Der Journalist der BaZ holt, aufgrund der Reaktionen auf seinen Artikel, zu einer Replik aus. Ich habe mich bisher bewusst aus der Diskussion diplomatisch zurückgehalten, aber was da nun an Argumenten angeführt wird hat mir schlichtweg die Sprache verschlagen (Stichwort: "Die Pukler"). Hoffe, dass die Online-Kritik an diesen Herrn nochmals einen Grad schärfer wird. Aber lest doch selbst:
Basel-Stadt zahlt jährlich 115 Millionen Franken an vermeintlich finanzschwache Kantone. Für einen anständigen Flughafenbus fehlt aber das Geld. Dabei passt der 50er in seiner Provinzialität nicht zu Basel – oder noch nicht. Eine Replik.
Die Anzahl der Kommentare auf die Glosse «Der Bus der Schande» vom vergangenen Freitag, einer leidenschaftlichen Abrechnung mit den Unzulänglichkeiten des Basler Flughafenbusses, würden problemlos einen ganzen 50er Bus füllen. Zuerst muss ich einräumen, dass mir ein kleiner Fehler unterlaufen ist: Der 50er wird von der Postauto AG betrieben, allerdings in enger Absprache mit der BVB. Dazu ist zu sagen, dass es mir als Fahrgast im Grunde Wurst ist, wer die skandalöse Linie betreibt und wer dafür verantwortlich ist, dass der 50er ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist und bleibt.
Die Kommentare lassen sich in drei Gruppen einordenen. Ein Drittel ist der Meinung, der Bus sei tatsächlich für eine Stadt wie Basel unwürdig. Die zweite Gruppe findet, Bahnerth ist ein Schnösel mit Haudrauf-Allüren. Die dritte Gruppe bezieht sich auf den Dritte-Welt-Vergleich und meint, da seien wir immer noch besser und der Autor habe ein Firstworld-Problem.
Dazu ist zu entgegenen, dass wir in der Firstworld leben. Der Punkt ist, dass ich in Lima oder Kalkutta Verständnis habe, wenn die ihr Bussystem nicht im Griff haben. Wie können sie auch. Aber wenn eine übersichtliche und reiche Stadt wie Basel ihr Busproblem nicht in den Griff bekommt, dann habe ich ein Problem. Es sei denn, Basel gibt seinen Anspruch, eine kleine Weltstadt zu sein, auf. Es ist dieser Graben zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei gleichzeitiger Möglichkeit, der mich ärgert.
Das mangelnde Selbstbewusstsein der Stadt
Und wenn die Bürger dieser Stadt und die Stadt selbst als Argument wider die Mittelmässigkeit Vergleiche mit ausser Kontrolle geratenen Metropolen braucht, so ist das hilflos und peinlich. Und spricht vom mangelndem Selbstbewusstsein dieser Stadt. Wer sind wir denn, dass wir uns keinen ordentlichen Flughafenzubringer leisten können?
Der Bus ist auch eine mobile Metapher dafür, was in der Stadt mit der nach Genf höchsten Steuerbelastung alles falsch läuft. Ich weiss, wir haben nicht wie Zürich ein Hinterland, das uns die Kassen füllt. Aber man kann es auch so sehen: Offenbar ist für eine anständige Anbindung des Flughafens an die Stadt kein Geld oder auch keine Lust da, während die Stadt beim Finanzausgleich ja Nettozahler ist. Da fliessen also 2013 knapp 115 Millionen Franken an jene Kantone, die vermeintlich finanzschwach sind, darunter auch solche, die mit ihren günsten Steuersätzen (auf unsere Kosten) versuchen, Steuerzahler anzulocken. Als Bürger auch mit durchaus helvetischem Gesamtgefühl fehlt mir dazu das Verständnis.
Gewinner würden Taxi fahren
Aber zurück zum 50er. Eine Anfrage bei BVB und Postauto AG ist am laufen, dazu später mehr, wenn die Antworten da sind, aber das kann erfahrungsgemäss dauern. Ein weiteres Problem, ein heikles, ist offenbar, wie Leser schreiben, unter der Woche die Haltestelle «Fr. Miescher-Str.», an der sich jene ein Stelldichein geben, die im Casino waren oder in der Psychiatrischen Klinik. Bei den «Casino-Fahrgästen» dürfte es sich um jene handeln, die nicht gewonnen haben. Gewinner würden ein Taxi nehmen. Bleiben noch die Pukler. Schwierig.
Da steigen also Menschen ein oder aus. Menschen, die psychische Probleme haben, an Schizophrenie leiden etwa, an Psychosen und Neurosen, die massiv Alkoholkrank sind und vielleicht auf Entzug oder nahe dem Delirum Tremens, kurz, die so an sich selber leiden, dass sie sich manchmal nicht mehr unter Kontrolle haben. Das ist natürlich bedauerlich. Aber ich finde, diese Grenzgänger des Lebens haben nichts in einem Flughafenbus zu suchen. Weil ein Flughafenbus die Visitenkarte einer Stadt ist, und wenn da ein paar psychisch erkrankte Menschen im Bus ausflippen, was regelmässig vorkommen soll, hat die Stadt mehr als nur ein Imageproblem. Ein Flughafenbus ist ein Flughafenbus ist ein Flughafenbus. Haltestellen haben da nichts verloren.
Der schlechten Eindruck, der hängen bleibt
Schon verständlich, aber nicht wirklich klug ist der Hinweis von Basel Tourismus auf https://www.tramforum-basel.ch/www.basel.com, in dem steht, dass Basel für «culture unlimited» stehe, und dass «nur zehn Autominuten ausserhalb des Zentrum und mit Bussen gut erschlossen» der EAP liege. Ich frage mich, wie lange es dauert für einen, der Pech gehabt hat bei seiner Busfahrt, bis er diesen ersten punkto Alltagskultur monumental schlechten Eindruck der Stadt verdaut hat.
Es ist abschliessend nicht so, dass ich verlange, jederzeit im Flughafenbus einen Sitzplatz zu haben und dass der Chauffeur mich persönlich begrüsst. Aber es geht einfach auch nicht, dass Damen mit 20-Kilo-Koffern und Betagte diese mit letzter Kraft in den Bus hieven müssen. Der wirkliche Punkt aber ist, dass der 50er in seiner Provinzialität nicht zu Basel passt. Oder noch nicht.
Vielleicht doch noch kurz zum Argument, man könne ja ein Taxi nehmen. Könnte man, auch wenn das Taxi dann nur ungleich weniger kostet als das Flugticket. Was jetzt wiederum dazu führen kann, dass Leser anmerken, ja Basel ist halt ein Flughafen für Billiganbieter geworden, da muss man dann halt den Preis dafür bezahlen. Nur zur Erinnerung, Lufthansa fliegt Basel auch an. Nochmals zum Taxi: drei Tage den Wagen am EuroAirport parken, ist billiger als ein Taxi hin und her. Was eine Verbesserung des Flughafenbusses anbelangt, möchte ich mit einem Obama-Zitat enden: «Yes, we can.»
Quelle: BaZ-Online