Die Waldenburgerbahn (WB) des Kantons Basel-Landschaft, die mit
750 mm die schmalste Spur in der Schweiz (und Europa) auf ca. 13 km
Länge zwischen Waldenburg und Liestal betreibt, hat im Jahr 2011 ein
ehrgeiziges Investitionsprogram namens „Zugkunft Waldenburgerbahn“
lanciert.
In einem engen Zeitraum sollen bis zum Jahr 2022 ehrgeizige
Infrastrukturaus- und -neubauten umgesetzt sowie die Fahrzeugflotte
komplett erneuert werden. Neben zukunftsweisenden Bahnhofsausbauten und
Doppelspurabschnitten soll auch die Bahntechnik, insbesondere die
Energieversorgung, Telekommunikation bis hin zu den Sicherungsanlagen
erneuert werden.
Der eigentliche Taktgeber für die Investitionen ist die anvisierte
etappenweise Fahrzeugerneuerung. Die neue Flotte kommt auf der gesamten
Strecke zum Einsatz, muss allerdings vom Beginn an parallel zur
Alt-Flotte betrieben, aber auch abgestellt und instandgehalten werden.
Daher sind umfangreiche Umbauarbeiten am Bahnhof Waldenburg, als
Abstell- und Unterhaltsstätte für die neuen Fahrzeuge, als eine der
ersten Massnahmen vorgesehen. Die Herausforderungen bestehen in den
baulichen Gegebenheiten – enge Platzverhältnisse, wahllos über die Jahre
entstandene Anordnung von Bahnhofsteilen, Materialschuppen, Werkstatt
und Waschanlage, Abstell- und Rangiergleise und Publikumsanlagen. Diese
Umstände gilt es auf dem Weg der neuen Projektierung analog zum neu
formulierten Slogan der WB, nämlich „WB ist sympathisch, verbindet und
verankert“, zu überwinden und dadurch die langfristige Existenz der Bahn
als attraktiver Dienstleistungsanbieter in der Region zu sichern. Nach
einem relativ langen Vorentscheidungsprozess hat die WB Ende 2011
Emch+Berger AG Bern mit der Erstellung von Machbarkeitskonzepten für den
Bahnhofsumbau inkl. Depot in Waldenburg beauftragt. Die ersten
Ergebnisse wurden im Frühjahr dem VR der WB vorgelegt. Unter fünf
grundsätzlich möglichen Varianten wurde eine Best-Variante gemäss einem
detaillierten Anforderungs- und Bewertungskatalog ausgesucht und zur
Weiterverfolgung empfohlen. Die Bestvariante sieht vor, dass der
Hausperron direkt an die Strasse heran geführt wird, zur besseren
Zugänglichkeit, und die Zugunterhalts und Abstellbewegungen in einem
räumlich zusammengehörenden Areal und ohne Kreuzen der Betriebsgleise
erfolgen können. Weiterhin bündelt sie die wichtigsten Verwaltungs-,
Betriebs- und Unterhaltsprozesse in einem abgeschlossenen
Verwaltungstrakt und bietet noch grosszügig Gestaltungsfreiraum für
weitere Attraktivitätssteigerungen an, wie öffentliche Einstellhalle und
Anlagen, Veloabstellplätze oder Energiegewinnung auf der
Platzüberdachung etc. Die Anordnung der wichtigsten Funktionsblöcke
lässt dazu noch eine bauliche Realisierung mit verhältnismässig geringen
Betriebsbehinderungen zu.
Die Attraktivität der vorgeschlagenen Lösung steigert insbesondere
die buchstäbliche „Öffnung“ der Waldenburgerbahn gegenüber ihren Kunden
durch den Wegfall des alten renovierungsbedürftigen Bahnhofsgebäudes am
Strassenrand.
In der anschliessenden vertieften Untersuchung wurden seit September
2012 Kosteneinsparungsmöglichkeiten für die vorgeschlagene Best-Variante
eruiert, um dem finanziellen Rahmen beim Kanton Basel-Landschaft besser
zu entsprechen. Als weiterer Schwerpunkt wurde dabei auf die
Sinnhaftigkeit der Etappierung fokussiert, da der Umbau unter laufendem
Betrieb stattfinden soll. Im Endergebnis konnte Ende 2012 der WB eine
optimierte Best-Variante mit einem möglichst schlanken
Finanzierungsbedarf und möglichst geringen Komplikationen aus den
baulichen Tätigkeiten als Entscheidungsbasis für die Einleitung der
weiteren Projektphasen vorgelegt werden. Unserem Team, bestehend aus
Vertretern der Bereiche Bahnsysteme und Strassen- und Bahnbau, ist es
bei dieser anspruchsvollen Aufgabe gelungen, durch die Variantenstudie
eine sinnvolle Kombination aus Emotion, Rationalität und Modernität im
Einklang mit der angestrebten Vision der WB anzubieten. Dank unserer
überzeugenden Arbeit ist unser Team mittlerweile auch für weitere
Teilprojekte der WB tätig und für die bevorstehenden
Projektierungsphasen am Bahnhof Waldenburg bestens gewappnet.