Also nach dem Bericht der NZZ am Sonntag vom 16.10.2016 würde ich mich in Basel erst mal darum kümmern, dass die wirklich wichtigen Projekte realisiert werden können. Sonst bekommt Zürich den Brüttener Tunnel bzw. den Zimmerberg II, Weil den verlängerten 8er und Basel gar nichts.
Vorteil Zürich – Nachteil Basel und Luzern
Der Bund legt erste Skizzen für den nächsten Ausbau der Bahn vor. Für
Winterthur, Zürich und die Romandie sieht es gut aus; Luzern, Basel und
Neuenburg zittern.
Es wird der nächste grosse Schritt beim Ausbau des schweizerischen
Bahnnetzes. Je nach gewählter Variante will der Bund in den nächsten
Jahren weitere 7 bis 12 Milliarden Franken in den Ausbau der
Infrastruktur investieren. Schon 2014 haben alle Regionen und Bahnen
ihre Wünsche für diesen Ausbauschritt («Step») mit dem Horizont 2030/35
deponiert, sie summieren sich auf weitaus höhere Beträge, als
finanzielle Mittel vorhanden sind.
Am Rande der Herbstsession hat nun der Direktor des Bundesamtes für
Verkehr (BAV), Peter Füglistaler, vor Parlamentariern ein erstes Mal
dargelegt, wie dieses Paket aussehen könnte. Und die Freude darüber
dürfte vor allem in Zürich und der Romandie gross sein: Der Brüttener
Tunnel zwischen Dietlikon (ZH) und Winterthur, auf dem etwa die weitere
Entwicklung der Zürcher S-Bahn basiert, erscheint demnach als gesetzt.
Dasselbe gilt für den Ausbau von Yverdon nach Lausanne und Genf, wo
künftig Doppelstockzüge verkehren sollen. Beide Projekte zählen gemäss
Füglistalers Präsentation zum «Sockel» von Step 2030, der den «grössten
Handlungsbedarf» abbildet. In diese Kategorie gehört zudem der Aufbau
eines Express-Netzes für den Güterverkehr.
Lötschberg weit vorne
Von diesem Sockel unterscheidet das BAV eine zweite Gruppe von sogenannt
«möglichen Modulen». Dazu gehören der weitere Ausbau des
Lötschberg-Basistunnels auf zwei Spuren, für den Bern und das Wallis
nach Kräften lobbyieren. Auf gleicher Stufe stehen auch der zweite
Zimmerbergtunnel zwischen Thalwil (ZH) und Zug sowie ein weiteres
Projekt im Raum Zürich: entweder der Ausbau des Bahnhofs Stadelhofen mit
einem vierten Gleis oder eine Umfahrungslinie für Güterzüge um Zürich,
allenfalls via einen neuen Gubristtunnel.
Weil diese Projekte alle zwischen 500 Millionen und 2 Milliarden Franken
kosten, wird es danach sehr eng für jene Pläne, die als «weitere
netzrelevante Module» bezeichnet werden. Den Anschluss zu verpassen
droht unter anderem der unterirdische Durchgangsbahnhof für Luzern, mit
dem die Zentralschweiz zwei neue Zufahrten in den heutigen Sackbahnhof
bauen will. Dasselbe gilt für das Projekt der trinationalen S-Bahn in
Basel, die als sogenanntes «Herzstück» ein Tunnelsystem zwischen den
Bahnhöfen Basel SBB, Badischer Bahnhof und St. Johann vorsieht.
Der Bundesrat versucht bei der Eisenbahn hiesige Bräuche und EU-Kompatibilität unter einen Hut zu bringen.
Manche Parlamentarier reagieren besorgt
Ebenfalls vergleichsweise geringe Priorität geniesst die angedachte, 30
Kilometer lange Tunnelverbindung zwischen Zürich und Aarau. Sie würde
mit geschätzten Kosten von 5 Milliarden den Rahmen sprengen. Und auch
die Neuenburger müssen mit der Direktverbindung von Neuenburg nach La
Chaux-de-Fonds wohl hinten anstehen, wiewohl sie das Projekt erst im
Februar an der Urne gutgeheissen haben.
Laut Füglistaler zeigt diese Aufstellung erst «Tendenzen», die andeuten,
welche Projekte Step 2030/35 dereinst enthalten «könnte» und die eine
erste Diskussion ermöglichen sollen. Dahinter stehen aber bereits erste
Bedarfs- und Kosten-Nutzen-Abklärungen. Dementsprechend haben auch viele
Parlamentarier die Liste bereits als klare Priorisierung aufgefasst –
und reagieren je nach Region entsprechend besorgt. So haben gleich
mehrere Luzerner Vertreter in der Herbstsession besorgt Vorstösse
eingereicht, um Druck für ihr Projekt zu machen, wie die «Luzerner
Zeitung» publik machte. Nationalrätin Priska Birrer-Heimo (sp.) etwa
befürchtet, der Tiefbahnhof Luzern gerate aufs Abstellgleis, und
kritisiert, der Bund gewichte die Anliegen der Zentralschweiz zu wenig.
«Die ganze Region braucht diesen Durchgangsbahnhof, damit ihr
Verkehrsnetz leistungsfähig bleibt und sie sich wirtschaftlich
weiterentwickeln kann», sagt Birrer-Heimo. Ständerat Konrad Graber
(cvp.) fragt derweil bereits, ob man im jetzigen Tiefzinsniveau nicht
ausserhalb des Bahnfonds zusätzliche Mittel für das dringende Projekt
beschaffen könnte. Aus Basel wirft SVP-Nationalrat Sebastian Frehner
ein, die Basler S-Bahn sei ein Jahrhundertprojekt für die zweitgrösste
Agglomeration in der Schweiz, das auf keinen Fall vergessen gehen dürfe.
Ringen der Regionen
Zufrieden äussert sich derweil die Zürcher Verkehrspolitikerin Priska
Seiler-Graf (sp.). Dass der Brüttener Tunnel offensichtlich als gesetzt
gelte, sei eine gute Nachricht für Zürich und die ganze Ostschweiz. Dank
ihm soll die Kapazität zwischen Winterthur und Zürich verdoppelt und
die Fahrzeit um rund sechs Minuten gesenkt werden.
Bereits diese Aussagen zeigen, dass die politische Ausmarchung erst
beginnt. Viele Beobachter rechnen darum damit, dass Verkehrsministerin
Doris Leuthard zunächst nur die kleinere, 7 Milliarden Franken teure
Variante vorschlagen wird, im Wissen darum, dass das Parlament später
aus regionalpolitischen Gründen die Liste ohnehin noch verlängern wird.
Die Vernehmlassung zum Projekt soll nächstes Jahr eröffnet werden.