SBB Cargo schreibt wieder Verluste

  • AM KOMMENDEN DIENSTAG ORIENTIERT SBB CARGO WOHL ÜBER EINEN RIESIGEN STELLENABBAU


    Das Güterverkehrsunternehmen muss sparen. Von 50 bis 100 Mio. Fr. ist die Rede - das würde den Abbau von Hunderten von Jobs bedeuten.

    «SBB Cargo unter Druck.» Unter diesem Titel lädt das Güterverkehrsunternehmen der SBB mit Haupsitz in Basel am nächsten Dienstag zu einer Pressekonferenz ein. Im Einladungstext heisst es gar: «Im schweizerischen Wagenladungsverkehr (Binnenverkehr) ist die Situation schwierig, SBB Cargo steht hier unter erheblichem Druck.»
    Wenn ein Unternehmen seine Situation dermassen problematisch schildert - und das kommt aus PR-Gründen praktisch nie vor, es sei denn, die Medienkonferenz wird kurzfristig noch für den gleichen Tag angekündigt -, dann hat dieses wenig Erfreuliches zu berichten.

    Wieder Verlust. Bei SBB Cargo ist dies der Fall, wie ein Branchenkenner gegenüber der baz erzählt. Statt den anvisierten und vom Bund als 100%-Besitzer ausdrücklich geforderten schwarzen Zahlen für dieses Jahr kommt SBB Cargo auch 2005 nicht aus der Verlustzone heraus - wie die 25 Jahre zuvor. Und da die Prognose für 2006 noch schlechter sei, müsse das Unternehmen 50 bis 100 Mio. Fr. sparen, so der Insider. Das bedeutet: SBB Cargo dürfte am Dienstag einen grossen Stellenabbau in der Höhe von mehreren Hundert Stellen ankündigen. SBB Cargo wollte dazu keine Stellung nehmen.

    Schuld an den roten Zahlen ist in erster Linie der Binnentransport mit dem kostenintensiven Einzelwagenladungsverkehr. Hier können Kunden am Bahnhof einen Bahnwagen mit Gütern füllen; danach sammelt SBB Cargo diesen und Wagen anderer Kunden ein, macht daraus einen Zug, der bis zu einem Verteilpunkt fährt, von wo die Bahnwagen dann an den gewünschten Zielbahnhof feinverteilt werden.
    Der gesamte Prozess ist sehr personalintensiv und entsprechend teuer. «Das lohnt sich erst ab gewissen Distanzen», sagt Mario Botta von der Gewerkschaft Transfair. Darum werde wohl das Netz noch weiter ausgedünnt.
    Ein weiteres grosses Problem von SBB Cargo sind die Trassenpreissubventionen vom Bund. Mit diesen werden Rangierarbeiten und in einer Anfangsphase sogar direkt Kundenaufträge subventioniert, damit diese nicht zur Konkurrenz - in erster Linie dem Strassentransport - abwandern. Bereits vor einiger Zeit hat der Bund aber beschlossen, diese Subvention bis 2008 auf Null herunterzufahren - ein happiger Entscheid für SBB Cargo, erhält das Unternehmen gemäss dem Branchenkenner alleine in diesem Jahr 60 Mio. Fr. Trassenpreissubventionen, nach rund 100 Mio. Fr. im Vorjahr.
    SBB Cargo beschäftigt insgesamt 4900 Personen. Von diesen arbeiten etwa 500 am Hauptsitz in Basel. Rund 3000 Mitarbeitende sind - verteilt auf viele Standorte in der Schweiz - in der Produktion tätig, knapp 1000 im Bereich Rollmaterialunterhalt. Bei einem Stellenabbau dürften vor allem diese drei Bereiche bluten. Darum dürfte es auch mehrere Mitarbeitende in Basel treffen, nachdem diese erst gerade im Frühling den neuen Firmensitz, das Elsässertor am Bahnhof, bezogen haben.
    Für Daniel Nordmann, der seit Dezember 2000 an der Spitze von SBB Cargo steht und am Dienstag informiert, ist die Ankündigung eines Stellenabbaus nichts Neues. Vielmehr hat das um diese Jahreszeit beinahe schon schlechte Tradition: Im Sommer 2002 kündigte SBB Cargo den Abbau von 120 Jobs an, im Sommer 2003 einen solchen von 353 Stellen - bereits damals im Zuge der Sanierung des Wagenladungsverkehrs. Allerdings wurden diese Abbaurunden grösstenteils ohne Entlassungen vollzogen, was sicher auch im Sinne des ehemaligen Spitzengewerkschafters Nordmann ist.

    Widerstand. Apropos Gewerkschaften: Sie haben bis jetzt noch keine Einladung von SBB Cargo zu Gesprächen erhalten. Doch werden sich die Gewerkschaften vehement gegen einen Stellenabbau wehren. Das können sie auch, sind doch die meisten SBB-Angestellten Mitglied einer Gewerkschaft. So vertritt alleine der Schweizerische Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband rund drei Viertel aller Mitarbeitenden.

    Nordmann kann am Dienstag aber auch etwas Positives berichten. «Der internationale Verkehr auf der Nord-Süd-Achse zwischen Deutschland und Italien entwickelt sich sehr gut», steht in der Einladung zur Medienkonferenz.

    (Quelle: baz online)