Der 10er hat natürlich den Vorteil, dass er zwar recht lange ist, aber fast nur Eigentrasse hat. Selbst der Abschnitt in der Stadt ist grösstenteils zwar auf der Strasse, aber entweder auf eigener Spur oder im Bereich, der für Autos nur beschränkt befahrbar ist. Auch beim 1/14er ist die Situation in der Stadt ähnlich. Um so mehr schade ist es, dass die Fehlplanung auf einem kurzen Abschnitt in Weil die Akzeptanz von Tramverlängerungen allgemein mindert. Hoffentlich kann die Verlängerung nach Saint-Louis mit geringerer Stauanfälligkeit diesen Eindruck ein wenig korrigieren.
Längerer Exkurs wegen den Basel/Zürich- und Schweiz/Deutschland-Polemiken (ich kann es nicht sein lassen, lasse es aber damit bewenden):
Neben dem geografischen Vorteil (Zürich kann praktischen jeden Ausbau auch als direkten oder indirekten Vorteil für den innerschweizerischen Fernverkehr verkaufen, während Basel keine Bedeutung als Transitort für den innerschweizerischen Fernverkehr hat und für den grössten Teil der Schweiz der Horizont am Basel SBB endet) liegt die Tatsache, dass Zürich besser wegkommt, sicher auch daran, dass dort eben nicht auf einer so kleinen Fläche zwischen verschiedenen Halbkantonen und Ländern um jeden Rappen gerungen werden muss und sich am Ende alle übervorteilt fühlen und man am Ende deshalb ein Projekt sogar lieber sein lässt.
Man stelle sich nur mal vor, es gäbe ein Zürich-Stadt und ein Zürichland. Wahrscheinlich würden sich die Stadt Zürich im Halbkanton Zürich-Stadt und der Ort Oerlikon in Zürich-Land noch heute darum streiten, wer beim Durchmessertunnel, der vielleicht eines fernen Tages mal gebaut werde könnte, wer mehr profitieren und mehr bezahlen soll.
Natürlich lassen sich die Grenzen nicht wegzaubern, aber macht sicher keinen guten Eindruck auf die Bundespolitik, wenn man es nur mit Müh und Not fertigbringt, sich über die Finanzierung von 200 Meter Tramstrecke auf der Halbkantonsgrenze zu einigen.
Es könnte auch gescheit sein, statt Zürich zu beneiden, sich am ähnlich grossen Genf zu orientieren und in der schweizerischen Politik als Argument zu nutzen. Dort wird ja jetzt immerhin die CEVA gebaut, die ja recht vergleichbar mit dem Herzstück ist (Grenzlage/Bedeutung für innerschweizerischen Verkehr).
Bei der "Verrechnung" zwischen Basel/Schweiz und Deutschland sollte man auch berücksichtigen, dass es auch etwas gibt, bei dem Basel meiner Meinung nach sehr von Deutschland profitiert: Das Basel für das Deutsche Bahnnetz tariflich, angebotsmässig und finanzierungstechnisch eine Inlanddestination ist, ohne dass man als Basler etwas mit dem steuerlichen Anteil der Finanzierung der Deutschen Bahn zu tun hat. Immerhin gibt es von Basel zwar keine umsteigefreie Verbindung nach Genf mehr, aber dank der oft gescholtenen Deutschen Bahn immer noch etwa jeweils im Zweistundentakt nach Hamburg, Berlin und ins Ruhrgebiet.
Das kann vielleicht auch etwas tröstlich sein: eine Grenzregion ist gezwungenermassen immer am Rand. Aber dafür automatisch auch am Rand von mehreren Ländern. Das gibt es in Zürich nicht.