Danke für den Link.
Leider zeigt sich hier wieder einmal, dass man gegen einen grossen Betonklotz ankämpft, wenn man eine Behördenlösung kritisiert: Unfassbar viele städtische Quartiere verlieren ihre direkte Verbindung in die Grossbasler Altstadt, auf die Kritik daran gehen die Behörden schlichtwegs nicht ein.
Die Führung des 15ers ist für das Bruderholz diskussionslos ein Affront: Hinsichtlich praktisch allen relevanten Zieldestinationen vergrössern sich die Fusswege und Umsteigezwänge in geradezu absurder Weise. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie sowas von den Verantwortlichen abgesegnet werden konnte.
Grosse Teile all jener Gebiete, die sich nördlich des Claraplatzes befinden sowie das ganze Neubad verlieren ihren Anschluss an die Grossbasler Altstadt. Die Aussage, der Bahnhof SBB sei für die Fahrgäste absolut wichtiger ist manipulativ, da in dieser Rechnung der Barfi "vergessen" wird (extra oder durch blosse Ignoranz?). Noch schamloser: Die Herausnahme des 8ers sei "zwingend" für die Korridorentlastung Aeschenplatz - Schlifflände. Tatsache ist, dass dies nur deshalb "zwingend" ist, weil offenbar genauso "zwingend" die Frequenz auf der Achse Reinach - Münchenstein - Basel vom 7,5'-Takt auf 3,75' verdoppelt wird! Wie unverschämt ist es gegenüber der Stadtbevölkerung, wenn man den Vororten eine Deluxe-Anbindung an die Innenstadt spendiert und anschliessend der eigenen Bevölkerung sagt, eure Trams müssen aus der Altstadt raus, sorry, das ist "zwingend"?
Und ich empfehle dringend, sich den Tramnetzentwurf anzuschauen: Ganz Basel-Nord hat ausschliesslich nurmehr durch die Linie 14 Anschluss an die Grossbasler Altstadt. Alle anderen Linien fahren teils - ja wohin? Ins Nirgendwo: Die Klybeckinsel zum Beispiel: Wer bitte schön würde von dort aus zum Burgfelderplatz fahren wollen? Diese Linienführung wird dazu führen, dass bei der Ciba praktisch alle Fahrgäste umsteigen müssen. Da verliert ein Tram schlicht und einfach seinen Sinn, eine Busanbindung mit schlanken Anschlüssen wäre eigentlich fahrgastfreundlicher.
Die Benachteiligung der städtischen Quartiere ist das eine. Was mir auch grosse Sorgen macht ist, dass mit diesem Tramnetz die Grossbasler Altstadt systematisch zerstört wird. Die Attraktivität als lebendiges Zentrum der Stadt wird leiden, und zwar deutlich. Da frage ich mich ernsthaft, ob bei der Tramnetzentwicklung die Stadtentwicklung überhaupt mit am Tisch gesessen hat oder einfach ignoriert wurde.
Leider befürchte ich, dass der Souverän dem Tramnetzausbau ein baldiges, jähes Ende bereiten wird. Schon das Projekt Claragraben sammelt dermassen viele Gegner, dass es gar nicht möglich ist, den Grossen Rat und das Stimmvolk zu überzeugen. Offenbar erinnert sich in den Behörden kaum jemand mehr daran, auf welche Weise das Projekt aus den 90er-Jahren gescheitert ist: zu viele Gegner, zu viele verprellte Partner. Wenn die Behörden es ein weiteres Mal verpassen, die Quartier-, ÖV- und Umweltverbände einzubinden, werden sie scheitern. Warum? Weil wir nicht im ÖV-philen Zürich sind, sondern in Basel, wo beim Stimmvolk nicht einmal sowas wie ein Erlenmatt-Tram eine Chance hat. Das sollte man zur Kenntnis nehmen, denn sonst wird es schlecht ausgehen.