Combino-Krise: Presse, Siemens und BVB

  • "Seit zwei Wochen ruckeln wir in museumsreifen Trams herum, müssen stehen" >>> bei den SBB gibts auch kein Anrecht auf einen Sitzplatz!! Scheint wohl nicht so viel mit dem ÖV unterwegs zu sein... so könnten ja fast alle Pendler oder Reisenden auf Hauptstrecken wie Chur - Zürich - Bern usw. Rabatte verlangen... "Transportpflicht = NICHT sitzplatz-pflicht"... und im Gegensatz zur Eisenbahn gibt es beim Tram im Minutentakt die Chance auf einen freien Sitzplatz :rolleyes:

  • Jaja, ich hab heut auch geglaubt, ich seh nicht recht, was der Baselstab da auf seinem Titelblatt hat. Es ist ja recht, wenn man sich mit der gegenwärtigen Situation auseinandersetzt. Aber die Forderung ist komplett durchtrieben, dem Kunden kann es wurscht sein, in was er transportiert wird. Theoretisch zumindest. Praktisch schreit man natürlich jetzt nach Niederflur: "Sisch scho cheibe hoch zum uusstiige - verdelli". Die Forderung nach "Wiederruf des Artikels" finde ich nicht nötig. Es ist in unserem Lande Pressefreiheit und das Blatt stellt einfach eine Frage. Die BVB hatte ja auch eine Antwort parat. Zudem ist es in der Tat unqualifiziertes Geschnattere, die Tarifstruktur kann nicht von heute auf Morgen verändert werden, zumindest nicht, wenn sie von allen abgesegnet werden sollte.

    Fährt man ein bisschen herum, kann man die verschiedensten Sachen sehen. So zum Beispiel die überforderten Mütter, welche ratlos einer Düwag-Komp. hin- und herlaufen und einen Nf. Einstieg suchen. Enttäuscht und fragende Blicke streifen doch noch einmal dem rappelvollen 8er entlang, obs nicht doch irgendwo ein bequemeres Loch gibt, wo man den riesigen Kinderwagen samt Plunder hineinrollen könnte... Dieser Vorfall hat ein Lachen auf mein Gesicht gezaubert. Und am Claraplatz stapeln sich die Kinderwägen bereits draussen, aber es geht nichts mehr rein! Während ich schon früher immer behauptet hab, dass der netzweite Niederflurtrend mehr Kinderwägen angezogen hat, wurde ich oftmals dahingehend unterrichtet, dass man ja nichts dafür könne, wenn man einen Kinderwagen dabei hätte und es bestimmt nicht mehr Kinderwägen in Tramwagen gäbe. Aber jetzt fällts eben doch plötzlich auf, an jeder dritten Haltestelle bleiben ab und an Leute mit einem solchen Ding zurück, weil es a) entweder keinen Platz mehr auf der Heckplatform hat, b) weil niemand hilft zum Einladen oder c) die Abfertigung dermassen rasch erfolgt ist, bis sich dass Frau oder Mann entschieden hat, durch welche Porte man doch am besten eingeladen hätte. So, ein bisschen Öl ins Feuer.

    Ansonsten ist der Rollmaterialeinsatz ein Traum. Es kommt mir vor, wie eine Fee gefragt hätte, "was wünschst du dir?". Die BVB ohne Combino. Und so kommt es. Der 413 ist herrlich, ein wunderbarer Anblick, wie so plötzlich wieder verschwundene Geräusche über den Aeschenplatz tönen und Scherenbügel am Steinenberg auftauchen. Ich habe nicht den Eindruck, dass sich das Gros der Leute an dem Wagen stört. Ich habe verschiedene Gesichter gesehen, die schmunzelnd an den Haltestellen stehen und gerne in den Wagen einsteigen. Es zeigt sich einmal mehr, wieviele Leute benötigen denn tatsächlich 100 % Niederflur?

    Ach ja, noch ein Tipp für die BVB. Da ja der 12er nicht fährt, könnte man im Leitsystem die Daten für den 12er mal kalt stellen? Das DFI am Barfi zeigte stolz die ausfahrenden 12er an. Ein Detail, musste grinsen.

  • 413 ist Kult! Auch heute wieder viele Schüler erlebt, die wegen der legendären "Kiste" explizit in den 413er wollen :]

    @ pristi stanice...: sehr eng war :D es aber auch in den 6er/8er Combinos in den Feierabendstunden... und es hatte auch dort teilweise keinen Platz mehr. Der Fahrgastfluss scheint mir am besten in den Ysebähnli und Be4/6s. Die "Konferenzbestuhlung" > 3+2 in den Combinos war sowieso aus Sicht des Fahrgastflusses eine Fehlplanung... (aber ich weiss auch nicht, weshalb im 8ter Morgen für Morgen Tram-Wanderungen durchgeführt wurden... war wohl im 6er nicht besser ?( )

    Mittlerweile verkehren ja auf allen Linien wieder Nf-Fahrzeuge, auf der L8 nur zwei Doppel-Düwag... dazu noch durch zwei Nf-Kurse getrennt... Wartezeit für Nf hielt sich also in Grenzen :]

    Wieso brauchen einige L6/L8-Be4/6s-Züge eigentlich einen Nf-Anhänger? Könnte man diese nicht hinter die 2er und 15/16 hängen? 645 fuhr ja auch lange mit 1485 und 1490 umher ?(?(

  • Leider wurde bei der Fusion von Baslerstab und doppelstab von letzterem lediglich der Blick-Sensations-Journalismus übernommen. Bereits oft haben die offensichtlich öV-unfreundlichen Journalisten grundlos gegen die BVB geschossen. Der gute alte Baslerstab wird je länger je unsympathischer und schleichend zu Grunde gerichtet! Ich benutze ihn lediglich noch um das Cheminée anzuheizen oder zum - na, lassen wir das...

  • Heftige Reaktionen auf Baslerstab-Artikel
    «Was soll das Gemecker?»


    «BVB-Tickets: Gibts jetzt Ermässigung?», titelte der Baslerstab in seiner Ausgabe vom Mittwoch. Und er provozierte damit heftige Kritik von BVB-Anhängern. Sogar aus Chur und aus Italien meldeten sich aufgebrachte Leser.

    Fabian Richard bringt auf den Punkt, was viele Basler denken: «Den BVB gebührt ein hohes Mass an Respekt, bedenkt man, mit welcher Bravour sie diesen Vorfall bisher meisterten.» Er findet den Fahrkomfort der alten Trams teilweise «um Meilen besser als die der Rumpelkiste Combino».
    Harte Worte findet Peter Meier : «Basel tickt anders, der Baslerstab gar nicht mehr», findet er. Sein Vorschlag: «Jedes Drämli wird angeschrieben: Baujahr, Zahl der Steh- und Sitzplätze (Holzklasse, Leder, Kunstleder, versprayt, mit Senf verschmiert), Achsenzahl, Lärmdezibel, Revisionen, Haarfarbe und Alter der/des Wagenführers/in. Jeder Fahrgast bekommt einen Kleincomputer und rechnet nach einem vorher gesetzlich festgelegten Schlüssel den Fahrpreis aus. Bei den gelben BLT-Tramwagen (alle ohne Niederflur) kommt ein Aufschlag von zehn Prozent dazu.»
    Für «absolut überflüssig» hält Heinz Meier die Frage nach einer Ticketpreis-Ermässigung. Sein Fazit: «Scheinbar sind die durch die Kosmetikindustrie mit den Salben und Cremen verwöhnten Pos nicht mehr hartes Sitzen gewohnt.» «Was soll dieses permanente ewige Gemeckere wegen Kleinigkeiten», will H. J. Rüdiger wissen. Maria Kahl schreibt: «Herrlich, ich als Ausländerin liebe eure rumpeligen, schnaufenden Trams. Wir haben in Düsseldorf diese schnellen, leise surrenden Flitzer – aber eben keine Nostalgie.»
    Nein zu einer Ermässigung sagt auch Stefan Wehrli . Er schlägt dafür «einen fakultativen Oldtimer-Zuschlag zugunsten eines Tram-Museums» vor.
    Hans-Marcel Frey meint: «Generationen sind auf Holzsitzen gefahren und haben trotzdem überlebt. Beweis dafür sind die heutigen AHV-Probleme.» Die Fahrpreise zu ändern sei «keine gute Idee», findet auch Sandra Progano. «Aber vielleicht würden sich die BVB überlegen, mal einen Gratistag während dieser unkomfortablen Zeit zu machen», so ihre Anregung.
    «Ich denke, wir sind schon eine sehr verwöhnte Gesellschaft, dass wir erwägen, einen günstigeren Fahrpreis verlangen zu wollen, nur weil wir zurzeit nicht in ‹high sophisticated› Drämli fahren können», gibt sich Denise Weingartner betroffen.
    Für «nicht gerechtfertigt» hält Stephan Schnider vom Tramclub Basel den Artikel: «Die Aussagen stimmen zwar, jedoch muss man bedenken, dass sich die BVB die grösste Mühe geben, trotz 28 fehlender Trams den Fahrbetrieb aufrecht zu erhalten.» Florian Camenzind hält den Artikel schlicht für eine «Frechheit».
    An Jugendzeiten erinnert fühlt sich Diego Persenico . «Einem alten Knacker wie mir macht es nichts aus, wieder einmal auf einer Holzbank zu sitzen, und wenn noch meine Frau dabei ist, fühle ich mich wieder wie ein 20-Jähriger!» Eine Fahrpreis-Ermässigung hält Persenico für nicht nötig. «Aber wenn die Combinos wieder in Betrieb sind, könnten die BVB-Kontrolleure den Fahrgästen ein Lächeln und eine Rose schenken anstelle einer Kontrolle.»
    «Keine Ermässigung. Der Fahrplan hat sich nicht geändert. Ich stehe genau soviel wie vor den Ausfall der Combino-Trams», erklärt Elena Mores . Kritik an den BVB übt R. Kestenholz . «Leider eine Schande, dass so viel Geld in neue Trams investiert wurde, die scheinbar nicht ohne Fehler sind. Ausbaden dürfen dies nun die Kunden, und die BVB foutierten sich total, so mit der läppischen Bemerkung: ‹Wir geben nur die Garantie, dass die Kunden befördert werden, aber nicht mit was für einem Material.› Was ist das denn für eine Aussage?»

    René Haenig

  • "Wir geben nur die Garantie, dass..."

    Wenn die Aussage von Herrn Marrer so wie sie Wort für Wort in dem Artikel steht, auch wortwörtlich von ihm stammt, war die Formulierung für die heutige, ach so sensible Oeffentlichkeit natürlich wenig gelungen, auch wenn sie inhaltlich völlig richtig ist.
    Was wir dabei natürlich nicht wissen, ist auf welche hintertriebene Art und Weise dieser Haenig sein Interwiev geführt hat.
    Bei dem nachfolgenden Artikel über die "supermoderne" Freiburger VAG wurde nämlich schlichtweg unterschlagen, dass die momentan ältesten Fahrzeuge zwar von 1981 stammen, jedoch teilweise mit Plastik-Hartschalensitzen ausgestattet sind!

  • Im Telebasel-Beitrag darf man noch die beschriftete "Guggummere" 659 als L16 an der SL geniessen... daneben überholt ihn ein 1er-Doppel-Düwag :] Zu dieser Zeit gabs ja auch nur wengige resp. gar keine Combinos :D

  • Heute hat es im Regioteil der BAZ einen interessanten Bericht über die Combino-Krise.

    Für alle Nicht-Basler oder die keine Baz haben,hier ein Abdruck des Artikels

    Bald nur noch Basel vertraut Siemens
    14 von 17 Städten wollen die Combinos endgültig aus dem Betrieb nehmen. Nur Basel und Potsdam halten an ihnen fest, und in Bern kursieren die noch neuen Tramzüge vorläufig weiter. Die Schäden sind schon seit längerer Zeit bekannt - doch lange wurden sie verschwiegen.


    Basel. Die Combino-Affäre hätte auch im Basler Neubad ihren Anfang nehmen können. Im Februar 2003 beklagten sich Anwohner der Endstation der Linie 8 über den Lärm der Tramzüge. Die BVB versprachen umgehend, etwas dagegen zu unternehmen.

    Entschlossener handelten im Frühjahr 2003 Bürger von Potsdam. Auch sie ärgerten sich über den Combino, der vor ihrer Haustüre lärmte. Eine Nachbarschaftsinitiative nahm sich der Sache an. In der Konsequenz resultierte aus der Initiave ein Gutachten des Nahverkehrsexperten Dieter Doege, der dem «Combino im Städtevergleich» ein vernichtendes Urteil ausstellt - und zwar nicht wegen der Lärmemissionen, sondern wegen Sicherheitsmängeln: «Im harten Alltagsbetrieb entstehen zwischen den Fahrzeugteilen offensichtlich unterschätzte Stellkräfte, welche die Festigkeit des Aluminium-Wagenkastens überstiegen haben.»


    Kritiker eingeklagt


    Die Kritik von Doege wurde ungern gehört. Die Potsdamer Verkehrsbetriebe klagten Doege gar ein, wie der Potsdamer Journalist Winfried Wolf recherchierte. Wolf war es auch, der gestern Donnerstag in der «Wochenzeitung» die grösseren Zusammenhänge des «Tramcrashs» aufzeichnete.
    Schwierigkeiten mit dem Combino machten allerdings auch Siemens zunehmend zu schaffen. Das Unternehmen versuchte jedoch, die Ursachen jeweils bei den lokalen Besonderheiten zu suchen. In Amsterdam waren es die Brücken über die Grachten, die schwer zu meistern waren; in Augsburg lag es an den engen Kurven; in Freiburg vielleicht am ruppigen Fahrstil der Chauffeure. Auch in Basel traten im Sommer 2003 ernsthafte Probleme auf. Es zeigten sich Risse in den Portalbögen. Die BVB informierten nicht.
    Am 17. Dezember kam es im Frankfurter Flughafenhotel Sheraton zu einer vertraulichen Aussprache, die von Siemens zur «Kundenpräsentation» stilisiert worden ist. Die Mängel waren nicht mehr unter der Hand zu beheben, auch die Vertreter der technischen Aufsichtsbehörde waren vor Ort. Siemens hatte den Nürnberger Experten Ulrich Hachmann von der LogoMotive GmbH vorgeladen. Dieser sprach von «katastrophalen» Rissen in den Schwenkgelenkkonsolen. Siemens versprach Abhilfe. Die Sanierung dauere drei Wochen pro Fahrzeug, wenn jeweils zehn Mann daran arbeiteten.
    Die Sanierungsmassnahmen sollten vom Institut für Materialforschung und Anwendungstechnik in Dresden begutachtet und in Prag konkret getestet werden. Zu diesem Zweck transferierte Siemens den siebenteiligen Freiburger Combino nach Tschechien. Alles schien einen geregelten Gang zu nehmen. Im Februar publizierten die BVB eine Beschwichtigungsmeldung: «Garantie-Arbeiten an BVB-Combinos» seien im Gange, die definitiven Massnahmen würden «auf Herz und Nieren geprüft».
    Die grosse Zerlegung in Prag wurde zur Katastrophe. Im «Mittelmodul Nr. 2» waren von insgesamt 28 Verbindungsknoten 10 «visuell als defekt identifiziert». Über die längst bekannten Schäden konnten die Techniker nicht mehr hinwegsehen. Exaktere Prüfungsmethoden wurden schon gar nicht mehr eingesetzt. Siemens musste die Notbremse ziehen und die Combino-Flotte am 12. Februar stilllegen lassen.


    Nadelrisse noch und noch


    Nun traten die Krisenmanager von Siemens auf den Plan. Ein Krisenstab wurde eingesetzt und die Presseabteilungen der einzelnen Verkehrsbetriebe angewiesen, wie die lokalen Medien am besten ins Bild gesetzt werden sollen. Die BVB kommunizierten daraufhin, «dass an der weltweiten Combino-Flotte bisher noch nicht bekannte Schäden im Bereich der Tür- und Fensterverbindungen aufgetreten sind». Später erklärten die BVB, «bei vier von 40 bis 50 überprüften Stellen seien Nadelrisse festgestellt worden».
    Nun musste auch den technischen Laien in den Management-Etagen der Verkehrsbetriebe klar geworden sein, dass der Aluminium-Combino instabil ist: Da die ganze Technik des Niederflurtrams auf dem Dach aufgetürmt ist, wirken bei jeder Beschleunigung und jeder Bremsung starke Kräfte zwischen dem Tramboden und der Dachkonstruktion. Die Winkel, die das Gehäuse stabiliseren sollen, halten dem Druck nicht stand. Genau dies hatte Doege im Sommer 2003 bereits beschrieben.


    Schadensbegrenzung


    Von einer schnellen Lösung sind die Siemens-Techniker weiter entfernt denn je. Statt Lösungen zu präsentieren, werden nur noch mögliche Verfahren vorgestellt, wie das Ausmass der Schäden überhaupt erkannt werden kann. Doch noch am 19. März lagen «keine positiven Ergebnisse vor», welche Methode hilfreich sein könnte. Am 30. und 31. März wollten sich Siemens und die Combino-Betreiber zu einem gemeinsamen Vorgehen einigen. Gemäss der BaZ vorliegenden Informationen liegen die Positionen der Städte weit auseinander. Eine Mehrzahl der Städte glaubt nicht an eine Erfolg versprechende Sanierung der Combinos. Ausnahmen bilden Potsdam und Basel, die beide an den Siemens-Errungenschaften festhalten wollen. BVB-Direktor Urs Hanselmann will sich zu den Gesprächen nicht äussern. Auch nicht dazu, weshalb Basel zu einer anderen Einschätzung der Situation kommt. Er vertraut Siemens: «Es gibt Erfolg versprechende Sanierungsansätze.»

  • Nach dem sehr guten Bericht der heutigen BaZ (siehe Newsticker) zeigen sich doch einige Parallelen zum Trolleybus... aus lauter Stolz wurden die Probleme immer wieder schöngeredet. "Ja, wir können alles sanieren... es sieht gut aus" usw. Weshalb steht denn beispielsweise "Die leise Revolution", also Trolley 923, seit Monaten still... nach nur einem Drittel der Schweizer Lebenserwartung... danach hätte es für ihn sicher noch ein weiteres Aufgabengebiet im Osten gegeben.

    Auch musste man unbedingt wieder zu den ersten gehören, die ein neues Fahrzeug einsetzen... Es hatte zwar viele offene Bestellungen, aber unterwegs war das Fahrzeug nirgendwo bereits über längere Zeit. So war es auch schon bei den MAN, die bereits auseinanderfallen. Hut ab vor der AAGL, die nach den anfänglichen Problemen mit den Citaros nochmals das Vorgänger-Modell, den MB O405GN beschafft haben!

    Nach diesen Problemen mit den Combinos werden mit Sicherheit dei nächsten und nächsten und nächsten folgen... wenn man bedenkt, wie zuverlässig die Oldieflotte die aktuelle Situation meistert und seit Tagen alle 22 fahrbereiten BVB-Düwags unterwegs sind. Der Fahrplan kann nur eingehalten werden, weil sie nicht von Problem-Combinos aufgehalten werden (Neu-Aufstarten... Totalausfall usw.)!!

    In Bern wollte man vor Inbetriebnahme der Combinos Personal abbauen, da die neuen Trams so pflegeleicht seien :D

  • Ich verstehe auch nicht, warum sich die BVB als einziger Verkehrsbetrieb neben Potsdam hinter die Combinos stellt. Klar ist doch: Auch nach einer "Reparatur" (wie soll die eigentlich bei so grundlegenden Strukturfehlern möglich sein...?) werden die Combinos anfällig bleiben, der nächste Rückruf kommt bestimmt. Und wenn es tatsächlich einmal zu einem Unglück kommen sollte und den Leuten dabei das Dach auf den Kopf fällt, werden sich die BVB vor Millionenforderungen kaum schützen können.

    Deshalb wäre es ehrlicher, jetzt nicht an etwas festzuhalten, hinter dem selbst der Hersteller nicht steht! Sinnvoll ist: Alle Trams zurückgeben, voller Schadensersatz, Überbrückung mit dem jetzigen Material und zusätzlichen geliehenen Reserven, Bestellung neuer Trams ab 2006. Alles andere wäre Augenwischerei.

    Man fragt sich freilich, was die BVB-Verantwortlichen in den letzten Jahren umtreibt. Da werden ungeeignete Trams, Trolleys und Busse (die Bezeichnung "Flüsterbusse" für die schon nach wenigen Wochen super-lärmigen Neuanschaffungen ist ja wohl ein Witz) beschafft, da möchte man sich aus kurzfristigsten Erwägungen vom Trolley trennen, obwohl der Benzinpreis überall steigt und in Zukunft weiter steigen wird. Wer hat eigentlich bei den BVB das Sagen? Verantwortungsbewusste Verkehrsexperten oder doch Ökonomen mit einem Horizont, der kaum über den nächsten Tag hinausreicht?

  • Vergleiche zwischen Combino, Neoplan und MAN sind etwas heikel.

    Im Prinzip würde ich MAN mit Combino vergleichen. Aus Stuttgart selber (MAN-Filiale) ist hinter vorgehaltener Hand zu vernehmen, dass die Basler MAN viel schlechter dran sind als geglaubt: zweiter Motor trotz vertraglicher Langzeitgarantie für den ersten; teilweise kein Katalysator, obwohl damit geworben wird; mit überteuerten Ersatzteilen und vielen Verschleissschäden. Man spricht von verkürzter Lebenserwartung einer sowieso billig gebauten Serie. Die zuständigen Stellen schweigen darüber. ("Deine" alten Busse, Martin, fahren und fahren und fahren.) Sind die MAN also Aluminium-Schrott wie die Combino?

    Neoplan: Sind laut Chauffeuren in besserem Zustand als behauptet. Man lasse den 923 rumstehen, obwohl er mit wenigen neuen Teilen wieder fahren könnte - es fehlt offenbar unterflur ein Verbindungsstück. Von Chauffeuren hört man, die BVB drücke sich um die Konstruktion nicht mehr serienmässig vorhandener Teile, obwohl ein kleiner Hersteller dies kostengünstig machen würde. Hier scheint eher die Politik das Fahrzeug schlecht zu reden.

    Demgegenüber fährt Schweizer Qualität ("SwissTrolley", "Swiss" Trams) problemlos Jahr um Jahr. Der Swisstrolley von Hess/Bellach soll auf eigens für Trolleybusbetrieb konstruierte Chassis gestellt und auch sonst robust sein, während andere Trolleys eher billige Dieselbusse mit Trolley-Zusatz seien. Daher halten Swisstrolleys 25 bis 35 Jahre, ähnlich wie "Swiss" Trams.

    Die Forderung müsste jetzt sein: Nichts ändern an Tram und Bus, und erst wenn die Busse am Ende sind (die Neoplan sollen noch lange halten), an Ersatzbeschaffung denken. Ganz falsch wäre es, jetzt zusätzliche Dieselbusse zu kaufen als Combino-Ersatz.

  • @ Gränzdrämmler:

    Wollte die Verkehrsträger nicht miteinander vergleichen, sondern darauf hinweisen, dass man aus 1993 - 1995 nicht viel gelernt hat...

    1995 "juhui, haben als erste die SUPERTOLLEN, SUPERLEISEN, SUPERMODERNEN Neoplan-Trolleys... sogar mit Klima"

    Stand 2004: "Abschussliste"


    1995 "juhui, haben nun SUPERSAUBERE Gasbusse"

    Stand 2004: Die Gasbusse sind an vielen Orten durch MAN ersetzt worden und dort, wo sie (noch) laufen (Nachtdienst L34) werden sie von der Bevölkerung wegen ihrem extremen Lärm "verjagt".


    1999: "juhui, wir haben den "Bus of the Year 1999" bestellt..." (später wurde von der BVB geschrieben, wie toll diese wären... im Gegensatz zum Angebot eines "anderen" Anbieters (Mercedes Citaro 1. Serie), die überhaupt nicht liefen...

    Stand 2004: siehe Bericht vom Gränzdrämmler


    2000: "juhui, jetzt bekommen wir die BESTEN und ERFOLGREICHSTEN (punkto offenen Bestellungen) Trams"... die Nf-Trams der (heute mittlerweile vielen) Konkurrenten von Siemens existierten erst auf Plänen

    Stand 2001/2002/2003: Viele Kinderkrankheiten, diverse Streckenblockierungen usw.

    Stand 2004: Das endgültige Aus... vielleicht wären doch die Trams auf den Plänen doch nicht so schlecht gewesen...

    Zusammengefasst: Weshalb muss Basel immer zu den ersten Bestellern gehören? Wäre es nicht sinnvoller, bei so grossen Investitionen noch 2 - 3 Jahre zu warten, bis sich ein Produkt bewährt hat? Früher schien dies noch so gewesen zu sein: 1983/1984 beschaffte man mit den MB O305G ein bereits über mehrere Jahre bewährtes ERFOLGREICHES Produkt und blieb so von bösen Überraschungen verschont.

  • Naja, ich weiss nicht, aber beispielsweisse sind gewisse Defekte sicher auf die extrawürste der BVB zurückzuführen.

    Bsp. MAN
    ---------

    In vielen Städten, Dörfer, wie auch immer, laufen sie gut.
    Aber nein, die BVB finden angeblich die herkömmlichen Drucklufttüren zu teuer und wählen die günstigeren Elektrotüren, (so viel ich weiss, als erster Betrieb), folgen: Die Türen spinnen, gehen entweder gar nicht auf, oder öffnen sich während der Fahrt.

  • Ein damit zusammenhängendes Problem ist leider auch, dass man die Garage Rank als "Kompetenzzenter" für MAN "verkaufte".

    etzt werden Postautos und Privatfahrzeuge vorgezogen - man ist ja für teure Verträge verpflichtet -, muss auch überteuerte Ersatzteile bei MAN beziehen statt günstigere und ebenso gute via Internet, und man "muss" die Neoplan rumstehen lassen. (Obwohl ja Neoplan auch zu MAN gehört.)

    Das alles ist etwas krank und kostet den Steuerzahler nur Geld, ohne Fahrgästen oder Fahrpersonal zu nutzen.

  • Zitat

    Original von Martin 703

    Stand 2004: Das endgültige Aus... vielleicht wären doch die Trams auf den Plänen doch nicht so schlecht gewesen...

    Zusammengefasst: Weshalb muss Basel immer zu den ersten Bestellern gehören?

    Auch ich finde die Combino-Bilanz mehr als ernüchternd. Doch lieber Martin, Dein Votum ist doch etwas widersprüchlich, wurde doch dem Combino der Vorzug gegeben, weil er nicht nur billiger, sondern auch schon weiter verbreitet war.

    Gränzdrämmler: die immer wieder vergötterten Düwag (zu Recht oder zu Unrecht sei hier anhingestellt) sind auch keine "Swiss-Trams". Es sei daran erinnert, dass sich damals der Düwag aus ähnlichen Gründen wie später der Combino gegenüber der Alternative der Schweizer Industrie durchsetzte. In der Öffentlichkeit stieg darauf die Polemik, der Düwag sei aus zu dünnem Blech gefertigt, während dem der SIG-Wagen viel resistenter sei. Das Ende der Geschichte ist bekannt.

    Moral der Geschichte: Der Combino-Kauf war ein Fehler, doch ist daraus niemandem ein Strick zu drehen, denn die Entscheidung war durchaus konsistent mit der bisherigen, erfolgreichen Strategie.

    Gruss

    464

  • Das Debakel um die 100 Millionen Franken teuren Combino-Trams könnte auch zum finanziellen Desaster für den Kanton Basel-Stadt werden. Dies befürchtet Urs Müller, Grossrat der linken Gruppierung BastA, nach Gesprächen mit BVB-Mitarbeitern und Experten für öffentlichen Nahverkehr.

    Basel hat zwar einen «hervorragenden Vertrag» mit Siemens, wie sich Regierungsrat Ralph Lewin ausdrückt. Er glaubt, Basel könne die 28 aus Sicherheitsgründen stillgelegten Trams zurückgeben, falls sie tatsächlich nicht saniert werden könnten. Urs Müller dagegen ist skeptisch. Er befürchtet, dass die Herstellerin der Combinos, die «Siemens Transportation Systems (STS)», Konkurs gehen könnte. Dies ist denkbar, wollen doch 14 von 17 Städten ihre Combinos endgültig aus dem Betrieb nehmen und das Geld zurückfordern (BaZ vom Samstag).

    Bei einem Konkurs ist laut Müller nicht garantiert, dass die Siemens als Gesamtkonzern für die Herstellerin STS haften würde.

    «Dies ist überhaupt kein Problem », kontert Ralph Lewin: «Wir haben einen Vertrag mit Siemens Schweiz
    AG, nicht mit der STS.» Er habe keine Hinweise, dass die einzelnen Sparten der Siemens eigene Rechtspersönlichkeiten sein könnten. Siemens besitze 23 Milliarden Euro Eigenkapital: «Die werden nicht einfach eine Tochtergesellschaft Konkurs gehen lassen.» Dies laut Lewin schon deshalb nicht, weil niemand Produkte einer Firma kaufen würde, die sich um ihre Haftung drückt.
    Jetzt fordert Basta: Die BVB sollen den geplanten Kauf von neuen Bussen aufschieben, bis klar sei, ob Basel einen finanziellen Schaden erleiden wird.

    Quelle Baz vom 5.4.2004

  • Jede Erfolgsserie hat einmal ein Ende. Und bei der BVB-Fahrzeugbeschaffung wurde des Ende eingeläutet mit den Flüster-Trolleys und den Guggummern-Sänften. Der Einzige Höhepunkt bezüglich Fahrzeuge in den letzten 20 Jahren war der Umbau der Anhänger zu Sänften. Und dies war im eigenen Haus. Ein Bravo in die Werkstatt. Ein Pfui auch nach Pratteln.

    Aber, da es hier um Combinos gilt: In Erfurt und in Ulm sollen bereits wieder einzelne Combinos unterwegs sein.

  • @ 464:

    Bei Bestellung der Basler Combinos waren andernorts erst ganz wenige bis keine unterwegs. Die Serie wurde zwar als erfolgreiches Nf-Tram gelobt, dies jedoch einzig punkto offenen Bestellungen. (Ref. diverse "stadtverkehr")