Dresden: Europas ersten Serienhybridbus startet im Linienverkehr

  • Ich denke, dass die bisherige Diskussion pro/contra Trolley-, Diesel- und Gasbus mit der nachfolgenden Pressemitteilung der Dresdner Verkehrsbetriebe um einen weiteren Aspekt erweitert werden kann. Jedenfalls scheinen die ehemaligen "Ossis" sehr innovativ zu sein:


    Ab sofort wird auf Dresdens Straßen ein ungewöhnlicher Linienbus unterwegs sein. Die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB AG) testet für ein Jahr Europas ersten Serienhybridbus auf den Linien 61, 82 und 94. „Öffentlicher Personennahverkehr war immer schon eine besonders ressourcenschonende Form der Mobilität. Als städtisches Verkehrsunternehmen sehen wir deshalb eine besondere Verantwortung für die Erhaltung der Umwelt. Schließlich wollen wir künftigen Generationen keine irreparablen Klimaschäden hinterlassen. Mit dem Hybridbus haben wir ein Fahrzeug gefunden, das sowohl umweltfreundlich als auch ökonomisch sinnvoll ist.“ so Reiner Zieschank, DVB-Vorstand für Technik und Finanzen. Verläuft der Test erfolgreich, kann über eine weitere Beschaffung nachgedacht werden.

    Äußerlich kaum von seinen Dresdner „Artgenossen“ zu unterscheiden, besitzt der Urbino 18 des polnischen Busherstellers Solaris Bus & Coach einen modernen Hybridantrieb. Dabei arbeitet unter der Motorhaube des Busses ein klassischer Dieselmotor parallel mit zwei leistungsstarken Elektromotoren nebst dazugehöriger Speichereinheit. Außer einem sinkenden Kraftstoffverbrauch, der deutlichen Reduzierung von Schadstoff- und Partikelausstoß und einem leiseren Fahrgeräusch versprechen die Hersteller auch einen höheren Fahrkomfort und weniger technische Ausfälle.

    Präpariert mit jeder Menge Messtechnik absolvierte der Bus ohne Passagiere zunächst verschiedene Justierungsfahrten, um die Steuerungselektronik auf Dresdner Verhältnisse abzustimmen. Ab sofort fährt er täglich auf den Linien 61, 82 und 94. Im Wechsel wird ein herkömmlicher Gelenkbus, den die gleichen Fahrer steuern, als Vergleichsobjekt eingesetzt. Fachleute begleiten beide Testreihen und werten die Daten anschließend wissenschaftlich aus.
    Der Hybridbus kostet reichlich 400.000 Euro, die von Bund und Land Sachsen gefördert werden. Damit ist er rund 125.000 Euro teurer als ein herkömmlicher Dieselbus. Bestätigen sich die Messwerte, amortisiert sich der Mehraufwand ohne Probleme. Darüber hinaus liefern Umweltschutz und Ressourcenschonung weitere wichtige Argumente zur Beschaffung solcher Busse.

    Die Lage auf dem Rohstoffmarkt, ständig steigende Mineralölpreise und die zunehmende Verschmutzung der Umwelt sind Gründe, um nach neuen, alternativen Antriebstechniken zu suchen. Begriffe wie Erdgas, Biodiesel und Brennstoffzellen machen häufig die Runde. Was aber ist umweltfreundlich und ökonomisch sinnvoll? Erdgasantriebe erfordern durch spezielle Tankstellen einen hohen Investitionsaufwand, Busse, die mit Biodiesel fahren, verbrauchen nicht weniger und der Brennstoffzelle fehlt noch die Serienreife. Etwas anders verhält es sich mit dem Hybridantrieb. Während in Amerika schon hunderte Busse mit Hybridmotoren ausgerüstet sind, hat man in Europa diese Entwicklung weitestgehend verschlafen. Der Einsatz in Bussen beschränkte sich bisher auf vereinzelte Prototypen.
    Basierend auf dem in Dresden fahrenden Serienmodell vom Typ Urbino 18, der aufgrund des grünen Herstellerlogos von den Dresdnern liebevoll „Dackelbus“ genannt wird, baute die Firma Solaris jetzt einen Bus mit der neuen Technik für Dresden. Der amerikanische Hersteller Allison steuerte den Hybridantrieb bei. Das 340 PS Dieselaggregat, dessen Abgasausstoß der Euro-4-Norm entspricht, wird während der Fahrt von zwei Elektromotoren unterstützt. Die beziehen ihre Kraft von einem auf dem Dach befindlichen Energiespeicher, einer speziellen Nickel-Metall-Hydrid-Batterie. Bremst der Bus oder steht überschüssige Dieselkraft zur Verfügung, wird die 600V-Hochleistungsbatterie geladen. Über ein so genanntes Planetengetriebe koppeln sich die Elektromotoren zur Fahrt ein und entlasten damit den Dieselmotor oder laufen als Generator mit und laden die Batterie. Eine doppelte Steuerelektronik sorgt für die richtige Mischung der Kraftanteile.
    Erste Herstellertests mit solch einem Motor lieferten viel versprechende Ergebnisse. Entsprechend den Fahrbahnverhältnissen und der Streckentopografie reduzierte sich im Vergleich zu einem herkömmlichen Dieselbus der Kraftstoffverbrauch um 20 bis 43 Prozent. Der Ausstoß von Stickoxiden ging um 10 bis 39 Prozent zurück und die Partikelemission sogar um 51 bis 97 Prozent. Mit rund 79 Dezibel ist die Geräuschentwicklung des Motors fast mit der eines Pkws vergleichbar. Die doppelte Computersteuerung bietet eine hohe Zuverlässigkeit und kann bei Störungen auch zur Diagnose benutzt werden. Die weiche Schaltung des Busgetriebes verbessert den Fahrkomfort und beschleunigt den Wagen gleichmäßiger.

    08.03.2007 © Pressesprecher Falk Lösch

    Quelle: https://www.tramforum-basel.ch/www.dvb.de

  • Ich habe von einem Mitglied eines anderen Forums die Erlaubnis bekommen, die nachfolgenden Bilder hier einzustellen. Sie zeigen den Hybrid-Bus während der Probefahrten.

  • Hybridbusse gab es in Basel schon 1941: Die diesel-elektrischen Busse Nr. 10 und 11, später 350 und 351. Entsprechend dem Mangel an Benzin und Dieselöl gelangten sie jedoch gleich als Trolleybusse auf der Linie Claraplatz - Hörnli in den Betrieb. Nr. 350 verkehrte 28 Jahre, Nr. 351 34 Jahre, davon einige Jahre als Dienstfahrzeug zur Fahrleitungsenteisung. Der Hybridantrieb wurde natürlich für Umleitungen und anfänglich auch für die Fahrt ins Depot verwendet.
    Die Lebensdauer eines Fahrzeugs ist auch ein Aspekt seiner Umweltverträglichkeit, was man gerne vergisst.

  • Die BLT -Wagen waren sehr defektanfällig. Ausserdem wiesen sie ein katastrophales Fahrverhalten auf und waren für die für sie vorgesehene Linie 37 infolge zu geringem Sitzplatzangebot nicht geeignet (letztere Gründe dürften aber kaum zur Veräusserung geführt haben).

  • Zitat

    Original von Gummikueh 476
    Hybridbusse sind ja auch bei der BLT gefahren (MB Cito Nr. 21-24). Ich frage mich nur, warum diese nach nur ein paar Jahren wieder verschwunden sind.

    Hmmm, ..., hatte mich damals nicht mit den MB Cito befasst. Worin lag bei diesen Bussen der Hybridantrieb? Irgendeinen wesentlichen Unterschied muss es ja geben, wenn die Dresdner von "Europas erstem Hybridbus" schreiben? Kann mich da jemand mal aufklären.

    Jedenfalls habe ich mir sagen lassen, dass diese Hybridtechnik in den USA bereits seit längerem im Einsatz ist. Der Lieferant des Hybridantriebes ist ja auch die amerikanische Firma Allison (Link).

  • Kupplungssurfer

    Das ist zwar nicht das, was ich sagen wollte. Deine Idee hat aber etwas für sich, weil sie für die Gestaltung der Linienführungen von Buslinien flexible Lösungen ermöglicht, zum Beispiel kann man für heikle Abschnitte auf die Oberleitung verzichten. Gemäss Dresden benötigt ein Hybridbus etwa 40 % weniger Energie (ein Gasbus für dieselbe Leistung 40 % mehr). Da besteht eine realistische Chance, dass die Mehraufwendungen am Schluss rentieren. Das scheint aber in Basel ein Problem: Man scheut Aufwendungen, die erst mittelfristig, aber nachhaltig, die Kosten senken und/oder die Einnahmen steigern.