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    Der Sparsame fährt im Zuge. Das zeigt eine neue Studie des Verkehrsexperten Thomas Sauter. Er glaubt, dass die Leute in Zukunft noch mehr Bahn fahren und weniger fliegen werden.

    Mit Easyjet für 28 Franken von Basel nach Amsterdam oder für zwei Franken mehr nach Brüssel. Seit Jahren unterbieten sich Fluggesellschaften mit Tiefpreisen. Mit dem Flugzeug zu reisen ist längst günstiger als mit dem Zug - das denken viele. Umso mehr erstaunen die Studienresultate des Mobilitätsforschers Thomas Sauter, der den Studiengang Verkehrssysteme an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften leitet.

    Im Auftrag des Verkehrclubs Deutschland VCD hat er 374 Preisvergleiche zwischen grenzüberschreitenden Bahn- und Flugreisen gemacht. Bei 93 Prozent war der Zug das günstigere Verkehrsmittel. In 28 Fällen war die Bahn teurer als das Flugzeug. Ein Zugticket kostete im Schnitt etwa halb so viel wie ein Flugticket.

    Grosses Sparpotenzial bei Geschäftsreisen

    Besonders gross ist der Preisunterschied bei eintägigen Geschäfts- und 14-tägigen Ferienreisen. Bei diesen Reisearten ist das Flugzeug um ein Vielfaches teurer als die Bahn. Bei den beliebten Wochenendtrips ist der durchschnittliche Preisunterschied dagegen am geringsten. Dennoch: Fährt man über das Wochenende zu zweit von Stuttgart nach Zürich, spart man mit dem Zug 390 Franken.

    «In vielen Köpfen ist die Idee verankert, dass Fliegen billiger ist als Zug fahren», sagt Studienautor Sauter. Grund dafür sei die geschickte Werbung der Airlines. Und tatsächlich seien die Flugpreise mit den Billigfliegern zuletzt stark gesunken.

    «Das Fliegen wird teurer werden»

    Doch wie lange bleibt die Bahn gegenüber den Fliegern noch konkurrenzfähig - in einer Zeit, in der die Zugpreise jährlich ansteigen und die Flugtickets immer billiger werden? «Kurzfristig dürften die Flugreisen noch günstiger werden, weil in der Luft ein extremer Wettbewerb herrscht», sagt Sauter. Auf lange Sicht aber dürfte sich das Blatt wenden. «Öl wird knapp, die Nachfrage in Asien steigt. Früher oder später wird der Ölpreis explodieren, das Kerosin wird teurer und somit auch das Fliegen», ist Sauter überzeugt.

    Von diesem Problem bleibe die Bahn dagegen verschont. «Dank Elektrobetrieb wird der Energiepreis gleich bleiben.» Gleichzeitig profitiere sie von einer besseren Infrastruktur und baue ihr Angebot stetig aus. Sauter spricht gar von einer neuen Bahngeneration: «Wir werden ab 2030 europaweit ein ganz anderes Mobilitätsverhalten haben - der klimafreundlichere Zug wird das Flugzeug auf Kurzstrecken weitgehend ablösen.» Billiganbieter hätten vor einigen Jahren den grossen Playern wie der Lufthansa und KLM Marktanteile streitig gemacht. «Warum sollte dies nun nicht auch dem Schienenverkehr gelingen?», so Sauter.

    Zwar sei der nationale Markt für die Bahnunternehmen noch immer der wichtigste Markt. In einer zunehmend vernetzten Welt gewinne der grenzüberschreitende Bahnverkehr aber an Bedeutung. «Bereits nehmen bilaterale Kooperationen zwischen Bahnunternehmen zu», stellt Sauter fest. Weiter soll das European Train Control System ETCS nach und nach die Vielzahl der in den Ländern eingesetzten Zugsicherungssysteme ablösen und den internationalen Hochgeschwindigkeitsverkehr vereinfachen.

    Einheitliches Preissystem ist unwahrscheinlich

    Der Verkehrsclub Deutschland geht noch einen Schritt weiter und fordert europaweit ein einheitliches Preissystem. «Für alle Bahnreisen in Europa müssen die Fahrplandaten und die Ticketpreise in einem zentralen Internetportal abrufbar sein», schreibt der VCD. Die müssten europaweit zu den gleichen Bedingungen und Preisen gekauft werden können. Diese Forderung hält Verkehrsexperte Sauter kurzfristig für kaum realisierbar: «Das hat man bereits einmal versucht - und ist kläglich gescheitert.»

    Quelle: 20 Minuten (27.12.13)

    Schnee legt Bahnverkehr lahm
    Wer am Stephanstag mit dem Zug in die Berge fahren will, sollte sich vor Beginn der Reise gut informieren. Zahlreiche Strecken sind wegen Lawinengefahr unterbrochen.

    Der Bahnverkehr in den Schweizer Alpen ist Donnerstag früh von starkem Schneefall und Lawinengefahr erheblich behindert worden. Vor allem der Kanton Graubünden war von Zugausfällen betroffen.

    Die Linie Chur-St. Moritz der Rhätischen Bahn (RhB) ist wegen Lawinengefahr zwischen Preda und Bever unterbrochen, wie die Bahnverkehrsinformation ÖV mitteilte. Die Züge fallen zwischen Bergün und Samedan aus. Ersatzzüge sind im Einsatz. Es müsse mit mehr Reisezeit gerechnet werden, hiess es weiter.


    Ersatzlose Ausfälle

    Der Zugang von Uri her nach Graubünden war ebenfalls wegen Lawinengefahr unterbrochen. Die Autozüge via Oberalp zwischen Sedrun und Andermatt fallen ersatzlos aus, wie die Matterhorn Gotthard Bahn mitteilte.

    Die Autozug-Verbindungen zwischen Goms (Oberwald) und Uri (Realp) verkehre aber planmässig. Die Reisenden des Glacier-Express, der Zermatt mit St. Moritz verbindet, werden über Zürich umgeleitet.


    Unterbruch der Simplonlinie

    Auch Zugreisende auf der Simplonlinie waren von den Wetterverhältnissen überrascht worden. In Brig und in Domodossola musste je ein Nachtzug der Linie Paris-Mailand-Paris angehalten werden, wie die SBB mitteilte. Der Bahnverkehr zwischen Brig und Domodossola wurde wegen zu viel Schnee auf italienischer Seite unterbrochen.

    Reisende von Genf, Lausanne, Bern oder Basel nach Mailand reisen auf Empfehlung der SBB stattdessen über Zürich, Luzern und Chiasso in die norditalienische Metropole. Die Züge fallen auf unbestimmte Zeit aus, wie es weiter hiess.

    Quelle: 20 Minuten (26.12.13)