Ein Ausbau der BLT-Kurse im hinteren Leimental ist nur eine Frage des Geldes

  • Ein Ausbau der BLT-Kurse im hinteren Leimental ist nur eine Frage des Geldes

    WITTERSWIL. DIE BASELLAND TRANSPORT AG NIMMT GEMEINDEN UND KANTON IN DIE PFLICHT

    Die BLT fährt noch so gerne häufiger mit der Tramlinie 10 ins hintere Leimental - wenn sie dafür bezahlt wird. Das erklärte der BLT-Direktor an einer Diskussionsrunde in Witterswil.

    Witterswil hat etwas über 1300 Einwohner, 37 Prozent davon besitzen ein Umweltschutz-Abonnement. An den beiden Haltestellen der Linie 10 stiegen 2006 232'000 Fahrgäste ein, davon 50'000 in Richtung Rodersdorf. Hinter diesen nüchternen Zahlen versteckt sich eine grosse Verbundenheit der Dorfbewohner zu «ihrem» gelben Tram.
    Deutlich wurde das am zweiten öffentlichen Diskussionsabend der Witterswiler FdP. BLT-Direktor Andreas Büttiker erklärte, warum vor zwei Jahren an der Station Sonnenrain eine doppelspurige Ausweichinsel gebaut wurde, aber immer noch nur jedes zweite Tram ins hintere Leimental fährt. Habe auf einer einspurigen Strecke nämlich ein Tram Verspätung, und sei es nur eine Minute, übertrage sich diese automatisch auf das in der Gegenrichtung wartende Tram.

    WACHSTUMSGEBIET. Die Verspätung übertrage sich damit auf die ganze Linie 10. Einen zusätzlichen Tramzug einzuführen, würde Kosten von rund 800'000 Franken jährlich verursachen. Immerhin, rief Büttiker in Erinnerung, profitierten die Solothurner Tramanliegergemeinden von den ausgebauten Buslinien in der näheren Basler Agglomeration, ohne diese mitfinanzieren zu müssen. «Und das Leimental ist zwar das Hauptwachstumsgebiet der BLT, aber von Ettingen an abwärts», räumte Büttiker ein.

    KEIN SIEBENMINUTENTAKT. Mühsam, da war sich die Diskussionsrunde einig, ist der halb so dichte Fahrplan oberhalb Ettingens vor allem in den Abendstunden, in denen man in Ettingen bis zu einer Viertelstunde aufs richtige Tram warten müsse. Büttiker stellte klar, dass ein dichterer Fahrplan im oberen Leimental einzig eine Frage der Prioritäten der betroffenen Gemeinden sei: «Wir fahren noch so gerne häufiger nach hinten», meinte er, «Sie müssen es einfach bezahlen.»

    Einen Doppelspurausbau bis Flüh zu finanzieren, wäre in erster Linie Aufgabe des Kantons Solothurn. Der BLT-Direktor rief deshalb die politischen Entscheidungsträger des hinteren Leimentals auf, die politische Meinungsbildung in Sachen ÖV-Ausbau voranzutreiben. Bis in rund zwei Jahren wolle die BLT wissen, mit welchem finanziellen Engagement sie rechnen könne.
    Denn spätestens 2012, wenn auf der Linie 10 bis Ettingen der Siebenminutentakt tagsüber eingeführt werde, stelle sich die Frage des Ausbaus im hinteren Leimental. Die heutige Infrastruktur ertrage nur einen Zehnminutentakt. Der Siebenminutentakt erfordere im Minimum eine Verdoppelung der Strecke Sonnenrain-Bättwil. «Jetzt wissen Sie, wofür Sie sich in Solothurn einzusetzen haben», so Büttikers Appell an die Witterswiler Gemeinderäte unter den Debattierenden.

    HÖHERE LANDPREISE. Diese verstanden Büttikers Botschaft ganz offensichtlich. Sie wussten es zu schätzen, dass das doch eher kleine Witterswil relativ gut mit dem öffentlichen Verkehr bedient ist. Dies gilt um so mehr, als im Zuge der Neuorganisation der Schulen des oberen Leimentals nicht auszuschliessen ist, dass vermehrt Kinder in andere Gemeinden pendeln müssen und das Ende der klassischen Dorfschule naht.

    Sogar Einwohner, die unter den Lärmemissionen der Tramzüge bei den Weichen am Sonnenrain leiden, stellten das Tram nie grundsätzlich in Frage. Nur ein Diskussionsteilnehmer bedauerte, seit der Einführung des Umweltschutz-Abonnements in den 80er-Jahren hätten sich in Witterswil die Bodenpreise verdoppelt. «Sie könnten von mir aus ruhig ein bisschen ein schlechteres Angebot anbieten», lautete sein nicht ganz ernst gemeinter Wunsch an den BLT-Direktor.

    Quelle: BaZ vom 08.06.07, Autor: Michel Ecklin

    Einmal editiert, zuletzt von Waagefiehrer (8. Juni 2007 um 09:35)