SBB und «das Rauchen»

  • Vor zehn Jahren schloss das letzte Raucherabteil

    Der Aufschrei war gross, als die Zigarette aus dem Zug verbannt wurde.
    Zehn Jahre später ist das Rauchen im Zug kaum mehr vorstellbar.
    Doch der Glimmstängel bleibt ein Ärgernis für die SBB.

    Die Ankündigung im Juni 2005 sorgte für Aufsehen:
    Die SBB wollte das Rauchen im Zug verbieten. Dies einerseits, weil viele Nichtraucher reklamierten.
    Andererseits lag der Verzicht auf den Glimmstängel gesellschaftlich immer mehr im Trend.
    Die grosse Mehrheit der Kunden wünsche sich rauchfreie Züge, teilte die SBB damals mit.

    Sogar viele Raucher sassen lieber im Nichtraucherabteil - entweder weil sie mit Nichtrauchern unterwegs waren,
    oder weil der blaue Dunst manchmal buchstäblich atemberaubend war.
    Sassen Schüler und Rekruten im Zug, gesellte sich oft auch noch der süssliche Geruch von Cannabis hinzu.

    Die Auslastung in den Raucherabteilen lag am Schluss unter 25 Prozent.
    In jedem Vierer-Abteil sass also im Durchschnitt höchstens eine Person.

    «Namhafte Anzahl» von Reklamationen
    Dass die Raucherabteile immer unbeliebter wurden, hatte die SBB schon Jahre zuvor bemerkt.
    Bereits im Jahr 2000 reagierte sie und reduzierte die Zahl der Raucherplätze:
    Waren früher die Hälfte aller Sitzplätze für Raucher reserviert, waren es zwischen dem Jahr 2000
    und dem endgültigen Aus im Jahr 2005 nur noch rund 20 Prozent.

    Dass die letzten 20 Prozent der Sitzplätze auch noch rauchfrei werden sollten,
    stiess bei vielen Rauchern erwartungsgemäss auf wenig Begeisterung.

    Es habe eine namhafte Anzahl Reaktionen gegeben, hauptsächlich von Rauchern,
    hiess es bei der SBB auf Anfrage der sda.
    Es meldeten sich aber auch einige Nichtraucher, die den Entscheid kritisierten,
    weil damit Raucher diskriminiert würden.

    «Einige taten sich sehr schwer»
    In Leserbriefen wurde verschiedentlich mit dem Umsteigen aufs Auto gedroht
    - eine Drohung, die auch heute noch gerne in Online-Kommentaren ausgestossen wird,
    wenn die SBB etwas ändern will.

    Kritik bekam damals auch die Kundenorganisation Pro Bahn zu hören,
    die das Rauchverbot ausdrücklich begrüsste.
    Einige ihrer Mitglieder seien damals mit Getöse ausgetreten, sagte Edwin Dutler zur Nachrichtenagentur sda.
    «Einzelne taten sich sehr schwer.»

    Toilette dient als Fumoir
    Entsprechend grossen Respekt hatte das Zugspersonal vor der Umsetzung.
    «Es gab schon Bedenken, weil wir nicht wussten, wie unsere Kundinnen und Kunden
    auf das Verbot reagieren würden», sagte SBB-Sprecherin Franziska Frey.
    Die Umstellung wurde deshalb mit einer landesweiten Kampagne angekündigt.

    Die Einführung des Rauchverbotes verlief dann aber problemlos.
    «Wir haben damals mit mehr Diskussionen und Überschreitungen gerechnet», sagte Frey weiter.
    Bussen in der Höhe von 25 Franken hätten nur sehr wenige ausgesprochen werden müssen.
    Nach nur drei bis vier Monaten habe sich das Verbot etabliert gehabt.

    Auch heute gebe es hin und wieder einzelne Uneinsichtige, welche die Toilette als Fumoir missbrauchten.
    Auch bei Gruppen oder Betrunkenen komme es gelegentlich vor, dass jemand eine Zigarette anzünde.
    Grundsätzlich werde das Rauchverbot aber eingehalten.

    Für Dutler von Pro Bahn ist das Rauchverbot ein Beispiel dafür, dass in der Schweiz
    «auf extreme Minderheiten oft sehr viel Rücksicht genommen wird».
    Das Rauchverbot hätte seiner Meinung nach schon viel früher eingeführt werden sollen.
    «Rauchen im Zug, so etwas kann man sich heute ja gar nicht mehr vorstellen.»

    Auf Perrons darf weiterhin geraucht werden
    Weitere Einschränkungen für Raucher plant die SBB gegenwärtig nicht.
    Auf den Perrons darf somit auch in Zukunft geraucht werden und «Raucher-Zonen»
    wie in Deutschland sind in der Schweiz nicht vorgesehen.
    In einer Umfrage der SBB gaben über zwei Drittel der Befragten an,
    dass sie mit der heutigen Regelung zufrieden seien.

    Die Glimmstängel sind für die SBB aber nach wie vor ein Thema:
    Denn seit im Zug nicht mehr geraucht werden darf,
    schnippen viele Passagiere ihre Stummel im letzten Moment auf die Gleise,
    weil die Zeit für den Gang zum Abfallkübel nicht mehr reicht.
     Das Aufsammeln ist mühsame Handarbeit und kostet die SBB jedes Jahr einen mittleren, einstelligen Millionenbetrag.

    20min 06.12.2015

  • Wegen den Stummeln im Schotter ist das Problem halt, dass viele, die sich mit der Bahn nicht so auskennen, denken, dort stört es doch weniger, als wenn der Stummel auf dem Perron landet und dass sie ihn nur deswegen und gutgemeint extra aufs Gleis werfen. Kenne das aus dem Bekanntenkreis und habe es zugegebenermassen aus Unwissenheit vor langer Zeit auch so gemacht.

    Eigentlich müssten die SBB eine Campagne starten à la "Wenn ihr den Stummel schon nicht in einem Aschenbecher entsorgt, dann werft ihn doch wenigstens aufs Perron statt aufs Gleis". Ist zwar auch nicht die feine Kinderstube, aber von dort kann er wenigstens mit einer Wischmaschine entfernt werden, statt dass er mit mühsamer Handarbeit aus dem Schotter herausgeklaubt werden muss.

    In Sachen Rauchverbot gibt es in der Schweiz sicher den "Vorteil", dass die meisten Züge etwa alle 100 km in einem Knotenbahnhof etwa 10 Minuten halten. In Deutschland, wo ein Zug von Basel nach Kiel 8 Stunden unterwegs ist und auch in Millionenstädten nur 2-3 Minuten hält (im Kopfbahnhof Frankfurt 5 Minuten), ist das sicher schwieriger.

  • Unwissenheit?

    Man wirft nichts auf den Boden, egal wo.
    Das mit den Zigarettenstummeln ist eine Sauerei sondergleichen...