ÖV in der Schweiz

  • ist 13:54 noch nicht zu früh um gegen einen Moderator seinen eigenen Spruch anzuwenden? ;)

    und jetzt back to topic...

    Das ist ein Befehl! Make it so :D

  • Nach In 20 Minuten von Zürich nach Bern kommt etwas vernünftigeres:


    http://www.nzz.ch/nachrichten/sc…_1.5504033.html

    Sehr interessant. Da werden einige Projekte vorgestellt, von denen ich gar nie etwas gehört hatte.

    Dies wäre sicher gegenüber einer Swissmetro oder einem Transrapid zu bevorzugen, da diese als neues System viel zu teuer für eine annähernd ähnliche Transportleistung und auch nicht auslandkompatibel wären, und die Swissmetro ausserdem m.W. sowieso vom Tisch ist.

    Ich finde auch, dass dieser Gegenentwurf gegenüber dem Projekt des BAV zu bevorzugen ist. Die einzelnen Ausbauten des heutigen Netzes mögen zwar günstiger sein und für die momentan erforderliche Kapazitätssteigerung ausreichen, aber innert kürzerer Frist müsste dort jeweils wieder ausgebaut werden. Und aus topografischen Gründen könnten entlang der teils über 100-jährigen Streckenführungen kaum höhere Geschwindigkeiten als die heutigen rund 140 km/h (bzw. 160 km/h mit den ICN) zugelassen werden. Darum muss ins Langfristige vorausgeschaut werden und der Fernverkehr muss auf ein übergeordnetes Netz von Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen den wichtigeren Bahnhöfen verlagert werden. So können auch die S-Bahn- und Regio-Linien auf dem ursprünglichen Netz viel besser ausgebaut werden.

    Siehe 3. Gleis Genf-Lausanne: Wenn dieses nun endlich einmal gebaut wird, muss schon bald ein viertes her. Dann hat man einmal eine viergleisige Strecke, die nur mit normaler Geschwindigkeit befahren werden kann. Dabei könnte man jetzt schon eine doppelspurige Neubaustrecke für höhere Geschwindigkeiten bauen. Wie zum Teil bei der NBS Bern-Olten könnte diese ideal entlang der Autobahn verlaufen.

    Doch leider entscheidet man sich fast immer für die günstigeren Varianten, auch wenn es langfristig insgesamt teurer und nicht genügend effizient zu stehen kommt, da der Bund nicht gerne mehrere Milliarden auf einmal herausgibt. Siehe auch der Wisenbergtunnel. Und leider werde ich auch schon Rentner sein, wenn das alles einmal umgesetzt wurde. :rolleyes: Diese Entwicklung sollte noch schneller stattfinden, damit die Schweiz punkto Infrastruktur mit den Nachbarländern mithalten kann. Die direkte Demokratie hat halt auch Nachteile…

    Eine Lösung wäre, dass unbedingt mehr Gelder für den Ausbau des Schienennetzes zur Verfügung stehen müssen. Dabei ist die Volksinitiative des VCS "Für den öffentlichen Verkehr" (http://www.aufgleisen.ch/), welche eine 50/50-Verteilung der Einnahmen durch Mineralölsteuern auf ÖV und MIV verlangt (statt wie heute 25 %/75 %), IMHO ein wichtiger Vorstoss.

  • Hier mal eine chronologische Presseschau der zu diesem Thema erschienenen Online-Artikel:

    Mehr Tempo – vor allem zwischen Zürich und Genf (Schweiz, NZZ Online) (2. Februar 2010; sehr interessant und informativ)

    20 Minuten Online – «Der Bahn 2030 fehlt die Tempo-Vision» – Schweiz (24. März 2010)

    Bern–Zürich soll schneller werden – Schweiz: Standard – bernerzeitung.ch (10. April 2010; ebenfalls interessant, trifft den Nagel auf den Kopf)

    In einer Stunde von Zürich nach Lausanne (Schweiz, NZZ Online) (22. April 2010; der erste in diesem Thread gepostete Artikel)

    20 Minuten Online – Mit 300 km/h von Zürich nach Bern – Schweiz (09. Mai 2010)

    20 Minuten Online – Ist der Superzug in der Schweiz eine Illusion? – Kreuz und Quer (10. Mai 2010)

    20 Minuten Online – Politiker bremsen Super-Schnellzüge – Schweiz (11. Mai 2010)


    Und hier der letzte, der vor kurzem erschienen ist:


    20 Minuten Online – FDP soll sich für schnelle Züge einsetzen – Schweiz

    Ich muss sagen, für einmal scheint mir die FDP durchaus sympathisch. :) Laut dem Artikel vom 11. Mai setzt sich sogar ein SVP-Nationalrat dafür ein. Die liberalen Bürgerlichen werden wohl erkannt haben, dass die Bahn 2030 allein nur viel kostet und nicht marktwirksam ist. Mit der aktuellen Salamitaktik der Bahn 2030 kann es nicht ewig weitergehen.


    OT: Gar nicht gewusst, dass BB-Tags aus einem vBulletin®-Forum hier bei einem Burning Board-Forum funktionieren!

  • Die Streckenführung konkretisiert sich. Noch der Wisenbergtunnel und ein Abzweig Basel <–> Bern und die Grafik wäre perfekt.



    Zürich–Bern in 28 Minuten – Schweiz: Standard – tagesanzeiger.ch

  • Gerade eben erschienen ist die Gegenantwort der IG ÖV Sektion Waadt zur Stellungnahme des FABI-Berichts zum Hochgeschwindigkeitsverkehr sowie die vorbereitende Kosten-Analyse zum oben beschriebenen Projekt von Jürg Perrelet und Hans Bosshard. Siehe http://citrap-vaud.ch/ngchantiers.html unter "Rapports" (leider nur auf Französisch).

    Die SBB "kontert" nun gewissermassen mit einem "Gegenvorschlag":


    Schnell häufiger und zum Teil auch schneller (Politik, Schweiz, NZZ Online)



    Angewandte Raumplanung (Politik, Schweiz, NZZ Online)

  • Dieser "Gegenvorschlag" ist an sich auch nicht schlecht, hat aber folgende Nachteile gegenüber dem Perrelet/Bosshard-Projekt:

    Die Fahrt von Bern oder Basel nach Zürich würde 45 Minuten dauern. Das wäre zwar nicht schlecht und im Vergleich zum Auto schon konkurrenzfähig, da die Fahrt mit dem Auto von Bern nach Zürich eigenartigerweise schon heute gegenüber der Bahn (bei Einhalten der Geschwindigkeitslimiten ;)) eine halbe Stunde länger dauert, während das Auto von Basel nach Zürich nur wenig schneller ist (jeweils im Vergleich zur direktesten Verbindung). Aber mit einer Fahrzeit von 45 Minuten würde das Knotensystem des Integralen Taktfahrplans auseinander fallen, da die Vollknoten zur vollen und halben Stunde nicht mehr in Bern, Basel und Zürich eingehalten werden könnten. Wobei das zwar keine Rolle spielen würde, wenn man den Viertelstundentakt auf der gesamten Ost-West-Achse einführen würde, was ja keine schlechte Sache wäre. Im Artikel ist nach meinem Verständnis aber nur vom Erhalt des Halbstundentaktes bis Lausanne die Rede.

    Deshalb müsste die Fahrzeit unbedingt unter 30 Minuten gedrückt werden. Dies ist aber nur mit einer Auslegung der Strecke für 320 km/h, bzw. nur mit dem Perrelet/Bosshard-Projekt möglich. Die später erfolgenden Südumfahrungen von Aarau und Olten würden also nicht den notwendigen Fahrzeitgewinn bringen.

    Zwar könnten damit zwei der im Rahmen des vierspurigen Ausbaus der Strecke Olten – Zürich vorgeschlagenen Tunnelbauten (Chestenberg und Honeret) weiterhin benützt werden. Mit den beiden Südumfahrungen wären jedoch der Eppenbergtunnel sowie die teure Entflechtung Oltens plötzlich überflüssig. Und laut der Kosten-Analyse würde eine Neubaustrecke nach Perrelet/Bosshard unter Umständen sogar weniger kosten, als nur der vierspurige Ausbau, und dies bei noch kürzerer Fahrzeit.

    Zudem würde ein Gesamtkonzept nach wie vor fehlen, und die verschiedenen Etappen könnten wie bei der heutigen Salamitaktik beliebig zurückgestellt werden. Ich vermute, mindestens die beiden Südumfahrungen (die in diesem Falle sowieso mehr oder weniger überflüssig wären) würden nie gebaut.

    Alles in allem ist der Vorschlag der SBB die abgespeckte, Föderalismus-tauglichere, aber minimalistische (da langsamere) und teurere Variante des Perrelet/Bosshard-Projekts. Ich befürchte, dass sie diesen auf demokratischer Ebene gefährden könnte.

  • …Und noch ein Artikel. Die Newsnetz-Journis haben in letzter Zeit offenbar nichts besseres zu tun, als Leserkommentare in neuen Artikeln zusammenzufassen. Naja, was soll's.

    «Wer das nicht will, soll aufs Land ziehen» – News Zürich: Region – tagesanzeiger.ch

    Und ja, wer keine Einschränkungen beim Autofahren will, soll effektiv auf's Land ziehen. :D

    Meiner Meinung nach wäre jetzt aber auch Handeln angebracht, anstatt zu motzen und die angebliche Nichtumsetzbarkeit zu beschwören. Wo ein Wille ist…

    Es braucht ein durchgehendes Velowegnetz. Es braucht mehr Kapazitäten für die S-Bahn durch die 4. Teilergänzung und den Brüttener Tunnel und den ZBT II. Ausserdem gibt es beim Tramnetz noch viel Ausbaupotential: Zuerst die im Rahmen der LNE 2025 vorgesehenen innerstädtischen Tramstrecken Hardbrücke, Rosengartenstrasse und Wiedikon – Laubegg, dann die weiteren vorgesehenen Tramstrecken bzw. Verlängerungen nach Affoltern – Regensdorf, Hönggerberg, Engstringen – Weiningen, Altstetten via Hohlstrasse (Umstellung Linie 31), die Limattalbahn, nach Adliswil, Kilchberg, Zollikon – Küsnacht, Witikon, Dübendorf – Wangen-Brüttisellen, Dietlikon und Kloten – Bassersdorf. Da muss man vorwärts machen. An S-Bahn-Stationen und Tramendstationen müssen zudem mehr P+R erstellt werden.

    Dann kann man anfangen Kapazität beim MIV abzubauen, auch um Mehrverkehr zu verhindern: Z.B. durch Spurreduktionen, den Abriss der Sihlhochstrasse oder der Sperrung des Innerstadtperimeters innerhalb des Rings der Hauptstrassen 1/3/4/17 für den Durchgangsverkehr.

  • Der letzte Artikel zur Abstimmung:
    «Wir verzichten gerne auf ein paar Autofahrer» – News Zürich: Region – tagesanzeiger.ch


    Und da nun die konkreten Vorschläge von umverkehR:
    Der Anti-Auto-Plan – News Zürich: Stadt Zürich – tagesanzeiger.ch

    Die gedruckte Ausgabe und viele anderen Medienberichte findet man auf der Webseite der Städte-Initiative: Medienberichte

    Also ich finde die Forderungen interessant, wobei ich wie erwähnt beim Tramnetz noch weiter gehen würde. Wenn die Linie 15 allerdings wie vorgesehen eingestellt wird, kann sie jedoch nicht nach Affoltern verlängert werden. An die Verknüpfung der Linie 31 mit der Linie 34 (innerhalb von 3 Jahren!) hatte ich in diesem Zusammenhang nicht gedacht und finde es einen guten Alternativvorschlag zur Tramverlängerung nach Witikon. Auch interessant finde ich die vorgeschlagenen Tangentialverbindungen im S-Bahn-Netz. Ob das mit der 4. Teilergänzung kompatibel ist, d.h. ob dann dafür noch Kapazitäten frei sind?