Zugverbindung Basel - London

  • Mittlerweile liegt die Stellungnahme des Bundesrats vor:

    Der Bundesrat würde eine direkte Zugsverbindung zwischen Basel oder Genf und London grundsätzlich begrüssen. Der Bundesrat sieht jedoch keine erfolgversprechende Möglichkeit, in Verhandlungen mit staatlichen Behörden in Frankreich oder Grossbritannien eine solche Verbindung zu ermöglichen. Ebenso wenig kann der Bundesrat den Entscheid eines ausländischen Unternehmens für eine eigenwirtschaftliche internationale Fernverkehrsverbindung mit Verhandlungen oder finanzieller Unterstützung beeinflussen.

    Aufgrund der geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen und der politischen Entscheide der Schweiz werden internationale Zugsverbindungen aus der Schweiz in Kooperation zwischen der SBB und einem ausländischen Bahnunternehmen angeboten. Deshalb setzt die Realisierung einer solchen Verbindung das kommerzielle Interesse und die Investitionsbereitschaft eines ausländischen Eisenbahnunternehmens voraus. Derzeit liegt kein entsprechender Antrag vor.

    Der Bundesrat hat im Sachplan Verkehr, Teil Programm im Kapitel 4.2 festgehalten, dass er sich für zur Reise mit dem Flugzeug oder dem motorisierten Individualverkehr konkurrenzfähige Zugsverbindungen ins europäische Ausland einsetzt. Die SBB hat 2022 eine Studie gestartet, um abzuklären, ob, unter welchen Rahmenbedingungen und in welchem Zeithorizont sich Direktverbindungen zwischen der Schweiz und London realisieren liessen. Ein Abschluss der Studie ist gemäss SBB 2024 zu erwarten. Erste Erkenntnisse der SBB zeigen, dass ein Potenzial für eine direkte Zugverbindung zwischen der Schweiz und London vorhanden ist. Gleichzeitig ist sie mit grossen Herausforderungen verbunden. Aufgrund der Einreisebestimmungen Grossbritanniens müssten für die Abfahrtsbahnhöfe in der Schweiz kosten- und ressourcenintensive Vorkehrungen getroffen werden (z.B. Bau von Terminal-Anlagen), um den notwendigen Sicherheitsanforderungen zu genügen. Auch müssten aufgrund der hohen Brandschutzanforderungen spezielle, für den Eurotunnel zugelassene Züge eingesetzt werden.

    Der Bundesrat würde es begrüssen, wenn die SBB machbare Lösungsansätze für verbesserte Verbindungen zwischen der Schweiz und London aufzeigt. Sollte ein anderer Anbieter eine Bewilligung gemäss Artikel 8 und 9 des Personenbeförderungsgesetzes beantragen und die Bedingungen erfüllen, wird die zuständige Bundesbehörde den Antrag prüfen.

    Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulats.

  • Gemäss Philipp Mäder, Leiter Internationaler Personenverkehr bei der SBB, wird als Fernziel ein Direktzug aus der Schweiz nach London, die meist angeflogene Stadt in Europa, geprüft. Basel-London in rund fünf Stunden sei möglich.

    SBB erwägt Direktzüge nach London
    Philipp Mäder, Leiter Internationaler Personenverkehr bei der SBB, skizzierte im Rahmen der SRV-Fachtagung in Parma, wie das Bahnnetz der Zukunft aussehen…
    www.travelnews.ch
  • Die spannende Frage ist, wie man mit den britischen Ansprüchen ans Securetainment umzugehen gedenkt. Bei der Verbindung Amsterdam/Rotterdam - London führt das ja dazu, dass in Brüssel alle Fahrgäste aussteigen müssen, durch die Pass- und Sicherheitskontrolle müssen und dann in den gleichen Zug wieder einsteigen. Der wird zwischendrin darauf geprüft, ob er wirklich leer ist.

  • Dass der EuroStar bezüglich Zugangskontrollen praktisch ein Flugzeug ist, halte ich schon seit jeher, lange vor Brexit, für ein grosses Hinderniss.

    Selbst zu Zeiten des kalten Krieges schaffte man es, regelmässig Nachtzüge zwischen den beiden Seiten des Vorhangs verkehren zu lassen, die auf beiden Seiten effizientssteigernd auch intern genutzt werden konnten (im Osten evtl. nicht in Grenznähe).

    Die rein technischen Sicherheitsanforderungen (abgesehen von Grenze und Migrationsproblematik) sollten ja kaum höher sein als beim Gotthard-Basistunnel. Wenn der Zug z.B. zwischen Paris und London zusätzlich nur wechselweise auf einer der beiden Seiten des Ärmelkanals einen zusätzlichen Halt einlegt, hätte man wohl jeweils mindestens eine Stunde für ausgiebige Grenzkontrolle im Zug, das sollte doch reichen.

    Ein weiteres Problem sind die Kopfbahnhöfe in Paris. Aber es gibt ja schon jetzt einige TGVs Elsass-Nordfrankreich über Aéroport Charles de Gaulle. Einige davon könnte man "einfach" nach London und in die Schweiz verlängern.

  • Dass der EuroStar bezüglich Zugangskontrollen praktisch ein Flugzeug ist, halte ich schon seit jeher, lange vor Brexit, für ein grosses Hinderniss.

    Das liegt aber nicht an Eurostar als Betreiber der Züge, sondern wird von Westminster (leider) so vorgeschrieben...


    Grenzkontrolle im Zug

    Das halte ich aufgrund der Anforderungen für ausgeschlossen, auch wenns eine gute Idee wär

  • Eine pragmatische Kompromiss-Idee als erster Schritt:

    Man könnte als Anschlussverbindung wieder ein gehobenes Fernverkehrsangebot Schweiz-Basel-Strassburg-Brüssel/Benelux/Nordfrankreich einführen. Ohne grössere Ausbauten gibt es da schon einige HGV- oder 200-km/h-Abschnitte.

    Für die Reise Schweiz-London müsste man zwar in Brüssel oder Calais oder so auf bestehende EuroStar-Verbindungen umsteigen, die Strecke wäre aber immerhin direkter und komfortabler als via Paris, wo man wohl auch mit der Metro zwischen Kopfbahnhöfen reisen muss. Gleichzeitig würden für den Anschlussverkehr damit die restriktiven flugzeugmässigen EuroStar-Bedingungen wegfallen und die Verbindung könnte auch für den Verkehr innerhalb Festland-Europa genutzt werden.

  • Zumindest die SBB hat da im Moment nichts anderes, als das, mit dem sie schon zuletzt nach Frankreich und Brüssel gefahren ist, nämlich die EC-Wagen. Alles andere wäre aktuell nur mit SNCF-Material zu haben, die ja augenscheinlich nur an Verbindungen CH <> Paris interessiert ist.

  • Die alten EC-Wagen finde ich eigentlich viel komfortabler als die neueren "Plastik-Triebzüge", von dem her wäre das doch gar nicht *so* schlimm. Wenn an der Grenze altmodisch die Lok gewechselt werden muss, ist das zwar ein kleiner Nachteil, der aber durch die grössere Zuverlässigkeit wettgemacht wird.

    Meiner Meinung nach vernachlässigen die europäischen (weniger in der Schweiz als z.B. in Frankreich) Bahnen den Bereich zwischen "S-Bahn" (in Konkurrenz zum Auto) und "HGV" (in Konkurrenz zum Flugzeug). Profitieren davon tun Flixbus und Co.