Dresden: Sprechende Busse und Strassenbahnen

  • Dresden als erste deutsche Stadt mit Blindeninformationssystem im Nahverkehr

    Stellen Sie sich vor, Sie stehen an einer Haltestelle und warten auf Ihre Bahn. Die elektronische Anzeige signalisiert Ihnen die nahe Ankunft Ihrer Linie. Ein letzter Kontrollblick auf die einrollende Bahn - die Nummer und das angezeigte Fahrtziel stimmen, also einsteigen und mitfahren. Im Wagen finden Sie sich schnell zurecht. Die nächste Haltestelle wird angesagt und prangt zusätzlich in deutlichen Lettern an der Innenanzeige. Wer sich in Dresden auskennt, dem reicht zur Orientierung auch ein kurzer Blick aus dem Fenster.
    Leider ist die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel nicht für alle Menschen so einfach. Wie sollen sehschwache oder blinde Fahrgäste erkennen, welche Bahn oder welcher Bus gerade an der Haltestelle steht und wohin sie fahren? Was tun, wenn in diesem Moment nicht gerade ein hilfsbereiter Mitbürger gefragt werden kann? Welche Orientierungsmöglichkeiten bleiben einem sehbehinderten Fahrgast, wenn er die Innenansage überhört hat?
    Die wichtigste Anregung bei der Lösung dieses Problems erhielt die DVB AG aus Prag. Dort ist nämlich ein System des tschechischen Herstellers APEX im Einsatz, das per Funksteuerung Linie und Fahrtziel über einen Außenlautsprecher ansagt. Mit tatkräftiger Unterstützung der Industrie tüftelten die DVB-Techniker an einer für Dresden geeigneten Lösung. Heraus kam das Blindeninformationssystem, kurz BLIS genannt.

    Drei Tasten zur gezielten Blindeninformation

    Mit einem Minifunksender, der mit drei Tasten ausgerüstet ist, können Sehbehinderte bestimmte Lautsprecheransagen abrufen. Ein Druck auf die erste Taste lässt in die Haltestelle einrollende Busse oder Bahnen per Außenlautsprecher Liniennummer und Fahrtziel ansagen. Die zweite Taste löst ein optisches und akustisches Signal beim Fahrer aus, das ihn auf einen gehandicapten Fahrgast hinweist, der ein- oder aussteigen möchte. Dabei ist es unerheblich, ob sich der Fahrgast im Wagen oder an der Haltestelle aufhält. Hat ein sehbehinderter Fahrgast die Innenansage der nächsten Haltestelle überhört, kann er mit Hilfe der dritten Taste des Senders die Haltestellenankündigung im Fahrzeug ein zweites Mal auslösen.
    Die neue Technik ist auch für Fahrgäste, die auf die Benutzung eines Rollstuhls angewiesen sind, geeignet. Der Sender ist nicht viel größer als eine Streichholzschachtel und passt in jede Hosentasche. Alternativ ist auch der Einbau in einen Blindenstock möglich. Potenzielle Nutzer können die Geräte bei ihren jeweiligen Behindertenverbänden bestellen.

    BLIS schon in 20 Bahnen und 10 Bussen

    Das BLIS kann nur in die modernen Stadtbahnwagen und die Dresdner Busse neuerer Generation eingebaut werden, denn sie verfügen serienmäßig über Innen- und Außenlautsprecher. Eine Nachrüstung der verbliebenen 40 Tatrazüge ist leider nicht möglich. Bis 2010 sollen aber auch diese Wagen durch modernere Fahrzeuge ersetzt sein. Bereits jetzt sind rund 20 Stadtbahnen und 10 Busse mit dem System ausgerüstet. Bis zum Jahresende soll in knapp 70 Prozent der täglich eingesetzten rund 150 Bahnen und 150 Busse das BLIS eingebaut werden.
    Die Entwicklung und der Einbau des neuen Systems kosten etwa 600.000 Euro, von denen 90 Prozent durch Bundesmittel gefördert werden.

    Dresden als Vorreiter für ganz Deutschland

    Damit führt Dresden als erste deutsche Stadt ein System für die Orientierung Sehbehinderter im Nahverkehr ein. Als erster Anwender bemüht sich die DVB AG im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) um die Einführung eines bundesweit einheitlichen Standards. Damit könnten die Sender künftig auch in Fahrzeugen anderer deutscher Städte verwendet werden.

    Quelle: https://www.tramforum-basel.ch/www.dvb.de

    Kommentar: Whow, ..., eine vorbildliche Hilfestellung für Sehbehinderte, die hier in Dresden durch die DVB angeboten wird. Und das aus einem ehemaligen "Ost-Bundesland". "Chapeau!" :]

  • So etwas ähnliches habe ich bereits 1996 in Perth (Westaustralien) gesehen. Das dortige S-Bahn System (auf Kapspur 1067mm) ist an den Haltestellen mit sprechenden Automaten ausgestattet, die auf Knopfdruck die nächsten Züge und die Dauer bis zu deren Ankunft ansagen. Die Taster waren soweit ich mich erinnern kann mit Blinden und Normalschrift versehen.

  • Immer wieder erlebe ich auch Fahrgäste die Analphabeten sind und weder Fahrpläne, Brosébänder oder DFI.s lesen können. Für solche ist das System natürlich auch ein unschlagbarer Vorteil. Immerhin ist der Anteil der Analphabeten wesentlich grösser als der der Blinden, auch wenn uns solche Personen meistens gar nicht auffallen.