Tramchauffeure missachten Tempo 30

  • Bei einer Geschwindigkeitskontrolle an der Klybeckstrasse von Anfang Februar blitzte die Kantonspolizei Basel-Stadt elf Trams der BVB und BLT.

    Nicht nur Autos und Töffs, ­sondern auch Trams wurden an der Klybeckstrasse von einem mobilen Radar zwischen dem 5. und 10. Februar geblitzt.
    Laut Polizei­sprecher Andreas Knuchel seien elf Tramchauffeure mit mehr als den erlaubten 30 Stundenkilometern zwischen den Haltestellen Kaserne und Feldbergstrasse unterwegs gewesen.
    Wie viele der Trams darunter allerdings den Basler Verkehrsbetrieben (BVB) oder der Baselland Transport AG (BLT) angehören, ist momentan noch unklar.
    Ebenso mit wie vie- len Stundenkilometern die Trams die Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern überschritten haben.

    Klar ist aber:
    Beide Transportbetriebe lassen Trams über diesen Strecken­abschnitt fahren.
    Laut Knuchel sind die Bussenverfahren noch nicht ab­- geschlossen.
    So tönen die Rechtfertigungen bezüglich der Tempoüberschreitungen von den BVB und der BLT denn einheitlich.
    Zwar seien die beiden Unternehmen von der Kantonspolizei über die Resultate der Geschwindigkeitskontrollen «grundsätzlich» informiert worden.
    «Auf die genaue Auswertung der Polizei warten wir allerdings noch», sagen BVB-Mediensprecher Benjamin Schmid und BLT-Direktor Andreas Büttiker auf Anfrage.

    Chauffeure bezahlen selber

    Aufkommen müssen die Temposünder im Tramführerstand für die Bussen selber, wie es bei BLT und BVB heisst.
    «Wir haben grundsätzlich die Möglichkeit, Chauffeure von Trams zu ermitteln, sofern die genaue Fahrzeit bekannt ist», sagt Schmid.
    Auch würden die BVB gegen Chauffeure je nach Art und Anzahl der Vorfälle interne Massnahmen einleiten.
    Auch bei der BLT seien laut Büttiker je nach Höhe der Überschreitung des Tempolimits interne Disziplinarverfahren möglich.

    Für die BVB wie für die BLT gelten grundsätzlich die Geschwindigkeiten gemäss Strassenverkehrsgesetz.
    Die Höchstgeschwindigkeiten für die Trams seien laut Schmid in der Regel mit speziellen «eigenen» Signalen neben der Fahrleitung signalisiert, so auch in der Klybeckstrasse.
    Schmid: «Für Mitarbeitende des Fahrpersonals gibt es keinen Grund, sich nicht an die gesetzlich vorgeschriebenen Verkehrsbestimmungen zu halten.»
    Com­bino-Trams erreichen eine maximale Geschwindigkeit von rund 70 Stundenkilometern.

    «Aus lauter Gewohnheit»

    Ein Tramchauffeur, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, erklärt die Tempoüberschreitungen der Chauffeure in der Klybeckstrasse mit der Temporeduktion.
    Seit 5. Januar 2015 gilt im Abschnitt zwischen Kaserne und Feldbergstrasse wegen des Verkehrskonzepts Innenstadt Tempo 30.
    Zuvor durfte dort mit bis zu 50 Stundenkilometern gefahren werden.
    «Man fährt als Chauffeur dann aus lauter Gewohnheit zu schnell.»

    Das Tempo sei dann im Gefühl drin und der Beschleunigungsprozess nach der Tramhaltestelle Feldbergstrasse oder Kaserne automatisiert.
    «Eine Umgewöhnung ist schwierig», sagt der Tramchauffeur.
    Auch in anderen Bereichen in der Innenstadt würden sich die Fahrer im Führerstand dabei ertappen, wie sie zu schnell unterwegs seien.
    So auf der Mittleren Brücke. Auch dort war früher Tempo 50.
    «Beim Hinaus­beschleunigen aus dem Kleinbasel gibt man aus lauter Gewohnheit Stoff und merkt dann auf dem Scheitelpunkt der Brücke, dass man zu schnell ist.»

    Umstrittene 30er-Tafel

    Trotz eigenen Signalen kritisiert der Chauffeur die Signalisierung am Eingang zu den 30er-Zonen,
    wie eine in der Klybeckstrasse in Richtung Kaserne kurz nach der Haltestelle Feldbergstrasse steht.
    «Mal ehrlich, diese Tafeln sind zu klein. Das ist gegenüber Einheimischen und auch gegenüber Ortsfremden eine Frechheit.»
    Den Standort dieses Signals dort an der Ecke Feldbergstrasse/Klybeckstrasse haben vor dem Tramchauffeur bereits ein Verkehrspsychologe der Universität Basel,
    der Automobilclub sowie Autofahrer kritisiert (BaZ berichtete).
    So erscheine es «völlig unerwartet» nach einem Fussgängerstreifen und sei an dieser Stelle bezüglich der Strassen­beschaffenheit «untypisch»,
    da man als Automobilist oder eben auch als Tramchauffeur nicht klar erkennen könne, ob es sich um eine 30er-Zone handelt.

    Die Kantonspolizei ist für die Signalisation im Gegensatz zum Blitzen jedoch nicht verantwortlich.
    Zuständig für die 30er-Tafel sei das Bau- und Verkehrsdepartement.
    Dort heisst es: «Im vorliegenden Fall sind die Anforderungen gemäss der entsprechenden Norm, in welcher die Anordnung von Signalstandort und Bodenmarkierung definiert sind, eingehalten.»
    Das Radar blitzte auf Höhe Haltingerstrasse An- fang Januar neben den elf Trams auch 843 Autos oder Töffs.
    Die Aktion spülte während der sechstägigen Blitzaktion knapp 62 000 Franken in die allgemeine Staatskasse.
    Es war bereits die zweite Blitzaktion in diesem Abschnitt der Klybeckstrasse mit der umstrittenen Signalisierung.

    Laut Kantonspolizei seien bei der ersten Aktion elf Prozent aller passierenden Fahrzeuge und bei der zweiten acht Prozent geblitzt worden.
    Die Trams werden bei einer nächsten Blitzaktion dort aber wohl nicht mehr zu schnell fahren.
    Denn aktuell müssen sie mit zehn Stundenkilometern durch die Klybeckstrasse schleichen.
    Die Schienen sind 54 Jahre alt und durchgefeilt. Um Unfällen vorzubeugen, haben die BVB Schneckentempo verfügt.

    BaZ 12.04.2016

  • Die Ausreden finde ich noch fahrlässig.
    War die Mittlere Brücke und grösstenteils auch die Innenstadt nicht v/max 45 Km/h für die Trams?

  • eigen Trasse kann eigene Limits haben.

    Zum Beispiel die Unterführung unter dem Badischen Bahnhof.
    Das ist eine 50er Zone für MiV. Früher durften die Trams 60 fahren.
    Aufgrund der häufigen Unfälle bei der Einmümdung Im Surinam ->Riehenstrasse wurde die
    Geschwindigkeit vor längerer Zeit reduziert.