstandsmitglied Niklaus Trächslin betont, dass es dem Verein nicht darum gehe, die Roche-Erweiterung zu verhindern oder zu verzögern.Neben Problemen wie Baulärm und Wertverminderung der Liegenschaften durch Schattenwurf spiele die Belastung durch Verkehrslärm in der Grenzacherstrasse, vor allem durch den öV, eine zentrale Rolle. Die Hauptkritik wendet sich an den Kanton und seinen Plan, ein Tram durch die Grenzacherstrasse zu führen.
Tram bringt keine Verbesserung
«Wir glauben nicht daran, dass sich durch das Tram die Verkehrssituation in der Grenzacherstrasse verbessert. Auch mit dem Tram müssten weiterhin Busse zum Hörnli und nach Grenzach-Wyhlen geführt werden», moniert Trächslin. Die bz hat das Amt für Mobilität mit der Kritik des HEAW konfrontiert. Beantwortet hat die Fragen, da sie teilweise auch andere Dienststellen betrafen, Daniel Hofer, Mediensprecher Bau- und Verkehrsdepartement (BVD).Er verweist darauf, dass parallel zur Vorstudie Tram Grenzacherstrasse ein neues Buskonzept für die Grenzacherstrasse erarbeitet werde. «Die neue Tramverbindung wird den Bedarf für Busse in der Grenzacherstrasse deutlich reduzieren. Ganz auf Busse kann in der Grenzacherstrasse allerdings nicht verzichtet werden.»
Trächslin hingegen ist überzeugt, dass das Tram durch die Grenzacherstrasse für Basel keinen Sinn mache. «Der Wettsteinplatz wie auch der Bankenplatz sind schon heute überlastet. Eine zusätzliche Linie bedeutet eine weitere Belastung der Innerstadtgleise. Man sollte vielmehr eine neue Tramlinie Badischer Bahnhof – Solitude – Breite – Bahnhof SBB prüfen.»
Tatsächlich hat der Kanton ein externes Ingenieurbüro beauftragt, die vorgeschlagene alternative Linienführung zu überprüfen. »Die Resultate und Erkenntnisse werden wir demnächst kommunizieren», kündigt BVD-Mediensprecher Hofer an. Für das Tramprojekt Grenzacherstrasse–Schwarzwaldstrasse wird derzeit die Vorstudie erarbeitet. Der Regierungsrat habe bereits im Juli 2015 die Wichtigkeit des Projekts unterstrichen und der Grosse Rat den Ausbau des Tramstreckennetzes im vergangenen Dezember genehmigt.
Die Forderung der Anwohner nach einem Direktbus von Roche über die Schwarzwaldbrücke zum Bahnhof SBB wurde von Roche und Kanton positiv bewertet und als kurzfristige Massnahme empfohlen. «Das Amt für Mobilität hat zusammen mit der BVB ein Konzept für eine solche Schnellbuslinie ausgearbeitet. Im besten Fall kann die Buslinie im Dezember 2016 den Betrieb aufnehmen», teilt Hofer mit.
Die Lärmfrage ist zentral
Zentral ist für Trächslin die Lärmfrage: «Das Wettsteinquartier leidet an bis zu 650 Bussen am Tag. Die Lärmschutzverordnung wird mit den heutigen Diesel-Bussen nicht mehr eingehalten. Das bedeutet, dass die Planungen des Amts für Mobilität auf einer permanenten Rechtsverletzung beruhen», bemängelt das HEAW-Vorstandsmitglied.Der Kanton sieht auch dies anders. Demnach würden die «Immissionsgrenzwertüberschreitungen» durch den gesamten Strassenverkehr erzeugt. «Die Busse der BVB tragen einen Teil zum Verkehrslärm bei, dieser Teil wird aber nicht separat beurteilt.» Durch Sanierungen soll der Lärm gesenkt werden. Dafür habe der Kanton laut Lärmschutzverordnung bis März 2018 Zeit.
Sollte der Grosse Rat den Bebauungsplan nicht zur Überarbeitung zurückweisen, werde der HEAW das Referendum ergreifen. «Ich bin überzeugt, dass wir die nötigen Unterschriften dafür zusammen bekommen», sagt Trächslin. «Sollte das Referendum nicht erfolgreich sein, behalten wir uns vor, gegen die Lärmsituation juristisch vorzugehen», fährt er fort. Da die Umweltverträglichkeitsprüfung Teil des Bebauungsplanes sei, hätte dies Auswirkungen auf die Baupläne von Roche.
Der Kanton ist anderer Meinung: «Der öffentliche Verkehr in der Grenzacherstrasse ist nicht Gegenstand des Bebauungsplans oder der damit verbundenen Umweltverträglichkeitsprüfung.» Dennoch könne das Verhalten von Anwohnern die Roche-Pläne betreffen, räumt der Kanton ein und verweist auf Einsprachen von Einzelpersonen gegen den Bebauungsplan. «Sie können die Einsprache an das Verwaltungsgericht (und Bundesgericht) weiterziehen, was direkte Auswirkungen auf die Ausbaupläne von Roche hat.»
Quelle: BZ Basel, 22.01.2016