Eigentlich ist dieser Artikel ein Plädoyer für eine raschmöglichste Einführung des Schienenanschlusses zum Euroairport...
1. Dies ist die zentrale Aussage. Es scheint nun auch voranzugehen. Der EAP lädt auf den 29. April zu einer Medienkonferenz zum «Start des öffentlichen Mitwirkungsverfahrens zum neuen Bahnanschluss des EuroAirport» ein. Zitat aus der Einladung:
ZitatAb 6. Mai bis 20. Juni 2013 findet das erste öffentliche Mitwirkungsverfahren zum neuen Bahnanschluss des EuroAirport statt. Der neue Bahnanschluss dient zur Verbesserung der direkten Anbindung des Flughafens Basel-Mulhouse an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
2. Alle anderen Lösungen als der möglichst dicht fahrende Linienbus haben kläglich versagt. Früher fuhren leere «Zuschlag-Busse» an den wartenden Passagieren vorbei, die sich dafür im nächsten Bus umso mehr drängten und/oder einen Umweg übers Frauenspital fahren mussten. Oder es verirrten sich ortsunkundige Passagiere (und die sind zwischen Bahnhöfen und Flughäfen auch anderswo besonders zahlreich) ohne Zuschlag in den «direkten» Bus und waren so gezwungen, zum überteuerten Preis unnötig zum Bahnhof SBB zu fahren.
3. Die spätere Version des «Expressbus» bescherte den BVB mehr Reklamationen als jede andere Änderung in ihrer Geschichte. Im «Express-Bus» sassen 10-20 Passagiere komfortabel, während alle anderen Kurse mit bis zu 100 Passagieren plus Gepäck überlastet waren. Zeugen berichteten von unhaltbaren Situationen für die Chauffeure und sogar von Schlägereinen um Plätze in den Bussen. In einer Nacht- und Nebelaktion mussten die BVB über den Jahreswechsel 2007/2008 - also kurz nach Beginn der neuen Fahrplanperiode - den Betrieb auf der Flughafenlinie auf den vollen Taktbetrieb aller Kurse umstellen, um das Chaos nicht noch weiter zu eskalieren.
4. Dabei stellte sich heraus, dass der «Express-Bus» netto um 2 MINUTEN schneller vom SBB auf den EAP fährt, wenn er an den wartenden Passagieren auf den dazwischenliegenden Haltestellen vorbeifährt. Denn der 50er mit seinen wenigen Haltestellen ist ja eigentlich selbst schon ein «Express-Bus».
5. Längst nicht alle Passagiere fahren vom EAP zum Bahnhof oder umgekehrt. Es macht keinen Sinn, alle Passagiere zum bereits überlasteten SBB zu führen. Vergessen wird gerne, dass Hunderte von Menschen auf dem Flughafen arbeiten - auch in der Fracht, auch in der Technik - und auch im Einzugsgebiet der Friedrich Miescher Strasse. Zu gewissen Zeiten kommt es eben zu Spitzen, wie auf anderen LInien auch. Dies kompensierten die BVB bisher mit zusätzlichen Kursen, über lange Zeit hinweg auch mit einem Reservefahrzeug am EuroAirport.
6. Die Post-Anhänger sind ein netter Gag aus den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. In der Schlussphase wurden sie nur von ganz wenigen Passagiere noch genutzt. Zum easyJet-Publikum passen sie schon gar nicht mehr, denn Reisen ist heute nichts mehr «Exklusives» wie damals, als der Busfahrer gleichzeitig auch noch Butler und Reiseführer war. Die Post-Chauffeure haben ihren Auftrag sehr gut erfüllt, immer freundlich und hilfsbereit. Doch die Zeiten haben sich definitiv geändert: Niemand will heute seinen Koffer aus den Augen lassen, und die meisten reisen ja nur noch mit sogenanntem «Handgepäck». Ein Gepäck-Anhänger verhindert zudem die Bedienung weiterer Haltestellen, denn der Fahrer kann nicht jedesmal aussteigen, den Anhänger öffnen, schwerere Gepäckstücke herauswuchten, kontrollieren, ob niemand fremdes Gepäck mitlaufen lässt, usw. Diese Verantwortung kann dem Personal nicht mehr aufgebürdet werden und dafür hat es auch nicht die Zeit im engen Taktfahrplan! (Wer den Service will, nimmt ein Taxi.)
7. Der Flughafen hat in den letzten Jahren regelmässig neue Passagierrekorde geschrieben. Klar am grössten war die Zunahme bei den Güngstig-Fluggesellschaften easyJet, Air Berlin und (neu) WiZZ Air. Ihre Passagiere nutzen deutlich häufiger den ÖV-Zubringer als Geschäftsleute. Diese Entwicklung wird auch 2013 weitergehen und sich mit weiteren neuen Flugdestinationen noch verstärken. Die Flugzeiten sind bekannt, auch den BVB. Zusatzkurse bringen deutlich mehr als grössere Busse, denn der Einsatz ist flexibel (auch z.B. ab Friedrich Miescher-Strasse, wenn der 50er ab Flughafen oder Frachthalle schon gefüllt ist) - oder als für die Passagiere schon sichtbarer Nachläufer.
8. Doch auch Zusatzkurse oder jede andere Form der Angebotsvergrösserung helfen nicht, wenn kurz nacheinander 5 Maschinen von easyJet und drei Charterflüge landen. Auch Wetter- oder andere Probleme können dazu führen, dass es kurzfristig zu höheren Frequenzen kommt. Hier sind sehr flexible Szenarien gefragt. Anderseits darf von den Passagieren auch etwas Geduld und Verständnis erwartet werden. Beim Einchecken, vor dem Boarding, dann wieder bei den Gepäckbändern «verlieren» sie sehr viel mehr Zeit als beim Warten auf den nächsten Bus.
und nun noch drei weitere Punkte, zur «Befindlichkeit»:
9. Auch einige der «Billigflug»-Passagiere regen sich auf, wenn sie in dieser Instantgesellschaft nicht augenblicklich in der Sänfte (nicht die vom Tram) weggefahren werden, mit breitem Sitzplatz und Gepäckservice. Wer aber für 25 Euro von Spanien nach Basel fliegt und sich mit einem sogenannten «Handgepäck» zudem die Gepäckgebühr spart, dürfte sich eigentlich nicht wundern, dass dies andere auch tun - und er dürfte sich nicht darüber aufregen, wenn es auf dem Zubringer ab und zu eng wird. (Die meisten Passagiere haben dies allerdings längst begriffen und kennen das Phänomen nicht nur vom EuroAirport.)
10. Journalisten werden für ihre Zeilen bezahlt. Und sie dürfen weitere Zeilen schreiben, wenn ihre Story polarisiert. Auch bei der BaZ ist das so...
11. Vielleicht sollten gewisse Journalisten zu gewissen Zeiten einfach ein Taxi nehmen, wenn sie nicht bereit sind, sich unter gewöhnliche Flugpassagiere zu begeben. Aber eben, das gibt dann keine Zeilen...