Zuerst einmal, hier gibt's auch noch Verschiebungspotential. Folgender Thread behandelt auch den Margarethenstich und würde daher in diesem hier hineinpassen: Service public: Keine "Aldisierung" des öffentlichen Nahverkehrs. Und die Fusionsgeschichte gehört dafür in diesen Thread: Sollen BVB und BLT fusionieren?
Nachfolgend meine Kommentare zur aktuellen Diskussion.
Was ist im Artikel von Urs Müller mit der Linie 1/17 gemeint? Der 17er soll doch (gemäss TN_2020) nicht mit dem 1er verknüpft werden, sondern der 2er (Kronenplatz – Bahnhof SBB – Roche – Bad. Bahnhof).
Wenn es darum geht, welche Verkehrsbetriebe nun die neue Linie 17 betreiben soll: Anderenorts hätte man schon längst den Staatsvertrag gekündet und würde einfach alle Linien neu ausschreiben (wie von Marcus Berger angedeutet). Klar hätte die BLT mit tiefen Löhnen und altem Rollmaterial einen Vorteil, aber man könnte das Pflichtenheft so ausgestalten, dass für alle Regellinien exkl. HVZ-Zusatzkurse ein Mindestanteil von 75 % Niederflur gefordert wird. Wenn die BLT dann den 17er haben will, muss sie halt neue Tangos besorgen (oder der BVB eingelöste Flexity-Optionen abkaufen). Und die Zuspitzung mag ja gewollt sein, aber ich kann Urs Müllers Bezeichnung der Schindler als "Schrotttrams" auch nicht zustimmen. Das Fahrverhalten eines Schindlers ist sicher mal besser als das eines Flexitys…
Aber ich kann trotzdem das "Problem" nachvollziehen, dass man auf der "Paradelinie" nicht gerade das älteste Rollmaterial eingesetzt wissen will, obwohl das bis jetzt zum Teil der Fall war (wobei die Düwags ja bei wichtigen Messen/Ausstellungen jeweils abgezogen werden). Der Normalfahrgast kümmert sich einen Dreck darum, dass alte Schindler komfortabler sind als Flexitys, der will einfach moderne Fahrzeuge (egal welcher Farbe). Dass die BLT bei wichtigen Veranstaltungen Tangos verspricht, kann man nicht ernst nehmen, da diese ja auf den Linien 10 und 11 gebraucht werden, wo in Zukunft abschnittsweise 80 km/h gefahren werden soll.
Und wenn die BLT den 17er abgeben oder mit neu zu beschaffenden Fahrzeugen betreiben muss, gehen die 200er halt schon früher nach Sofia. Ausser sie kriegt dafür z.B. den 14er (der damit wie früher wieder zur "Müllhalde" wird). Da der 14er in Zukunft vom 1er getrennt via Stücki nach Kleinhüningen fahren soll (während der 1er schon längst via Erlenmatt zum Bad. Bahnhof fährt, da braucht es weder Zweirichtungs-Düwags noch komplizierte Linienverknüpfungen), wäre eine Übernahme kein Problem.
Sollte die BVB den 17er betreiben, ohne eine andere Linie abzugeben, müsste sie (wie auch bei den Netzausbauten) einfach die Flexity-Optionen einlösen. 111 Flexitys sollten im Extremfall schon ausreichen.
Und natürlich ist es wichtig, dass es sich beim 17er um eine Ganztageslinie handelt, zumindest bis Bottmingen (eine Wendeschlaufe ist gemäss TN_2020 vorgesehen). Man gibt kaum 20 Millionen für eine Infrakstruktur aus, damit dann nur in der HVZ Trams darüber fahren. Ausserdem würde das ja dann bedeuten, dass der heutige 2er in der NVZ nicht mehr verkehrt bzw. dann keine Direktverbindung zwischen Bahnhof SBB und Messeplatz mehr vorhanden ist. Ich wusste nicht, dass hier die Verkehrsbetriebe entscheiden können, wann sie eine Linie betreiben, ich dachte die Kantone würden das Angebot bestellen…
Eine Möglichkeit wäre sonst auch, dass in der NVZ bei zu geringer Nachfrage im Leimental beide Linien nur im 15-Minuten-Takt verkehren. So könnte man zumindest zeitweise auch Tangos auf dem 17er einsetzen.
Das Betriebskonzept stelle ich mir im wesentlichen so vor, wie im TN_2020 vorgeschlagen. Der 17er übernimmt ab Margarethen die Linienführung des 2ers, welcher (später) ab Wettsteinplatz via Roche zum Bad. Bahnhof (und weiter als 1er) fährt. Mit dem 2er eine weitere Linie in die Innerstadt zu führen, wie weiter hinten vorgeschlagen, scheint mir nicht zielführend. Ob man den 10er wie von mir vorgeschlagen auftrennt oder nicht, sei dahingestellt.
Aber eines ist sicher: Der Zweck des Margarethenstichs ist eine direkte Verbindung zum Bahnhof, daher sollte die Tramlinie auch zum Bahnhof fahren. Bei der Markthalle wieder zur Heuwaage runter zu fahren wäre unsinnig, da wäre der 17er faktisch einfach parallel in die Margarethenstrasse verlegt. Da könnte man sich den Margarethenstich auch gleich sparen.
Aber um den Margarethenstich infrage zu stellen ist es zu spät. Der Margarethenstich kommt sowieso, die Frage ist nur wann. Klar hätte man bei einer simplen Verlängerung des 2ers vom Kronenplatz via Spiegelfeld nach Bottmingermühle (es bräuchte nicht einmal ein teurer Tunnel, welcher unter dem Birsig hindurch müsste, und auch keine unwirtschaftliche Parallelführung ohne Eigentrassierung bis Oberwil) weniger Probleme gehabt, dafür wäre aber der Zeitgewinn geringer bis nihil gewesen. Am besten wäre natürlich gewesen, wenn man die Birsigtalbahn gar nicht auf Trambetrieb umgestellt und unterirdisch RBS style in den Bahnhof SBB eingeführt hätte. Aber auch dafür ist es schlicht zu spät.
Ach ja, und zur Fusionsdebatte äussere ich mich mal nicht wieder, sondern verweise auf meine bereits geschriebenen Worte: Sollen BVB und BLT fusionieren?