BaZ: Die Tram-Fahrgäste lieben sein «Guete Morge!»

  • Von Aline Wanner, Baslerstab. Aktualisiert um 10:44 Uhr 6
    Der unterhaltsame Tramchauffeur: Philipp Aregger (40) zaubert mit seinen Durchsagen manch einem Fahrgast ein lächeln ins Gesicht.


    Tramchauffeur Philipp Aregger. Foto: Aline Wanner

    «Guete Morge, ich begriess Sie ganz härzlig uf dr Linie 10 und wünsch Ihne e schöne Daag.» Mit diesen Worten wendet sich Philipp Aregger jeden Morgen an seine Fahrgäste, wenn er den Kurs bei der Tramhaltestelle Hüslimatt in Oberwil übernimmt.

    Persönliche Durchsagen im Tram sind mittlerweile zur Rarität geworden, deshalb fallen Areggers Wünsche besonders auf. «Ich begann damit, weil ich den blinden Fahrgästen Sicherheit vermitteln wollte, dass sie im richtigen Tram sind», so Aregger. Ausserdem schätze er den persönlichen Kontakt. Diesen Kontakt schätzen auch Areggers «Kunden», die in einem Tram der Linie 10, 11 oder 17 seine freundliche Stimme aus dem Lautsprecher hören.

    Auf Areggers Durchsagen gibt es die unterschiedlichsten Reaktionen. Manche Leute kennen ihn schon persönlich und wünschen auch ihm beim Aussteigen einen schönen Tag – oder sie winken ihm kurz zu vom Trottoir aus. «Merci, glichfalls», rief einmal ein Mann ganz laut durchs Tram. Aregger schmunzelt. «Ja, die meisten Fahrgäste freuen sich.»

    Aber nicht ganz alle. Der aufgestellte Drämmler erzählt von einem Mann, der jeden Morgen auf dem selben Kurs war und immer am Aeschenplatz fluchte, er solle nicht so viel «schnuure» – obwohl die Durchsagen der Tramführer damals sogar noch obligatorisch waren. Einmal hörte ein Strassenwischer diesen Mann schmimpfen und sang ganz laut: «Und yynestäche, ummeschloo, duurezieh und aabeloo…» Das war vor zehn Jahren, aber Aregger wird diesen Moment nie mehr vergessen: «Ich habe schallend gelacht und bin einfach davon gefahren.»

    Mit Leib und Seele dabei

    Seit knapp 15 Jahren ist Philipp Aregger nun schon als Tramchauffeur tätig. Während dieser Zeit gab es keinen einzigen Arbeitstag, an dem er kein freund- liches Wort für seine Fahrgäste übrig hatte. Gegen Abend aber verstummt er jeweils. «Es hat dann eher Junge im Tram, manche von ihnen schätzen meine Durchsagen nicht so. Mir ist es unangenehm, wenn ich nachgeäfft werde.»

    Vor seiner Zeit als Drämmler war Aregger Metzger. Weil er aber nicht Chefmetzger werden konnte, beschloss er, die Ausbildung zum Tramchauffeur zu machen. «Sie sagten mir, ich sei zu schlecht als Chefmetzger, deshalb nahm ich die neue Herausforderung in Angriff», sagt er. «Und ich würde nicht mehr in den alten Beruf zurück wollen.» Der Alltag als Drämmler sei sehr abwechslungsreich. Manchmal, wenn er in Richtung Leimental fährt, beobachtet er zum Beispiel junge Füchse auf dem Feld. «Jede Fahrt ist irgendwie anders, darauf freue ich mich jeden Morgen.»
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