Bezugnehmend auf die Artikel zu den Fahrzeugvergleichen und das Schleudern ein paar weitere Fakten:
Traktionsprobleme wegen Laubfall (Update des
Vorjahresberichtes)
Punkte Adhäsion / „Schleudern“ stecken wir nun in der
diesbezüglich „heikelsten“ Phase des Herbstes (ausgen. Theaterbogen, welcher erst später folgt, siehe weiter unten). So ist gegenwärtig auch die
Windprognose von Bedeutung, was sonst während es Jahres nur bei Stürmen oder
Gewitter von wirklichem Interesse ist.
Jeder Fahrzeugtyp verhält sich etwas anders. Baragge und
Gummikühe hatten gar keinen Schleuderschutz. Mit Übung und Tricks konnte der
Wgf jedoch mit dem Bremsventil bedingt gegen das Schleudern intervenieren. Am
schnellsten geriet in der Regel die 1. Achse des hinteren Drehgestells in
Schleudern. Als mit den Düwag und den Serien 100 und 200 die Simatic Einzug
hielt, wurde das Schleudern sowie auch das Gleiten durch die Steuerung etwas
kontrolliert. Ein Schleudern mit einem „50er“ praktisch an Ort und Stelle wie
mit den Be 4/4 ist (zum Glück) nicht mehr möglich. Der Schleuderschutz von
Cornichon und Guggummere ist noch etwas besser als bei den BLT-Schindler, jedoch
nur im Anfahrbereich. Auch beim Tram 2000 werden die ins Schleudern geratenen
Räder schnell wieder gestoppt. Die 3. Serie funktioniert diesbezüglich bereits
ähnlich wie neusten Fahrzeuggenerationen (Combino, Tango, Flexity). Das
Schleudern wird sofort unterbunden. Der Computer drosselt dann die jeweilige
betroffene Achse. Dies ist beispielsweise für den Tango im Theaterbogen ein
grosser Vorteil, da der Schienenzustand kaum für alle 6 Achsen gleichzeitig
gleich schlecht ist. Ein Tango schleicht bei widrigen Bedingungen deshalb richtiggehend
um die Kurve während eine DT u.U. mehrmals wieder anfahren muss. Dies jedoch
kann auch von Nachteil sein, da die Räder im Falle wirklich schlechten
Schienenzustandes nie richtig ins Rollen kommen und im ungünstigsten Fall das
Fahrzeug ganz zum Stehen kommt, und der Wagenführer im Gegensatz zu den anderen
Fahrzeugen mit seiner Erfahrung nicht eingreifen kann. So kam es auch schon
vor, dass wir es mit dem Tango zw. Aeschenplatz und Bahnhof SBB auf nicht mal
10km/h brachten, da der Computer ständig drosselte, oder letzten Herbst gar ganz
zum Stehen kamen. Auch kommen in diesem Herbst die Unterschiede Cornichon+B4 /
Flexity gegenüber früher Guggummere / Gummikühe+B4 zur Geltung. Obwohl
Cornicho+B4 und die Guggummere dasselbe Gesamtgewicht und Motorisierung haben,
meistern Cornichon+B4 heikle Situationen besser, das galt auch für den
Vergleich Ysebähnli und Be 4/6S+B4, welche auch praktisch über dasselbe
Gesamtgewicht aufweisen. Der Grund ist die idealere Gewichtsverteiltung beim
Cornichon, welches sein gesamtes Gewicht auf die Antriebsachsen überträgt. Die
Guggummere hatten zudem den Nachteil, dass ihr „leicht durchhängender“ Bau sich
auch auf dies negativ auswirkte. Aus den genannten Gründen bewährten sich
letztes Wochenende die beiden Wagentypen den Umständen entsprechend gut. Auch
bei den Testfahrten schnitten die Flexity ja auch in diesem Bereich sehr gut
übers Bruderholz ab. Man darf durchaus gespannt sein, ob sie auch richtige
Herbststürme besser meistern als ihre Vorgänger. Eine weitere Bewährungsprobe
wird spätestens morgen beim windigen Wetter anstehen, es sei denn, es regnet
und alle Probleme werden sprichwörtlich von selber weggewaschen. So praktisch
das vereinfachte Sandnachfüllen bei den neuen Trams ist, so unglücklich ist das
System an einem heiklen Herbsttag. Da ein Nachfüllen durch den Wgf an der Endstation
nicht möglich ist, mussen Fahrzeuge mit leerem oder fast leerem Reservoir ins
Depot zum „Auftanken“ ersetzt werden. Sanden kann man bei Tango übrigens in der
Befehlsgeberposition „Fahren“ nur bis 30km/h; beim Bremsen besteht natürlich
aus Sicherheitsgründen keine Beschränkung.
Die heikelsten Stellen auf unserem Netz sind der Bereich
Jakobsberg, Hechtliacker und die Wolfsschlucht auf dem Bruderholz, der
Theaterbogen, der Steinen- und bei Stürmen auch der Kohlenberg, bedingt auch Aeschenplatz
– Bahnhof SBB, der ganze Ring sowie der Einfahrbereich am Zoo vom Dorenbach her.
Nicht alle Bäume lassen ihre Blätter jedoch gleichzeitig fallen. Da die
Platanen eher spät sind, folgen die Probleme in jenen Bereichen (Theater,
Steinenberg, Hechtliacker, Ring) eher später, während dem die Bäume im
restlichen Bruderholz und in der Stadt früher dran sind. Die entsprechende
Abteilung der BVB-Infrastruktur ist in diesen Wochen entsprechend gefordert,
und beginnt am Morgen früher als sonst mit der Reinigung. Im Extremfall muss
gar ein Tramersatz übers Bruderholz aufgezogen werden, was im Normallfall bei
den bisherigen Fahrzeugen ein paar Mal pro Saison vorkam. Je nach Eintreffen
der Blattverfärbung findet der grösste Laubfall von Ende Oktober bis ca.10. November
statt, die Platanen später. So braucht es in jenem Zeitraum nur mässigen Wind,
um bereits Probleme zu verursachen. Leider ist den Fahrgästen, Passanten und
Automobilisten jedoch praktisch unbekannt, dass das Tram im Herbst bei
schlechtem Schienenzustand einen längeren Bremsweg hat. Folgen sind vermehrte
Gefahrenbremsungen, im dümmsten Fall mit Personenstürzen im Tram oder mit
Kollisionen auf der Strecke. Oder das Bremsverhalten des Wgf wird kritisiert,
oder gar die Tauglichkeit der Bremsen in Frage gestellt. Bei Aufklärung erfolgt
oft ein „Aha, so isch das“, wie auch bei selbem Hinweis bei diesbezüglichen
Verspätungen oder gar Ausfällen. Heikle Tage sind also für die Branche sehr
fordernd. Auf den ersten Blick erscheint für den Laien unlogisch, dass bei
richtigem Regen keine Probleme bestehen. Dies, da das Blatt dank der Nässe
nicht auf den Schienen haften bleibt und damit nicht zu einem Schmierfilm
zusammen gepresst wird. Nur einzelne Tropfen, oder die ersten paar Minuten bei
Regenbeginn, sind jedoch wiederum schwierig.