Trotz Übergriff im Tram: Gemeinderat und Bernmobil stellen sich weiter gegen Videoüberwachung im ÖV.
Was bei den Zürcher VBS schon lange Gang und Gäbe ist, hat in Bern wohl keine Chance:
Videoüberwachung in Trams und Bussen.
Die Türen für «Big Brother» bleiben im Berner ÖV wohl für lange Zeit versperrt –
obschon Räuber Anfang November einen Fahrgast brutal verprügelten (20 Minuten berichtete).
In einer gestern veröffentlichten Stellungnahme auf einen Vorstoss
sprechen sich sowohl der Gemeinderat wie auch Bernmobil klar gegen den
Einbau von Videokameras in Trams und Bussen aus.
Die Begründung lässt aufhorchen: Häufig sei festzustellen, dass die
«soziale Kontrolle in videoüberwachten Fahrzeugen abnimmt». Unbeteiligte
Fahrgäste schlichten weniger. Es sei zu vermuten, dass «die
Verantwortung an die Videokamera ‹delegiert› wird», schreibt Bernmobil.
Motionär Martin Mäder (BDP) kann diese Haltung nur schwer
nachvollziehen. «Wenn Fahrgäste bei Übergriffen wegschauen, sind sicher
nicht Videokameras schuld. Dann schon eher die Angst, zwischen die
Fronten zu geraten.»
Überwachung bliebt Irrtum
Laut Reto Würgler, Sicherheitschef bei Bernmobil, hat es im laufenden Jahr
bislang sehr wenige Übergriffe auf Passagiere gegeben. Für ihn ist die
Diskussion mit einem grossen Irrtum besetzt: «Kameras überwachen
Fahrzeuge nicht aktiv, sondern zeichnen bloss Bilder auf. Wir zählen auf
einen Strauss von Massnahmen aus Prävention, Repression und Präsenz»
Nichtsdestotrotz: Die Polizei konnte die Loryplatz-Schläger bis heute
nicht ermitteln.
20min.ch 09.09.2013