Combino-Krise: Presse, Siemens und BVB

  • Zitat

    Original von Heiner:
    @Renntrabbi: Ich glaube, die BVB glauben wirklich, dass Siemens glaubt, die Dinger zu langlebigen Trams verzaubern zu können. Heute wird geglaubt, in 30 Jahren (oder schon viel vorher) wissen wir es dann.

    1. Es sind nicht die BVB, sondern es ist allenfalls deren Kader. Das Personal ist stets viel skeptischer.

    2. Es gibt die Wendung: "Sehenden Auges ins Verderben rennen." Dies geschieht zurzeit. An der Reparierbarkeit der Combino wird zwar gezweifelt, doch ist man sich gewohnt, Zweifel nicht zuzulassen und sich auf die (vermeintliche) Sicherheit von Siemens zu berufen, diese wieder auf ihre Kaderleute, diese auf ihre Cheftechniker, diese auf ihre Chefkonstrukteure etc. Diese Endlosschleife vernebelt den Realitätssinn nicht nur bei den Combinos, sondern auch bei Projekten wie dem Tram über die Grenzen oder der Verflüssigung der Trolleybuslinie 33 (die heute zwischen 8 und 9.30 h wieder hoffnungslos im Cityring-Stau stand und ihren Ruf ruinierte).

  • Guten Morgen allerseits

    dieser WOZ-Bericht bestätigt prinzipiell alles was wir in der letzten Zeit so diskutiert haben.
    Was mich aber immer noch schockiert, ist diese dickhäutigkeit der BVB- und bernmobil-Kader. Möchten die eigentlich mit verbundenen Augen ins Verderben laufen? Eigentlich dachte ich, dass es eine solche für dumm verkauferei in der Schweiz nicht gibt, dass sich dort die Bevölkerung "auf die Hinterbeine stellt" und gegen diesen Humbug, den man von offizieller Seite liesst und hört, wehrt.
    Aber da sind unter anderem der ach so aktive Baslerstab (siehe auch der Artikel über die Holzsitze und "Vorkriegsdrämmli) ganz ruhig. Dort wäre der Herr Hänig einmal gefragt. Aber von richtiger Technik hat er und seine Journalistenkollegen keine Ahnung. Bei denen muss es einfach nur schön Bunt aussehen, einen neuen schönen "Eierdätsch" haben, nicht älter als ein zwei Jahre alt sein und darf während der Präsentation (noch) nicht auseinander fallen. Was wirklich dahinter steckt, scheint die Damen und Herren von der Presse nicht zu interessieren.

    Gruess

    Renntrabi

  • Das klingt ja alles schön und gut, aber wie sollen sich die BVB-Verantwortlichen den Verhalten? Den Hersteller die unbrachbare Ware nachbessern lassen und hoffen das alle entstehenden Kosten der Hersteller brav trägt? (Das wird noch eine jahrelange Prozesslawine geben, selbst wenn Siemens die Combino 2005 wieder fit kriegt). Oder sollen sie sich ihrerseits ungesetzlich verhalten, den Vertrag einseitig brechen und Siemens den Bettel vor die Füsse schmeissen? Was geschied dann? Siemens besteht vor Wandlung (Kaufpreis gegen Ware zurück) sicherlich auf Nachbesserung (Reparatur/Sanierung) ihrerseits. Jahrelange teure Prozesse nachdenen dann Siemens (vielleicht) einen kleinen Teil zahlt. Die BVB ihrerseits zahlen dann dafür hohe Anwaltskosten, bleiben auf den Kosten der Wagenmiete BLT, auf den Transport und Umbaukosten Bernmobil und auf den Mehraufwendungen Werkstatt grösstensteils sitzen und müssen auf Ihre Kosten einen Berg Alt-Alu entsorgen und auf Ihre Kosten neue Trams besorgen. Ob das im Moment der bessere Weg ist???

  • Hallo Stefan

    in einem gebe ich dir recht: Den Bettel hinwerfen und den Kopf in den Sand stecken hilft nicht. Das habe ich im übrigen auch gar nicht gefordert.
    Vielmehr würde es schon reichen, nicht einfach brav nach aussen auf Siemens zu vertrauen, sondern durchaus mal eine sachkich-kritische Pressemeldung heraus zu geben. Nicht mehr und nicht weniger.
    Abgesehen davon: Sollte der Combino wieder erwarten der BVB nicht funktionieren, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass zumindest um die Schadensersatzhöhe gerichtlich verhandelt werde wird.

  • BAZ Online vom 6.7.04:

    "München. DPA/BaZ. Der Siemens-Konzern ist weiter auf der Suche nach einem Ausweg aus dem Desaster mit den fehlkonstruierten Combino-Strassenbahnen. "Es gibt noch keine Gesamtlösung", sagte ein Siemens-Sprecher am Dienstag in München. Es gebe regelmässig Gespräche mit den Kunden. Ziel sei es, die Züge möglichst schnell wieder auf die Schiene zu bringen. Der Gesamtschaden lasse sich erst abschätzen, wenn ein Gesamtkonzept gefunden sei.
    Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, die Siemens-Verkehrstechnik habe den wichtigsten Anwendern bei einem Treffen in Bern ein Reparatur- und Sanierungskonzept vorgelegt. Bei Siemens wurde aber betont, dass man mögliche Vorschläge noch mit Gutachtern diskutieren müsse. Das Ergebnis sei offen. "Das ist kein Prozess, der innerhalb weniger Tage über die Bühne gehen kann." Ziel sei weiterhin eine Sanierung der Züge und kein Neubau...."

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    Meine Interpretation: Siemens nennt zwar das Ziel, nämlich die Sanierung der falsch konstruierten Fahrzeuge, der Weg zum Ziel ist aber nach wie vor völlig unklar.

  • Was die Konzernzentrale sagt und was die Abteilung, was stimmt nun wohl?

    BaZ vom 07.07.04

    Der Widerspruch von Siemens
    Basel. cm. Siemens-Verkehrstechnik, die für Entwicklung, Bau und Vermarktung der lahm gelegten Combinos verantwortlich zeichnet, sieht rosa. Gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» sagte eine Sprecherin, den Betreibergesellschaften sei bei einem Treffen in Bern ein «Reparatur- und Sanierungskonzept» vorgelegt worden. Die Siemens-Zentrale in München dementierte gegenüber DPA die Fehlmeldung aus dem eigenen Haus umgehend: Es bestehe weiterhin keine Lösung für das Problem mit den fehlkonstruierten Combino-Strassenbahnen. Und: Es gibt bisher keine Gesamtlösung.

    Hintergrund für die unterschiedlichen Signale aus dem Haus Siemens könnten die divergierenden Ansichten über die Zukunft der Sparte Strassenbahnen im breiten Konzern-Angebot sein: Während die Zentrale schon mehrfach einen möglichen Verkauf der Sparte angetönt hat, kämpft die Abteilung ums Überleben.

  • Verkauf? Innert kürzester Zeit hat sich die Abteilung eine Summe von Altlasten aufgeladen, die kaum jemand auch für nur einen symbolischen Euro kaufen wird. Die Lage der Verkehrsbetriebe wird also ungemütlich: Weil es schwierig werden könnte, Schadenersatz zu erhalten, und weil immer weniger Hersteller am Markt höhere Preise bedeuten könnten (was nicht automatisch bessere Qualität bedeutet).

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  • Combino und Berner Tram

    Die Combino-Herstellerfirma Siemens arbeitet unter kritischer Überwachung durch externe Experten daran, Lösungen zur Wiederinbetriebnahme der Combino-Niederflurtrams zu finden.

    Als erstes werden sogenannte „Schwenk-Wank-Lager“ bei den Fahrgelenken eingebaut. Sie dämpfen die Kräfteübertragung von einem Wagenteil auf den nächsten, was den Wagenkasten schont. Mittels Röntgenaufnahmen festgestellte Risse werden so behandelt, dass sie sich nicht weiter ausbreiten.

    Kombiniert mit anderen Massnahmen sollte dies ermöglichen, in absehbarer Zukunft weitere Combinos wieder in Betrieb zu nehmen. Siemens hat bisher provisorisch 11 Combinos freigegeben. Für die BVB steht selbstverständlich nach wie vor die Sicherheit an erster Stelle.

    Um die infolge des Combino-Ausfalls immer noch beengten Platzverhältnisse auf den Linien 2, 15 und 16 zu verbessern, erhielt die BVB von BERNMOBIL leihweise fünf achtachsige Gelenktrams. Sie werden ab Juli zusammen mit BVB-Anhängern auf den Linien 1 und 14 eingesetzt.

    Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis und dafür, dass Sie trotz der Unannehmlichkeiten mit uns fahren.


    Quelle: https://www.tramforum-basel.ch/www.bvb-basel.ch

  • Doch kein Aus für den Combino

    Weisen Sicherheitsmängel auf: Combino-Trams.

    Siemens will die Produktion der Combino-Trams umstellen, um weiteren technischen Mängeln vorzubeugen. Einen Produktionsstopp, von dem in den Medien bereits die Rede war, werde es jedoch nicht geben.

    «Wir können den Combino so wie er ist nicht weiter produzieren», heisst es bei Siemens. Einen Produktionsstopp werde es aber nicht geben, das Niederflurkonzept solle in jedem Fall weiter verfolgt werden. «Natürlich werden wir die technischen Veränderungen in die Sanierung einbeziehen.»
    Damit reagierte Siemens auf einen Bericht des Nachrichtenmagazins «Focus Money», in dem von einem Aus für den Combino und Plänen für ein Nachfolgemodell die Rede war.

    Beim Combino setzte Siemens auf eine Leichtbauweise. Bei der Entwicklung wurde aber die Belastbarkeit geschweisster Aluminiumverbindungen nicht richtig eingeschätzt. Wegen der Stabilitätsprobleme musste der Konzern zahlreiche Combino-Trams zurückrufen.

    In der Schweiz sind von diesen Problemen die Städte Bern und Basel betroffen. Sowohl in Bern wie in Basel erwarten die Verkehrsbetriebe weiterhin, dass die definitive Sanierung in der ersten Jahreshälfte 2005 beginnen wird.

    (Quelle: Tages Anzeiger Online)

  • Als ich in der Presse lesen konnte, die Combino bekommen jetzt Schwenk-Wank-Lager zwischen den Wagenkastenteilen und eine Anlenkung der Drehgestelle fiel mir sofort der Bericht von H. Hondius über den Cityrunner alias Flexity Outlook C für Linz im "Stadtverkehr" 7-8/02 ein. An diesem sind zwei von sechs Gelenken in beiden Achsen beweglich, er hat eine sog. Lemniskatenanlenkung der Drehgestelle und sein Wagenkasten besteht hauptsächlich aus Stahl...
    Als Fahrgast bin ich in diesen Fahrzeugen in Linz (900 mm-Spur) und in Lódz (Meterspur) bereits mitgefahren und war von diesen mehr überzeugt als vom unsanierten Combino, der den Fahrgast auf dem Eigentrassé Richtung Riehen kräftig durchschüttelt. Im Cityrunner habe ich auch keine der für den Combino so typischen Knirschgeräusche feststellen können.

  • Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, einem Berner Combino bei der Kurvanausfahrt zuzuschauen. Das Tram schaukelt dabei, wie wenn es aus einem Guss wäre! Die Gelenke sind offensichtlich sehr steif!

  • Bisher war allerdings das "Straßenbahn-Magazin", so sehr ich es sonst auch schätze, nicht besonders nah am Geschehen rund um die Combinos, ganz zu Beginn des öffentlichen Debakels zeigte die Redaktion ausserdem eine krasse Fehleinschätzung und auch seither zeigt sich ein gewisser Schutzeffekt gegenüber "Siemens".

  • @Gränzdrämmer: Das Heft "stadtverkehr" ist sogar noch um einiges schlimmer... fand man doch dort nur ganz winzige Randbemerkungen zu den Problemen mit den Combinos ;(;(

    Monate zuvor war jedes Heft überfüllt mit Combino-Infos, Vorbestellungen, Details zu den Längen... Monat für Monat viele Seiten immer wieder dieselben Listen ;( > und natürlich immer der Hinweis auf das "erfolgreichste Niederflurtram" > umso trauriger - bedenklicher, dass die Probleme dann praktisch keine Linie wert sind 8o8o

  • Basler Regierung genehmigt Sanierungsplan Combino

    (rm) Basel - Der Basler Regierungsrat hat die Sanierungsvereinbarung für die Combino-Flotte genehmigt. In der Vereinbarung sichert die Hersteller-Firma Siemens Schweiz den BVB zu, dass die Sanierungsarbeiten an allen 28 Combinos innerhalb von zweieinhalb Jahren abgeschlossen sein werden. Die Kosten der Sanierung gehen an Siemens. Gemäss Vereinbarung haben die BVB unter gewissen Umständen auch das Recht die Fahrzeuge zurückzugeben. Details der Vereinbarung werden jedoch vertraulich behandelt, so die Regierung.

    Quelle: basilisk.ch

  • Im entsprechenden Artikel der "baz online" (siehe Newsticker) steht unter anderem:
    "Der Konzern ist weiter verpflichtet, ab dem kommenden 11. Oktober der Stadt jederzeit 19 Trams und ab 2005 die komplette Flotte zur Verfügung zu stellen."
    Wie soll das gehen? Wenn einzelne Fahrzeuge nach Prag oder weiss ich wo zur Sanierung reisen und die ganze Aktion zweieinhalb Jahre dauert, wie soll dann ab 2005 die "komplette Flotte" zur Verfügung gestellt werden? Erhalten wir wie die Freiburger VAG evt. Siemens-Ersatzfahrzeuge?

  • versteh ich au nicht ganz. aber wären die Freiburger Ersatzfahrzeuge nicht sowieso für Freiburg gedacht gewesen?
    Ich meinte es sei eine abgebrochene Bestellung gewesen.