U-Bahn unter Wasser

  • Mallorcas Untergrundstrecke bleibt wegen Regen geschlossen. Schiffbruch unter der Erde: Mallorcas U-Bahn ist «auf Grund gelaufen». Nach zwei Überschwemmungen innert gut einem Monat werden auf der U-Bahn-Linie in Palma de Mallorca vorerst keine Züge mehr fahren. Die Behörden auf der spanischen Ferieninsel ordneten die einstweilige Schliessung der Strecke an, die erst vor fünf Monaten feierlich eröffnet worden war. Dabei hatte die U-Bahn der Stolz der Mallorquiner sein sollen. Das Prestigevorhaben war mit 120 Millionen Euro eines der teuersten Infrastrukturprojekte in der Geschichte der Balearen-Insel. Zwei Regengüsse brachten jedoch an den Tag, dass beim Bau oder bei der Planung Fehler gemacht wurden. Am vorigen Wochenende › wie schon einen Monat zuvor › setzten Gewitterschauer in manchen Stationen die Gänge bis zu 2,50 Meter tief unter Wasser. Dabei waren die Niederschläge mit 18 Litern Wasser pro Quadratmeter nicht einmal ungewöhnlich heftig gewesen. Die U-Bahn-Strecke hat neun Stationen und verbindet das Zentrum von Palma mit der 8,5 Kilometer entfernt gelegenen Universität der Balearen. Sie war von der vorigen konservativen Regionalregierung im Schnellverfahren fertiggestellt worden. Die Eröffnung fand Ende April statt, wenige Wochen vor den Regionalwahlen im Mai. Der Sozialist Francesc Antich, der nach der Wahl den Konservativen Jaume Matas als Regierungschef der Balearen ablöste, wirft dem Vorgänger nun vor, den Bau der U-Bahn überstürzt abgeschlossen zu haben, um sich im Wahlkampf mit dem Projekt brüsten zu können. «Wir haben ein sehr schlechtes Erbe übernommen», sagte Antich. «Die Arbeiten wurden fehlerhaft und überstürzt ausgeführt.» Sein Verkehrsminister Gabriel Vicens gab zu verstehen, dass die Wiedereröffnung in weiter Ferne liegt. «Der U-Bahn-Tunnel dient bei Regen als eine Art Abwasserkanal», sagte der Minister. Nach Angaben der Zeitung «Diario de Mallorca» verläuft die Strecke durch ein Gebiet, das die Stadt Palma ausdrücklich als «potenzielles Überschwemmungsgebiet» ausgezeichnet hatte, weil dort nach Regenfällen die Wassermassen zusammenfliessen. Ein Expertenkomitee soll nun ermitteln, ob die Planungen von Anfang an falsch waren oder ob beim Bau gepfuscht wurde.© Hubert Kahl, DPA - Basler Zeitung; 26.09.2007