• Die Lokführer der SBB kämpfen immer häufiger gegen aggressive Passagiere und Dreck in den Zügen. Besonders schlimm ist es nachts in den letzten und in den ersten Zügen am Morgen.

    Bevor ein Zug ins Depot gebracht wird, müssen die Lokführer jeden Waggon räumen, liegen gelassene Gegenstände einsammeln und sitzen gebliebene Fahrgäste hinausbegleiten. Dabei geraten sie immer öfter in Konfliktsituationen mit wütenden Passagieren, die meist betrunken sind und auf die Aufforderung, den Zug zu verlassen, aggressiv reagieren.

    Laut «Tages-Anzeiger» kommt es praktisch einmal pro Woche vor allem an Wochenenden zu Begegnungen mit eingeschlafenen Fahrgästen, die die Lautsprecherdurchsagen überhört haben. Die Lokführer müssen zudem verhindern, dass diese nach dem Rauswurf nicht über die Geleise torkeln oder unter einen Zug geraten.

    Auch Urs Mächler, Präsident des Lokpersonalverbands der Gewerkschaft SEV, wurde schon beschimpft. Ein Fahrgast wollte mit den Fäusten auf den Lokführer losgehen, als dieser ihn am Morgen in der S9 weckte. «Er sprang vom Sitz hoch und wollte mir ins Gesicht schlagen, ich konnte gerade noch ausweichen», erklärt er. Seit der Einführung von Nacht-S-Bahnen habe sich das Problem verschärft. Dabei handle es sich oft um Leute, die Alkohol getrunken oder Drogen genommen hätten, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. «Es sind oft nicht die appetitlichsten Personen, auf die man dort trifft», so Mächler.

    Deeskalationskurs soll Abhilfe schaffen

    Erich Schlegel von der Gewerkschaft Transfair kennt das Problem: «Am schlimmsten sind die ersten Züge frühmorgens, die nicht mehr nachtzuschlagspflichtig sind.» Es gebe Lokführer, die sich mit einem Pfefferspray ausgerüstet hätten. Der Lokführervertreter hat allerdings Bedenken, «weil eine Situation dann erst recht eskalieren kann». Trotzdem: Die morgendlichen S-Bahnen sind bei den Lokführern und Zugbegleitern die unbeliebtesten. Oft müssten sie sich durch Bier, Erbrochenes und Essensreste kämpfen - ohne Unterstützung. «Die Bahnpolizei ist immer zu zweit unterwegs, wir dagegen sind allein», sagt Mächler. Das müsse sich ändern.

    Der SBB ist das Problem bekannt. Laut Sprecher Reto Schärli setze man deshalb in den nächtlichen S-Bahnen Sicherheitspersonal ein, wo immer es gehe, an Wochenenden auf praktisch allen letzten Zügen. Trotzdem sei eine flächendeckende Begleitung aus finanziellen und betrieblichen Gründen nicht möglich. Deshalb will man jetzt die Lokführer besser schulen.

    Ab Dezember müssen diese einen Deeskalationskurs absolvieren. Dort sollen sie sicheres Auftreten und das bessere Einschätzen von bedrohlichen Situationen lernen. Laut Mächler ist das zwar sinnvoll, trotzdem werde das Problem so nicht beseitigt: «Uns stört, dass wir die Züge weiter selber räumen müssen.» Schlegel unterstützt ihn: «Für einen 2-Meter-Mann mag das Zugräumen unproblematisch sein, aber viele andere werden auch nach dem Deeskalationskurs ein mulmiges Gefühl haben», sagt er.

    Immer mehr Fälle

    Die Zahl der Übergriffe auf das Zugpersonal hat laut Schärli in den letzten Jahren zugenommen. Im Jahr 2011 gab es noch weniger als 200 registrierte Tätlichkeiten, 2012 bereits 235. Am häufigsten wurden Zugbegleiter attackiert, die auf Passagiere ohne gültiges Billett trafen.

    20 Minuten

  • Aggressivität von Zugspassagieren sind natürlich immer die Personen an der Front ausgesetzt.
    Diese werden dann auch, weil sie sozusagen die Bahn-Gesellschft verkörpern, als Prügelknaben benutzt.
    Und es wird teilweis krass der Kropf geleert.

    zB. Heute 29.10.2013 habe ich so einen Fall erlebt.
    Die S3 im Bahnhof Basel SBB stehend (12:01 Richtung Olten) hatte ein technisches Problem.
    Somit kam SBB Personal in die angehängte 2.Traktion und bittete freundlich um Entschuldigung, man solle doch so freundlich sein in den vorderen Wagen umzusteigen.
    Ein Passagier entrüstete sich derart dreist und beschipfte den Troubleshooter auf's ärgste mit "Schimpfnamen" brutalster Art etc.
    Die Verzögerung dauerte notabene 9 Minuten. In Frenkendorf warteten sogar die Anschlussbusse auf den Zug. (Was will man denn mehr)

    Auch zB bei kurzfristigen Wartezeiten an einer Zwischenstation wegen Abwarten eines Zuges löst im Wageninneren bei manchen Fahrgästen eine regelrechte Entrüstung und Wut aus.
    Zu solchen Leuten sage ich dann meistens: Wissen Sie es gibt auch im 21. Jahrhundert keine 100%ige Technik.
    Meistens schauen die Leute dann ziemlich gehäuselt aus der Wäsche.

    Also eine steigerung der Aggressionsbereitschaft ist sehr zu spüren und nimmt immer mehr zu.

    Einmal editiert, zuletzt von Thomas Meyer (29. Oktober 2013 um 13:27)