SBB-Disposition versagte am 31. Juli und lässt über hundert Reisende in der Nacht stehen

Sachverhalt:

Freitag, 31. Juli 2009. Bundesfeier am Rhein. Schon lange angekündigt. Man weiss allgemein: Um 23.15 geht ein Feuerwerk los. Das ist um ca. 23.50 Uhr fertig. Dann wollen viele Leute heim.
Richtung Olten fahren folgende S-Bahnen: 0.05, 0.30 und dann erst wieder 1.45 (0.17 und 1.01 noch IR, aber die halten ja nicht überall).

0.05 ist zu früh, um vom Rhein nach dem Feuerwerk an Bhf SBB zu gelangen. Nächste Fahrgelegenheit nach Liestal/Sissach: 0.17. Auch eher knapp. Für alle anderen und die welche nicht in Liestal/Sissach wohnen: 0.30 Auf diesen Zug will ich. 0.27 am Bhf SBB angekommen.

Was macht diese ****-SBB? Es wartet ein einziger lausiger Flirt! Einzelkomposition! Natürlich - oh Wunder bumsvoll. Aber sowas von bumsvoll. Da ist die Tokioter U-Bahn ein Platzparadies. Die Leute stehen in den Gängen, den Abteilen, der 1. Klasse, sogar im WC. Der Zug ist so voll, dass wirklich niemand mehr reinpasst. Ich mitsamt Begleitung auch nicht.

Von SBB-Mitarbeitern keine Spur. Nur eine ganze Horde völlig inkompetenter und hilfloser Bahnpolizisten. Hilflos, weil sie nichts tun. Inkompetent, weil sie auf meine Fragen nicht antworten konnten, sie seien nicht zuständig hiess es und das gehe sowieso nicht hiess es auch noch. (Ich fragte zuerst, ob die SBB gnädigst noch einen Flirt anhängen würde, weil neben mir noch ca. 50-100 Leute auf dem Perron standen (und oben immer noch mehr von der Passerelle kamen); danach fragte ich, ob der IR 1.01 wenn schon ausserplanmässig im Ergolztal halten könne). Nix da, nix die Bohne.

Nächste Fahrgelegenheit nach Frenkendorf, Lausen, Itingen und Gelterkinden: 01.45 - geschlagene 1 1/4 Stunden später!!! Und jetzt ratet, wann ich nach Hause gekommen bin (vgl. Uhrzeit des Postings).

(Falls jemand Vorschläge hat, was man mitten in der Nacht für über eine Stunde an so einem gottverlassenen Bahnhof SBB Sinnvolles oder wenn nötig auch nicht Sinnvolles anstellen kann, darf mir gerne Tipps geben).

Ich frage mich wirklich, welcher inkompetente Volldepp da geplant (oder eben nicht geplant) hat. War ja völlig unvorhersehbar, dass ein Flirt nicht reicht. Hat ja niemand gewusst, dass Bundesfeier ist. Dass da Leute hingehen. Geschweige denn, wieder heimwollen. Und völlig unmöglich auch, einen Flirt anzukoppeln (man hätte den 2. Flirt an diesem Tag auch einfach gar nicht abkoppeln können nach dem Feierabendverkehr). Oder wenigstens Extrahalte eine halbe Stunde später.

Hätte nie gesagt, dass ich das mal sage, aber für nächstes Jahr muss ich mir wirklich überlegen, ob ich mir ein Auto für nach Basel organisieren muss.

edit: Titel auf mehrfachen Wunsch geändert.

Zitat

Original von Dome

sei froh, dass es nur einmal passiert ist und hak es auch als einmaliges Schlechterlebniss ab.

Oder eben, wende Dich an die SBB.

Sonntag, 28. Juni 2009: Delemont. Es ist Slowup Jura. Viele Velofahrer. Slowup dauert bis 17 Uhr. Es verkehrt jede Stunde eine S-Bahn. Zudem noch der ICN mit praktisch keiner Veloselbsverlademöglichkeit.

Zug 16.43 ab Delemont: Äusserst viele Leute stürmen den Zug mit Velos. Es ist - ihr ahnt es vielleicht - eine S3 mit einem einzigen Flirt. Obwohl die Organisatoren des Slowups die SBB auf ihren Anlass hingewiesen haben (u.a. verkehrte ein Extrazug nach Biel) kommt ein normaler Sonntagszug, ein Flirt. Was passiert? Genau, der Platz reicht nicht. Der Zug ist schon bumsvoll. Ca. 30 Personen mit Velos und Kinderwagen, auch meine Gruppe mit Velos, bleiben zurück. Nächster Zug: Eine Stunde später. Übrigens dürften auch im Laufental viele Leute auf den nächsten Zug gewartet haben müssen, wenn der 16.43-Zug ab Delemont gestossen voll war...

Also: Zwei sehr negative Erlebnisse in einem Monat (ok, ein Monat und fünf Tage), beides Mal ausserordentlich schlecht geplant. Und beides Mal absolut vorhersehbare Ereignisse! Ausgerufen habe ich erst beim 2. Mal. Und überdies: Wenn es die SBB nicht vorhersehen kann (resp. wie hier sogar genau wissen müsste!), wenn ein Fahrzeug aus Pech ausfällt etc. ärgere ich mich auch, aber jänu, kann passieren. Aber solche eklatanten Planungsfehler sind eine Sauerei.

Übrigens: Gemäss BaZ von gestern ist diese Woche zum 3. Mal in diesem Monat (!!!) ein Zug in Gelterkinden - trotz Haltepflicht - durchgefahren...

edit PS: Vor einem Jahr, als die Holländer an der Euro da waren, meinte die SBB auch, ein Flirt in Doppelkomposition pro Stunde würde genügen, um alle Leute, alle Holländer ins Ergolztal und Fancamp zu bringen. Genügte natürlich auch nicht. Dort organisierte die SBB allerdings kurzfristig eine IC-DoSto-Komposition als zusätzlichen Zug nach Liestal (immerhin...), der auch sehr gut gefüllt abfuhr. Klar, das war eine Ausnahmesituation und da hat die SBB gut reagiert. Wartezeit ok.

edit PPS. Mit Verlaub, die Bundesfeier am Rhein wird seit Jahren (Jahrzehnten) durchgeführt. Das Zuschaueraufkommen ist seit Jahren hoch. Dass im Ergolztal viele Leute wohnen und die nach Basel gehen dürfte der SBB auch seit Jahren bekannt sein. Der 0.30-Zug fährt auch schon relativ lange. Soweit ich mich erinnere, wurde dieses Mal erstmals ein Flirt eingesetzt (letztes Jahr war ich aber nicht auf diesem Zug), vorher waren es noch Kolibris (ein Kolibri hat mehr Platz als ein Flirt) oder sogar Extrakompositionen anstelle des Kolibris. Also bitte sage mir nicht, die SBB hätten das nicht wissen/ahnen können.
Ach, bei spontanen FCB-Meisterfeiern ist das Problem dasselbe, aber das ist für die SBB nun wirklich nicht/schlecht vorhersehbar.

Sinnvoll könnte überdies eine Beschwerde/Anzeige bei Markus Meisinger, Leiter der Amtsstelle für öffentlichen Verkehr des Amt für Raumplanung sein. Schliesslich ist es der Kanton Baselland, der die S-Bahn bestellt und auch zahlt.

http://www.baselland.ch/arp-htm.283428.0.html

Mit einer netten Beschwerdeformulierung muss ich noch etwas warten ;).

Was ich mich auch noch gefragt habe: Für wie viele Personen ist so ein Flirt eigentlich zugelassen? Da hat die SBB doch sicher auch Vorschriften verletzt. Ein Fall fürs BAV?

das hätte gar nichts oder fast gar nichts gekostet!

Der Flirt fährt bis ca. 19 Uhr eh in Doppeltraktion - man hätte also beim betreffenden Zug(umlauf) einfach nicht abkoppeln dürfen. (Zugegeben, das häte ein bisschen Strom gekostet). Alternativ: Man hätte abgekoppelt und die Flirtkomposition einfach auf Gleis 15/16 hinten Richtung Margrethenbrücke stehen gelassen (wird auch sonst immer wieder gemacht, auch mit ICNs). Dann wäre der 00.30-Zug einfach dort wieder eingefahren von Laufen her und hätte angekoppelt.

Planung ist alles...

@ marc-w: gut geschrieben!

edit/PS: Auf dem gegenüberliegenden Gleis 8 (S3 fuhr von Gleis 7) stand übrigens eine leere Flirt-Doppelkomposition! Als ob sich die SBB noch lustig machen wollte...