ZitatAlles anzeigen5. Februar 2008, Neue Zürcher Zeitung
ÖV-Landschaft
[size=[lexicon]24[/lexicon]]Das andere Drämmli[/size]
Baselland-Transport (BLT)
P. S. Wer Basel sagt, meint auch Drämmli, grüne Drämmli. Nur, wie das Basler Territorium auf zwei Kantone verteilt ist, so sind auch auf den Tramschienen dies- und jenseits des Rheinknies nicht nur die grünen Kompositionen unterwegs, die zum Inventar des städtischen Beamtenstaates gehören, sondern auch die gelben Züge der Baselland-Transport AG (BLT). Ihre Kernkompetenz ist nicht der Kurzstreckenlauf; gefragt sind entlang von Ausfallstrassen Ausdauerqualitäten. Blendet man die dynamischen optischen Fahrgastinformationen aus und auch den stufenlosen Eingang, den man in jeder Komposition findet, fühlt man sich in die siebziger Jahre zurückversetzt.Übersichtsgrafik
Benutzen sie die Übersichtsgrafik zur Navigation.Aus jener Zeit stammen die tadellos unterhaltenen Fahrzeuge, viele Haltestellen-Häuschen und das gelb-signalrote Erscheinungsbild samt Logo. Ein Stück 21. Jahrhundert hat die BLT bestellt, und zwar in Form von 40 neuen Tramzügen.
Neue Tramlinien und das U-Abonnement
Die BLT ging 1974 durch den Willen des Kantons Basel-Landschaft aus vier Gesellschaften hervor, die seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert meterspurige Vorortsbahnen betrieben hatten. Die Fusion und die Übernahme von Buslinien im unteren und im oberen Baselbiet machten die vom Kanton und von den Gemeinden dominierte, aber privatwirtschaftlich geführte Firma mit rund 250 Angestellten und jährlich 44 Millionen Fahrgästen hinter den baselstädtischen Verkehrsbetrieben BVB zur zweitgrössten regionalen Transportunternehmung in der Nordwestschweiz. Insbesondere unter der Ägide zweier unkomplizierter Macher, des Baselbieter Regierungsrates Paul Nyffeler als Verwaltungsratspräsident und des ehemaligen Münchensteiner Drogisten Paul Messmer als Direktor, dynamisierten die BLT den öffentlichen Verkehr um Basel herum.1986 führten sie zwei Vorortsbahnen zur längsten, sich über 25 Kilometer erstreckenden Tramlinie der Schweiz zusammen. Sie führt von Dornach-Arlesheim in die Basler Innerstadt und weiter über Binningen und Bottmingen sowie ein Stück Elsass ins solothurnische Rodersdorf; seit 2001 bedient diese Linie 10 dank einer neu erstellten Rampe auch den Bahnhof Basel SBB. Mit der betrieblichen Metamorphose war ein für die ganze Schweiz wegweisendes Ausholzen des Tarifdschungels verbunden. Ab 1978 boten BLT und BVB gemeinsame Abonnemente an; zwei Jahre später galt der Tarifverbund auch für Einzelbillette, und seit dem 1. Juni 1987 lautet die Devise «Ein Billett für alle öffentlichen Verkehrsmittel» in der ganzen Nordwestschweiz unter Einschluss von SBB und Postauto.
Renner im Sortiment des Tarifverbundes Nordwestschweiz (TNW), dessen Geschäftsstelle die BLT führt, ist bis heute das U-Abo, mit dem BLT und BVB 1984 als erste Verkehrsbetriebe in der Schweiz die in jenen Jahren aufbrandende ökologische Welle zu nutzen verstanden. Ursprünglich hiessen die Jahres- bzw. Monatskarten Umweltschutzabonnement; geblieben sind kantonale Subventionen (250 Franken pro Abonnement) und der mit einem Poststempel versehene Empfangsschein als Fahrausweis. Bewohner des bis ins Laufen- und Fricktal reichenden Verbundgebiets erhalten das übertragbare Jahresabonnement für günstige 640 Franken. Ausnahme, welche die Regel des Gleichschritts von BLT und BVB in den letzten Jahren bestätigte, war ein Hauch von Arbeitskampf 1995. Während sich das BVB-Fahrpersonal mit einstündigen «Protestpausen» gegen eine geringfügige Erhöhung der Arbeitszeit wandte, fuhren die gelben Trams mit ihren weniger fürstlich besoldeten Wagenführern weiter.
Unter einem Dach mit noblen Karossen
1988 profilierte sich die BLT europaweit als Pionierin beim Abbau von Hürden im wahren Sinne des Wortes. Als erster Trambetrieb ergänzte sie herkömmliche Tramwagen durch ein zusätzliches Mittelteil mit Niederflur-Eingang, die sogenannte «Sänfte». Dabei arbeitete sie mit der Firma Schindler zusammen, die mit ihrer Fabrik in Pratteln mehr als nur ihr Hoflieferant war. Unter anderem aus beschäftigungspolitischen Überlegungen heraus wurde dieser auch der Unterhalt von 66 BLT-Fahrzeugen übertragen. Eine Verpflichtung, die der Schindler-Nachfolgerin Bombardier über die Schliessung des Baselbieter Werkes hinaus erhalten blieb. Dass die BLT auch gegenüber der direkten Konkurrenz keine Berührungsängste kennt, machte sie 1994 deutlich, als sie in einem neuen Depot auch Ausstellungs- und Verkaufsräume für ein Autohaus unterbrachte; seither präsentieren sich dort, wo Tramwagen nächtigen, tagsüber noble Karossen in bestem Licht. Unprätentiöse Pragmatik, wie sie sich in solchen Wegmarken äussert, ist typisch für die BLT, und sie spiegelt auch den Geist, der das schweizerische Umland Basels prägt.
ÖV-Landschaft Schweiz
Eine lose Artikel-Serie zu ausgewählten ÖV-Betrieben der Schweiz.Oensingen-Balsthal-Bahn (OeBB, Kanton Solothurn):
Kurze Bahn mit langem SchnaufFerrovie autoliniee ticinesi (Fart; Kanton Tessin):
Eine Prise AbenteuerNavigation Lacs de Neuchâtel et Morat (LNM; Kanton Neuenburg):
Flaches Land, flache SchiffeAutobetrieb Sernftal (AS; Kanton Glarus):
Die Bahn fährt noch mitRegionalverkehr Bern-Solothurn (RBS; Kanton Bern):
Die Mutter aller S-Bahnen in der SchweizVerkehrsbetriebe St.Gallen (VBSG; Kanton St.Gallen):
Beständiges Politikum in der GallusstadtRigi-Bahnen (RB; Kantone Schwyz und Luzern):
Sonne und Schatten an der Königin der BergeTransports publics genevois (TPG; Kanton Genf):
Das Wunder in der AutostadtAppenzeller Bahnen (AB; Kanton Appenzell Ausserrhoden):
Geschichten von gemächlichem TempoBusbetrieb Olten, Gösgen, Gäu (BOGG; Kanton Solothurn):
Busse im Bannstrahl der EisenbahnNavigazione Lago Maggiore (NLM; Italien, Kanton Tessin):
Unter italienischer FlaggeAuto AG Rothenburg (AAGR; Kanton Luzern):
Mitten durch das Land der MitteChemins de fer du Jura (CJ; Kanton Bern):
Unterwegs zwischen Fuchs und HaseBaselland-Transport (BLT; Kanton Basel-Landschaft):
Das andere Drämmli
Das andere Drämmli: Baselland-Transport (BLT)
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Es ist nur Schade, dass es immer wieder darum geht. ob der grüne oder gelbe Betrieb der bessere ist. Beide Betriebe haben Vor- und Nachteile. Aus meiner Sicht wäre es sowieso besser mehr miteinander statt gegeneinander zu arbeiten.
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Hier im Dreiland sind wir wirklich verwöhnt mit dem ÖV-Angebot.
Auch tragen da alle Partnerbetriebe des TNW dazu bei.
BLT, BVB, WB, Postauto, AAGL und wie sie alle heissen..... -
Wir sind extrem verwöhnt hier.
Aber trotzdem wird immer wieder etwas zum Motzen gefunden, aber das ist halt wohl einfach die Spezies Mensch.
Ich finde es wunderbar, wie in einem ZVV alles super toll miteinander vernetzt ist, dass alles zusammen via einer Leitstelle verbunden ist, etc.
Aber rein als Ganzes haben wir mit den TNW das non plus ultra...
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Naja, ich sehe bei TNW und ZVV Vor- und Nachteile. Vorallem das Nachtnetz war beim TNW bis zu diesem Dezember nicht brauchbar... und sobalds weiter weg geht (also weiter wie die Trams) wirds auch schon wieder so lala. Dafür ist das ÖV-Angebot in der Stadt und nahen Agglo 1a.
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Es wurden inzwischen weitere Artikel, unter anderem über die tpf, aufgeschaltet: Siehe Grafik (Achtung, Links zu den Artikel über die tpf und RTB sind vertauscht!)
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Einen über die ZVB gibt es jetzt auch noch: http://www.nzz.ch/magazin/mobil/…_1.3077032.html
edit: Und auch die BAM: http://www.nzz.ch/magazin/mobil/…_1.2769258.html