Combino-Krise: Presse, Siemens und BVB

  • Zitat

    Original von Martin 703
    1983/1984 beschaffte man mit den MB O305G ein bereits über mehrere Jahre bewährtes ERFOLGREICHES Produkt und blieb so von bösen Überraschungen verschont.


    Ausser, das sie mittlerweile den dritten (oder vierten oder fünften) Boden habe. ;) Solche Qualität in der Verarbeitung wie bei den FBWs gibt es wohl nicht mehr.... :(
    Zu den Combinos: Ob man heute mit dem Endlosflickwerk Cobra zufriedener währe...? Und was hätte die breite Bevölkerung wohl gesagt zu 70%-Niederflur, wenn anderswo doch 100% fährt? Ob sich wohl Cityrunner besser bewährt hätten nach 150000 km auf dem (anerkannt) schwierigen Basler Netz (Netzgeometrie)?? Wer kann das heute mit Sicherheit sagen?

  • Ja, die FBWs, das war noch echte Spitzenqualität. Selbst die kleinsten Details waren noch mit Schräubchen für Jahrzehnte befestigt :] :]

    Bei einigen Schrott-MAN fehlt hinten die Dachverschalung!! Ist aber auch kein Wunder, da nur noch zusammengesteckt oder zusammengeleimt :rolleyes::rolleyes:

  • Neues zu Siemens: Bei einem künstlichen Alterungstest in Prag an einem Freiburger Combino sei das Dach eingestürzt, schreibt der deutsche Kenner Winfried Wolf in der WOZ. Er deutet an, auf Grund von Verheimlichungen und einer Art falscher Solidarität mit Siemens seien - nach dem fristlosen Abgang des technischen Verantwortlichen in Potsdam - möglicherweise auch Direktionsstellen in Basel und Freiburg gefährdet. Technischer Verantwortlicher in Basel ist Marcel Kuttler, der von Wolf in anderem Zusammenhang erwähnt wird.

    Zitat

    Bisher gab es hinsichtlich der Gefahr, die bei den Combino-Trams drohe, Formulierungen, die an Radio Eriwan erinnerten (Frage: «Ist der Combino-Wagenkasten stabil?» Antwort: «Im Prinzip ja, insoweit er nicht instabil ist.»). Marcel Kuttler, Technik-Chef der BVB in Basel, erklärte, dass «Teile des Dachs auf die Fahrgäste stürzen können». Können. Aus zuverlässigen Unternehmenskreisen heisst es jetzt: «Das Dach ist bereits eingestürzt.»
    Bei einem Combino, das Ende des letzten Jahres mit einem Kilometerstand von 216 000 von Freiburg nach Prag in ein Siemens-Prüfzentrum überführt wurde, beschleunigten die Techniker auf künstliche Weise den Alterungsprozess. Sie versprödeten in einer Klimakammer das Material. Nach der Fahrt auf einer Teststrecke wurde bei Kilometerstand 230 000 der Versuch abgebrochen, weil das Tramdach teilweise einstürzte. Informationen über den Prager Tramdachsturz kursierten auch in Kreisen einiger Verkehrsbetriebe.
    In Abwandlung eines Spruchs, den der US-amerikanische Verbraucheranwalt Ralph Nader in den siebziger Jahren über den VW-Käfer sagte, muss für das Combino-Tram gelten: «Unsafe at any speed – unsicher bei jeder Geschwindigkeit.» Stattdessen galt in der Combino-Wagenburg die Parole: Schweigen, mauern, flicken.


    Demgegenüber verlautet innerhalb der BVB weiterhin, dass schon am kommenden Montag der oder die ersten Combino wieder in Verkehr kommen würden.
    Der vollständige WOZ-Text hier: http://www.woz.ch/wozhomepage/16j04/combino16j04.htm

  • Ich bitte darum, hier nicht mit ungerechtfertigten Verdächtigungen gegenüber den BVB-Verantwortlichen zu operieren. Auch das Gerücht des Dacheinsturzes glaube ich nicht. Vielmehr gehe ich, wie viele Baslerinnen und Basler, von der baldigen Wiederinbetriebnahme der Combinos aus. Die Gummikühe, Duewags und der 413 sollten alsbald aufs Altenteil. Das Neue bricht sich Bahn.

  • Die Düwags sind ja hauptsächlich unterwegs, um liegengebliebene Combinos in der Stadt herumzustossen :)) :))

    Solange wie jetzt hat es seit dem Jahr 2000 keine trambedingte (dazwischen zu 99 % Combino) Streckenblockierung mehr gegeben... das Geld für Billette konnte also ungehindert fliessen!!! :P:P

  • SIEMENS WILL FENSTER DURCH DICKERE RAHMEN VERKLEINERN / REPARIERTE BAHNEN FAHREN NICHT VOR FRÜHJAHR 2005
    Den Combinos droht Produktionsstopp


    VOLKMAR KLEIN
    Der Verkehrsbetrieb in Potsdam (Vip) kann möglicherweise keine weiteren Combino-Straßenbahnen mehr anschaffen. Hersteller Siemens prüfe einen Produktionsstopp für seine Niederflurbahnen im Werk Krefeld, berichtet die "Wirtschaftswoche" in einem Vorabbeitrag. Der Konzern hatte Rückstellungen für Haftungsschäden von knapp 200 Millionen Euro getätigt, doch könnte die Summe weit höher ausfallen und die Verkehrstechnik-Sparte ins Minus drücken, hieß es unter Berufung auf Industriekreise.

    Ein Konzernsprecher wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. "Es ist im Markt bekannt, dass wir diese Probleme haben", erklärte er. Über den aktuellen Sachstand wolle man erst bei der Halbjahres-Pressekonferenz in der kommenden Woche berichten. Joachim Stark, Sprecher der Siemens-Tochter Transportation Systems (STS), die den Combino baut, sagte, es gebe seitens der Konzernspitze keine Hinweise auf einen Produktionsstopp. Der Vorabbericht sei "reine Spekulation".

    Nach Stabilitätsproblemen mit den Aluminium-Wagenkästen hatte Siemens im März Bahnen mit mehr als 120 000 Kilometer Laufleistung aus dem Verkehr gezogen. Die meisten Anwender legten vorsorglich alle Combinos still. Allerdings bröckelt die Front. So haben Erfurt und Düsseldorf wieder Bahnen auf der Strecke. Seit Montag setzen auch die Baseler Verkehrsbetriebe (BVB) wieder fünf wenig gelaufene Combinos ein. Bei diesen habe man mit Röntgentechnik und chemischen Verfahren zwar Haarrisse gefunden, doch gebe es "absolut kein Sicherheitsrisiko", erklärte ein BVB-Sprecher. Allerdings müssten die Fahrzeuge jetzt alle 7000 Kilometer, also fast monatlich, aufwändig geprüft werden. Auf zwei weitere Trams mit geringer Laufleistung verzichte man, weil eine tägliche Prüfung nötig wäre.

    Beim Vip rechne man weiterhin damit, dass die Combinos nicht vor Ende März 2005 wieder fahren. Bis dahin müsse Siemens eine technische Lösung finden, die durch Gutachter der Anwendergemeinschaft und durch die Technischen Aufsicht freigegeben wird, bekräftigte Stadtwerke-sprecher Stefan Klotz gestern. Das gelte auch für den jüngsten Reparaturvorschlag, massive Verstrebungen in den Wagenkasten zu bauen, darunter doppelte Rahmen für die Portale zwischen den Wagenmodulen und für die Fenster, was den Lichteintritt deutlich verringern würde.

    Tatsächlich hat der Hersteller bislang die Ursachen der Instabilität nicht gefunden. "Es wird daran gearbeitet", sagte STS-Sprecher Stark gestern.

    Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/?id=168661&loc_id=155 / Märkische Allgemeine, 22.04.04

  • In der neusten Ausgabe der Personalzeitung "BVB-Facts" stellt Urs Hanselmann die Combino-Krise aus Sicht der BVB-Direktion dar. Dabei wird mir nicht ganz klar, weshalb die BVB an einer Reparatur der Flotte unbedingt festhalten und dabei alle dabei entstehenden Nachteile (kleinere Fenster, keine Garantie für weitere Schäden, Gewichtszunahme, Gleisabnützung ebenfalls nicht besser usw.) in Kauf nehmen wollen. Offensichtlich besteht nämlich die Möglichkeit der Wandlung, das heisst, die Fahrzeuge würden dem Hersteller unter Rückerstattung des Kaufpreises zurückgegeben.

    Hanselmanns Kollege Büttiker der BLT äusserte sich im Telebasel dahingehend, dass man aus Fehlern lernen und u. U. vom 100%-Niederflurfahrzeug wieder abkommen wolle. Die Wandlung wäre für die BVB eine ideale Möglichkeit, dies zu tun!

  • Pantograph

    Wandlung zu was?
    Wenn das Geld zurück kommt, muss man danach andere Trams beschaffen. Die Investitionen, für die bereits geleisteten Anpassungen der Depots, an die Combinos, werden dabei wohl sicher nicht zurückerstattet.

    Bin mit den Combinos auch nicht optimal zufrieden und froh, dass ich nicht die Verantwortung für den Kauf der Combino-Flotte trage.

  • Klar müsste man mit dem Geld neue Fahrzeuge beschaffen. Dass dies nicht innert Monatsfrist geht, ist mir auch klar. Es stellt sich einfach die Frage, ob man noch 30 Jahre (oder länger) mit nie endenden Flickwerken herumkurven will oder ob es nicht besser wäre, Nägel mit Köpfen zu machen. Noch besteht die Möglichkeit dazu. Die Vorinvestitionen können mindestens teilweise auch für andere Strassenbahnmodelle genutzt werden.

  • Ich behaupte:
    Kein Combino wird 30 Jahre alt!!!
    Ausser man lässt sie 28 Jahre davon rumstehen.

    Den Mut zu der Entscheidung die Combinos zurückzugeben, traue ich den BVB-Verantwortlichen nicht zu.

  • An Stelle der BVB ist es natürlich schwer jetzt zu entscheiden, sich vom Combino zu trennen. Es wäre einerseits das Geständnis, sich mit dem Combino völlig verannt zu haben. Andererseits ist bei einer Wandelung der Betrieb für mindestens drei Jahre nur unter extremen Bedingungen durchzuführen (Wagenmangel, dauerhafte Komforteinbussen).
    Eine Bestellung neuer Fahrzeuge kann erst erfolgen, wenn die Rückgabe an Siemens juristisch einwandfrei ist. Und das könnte dauern und fordert auch etwas Mut seitens der Direktion.
    Aber vorübergehend bestünden Abhilfemassnahmen: Z.B. der Kauf oder Einmietung von Berner Be8/8, vielleicht könnten auch die VBZ etwas Rollmaterial zur Verfügung stellen. Gleichzeitig favorisiert man den raschen Umbau von einigen B4 zu B4S. Einige Verkehrsbetriebe in der BRD haben noch sechsachsige Düwag herumstehen, in Mannheim werden die Be 4/12 sowie die B6 (DÜWAG-Gelnkanhänger) der RHB (Rhein-Hardt-Bahn) demnächst arbeitslos oder sind es bereits.
    Eine weitere Möglichkeit wäre auch der leihweise Einsatz der bereits gebauten Freiburger Combinos der zweiten Serie, die von der VAG abgelehnt wurden.
    Desweiteren steht in Belgrad noch immer der nicht benötigte Be 4/4 456 arbeitslos herum.

    Und dann entscheidet man sich zusammen mit der BLT nach eingehender Erprobung ein Niederflurtram, dass den Namen "Tram" auch verdient.

    Aber soweit ist man halt leider noch nicht, aber wer weiss, vielleicht kommt es ja doch noch zu einer Rückgabe. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben und wünsche mir lieber jetzt gleich ein Ende mit Schrecken als 28 Jahre lang Schrecken ohne Ende.

  • @ Renntrabi:
    Ich stimme dir bzgl. Trambetrieb zu. Dasselbe müsste man beim Trolleybusbetrieb tun: Die jetzigen erst achtjährigen Fahrzeuge erhalten, allenfalls welche zumieten (Bern, Luzern, Genf) - und allenfalls die bestehenden Trolleybuslinien (inklusive Einsatzlinie 31/34 via Habermatten) voll mit Trolleybus bestücken.

    Ich habe mir dabei überlegt, dass
    - erstens der Einsatz der langlebigen Trolleybusse bis 2010 billiger kommt, als wenn die kurzlebigen MAN-Busse leistungsmässig weiterhin ausgequetscht werden bis zum Anschlag des Gaspedals,
    - zweitens an neue Busse derzeit nicht zu denken ist, solange die Beschaffung neuer Trams denkbar ist,
    - und drittens der eine oder andere Dieselbus ja wirklich gute Einsatzdienste leisten kann für den Fall, dass wirklich mal ein Tramzug fehlt (z.B. bei Fussballspielen tagsüber werktags).

    Mit all den Massnahmen wäre die BVB endlich dort, wo man einen Verkehrsbetrieb erwartet: Beim bestmöglichen Einsatz aller Fahrzeuge, ohne dass der eigene Betrieb die einen schlechtmacht (Trolley) und die anderen hochpusht (Combino). Denn weder sind die Neoplan super noch die Combino miserabel - sondern sie müssten halt einfach so eingesetzt werden, wie es am besten, günstigsten und sinnvollsten ist.

    NB: Beim Schreiben kommt mir noch ein Schreckgedanke: Würde man die 15 Mio. Franken für neue Dieselbusse und das Abreissen von Fahrdraht, Masten und Sockeln verwenden, könnte das Geld genau dann fehlen, wenn notfallmässig doch noch neue Trams beschafft werden müssten. Kann man sich vorstellen, welch gefundenes Fressen dies für Tramfeinde in der Stadt wäre?

  • @Renntrabi

    Dein Beitrag hat mich gefreut. wäre doch lustig, einige Rote und Blau-weisse drämmli in Basel zu haben, aber ich glaube das einzige VBZ Tram welches in BS fahren könnte, wäre die Mirage.

    bei den Bernmobil Achtachser wüsste ich es nicht ob die Tauglich wären :)

  • Presse: Siemens muss Combino neu bauen

    Düsseldorf. AFP/BaZ. Der Münchener Elektro-Konzern Siemens muss für seine defekten Strassenbahnen erheblich mehr aufwenden als bislang veranschlagt. Einem internen Bericht des Unternehmens zufolge müssen alle 450 weltweit verkauften Strassenbahnen vom Typ "Combino" mit Ausnahme des Räderwerks völlig neu gebaut werden, berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Dienstagsausgabe).
    Einsturzgefahr?

    Damit würden die 368 Millionen Euro an Rückstellungen, die der Konzern für die Reparatur der Fahrzeuge bislang gebildet hatte, bei weitem nicht ausreichen. Laut Bericht ist vor allem der Aufbau der Strassenbahnen falsch konstruiert worden. Derzeit lägen grosse Teile der Combino-Flotte deutschlandweit still, weil Siemens Einstürze der Fahrzeug-Dächer nicht ausschliessen könne. Die Stadt Bochum ist bereits aus dem Liefervertrag mit Siemens ausgestiegen. Düsseldorf hält noch an der Lieferung fest.

    [Quelle: BaZ Online]

  • SIEMENS-STRASSENBAHNEN

    Fehlkonstruktion ist nicht zu retten

    Mit seinem Straßenbahn-Modell Combino hat der Münchner Elektro-Konzerns Siemens seinen guten Ruf aufs Spiel gesetzt. Die Waggons sind so schlecht konstruiert, dass sie nicht einmal mit nachträglichen Verbesserungen zu retten sind. Der Schaden geht in die Millionen.



    DPA
    Durch Mängelbeseitigung nicht zu retten: Siemens-Straßenbahn Combino

    Düsseldorf - Die technischen Probleme bei den Combino-Zügen sind bereits seit längerem bekannt, nach wie vor wird aber über ihr Ausmaß gerätselt. Genauere Auskunft darüber gibt ein interner Bericht des Unternehmens, der der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" vorliegt. Danach müssen alle 450 weltweit verkauften Combino-Straßenbahnen mit Ausnahme des Räderwerks völlig neu gebaut werden. Die Rückstellungen in Höhe von 368 Millionen Euro, die der Konzern für die Reparatur der Fahrzeuge bislang gebildet hatte, würden dafür bei weitem nicht ausreichen.

    Wie das Blatt berichtet, ist vor allem die Karrosserie der Straßenbahnen falsch konstruiert worden. Große Teile der Combino-Flotte seien derzeit deutschlandweit stillgelegt, weil Siemens Einstürze der Fahrzeug-Dächer nicht ausschließen könne. Die Stadt Bochum sei bereits aus dem Liefervertrag mit Siemens ausgestiegen. Düsseldorf halte noch an der Lieferung fest.

    Welchen finanziellen Schaden das Desaster tatsächlich anrichten wird, will der Konzern allerdings noch nicht beziffern. "Wir können dazu momentan keine Aussage treffen, das wäre derzeit reine Spekulation", sagte eine Sprecherin von Siemens Transportation Systems (TS) am Dienstag auf Anfrage. "Dieser Betrag, der da genannt wird, ist eindeutig zu hoch." Auch gebe es hinsichtlich der Bewertung möglicher Lasten keinen neuen Sachstand.

    Zugleich wies die Sprecherin Angaben des Blatts zurück, wonach der Konzern die bereits in Betrieb befindlichen Züge mit Ausnahme des Fahrwerks komplett neu aufbauen muss. "Wir arbeiten an einer Sanierung von diesen Wagenkästen", sagte sie. "Das ist aber nicht die Richtung, in die es derzeit geht."

    Im abgelaufenen Quartal 2003/04 (zum 31. März) hatten unerwartet hohe Rückstellungen in der Siemens-Bahntechniksparte das Gewinnwachstum des Konzerns belastet. Die Münchener hatten hier in dem Zeitraum Sonderbelastungen von 364 Millionen Euro verbucht, wovon 296 Millionen Euro auf das Segment "Mass Transit" - also praktisch die Combino-Züge - entfielen. Bereits im Vorquartal hatte Siemens zudem Rückstellungen gebildet, deren Höhe aber nicht beziffert worden war. Ursprünglich waren für das Gesamtjahr 2003/04 lediglich Rückstellungen von unter 200 Millionen Euro angekündigt gewesen.

    Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,300289,00.html