SBB - Schwarzfahrer

  • Kaum ein Billettsünder begleicht seine Busse.
    Den SBB entgeht so jährlich ein zweistelliger Millionenbetrag.

    So peinlich es vielen Menschen auch sein mag, ohne Billett im voll besetzten Zug erwischt zu werden:
    Notorische Schwarzfahrer sind keine Seltenheit.
    Wer den Billett-Fahndern in die Fänge gerät, muss zahlen.
    Eigentlich – denn oft bleiben die SBB auf den entstandenen Kosten sitzen und sind machtlos,
    wenn es um die Ahndung der Zahlungsverweigerung geht.
    Das berichtet die «SonntagsZeitung» in ihrer aktuellen Ausgabe.

    Zwei von drei prellen die Busse

    Insgesamt haben Kontrolleure im Auftrag der SBB 2015 knapp eine halbe Million Schwarzfahrer erwischt.
    Zwar sind darunter auch immer Personen, die lediglich ihr Abonnement vergessen haben.
    Doch rund 80 Prozent der 460'ooo Kontrollierten waren mit einem ungültigen oder sogar ganz ohne Billett unterwegs.
    Je nach Zugtyp erhalten sie eine Busse von 70 oder 90 Franken.

    Doch am Ende bezahlt haben die – «Zuschläge gemäss dem geltenden Tarif» – nur wenige.
    2015 beglich nur jeder dritte, 2013 sogar nur jeder vierte Schwarzfahrer seine Rechnung.
    SBB-Sprecherin Franziska Rey spricht gegenüber der «SonntagsZeitung» von 300'000 offenen Bussen allein 2015.
    Durch die Forderungen entginge den SBB jährlich etwa ein zweistelliger Millionenbetrag.
    Für den Schaden aufkommen müssten am Ende die anderen SBB-Nutzer, letztlich zahle «die Öffentlichkeit», so Frey.

    Schwarzfahrer sind oft arm

    Beileibe nicht jeder Wiederholungstäter ist jedoch so dickfellig wie dieser Mann:
    Ganze 17 Mal innerhalb von drei Monaten ging er den Kontrolleuren der SBB auf der Strecke Luzern–Olten ohne gültigen Fahrausweis ins Netz.
    Billettsünder wie er bekommen eine Anzeige und müssen tief in die Tasche greifen –
    im obigen Fall beliefen sich die Forderungen der SBB auf saftige 4300 Franken.

    Besonders dreistes Schwarzfahren ahnden die SBB mit einer stufenweise höheren Busse.
    Generell gilt: Wer seine Forderung nicht begleicht, dem geht zunächst eine Mahnung ins Haus.
    Irgendwann muss der Nichtzahler dann mit einer Betreibung rechnen.
    Doch oft treffen die Betreibungen am Ende Personen, bei denen ohnehin wenig zu holen ist.
    Ihnen droht im schlimmsten Fall Haft.

    20min 03.07.2016

  • SBB will nationales Schwarzfahrer-Register

    Jährlich entgeht der SBB ein zweistelliger Millionenbetrag wegen Schwarzfahrern. Ein nationales Register soll Abhilfe schaffen. Doch regionale Verkehrsbetriebe sehen keinen Bedarf.

    430'000 Leute ohne gültigen Fahrausweis sind im Jahr 2016 von der SBB erwischt worden. Wegen Schwarzfahrern geht der Bahn laut eigenen Angaben jedes Jahr ein zweistelliger Millionenbetrag durch die Lappen. «Das schädigt die Transportunternehmungen und ist unfair», sagt SBB-Sprecher Oliver Dischoe zu 20 Minuten. Auch, weil der Verlust indirekt durch die Allgemeinheit zu tragen sei.

    Abhilfe schaffen könnte laut Dischoe eine nationale Datenbank. Bisher werden Schwarzfahrer in verschiedenen Registern erfasst, die nicht vernetzt sind. Wer beispielsweise in einem Tram in Zürich ohne gültiges Billett erwischt wird und dann im SBB-Zug nach Bern, gilt nicht als Wiederholungstäter und muss somit weniger bezahlen. «Mit einer einheitlichen Datenbank könnte die Branche den Kampf gegen Schwarzfahren gemeinsam führen», so Dischoe.

    Regionale Verkehrsbetriebe kämpfen mit Schwarzfahren

    Eine einheitliche Datenbank wäre laut der SBB auch im Sinne der Öffentlichkeit, da sie zentral betrieben und die strengen datenschutzrechtlichen Auflagen erfüllen würde.

    Auch regionale Verkehrsbetriebe kämpfen gegen Schwarzfahrer und damit verbundene Verluste. Bei den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) hatten 2016 rund 36'000 Fahrgäste bei Kontrollen kein gültiges Billett, im gesamten Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) waren es rund 95'700. Den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB), Postauto und Bernmobil gingen je etwa 20'000 Personen ohne gültiges Billett ins Netz. Im Tarifverbund Nordwestschweiz waren es knapp 62'000.

    «Quote der Schwarzfahrer lässt sich so nicht reduzieren»

    Anders als die SBB erachten die meisten der genannten Transportunternehmen ein nationales Register aber nicht als notwendig, um Schwarzfahrern den Riegel zu schieben. Benjamin Schmid, Sprecher der BVB, sagt: «Aktuell ist eine nationale Datenbank kein Thema.» Bernmobil-Sprecher Rolf Meyer findet: «Wir sehen momentan keinen Bedarf für die Einführung eines nationales Registers. Die meisten unserer Fahrgäste sind nur lokal oder regional unterwegs.» Zudem geht er davon aus, dass sich dadurch die Quote der Fahrgäste ohne gültigen Fahrausweis kaum reduzieren lässt.

    Auch beim ZVV erachtet man ein nationales Register als kaum hilfreich. Sprecher Thomas Kellenberger sagt: «Es hätte für uns nur einen geringen zusätzlichen praktischen Nutzen. Innerhalb des ZVV besteht bereits seit Jahren ein Austausch zwischen den kontrollierenden Unternehmen.»

    Verband öffentlicher Verkehr entscheidet über Einführung

    Anders sehen das Postauto und der Tarifverbund Nordwestschweiz. Beide Unternehmen erachten wie die SBB eine Einführung einer nationalen Datenbank als hilfreich an, um «chronisch nationalen Schwarzfahrern» entsprechende Gebühren aufzuerlegen.

    Ob und wann ein nationales Schwarzfahrer-Register eingeführt wird, kann unter anderen auch der Verband öffentlicher Verkehr, der nationale Dachverband der Transportunternehmen, entscheiden. «Die internen Diskussionen finden statt. Ein Entscheid wird frühstens Ende Jahr fallen», sagt Sprecher Roger Baumann. Eine gesetzliche Grundlage ist bereits vorhanden.

    20min 07.08.2017