Wegen Pendlern ist die Stadt Bern doppelt so voll

  • Jeden Tag strömen Arbeitskräfte in die Stadt Bern - diese wächst jeweils um 65 Prozent an. Jahr für Jahr werden es mehr. Die meisten von ihnen benutzen den öffentlichen Verkehr.

    Pendlerinnen und Pendler kennen das Problem: Zu Stosszeiten sind die Strassen, Trams und Busse der Stadt Bern übervoll. Das erstaunt nicht, denn wie eine aktuelle Statistik zeigt, strömen täglich 109'000 Pendler nach Bern.

    Damit wachse die Stadt jeden Tag um 65 Prozent der Wohnbevölkerung an, wie die bernischen Statistikdienste am Mittwoch in einer Mitteilung schreiben. Der tägliche Pendlerstrom hat im letzten Jahrzehnt stark zugenommen: 2010 pendelten 16 Prozent mehr Menschen nach Bern als noch im Jahr 2000.

    Es kommen deutlich mehr als gehen


    Die Erhebungen der Stadt haben zudem gezeigt, dass deutlich mehr Menschen in die Stadt strömen, um zu arbeiten oder eine Ausbildung zu absolvieren, als Personen die Stadt hierfür verlassen. Etwa 23'800 Wegpendler verzeichnet Bern täglich.

    Ein Grossteil der Pendlerinnen und Pendler benützen für ihre Arbeitswege den öffentlichen Verkehr, nämlich zwei Drittel. Wie die Statistik zeigt, hat die Bedeutung der öffentlichen Verkehrsmittel für die Pendler in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Zugenommen haben auch die Distanzen, die die Reisenden auf sich nehmen, um zur Arbeit oder beispielsweise an die Uni zu fahren.

    Akademiker lieben das Velo


    So pendeln heute beispielsweise 2800 Zürcherinnen und Zürcher nach Bern. Im Vergleich dazu stammen aber nach wie vor Be 4/6 224'200 der Pendler aus dem Kanton Bern.

    Die Zahlen der Stadt fördern auch bemerkenswerte Details zu Tage: Es hat sich gezeigt, dass die meisten Pendler, die den Langsamverkehr wählen - also zu Fuss oder mit dem Fahrrad zur Arbeit gehen - Akademiker sind.

    Quelle 20 Minuten

  • Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät wünscht sich einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs

    Alexander Tschäppät, immer mehr Menschen reisen für die Arbeit nach Bern - wie erklären Sie sich diese Magnetwirkung?
    Alexander Tschäppät: Die Stadt Bern hat als Wirtschaftsmotor eine zentrale Bedeutung. Hier wird zu einem beträchtlichen Teil der Wohlstand erschaffen, von dem der ganze Kanton profitiert.

    Wegen der Pendler platzen Bahnhof und ÖV aber aus allen Nähten.
    Der öffentliche Verkehr muss weiter ausgebaut und das Umsteigen auf Bus und Tram gefördert werden. Die grosse ­Mobilität lässt sich nur bewältigen, wenn der Anteil der Privatautos reduziert wird. Wenn der Kanton beim ÖV spart, dann schadet er seinem wichtigsten Wirtschaftsmotor.

    Die meisten Stadtberner nutzen heute schon das Velo für ihren Arbeitsweg und entlasten so den ÖV.
    Die Berner sind auf vernünftige Art und Weise ­mobil. Wir dürfen stolz darauf sein, dass wir weniger Stauprobleme haben als andere Städte.

    Und wie sieht die Pendlerstadt Bern künftig aus?
    Das wichtigste Ziel ist und bleibt, möglichst viele neue Wohnungen in der Stadt zu bauen. Wohnort und Arbeitsplatz müssen räumlich möglichst nahe beieinander sein; dann können Staus und übervolle Züge verhindert werden. Sicher muss der Tram- und Busverkehr weiter ausgebaut werden. Denkbar ist, dass die RBS-Linie vom Hauptbahnhof weitergeführt wird bis zur Insel und zur Universität.

    Quelle 20 Minuten

  • Wirtschaftsmotor? Tschäppät wurde ja mal in der Weltwoche als der "lächerlichste Politiker der Schweiz" karikiert. Auch wenn ich den teilweise polemischen Stil und die politisch tendenziöse Ausrichtung dieser Zeitschrift nicht teile: hier hätte sie recht. Bern ist kein Wirtschaftsmotor, sondern lebt zum grossen Teil vom Staat. Die Bundesverwaltung mit ihren wohldotierten Arbeitsplätzen sorgt hier für Wohlstand. Und weniger die Privatwirtschaft.