Beiträge von Wrzlbrnft

    Ich sehe es auch gerne aus der touristischen Sicht. Für Besuch aus Deutschland z.B. sind ÖV-Preise für ein paar einzelne Fahrten hier absurd hoch, da werden die Ausflugsziele dann schnell doch lieber mit dem bereits vorhandenen Auto durchgeführt, welches 4 Personen zum gleichen Preis wie 1 befördert. Und ich kann's ihnen nicht mal verübeln.

    Der Unterschied zwischen L'viv und Iasi ist, dass letzteres mittlerweile einen zahlungskräftigen Sponsor mit Hauptsitz in Brüssel gefunden hat. Diese Mittel stehen den ukrainischen Städten vorerst mal nicht in dieser Höhe zur Verfügung.

    Ich gehe davon aus, dass in die Ukraine ordentlich Wiederaufbaugelder fliessen werden. Letztlich profitiert von sowas auch die Wirtschaft in der EU. Aktuell ist es hierfür freilich noch zu früh.

    Ich kenne die Verhältnisse in L'viv leider nicht, aber ich erinnere mich, wie ich 2009 erstmals im rumänischen Iași war. Der Gleiszustand war kriminell, mittlerweile sind aber grosse Teile des Netzes grundlegend modernisiert worden. Denke, das wird dereinst auch in L'viv kein Ding der Unmöglichkeit sein.

    Heisst das also, man sollte ohne Rücksicht auf Arbeitszeitgesetze, verfügbares Personal und Rollmaterial trotzdem fahren (ohne Personal und Rollmaterial am richtigen Ort eh schwierig, weil die Kundschaft existierende Tatsachen nicht anerkennen will?

    Letztendlich handelt es sich hier in der Tat um eine Philosophiefrage. Aus anderen Störungen, sowohl in der Schweiz als auch im benachbarten Ausland bekomme ich halt mit, dass eine strukturierte Störungsbewältigung, die möglicherweise zu weniger komfortablen Lösungen für die Reisenden (z.B. häufigeres Umsteigen) führt, sich am Ende meist eher auszahlen, da alle Beteiligten in etwa wissen, was gilt und dadurch zeitraubende Absprachen, Informationskonsultationen (die wiederum in weitere Verspätungen münden können) oder gar Missverständnisse aufgrund unterschiedlichen Informationsständen vermieden werden können. Die daraus resultierenden Lösungen mögen im Einzelfall weniger komfortabel sein, aber die Störungssituation wird übersichtlicher, bewältigbarer und einfacher zu kommunizieren.

    Also:

    Gütertransport vor Personentransport 😒

    Diese Aussage ist mir doch etwas gar einfach und pauschal.

    Das geplante Ersatzkonzept am Bözberg ist bestellt, Personal und Fahrzeuge sind für die entsprechenden Einsätze disponiert, die Änderungen in den Fahrplanauskünften angepasst und berücksichtigt. Fängt man nun an, Rollmaterialumläufe sowie Personalpläne wild durcheinanderzuwerfen, damit man ein paar zusätzliche Züge zu Randzeiten ausserplanmässig durchbinden kann, wird das Chaos am Ende nur noch grösser, da sich zu Betriebschluss weder Personal noch Fahrzeuge dort befinden, wo sie eigentlich sein sollten. Der Arbeitsaufwand für die Disponent*innen ist bei einer Störung wie in Liestal auch so schon immens genug.

    Zudem lassen sich kurzfristig angeordnete Züge nur bedingt im Online-Fahrplan abbilden. Würde ein IR 36 ab Frick nach Brugg weitergeführt werden, kann diese Durchbindung im Fahrplan nicht ohne weiteres abgebildet werden, den Reisenden würde erst mal ein Umstieg in Frick angezeigt werden. Je nach Fahrplanabfrage und Anschlusssituation würde diese Verbindung den Reisenden auch gar nicht angezeigt und die ganze Aktion wäre mangels Fahrgästen "für d'Füchs".

    Güterzüge lassen sich hingegen viel leichter umleiten, da sie in aller Regel keine Zwischenstationen bedienen müssen. Lediglich Start/Ziel, respektive Übergabepunkte für mögliche Personalwechsel müssen gleich bleiben.

    Problem in Frankreich ist nun mal schlicht das fehlende Verständnis eines vernetzten ÖVs. Jede Gegend und jeder Verkehrsbetrieb plant nur für sich, ohne das alles in einem grösseren Gesamtgeflecht zu sehen. Oft genannte Begründung: "Unsere Fahrgäste wollen morgens rein ins Zentrum, abends wieder raus. Für kompliziertere Reisen eignen sich Bahn und Bus sowieso nicht, dafür haben sie schliesslich auch das Auto."

    Es gibt ein paar Gegenden, wo es in die richtige Richtung geht u.a. im Elsass, Rhône-Alpes und Pas-de-Calais (ich nenne bewusst nicht die neuen Grossregionen) sowie punktuell in Nouvelle-Aquitaine und Occitanie, aber vielerorts sieht es immer noch oft mau aus.

    (Nachteile sind natürlich weniger Sitzplätze und doppelt so viele Türen.)

    Und von den verbliebenen Sitzplätzen nochmal deutlich weniger in Fahrtrichtung.

    Bei fast allen französischen Trambetrieben haben die Fahrzeuge gerade mal zwei Fensterplätze bei denen man sowohl in Fahrtrichtung als auch ohne Fensterrahmen davor sitzen kann. Mancherorts gibt es sogar gar keine derartigen Plätze.

    Da sind mir "unsere" 1-Richtungs-Wagen trotz gewisser betrieblicher Einschränkungen wesentlich lieber. (persönlich hege ich weiterhin die Hoffnung, dass wir nun auch bald grüne Stadler-Drämmli durch Basel fahren sehen)

    Theoretisch könnten diese Züge immer noch mit Diesel via Kempten geführt werden. Spannend wird es eher bei Fragen der Streckenkapazität zwischen Lindau und Winterthur, beim Rollmaterial und bei tariflichen Dingen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das BAV auf eine Integration der Züge in den "Direkten Verkehr" pochen wird, andernfalls im Schweizer Abschnitt wohl nur internationale Fahrgäste befördert werden dürften.

    Mich hätte die Lieferung trotz der Situation nicht überrascht. Oberstes Credo in der Ukraine ist es wohl, in einer für uns wohl nicht vorstellen Selbstverständlichkeit aller Widrigkeiten zum Trotz weiterhin ein möglichst normales Leben führen zu wollen. Dazu kann auch die Erneuerung des Fuhrparks eines Tramnetzes gehören.