Was hier einige Leute nicht zu begreifen scheinen, ist, dass wir - egal ob in Weil, Basel, Binningen oder St.-Louis - verkehrspolitisch im gleichen Boot sitzen. Die Grenzen unterbrechen die Verkehrsströme nicht und sie halten auch die Luftverschmutzung nicht auf. Die Diskussionen, wer von welcher Tramlininenverlängerung mehr profitiert als er bezahlt, sind vor diesem Hintergrund ziemlich kleinlich. Wenn wir es nicht schaffen, zusammen ein brauchbares, grenzüberschreitendes öV-Netz aufzubauen, werden die Fahrten einfach mit dem Auto unternommen. Bei dieser Lösung verlieren dann nun wirklich alle. Ein Blick auf die Autokennzeichen im werktäglichen Feierabendverkehr in Basel dürfte reichen, um sich vom Handlungsbedarf zu überzeugen. Was die Verlängerung des 8ers von Weil Bahnhof zum Läublinpark angeht: Diese trägt dazu bei, die bereits bestehende Strecke besser auszulasten und mehr Personen an das Tramnetz anzubinden und sie von Auto unabhängig zu machen. Davon profitieren wir in Basel sicher auch.
Grundsätzlich befürworte ich deine Stossrichtung. Das Problem ist aber, dass Deutschland und die Schweiz mit ungleichen Spiessen kämpfen. Auf der einen Seite die billigen Einkaufszentren in Deutschland, wovon die Schweizer Einkaustouristen profitieren, auf der anderen Seite die teuren Schweizer Arbeitsplätze, wovon die deutschen Arbeitskräfte profitieren, welche den Schweizer Arbeitskräften wiederum fehlen.
Es meiner persöhnlichen Meinung aber etwas naiv, wenn man davon ausgeht, Deutschland und die Schweiz würden sich immer schön brav "brürderlich" sich die Kosten teilen. Ich habe eher den Eindruck, dass jedes Land sich selber der nächste ist und es ein Seilziehen ist, wo alle drei beteiligten Länder schauen, dass für sie das grösste Stück abfällt, bzw. jede Möglichkeit genutzt wird, um Kosten dem Nachbarn abzuschieben Und da muss die Schweiz, dass sie nicht über den Tisch gezogen wird.
Für die Schweiz ist der neue 8er ein Segen: Bequemer kann man Einkaufstourismus nicht machen. Nur, was haben die Einwohner der Stadt Basel davon? Zwischen Basel und Kleinhüningen können die Stadtbasler den 8er nicht mehr benützen, weil jedes Tram von Einkaufstouristen prall gefüllt ist. Und das Stadt-Basler Gewerbe leidet unter den daraus folgenden Ausfällen bei den Einnahmen.
Für Deutschland ist das Tram auch ein Segen: Sie können einfacher in die Schweiz pendeln (wo die besser bezahlten Arbeitsplätze warten) und profitieren von den guten Gewinnen der deutschen Einkaufszentren.
Deutschland (sprich Weil am Rhein) will also den 8er verlängern und fordert von der Schweiz, dass sie für die komplett auf deutschem Boden verlaufende Strecke die Hälfte der Kosten übernimmt. Kann sie machen und ist auch legitim. Nur; würde Deutschland im umgekehrten Falle sich auch zu 50% an den Kosten beteiligen? Und warum soll das Tram gebaut werden?
Soll es zur Erschliessung weiterer Wohngebiete dienen, dann dient es als Anreiz von weiteren Grenzgängern. Soll es zur Erschliessung weiterer Einkaufszentren dienen, dann profitiert zwar auch die Schweizer Seite, nicht jedoch die Stadt Basel aus oben erwähnten Punkten. Ich sehe darum den Nutzen für die Stadt Basel noch nicht so sehr.
Versteht mich nicht falsch.
Ich bin nicht der Ansicht, dass öV Politik machen soll. Aber ebenso sollte bei der Ausbauplanung des Tramnetzes der effektive Nutzen des Projektes abgeklärt werden. Und dazu gehört die Frage, was das Projekt der Stadt Basel bringt. Und da darf man meiner Meinung nach durchaus egoistisch genug sein, und zuerst mal für das eigene Land und die eigene Stadt Basel schauen. Denn die anderen beiden Länder tun dies auch.
Ich verstehe, dass die Schweiz sich an der Verlängerung des 8ers beteiligt hat. Aber bei einer weiteren Verlängerung sehe für die Stadt Basel mehr Nachteile als Vorteile und bin darum der Ansicht, dass Weil am Rhein diese Verlängerung komplett alleine bezahlen kann...