Combino-Krise: Presse, Siemens und BVB

  • Auf der Seite Combino Hompage wurde der link "erprobt" deaktiviert. Der dort abrufbare Inhalt würde zur Zeit wohl eher zynisch klingen. :D
    Die Rubriken "attraktiv", "flexibel & modular" und "wirtschaftlich" funktionieren noch.
    Ob der Link zu "wirtschaftlich" nach den Rechnungen, die Siemens von den VIP, BVB.... erhalten haben auch noch funktionieren wird, weiss ich nicht. ;)

  • shaky67

    Der Bereich "Wirtschaftlichkeit" auf der Siemens-Seite ist noch in Betrieb. Dort kannst du nachlesen:

    "Jedes Fahrzeugdetail wurde auf schnelle, konstengünstige Wartung und Instandhaltung ausgelegt - und damit auf hohe Verfügbarkeit. Die Verwendung vorkonfektionierter Baugruppen ... reduziert im Betrieb die Stillstandszeiten... Für zuverlässigen Betrieb, von Anfang an. Wo immer möglich haben wir das Gewicht radikal verringert,..., möglich geworden durch die innovative Kombination von Aluminium- und Sandwichelementen."

    Tönt doch professionell und einleuchtend, oder?

  • So, damit ich auch wieder mal "mitgesenft" hätte:

    Ich sage zu diesem Thema nicht viel, momentan eigentlich nur dies:

    Danke Siemens! Ihr habt uns eine der schönsten Tram-Zeiten beschert! Dass ich das noch erleben durfte!!! :D

  • Danke, Jokurt. Dieses Foto tut gut.

    Nur noch eine Anmerkung:
    1) Das minderwertige Combino-Alu eignet sich nicht zum reziklieren, da reisst ja die Alufolie bevor man sie von der Rolle nimmt
    2) Der grösste Teil des Combinos besteht sowieso aus minderwertigem Plastik, selbst ein Trabant bestand aushochwertigerer "Pappe". Immerhin fahren die vereinzelt immer noch.
    Daher bleibt als EZ nur eines: Basel KVA

    Da würde sich sogar der Bau eines Anschlussgeleises lohnen.

  • Der Frontartikel im heutigen Baslerstab ist eine absolute Frechheit gegenüber der BVB. Der Artikelschreiber beklagt sich über 40 Jahre alte Uralt-Trämli. Abgebildet ist der Be 4/4 413. Nichts ist recht: Die Holzbänke sind leid, die reaktivierten Belgrad-Anhänger werden bemängelt und der B3 1331, welcher noch gar nicht fährt(!), wird aufgezählt und als altes Kriegsfahrzeug runtergemacht. Danach wird eine Fahrpreis-Reduktion vorgeschlagen, wegen Komforteinbussen und Platzreduktion. - Dabei gibt sich die BVB alle Mühe, das Platzangebot so gross wie möglich zu halten. Die BVB machen das mit dem Rollmaterialeinsatz ganz toll!!! Dieser Artikel ist einfach unglaublich, und dem Falschen wird die Schuld in die Schuhe geschoben. Jemandem der sich alle Mühe gibt, die Situation bravurös zu meistern.

  • Combino-Trams fallen weiter aus
    BVB-Tickets: Gibts jetzt Ermässigung?


    Seit zwei Wochen ruckeln wir in museumsreifen Trams herum, müssen stehen – und trotzdem den vollen Fahrpreis zahlen.

    Uralt-Drämli aus den 40er Jahren, weniger Sitzplätze und dann auch noch Holzbänke. Was die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) ihren Fahrgästen seit zwei Wochen zumuten, ist wirklich hart. Und ein Ende dieser Zustände ist nicht in Sicht. Die 28 Hightech-Combinos bleiben weiter in der Werkstatt. Komfort adieu!
    Was als Combino-Ersatz durch Basel ruckelt, stammt teilweise aus Kriegszeiten. So ein Anhänger von 1943 – immerhin nachgerüstet mit automatischen Türen. Oder ein Motorwagen aus dem Jahr 1948. Laut BVB-Sprecher Pius Marrer «ein Museumsfahrzeug». Längst ausgemustert waren auch vier 43 Jahre alte Anhänger, die nun wieder durch Basel gezogen werden.
    Geschrumpft ist zudem das Sitzplatzangebot – um 15 Prozent, wie Marrer einräumt. Allein auf der Linie 15/16 fehlt ein Viertel der Sitzplätze, beim 3er sind es gar ein Drittel weniger.
    Trotzdem verlangt die BVB den vollen Fahrpreis. Dabei war die letzte Tariferhöhung 2001 unter anderem mit einem «höheren Komfort» begründet worden. Weniger Komfort, geringerer Fahrpreis – davon will man bei der BVB jedoch nichts wissen. Marrer: «Wir geben ja nur die Garantie, dass Sie befördert werden, aber nicht mit welcher Art von Tram.»

    René Haenig

  • Dieser Bericht ist eine absolute Frechheit!!! Im Gegensatz zu Potsdam (derzeit 0 % Niederflur... wenige ausgewiesene Nf-Kurse werden parallel mit Nf-Gelenkbussen gefahren) kann man hier trotzdem einen Nf-Anteil von mind. 85 % anbieten!! Auch gibts in Potsdam nur einen dünnen Ferienfahrplan und hier werden sogar ALLE zusätzlichen Schülerkurse gefahren!!!

    Mit der Umteilung von zwei Ysebähnli auf den 2er sind auf allen Linien Nf-Fahrzeuge unterwegs. Würden noch einige Nf-Anhänger umgehängt, würden mehr als 90 % der Kurse Nf anbieten!!!! Im Gegensatz zu Potsdam, wo schon beim Normalfahrplan bis zu 1h 40 auf ein Nf-Fahrzeug gewartet werden muss, sind die Wartezeiten hier sehr kurz!!! Die ganze Linie 2 wird parallel ja auch durch Nf-Fahrzeuge bedient, was zwar evtl. ein Umsteigen bedeutet, aber auch ein Erreichen seines Fahrziels mit Nf erlaubt!!

    ... nach meinen Erfahrungen ist der 413 bei alt und jung - besonders wegen der "Kiste" hinten - sehr, sehr beliebt!!!

    Fazit: Würden nur Nf-Fahrzeuge fahren und ein 10 Min-Takt angeboten, wäre wohl von gleicher Stelle ein Bericht gekommen, dass in den Depots noch fahrfähige Trams stehen würden... ;(;(

  • Ein Bericht voller Widersprüche:

    Man lese:

    > "müssen stehen" >> "dann auch noch Holzbänke" >>> die angebotenen Sitzplätze sind also auch nicht recht :rolleyes:

    > "weniger Sitzplätze" >> "ein Anhänger von 1943 – immerhin nachgerüstet mit automatischen Türen. Oder ein Motorwagen aus dem Jahr 1948" >>> Lösung für mehr Sitzplätze ist also auch nicht recht :rolleyes:

    >> bei rund 200 eingesetzten Fahrzeugen muss der einzige mit Holzsitzen ja auch wie die Nadel im Heuhaufen gesucht werden... und der Anhänger würde ja auch gepolstere Sitze anbieten :rolleyes:


    >>> Die Aussage vom Geschäftsführer der "VIP-Verkehrsbetriebe Potsdam" zum Einsatz der Museumsfahrzeuge trifft da den Nagel auf den Kopf: "Hauptsache, wir bringen die Fahrgäste von A nach B"

  • Der Baslerstab hat da was missverstanden:

    Ein Tarifreduktion besteht ja bereits darin, dass im 413 auf den Nostalgiezuschlag verzichtet wird.

    Die kategorische Ablehnung der Holzsitze ist sowieso nur psychologisch bedingt:
    Holzsitz = unbequem = unmodern = out = des wämmer nit
    Dabei sind die Sitze der alten Vierachser immer angenehmer gewesen als die verschwitzten Kunstleder- oder milbenkotverseuchten Stoffpolster der modernen Trams.

    Aber der Normalmensch sieht eben einen Holzsitz und rümpft erst einmal die Nase. Wenns dann ganz schlimm läuft, greift er zur Tastatur oder Stift und schreibt einen Leserbrief.

    Und wenn Herrn Haenig 413, Belgrader Anhänger und 1331 nicht passen, soll er laufen. Wahrscheinlich hat er in den letzten 30 Jahren eh kein Tram von innen gesehen! :(

  • Hoffe nur, die BVB machen jetzt keinen Rückzieher und lassen 413 und den morgen reaktivierten 1331 im Depot. Das kommt halt dabei raus, wenn es in einer Stadt wie Basel boulevard-ähnliche Zeitungen wie den "Baslerstab" und "20 Minuten" gibt. Weil sie in unserer doch recht beschaulichen Stadt nur wenig Senationelles zu berichten haben, stricken sie sich ihr "Skandale" eben selber. Selten so einen wenig recherchierten Artikel gelesen, der "Baslerstab" sollte sich schämen und morgen eine Gegendarstellung drucken! Das grenzt schon fast an üble Nachrede.

  • Ich habe dem Baslerstab folgende Antwort geschrieben, ich bin gespannt, ob sie abgedruckt wird:

    In ihrer nun 109-jährigen Geschichte hatten die Basler Verkehrs-Betriebe drei grosse Krisen zu bewältigen:
    Am 1.9.1939 brach der Zweite Weltkrieg aus, von einem Tag auf den anderen wurde ein grosser Teil des Fahrdienstpersonals in den Aktivdienst eingezogen. Als direkte Folge mussten zahlreiche Tramlinien eingestellt (z.B. Linien 23, 24, 26), Streckenabschnitte gesperrt (Jakobsberg, alle Auslandstrecken) und der Fahrplan massiv eingeschränkt werden. Zur Minderung der personellen Engpässe wurden erstmals Frauen für den Billeteurdienst rekrutiert.
    Bis Mitte der Sechzigerjahre wurden diverse Rollmaterialvorlagen vom Volk abgelehnt, eine Umstellung auf Busbetrieb wurde in Erwägung gezogen. Um 1965 war der Fahrzeugpark der BVB massiv überaltert, über 60-jährige Motorwagen ohne Luftbremsen standen noch täglich im Einsatz, die auf der Lörracher Strecke verkehrenden Wagen fuhren nur noch dank einer Sonderbewilligung. Dank immenser Unterhaltsarbeit konnte der Fahrzeugpark so weit instand gehalten werden, dass wenigstens ein einigermassen geregelter Fahrplanbetrieb möglich war. Dass Leute in den Stosszeiten bei hoffnungslos überfüllten Tramwagen an den Haltestellen stehen gelassen werden mussten, gehörte zur Tagesordnung. 1967 konnten eine grosse Zahl neuer Fahrzeuge in Betrieb gesetzt werden, die Krise war überwunden.
    Von der heutigen Combinokrise wurde die BVB von einem Tag auf den anderen ohne Selbstverschulden überrascht. Obwohl per sofort alle diese Fahrzeuge aus Sicherheitsgründen stillgelegt werden mussten, ging am nächsten Tag der gesamte Betrieb weiter, ohne dass der Fahrplan in irgend einer Weise eingeschränkt werden musste (abgesehen vom Wegfall einiger Einsatzkurse zwischen Muttenz und Theater). Dass die BVB die Sicherheit höher wertet als der Komfort, ist selbstverständlich. Dass der Betrieb am nächsten Tag weiter gelaufen ist, als sei nichts geschehen, ist eine Meisterleistung, für welche die Verantwortlichen einen dicken Lorbeerkranz verdient haben. Selbst zwei Wochen nach Beginn der Combinokrise läuft der gesamte Fahrplanbetrieb weiter. In anderen Städten, die ebenfalls von der Combinokrise betroffen worden sind, mussten Kurse oder Tramlinien eingestellt werden (Podsdam).
    Ein einziger Wagen, der übrigens kürzlich umfassend überholt worden ist, besitzt Holzschalensitze (Be4/4 413). Er verkehrt auf den Linien 15/16, im Schlepp hat er einen Abhänger mit blau gepolsterten Sitzen (Nr. 1441). Der Anhänger von 1943, den René Haenig erwähnt (Nr. 1331), stand bisher nie in Betrieb, jedenfalls nicht bis zum Zeitpunkt, als er den Artikel im Baslerstab schrieb. Die von René Haenig erwähnten "längst ausgemusterten" Anhänger tragen die Nummer 1424-1428 und stammen aus der gleichen Serie und sind auch von derselben Machart wie die übrigen 90 Anhänger, die bei der BVB und BLT verkehren (Nr. 1316-1322, 1423-1506). Der Artikel von René Haenig enthält weitere falsche Behauptungen und unterstellt der BVB, für die erbrachte Meisterleistung einen überhöhten Preis zu verlangen.
    Von einem Redaktor erwarte ich etwas mehr Weitsicht: Die BVB hat eine ihrer bisher grössten Krisen mit Bravour gemeistert und Basel ist zu einem neuen Mekka von Tramliebhabern geworden: Von weit her strömen sie in die Rheinstadt, um den combinofreien Trambetrieb beobachten und fotografieren zu können. Ohne Werbung durch den Verkehrsverein kommen Hotels und Restaurants zu neuem Umsatz. Und nun jammert Herr Haenig, dass er auf einem Holzschalensitz übers Bruderholz fahren muss. Immerhin, er kann fahren und sitzen!

  • sehr schön heiner, habe vor lauter wut fast meine Englisch Abschlussprüfung versaut.

    Wollte was schreiben, aber Du warst nun schneller.

    Guter Text

    Der Baslerstab sollte eigentlich auch wissen, dass die BVB die Preise nicht alleine festsetzt!

    Und wie Du schreibst, trotz allen negativ-spar Schlagzeilen, haben sich die BVB für dies ein dickes Lob verdient.

    Gruss


    Dominik

  • "und Basel ist zu einem neuen Mekka von Tramliebhabern geworden: Von weit her strömen sie in die Rheinstadt, um den combinofreien Trambetrieb beobachten und fotografieren zu können. Ohne Werbung durch den Verkehrsverein kommen Hotels und Restaurants zu neuem Umsatz. "

    hallo heiner,
    ob die zeitung bzw. die leser besonders interessiert, daß öv-fans nach basel ziehen wegen der combinokrise glaub ich nicht, aber deinen ausführungen stimme ich ansonsten voll zu.
    nachtzügler

  • Ich finde, Heiner Ziegler hat einen überaus sachlichen und treffenden Brief geschrieben. Dafür Kompliment! Meiner Meinung nach sollten sich die BVB diese Art populistische und polemische Berichterstattung nicht gefallen lassen - das ist Ruf- und Geschäftsschädigung. Ein Widerruf wäre das Mindeste.

    In anderen, weniger konsensorientierten Ländern sässen dem Baslerstab inzwischen schon ein paar Anwälte im Nacken, denn so wenig Recherche und so viel heisse Luft machen es dem Angegriffenen eigentlich ziemlich leicht.

    Nun aber noch eine praktische Frage: Bleibt es beim Einsatz des 1331 ab morgen? Und auf welcher Linie, in welcher Kombination, in welchem Kurs (Zeiten)? Wäre für eine kurze Info sehr dankbar.

  • Vielleicht könnte man einen Teil des Kränzchens, das Heiner in seinem Brief an den Baslerstab den BVB widmet an die BLT abgeben, für ihre Unterstützung. Der Rollmaterial-Ueberschuss der BLT besteht aus zukgekauften Occasionen. Man kann dem auch Weitsicht sagen. Bei einem (einst) geplanten 7 1/2 Minutenbetrieb auf der Linie 10 würde der jetzige Rollmaterialbestand kaum ausreichen.