ZVV-Kontrolleur nimmt Fahrgast in Schwitzkasten
Weil sie glauben, ein Passagier wolle sich einer Billettkontrolle entziehen, werden ZVV-Kontrolleure in Winterthur handgreiflich. Der Mann hat deswegen die Polizei alarmiert.
Die Billettkontrolle in einem Winterthurer Stadtbus eskalierte.
Passiert ist es letzte Woche in Winterthur. Ein Passagier will die Buslinie wechseln, als er in eine Billettkontrolle gerät. Weil sein Abo in einer grossen Sporttasche steckt und die Zeit drängt, schlägt er dem Kontrolleur vor, mit ihm auszusteigen. Er werde ihm das Abo an der Anschlusshaltestelle zeigen.
BildstreckenNeuer Tiefbahnhof für Pendler noch ungewohntAls der Mann die Strasse überquert, will der Kontrolleur des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) ihm die Sporttasche entreissen. «Er schrie, ich solle sofort anhalten, das gehe nicht», wird der Fahrgast von Tagesanzeiger.ch zitiert. Er habe dem Kontrolleur dann klargemacht, so könne er ihm das Abo nicht zeigen. Auch habe er keinen Grund wegzurennen, er fahre ja mit einem gültigen Abo.
Umringt von drei Kontrolleuren
Laut dem Fahrgast sei dann plötzlich von links ein Mann dazugekommen und habe ihn in den Schwitzkasten genommen: «Ich dachte, es sei ein Passant, der dem Kontrolleur zu Hilfe kommen wollte, um einen vermeintlichen Schwarzfahrer zu stellen.» Fehlanzeige: Es war ein weiterer ZVV-Kontrolleur.
Er habe sich mit aller Kraft gewehrt, worauf sogar ein dritter Mann dazugestossen sei und ihn mit wüsten Beschimpfungen eingedeckt habe. Das war ein weiterer ZVV-Kontrolleur. Alle drei haben sich gemäss dem Fahrgast nicht ausgewiesen. Ihm wurde es nun zu bunt – er rief die Stadtpolizei Winterthur.
Deren Sprecher Peter Gull bestätigt das Ausrücken der Polizei gegenüber Tagesanzeiger.ch und sagt: «Der Mann verliess den Bus, ohne vorgängig sein Ticket gezeigt zu haben. Die Kontrolleure verstanden dies als Fluchtversuch. Sie gaben an, dass der Mann gegen sie gestikuliert habe, sie sich aber nicht bedroht gefühlt hätten.»
«Gerangel» vor dem Bus
Von einem «Gerangel» spricht ZVV-Sprecher Stefan Kaufmann in dem Bericht. Was genau geschehen sei, könne er nicht beurteilen. Nicht bestätigen könne er zudem den Schwitzkasten und das Nicht-Zeigen der Ausweise: Die Kontrolleure würden eine Kontrolle stets laut ankündigen und hätten den Ausweis in der Hand. Die Kontrolleure in diesem Fall seien erfahren gewesen.
Diese Aussagen klingen für den betroffenen Passagier nach Ausreden: «Es ist inakzeptabel, dass Kontrolleure Gewalt anwenden, wenn sie von ihrem Gegenüber nicht bedroht oder angegriffen werden – hätte ich nur einen Zeugen, würde ich keinen Moment lang zögern, eine Strafanzeige einzureichen.» Weil aber in diesem Fall Aussage gegen Aussage stünde, verzichte er auf Anraten seines Rechtsbeistands darauf.
Quelle: 20 Minuten; http://www.20min.ch/schweiz/zueric…kasten-30105833