Bahnkunden nerven sich über den schlechten Mobilfunkempfang in Zügen –
doch die Regierung legt die Hände in den Schoss.
Pendler kennen die Szenen: Da will man auf dem Arbeitsweg schnell noch
ein paar E-Mails beantworten – und fliegt immer wieder aus dem Netz.
BDP-Nationalrat Bernhard Guhl hat deshalb den Bundesrat in einer Motion
aufgefordert, die Verbreitung von WiFi im öffentlichen Verkehr voranzutreiben.
Doch die Regierung schreibt nun, sie sehe keinen Grund für eine Praxisänderung
und verweist auf die laufenden Bemühungen von SBB, PostAuto Schweiz und Swisscom.
Guhl gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden: «Es kann nicht sein,
dass man im Hochtechnologie-Land Schweiz auf langen Zugfahrten nicht
richtig arbeiten kann.»
Die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) wollen bis 2016 in allen Fahrzeugen
drahtloses Internet anbieten. «Städtische Verkehrsbetriebe operieren bei
tiefem Tempo und in Gebieten mit optimaler Netzanbindung. Dort ist WiFi
technisch relativ einfach machbar», erklärt SBB-Sprecher Daniele
Pallecchi.
Nahe bei der Lokomotive schneller surfen
Die SBB hingegen sehen sich auf ihrem Schienennetz mit schwierigeren
Voraussetzungen konfrontiert. «Für stabile und schnelle WiFi-Netze in
den Wagen müssten sich unsere Züge ausschliesslich in Gebieten mit
optimaler Netzabdeckung bewegen, was nicht möglich ist», erläutert
Pallecchi. WiFi-Netze soll es auch in Zukunft nur in den Bahnhöfen
geben.
Die Strategie der SBB ziele deshalb darauf ab, den
Reisenden übers Mobilfunknetz eine höhere Bandbreite zu bieten. Deshalb
werde man bis Ende 2014 alle Wagen mit einem Repeater ausstatten, der
das Empfangssignal im Wageninnern verstärkt. Er empfiehlt Bahnkunden,
die auf ihrem Smartphone im Internet surfen wollen, sich möglichst nahe
zur Lokomotive zu setzen. Dort sei der Empfang am besten.
20min.ch 06.09.2013