Man muss leider sagen: Es müsste ein Wunder geschehen, dass der Wisenbergtunnel doch noch käme.
Denn eigentlich ist es einfach: Niemand in der restlichen Schweiz interessiert sich für den Wisenberg. Und alle Kantone, die evt. ein Interesse daran hätten, haben gleichzeitig andere Projekte, die ihnen viel wichtiger sind (Aargau: Rupperswil - Altstetten; Zürich: dito, Brüttenertunnel und Thalwil-Zug; Innerschweiz: Thalwil-Zug, Zufahrt Bahnhof Luzern; Bern: Bern-Thun und Ausbau Bf. Bern).
Ebenfalls ganz zentral: Der Wisenberg ist für ein Einzelprojekt zu teuer - deshalb passt er in kein Gefäss. Niemand wird in einer der folgenden, jeweils finanziell relativ begrenzten Ausbau-Tranchen dem Giga-Projekt Wisenberg (über fünf Mlrd. Franken!) den Vorzug geben gegenüber den anderen, jeweils lokal wichtigeren Projekten.
Schon in der Vergangenheit ist der Wisenberg ausnahmslos zwischen Stuhl und Bank gefallen: Er passte nicht in die 1. Etappe der Bahn 2000, nicht in die NEAT, nicht in den Anschluss an das HGV-Netz, nicht in die immer wieder redimensionierte 2. Etappe Bahn 2000, ZEB und auch nicht in STEP. Genau so wird es auch in der Zukunft weitergehen, aus den oben genannten Gründen.
Wie könnte also eine Lösung des Problems aussehen? Wie man an den rel. kleinen Projekten des Ausbauschritts 2025 sieht, haben Nordwestschweizer Projekte durchaus Chancen (Ausbau Zufahrt Bf. SBB, Ausbau Bf. SBB-Pratteln, Überwerfung Liestal etc.). Das entscheidende an diesen Projekten ist: Sie sind relativ billig und sie sind etappenweise realisierbar.
Auf die Strecke Liestal-Olten übertragen heisst das: Der Ausbau hat dann gute Chancen, wenn er etappierbar ist. Der Wisenberg ist es kaum (allerdings müsste unsere Region einmal durchrechnen, wieviel eine Minimalversion kosten würde, d.h. mit provisorischen Anschlüssen in Olten und allenfalls in Liestal-Lausen). Aber Varianten mit Etappen sind denkbar und realistisch:
- Wisenberg kurz: Gab es schon mal, und hätte in Bundesbern evt. gute Chancen gehabt: Liestal-Sissach in Tieflage, Tunnel zwischen Sissach und Olten.
- Grosses Y: Tunnelsystem mit neuem Tunnel Liestal-Tecknau, dort Aufgabelung der Verkehre Richtung Bern/Lötschberg via bestehendem Hauenstein-Basistunnel und Richtung Zürich/Gotthard via direktem Tunnel Tecknau-Aarau. Letzterer ist erst auf längere Sicht nötig, erste Etappe mit Liestal-Tecknau löst alle Kapazitätsprobleme im regionalen Verkehr und bietet Raum für Ausbauten auch im Fernverkehr.
- Weiterer Zerstückelung mit Tunnelsystemen/NBS in Tieflagen mit den Abschnitten Liestal-Sissach, Sissach-Tecknau, Tecknau-Aarau.
- Bypass politisch neu aufgelegt: Führung nicht aller, sondern nur derjenigen Güterzüge via Hochrheinstrecke, die einem Angebotsausbau im Ergolz- und Rheintal im Wege stehen (also möglichst wenigen, und in der Nacht gar keine). Müsste politisch gut aufgegleist werden.
Von allen Varianten ist mir das grosse Y am sympathischsten, da es die kurvenreiche Strecke bei Gelterkinden mit einer schnellen Neubaustrecke ersetzt. Ausserdem ist der Nutzen eines praktisch parallel zum Hauensteintunnel verlaufenden Wisenberg fraglich, resp. nur dann sinnvoll, wenn die Kapazitäten im Güterverkehr nicht reichen würden (der Zeitgewinn ist mit 4 Minuten marginal). Die Kapazitäten aber sollen ja gem. Rechnung des Bundes bis 2050 reichen, womit es aus Sicht des Bundes keinen Grund gibt, den Wisenberg zu bauen. Eine (langfristig) deutliche Beschleunigung zwischen Basel und Zürich hingegen ist wirtschaftlich interessant, da ja die wichtigen internationalen Verbindungen, vor allem Zürich-Paris sowie Frankfurt über Basel führen.